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Mac Pro mit Apple Silicon: Die SSD bleibt aufrüstbar, die PCIe-Auswahl umfangreich

Nicolas La Rocco
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Mac Pro mit Apple Silicon: Die SSD bleibt aufrüstbar, die PCIe-Auswahl umfangreich
Bild: Apple

Das ist er also, der letzte Mac, den es noch auf Apple Silicon umzustellen galt: der Mac Pro. Die Neuauflage schließt die eigentlich bis Ende 2022 geplante Umstellung ab und bootet Intel endgültig aus. Dass die neue Hardware im alten Chassis steckt, ist der Erweiterbarkeit geschuldet, die auch weiterhin für die zwei SSDs gilt.

Der neue Mac Pro mit Apple Silicon ist irgendwie doch nicht das große Finale geworden, das sich der ein oder andere Anwender nicht zuletzt auf Basis der Gerüchte erhofft hatte. Ein „M2 Extreme“, der zwei M2 Ultra, der ebenso erst gestern vorgestellt wurde, verknüpft und somit die Leistung von vier M2 Max bietet? Fehlanzeige. Stattdessen kommt im neuen Mac Pro der M2 Ultra zum Einsatz, den aus auch in der Neuauflage des Mac Studio gibt. Der Unterschied: Den Mac Pro gibt es ausschließlich mit M2 Ultra, den Mac Studio hingegen auch mit M2 Max. Aber warum dann überhaupt zum Tower greifen?

Der Mac Pro ist nicht mehr der schnellste Mac

Für den Mac Pro spricht letztlich lediglich die Erweiterbarkeit des Systems und nicht die Leistung. Ein Mac Studio mit dem Vollausbau des M2 Ultra, der 24 CPU- und 76 GPU-Kerne zur Verfügung stellt, wird aufwendige Projekte genauso schnell verarbeiten wie ein Mac Pro mit diesem Chip. Acht Displays mit 4K60 oder sechs Displays mit 6K60 oder drei Displays mit 8K60 beherrschen ebenfalls beide Systeme. Der Mac Pro verkommt damit vom schnellsten Apple-Rechner zu lediglich noch demjenigen, der gleich schnell ist und der die höchste Flexibilität im Portfolio zur Verfügung stellt. In gewissen Bereichen stimmt aber nicht einmal das: Einen SDXC-Karten­steckplatz bietet lediglich der Mac Studio. Eine Überarbeitung des Chassis' war Apple der neue Mac Pro nicht wert, sodass Kreativschaffende hier ohne ihre Speicherkarten zurechtkommen muss.

Kein Kartenleser für den neuen Mac Pro
Kein Kartenleser für den neuen Mac Pro (Bild: Apple)

Was es allerdings gibt, sind reichlich PCIe-Steckplätze. Die wiederum erklären auch, warum der Mac Pro so aussieht, wie er vier Jahre nach dem letzten Modell weiterhin aussieht. Das Format von PCIe-Steckkarten gibt nun mal vor, wie ein Tower auszusehen hat. Viel Spielraum für ein neues Design ist Apple deshalb nicht geblieben. Was möglich ist, wenn man sich Drittanbietern verschließt, hat der vorletzte Mac Pro gezeigt. Die „Tonne“ war deutlich kompakter, schwer aufzurüsten und ist letztlich an sich selbst gescheitert. Der neue Mac Pro ist das komplette Gegenteil: kein Experiment, sondern eine solide Basis mit vier Jahren Erfahrung, auf die weiterhin aufgebaut werden kann. Nicht abzustreiten ist aber auch, dass Apple es sich mit der Neuauflage eher einfach gemacht hat. Der Entwicklungsaufwand dürfte sich in Grenzen gehalten haben.

Sechs PCIe-Slots bleiben frei

Im Ergebnis erhalten Käufer einen Tower (oder ein Rack), der sich um sechs PCIe-Steckkarten mit maximal doppelter Höhe erweitern lässt. Es ist das erste Mal, dass ein Mac mit Apple Silicon dieses Merkmal bietet. Genau genommen bietet der neue Mac Pro wie das Modell von 2019 sogar acht PCIe-Slots, doch sind zwei davon bereits ab Werk belegt. Während der Keynote war zwar von sieben Slots und einem ab Werk belegten die Rede, das liegt aber daran, dass die Karte ganz oben die sechs Thunderbolt-4-Ports zur Verfügung stellt, ohne die der Mac Pro nicht mal ein Bild ausgeben könnte. Vermutlich zählt Apple diese Karte deshalb nicht zu den modularen Karten des Rechners.

Rückseitige Anschlüsse
Rückseitige Anschlüsse (Bild: Apple)

Direkt darunter sitzt die „Apple I/O Karte“, die eine Kopfhörerbuchse, zweimal HDMI 2.1 und zweimal USB-A mit 5 Gbit/s zur Verfügung stellt. Lediglich diese Steckkarte ist mit PCIe x4 Gen 3 angebunden, während alle anderen Slots mit PCIe Gen 4 laufen.

Anwender erhalten zweimal PCIe x16 Gen 4

Im Detail in der Reihenfolge von oben nach unten stellt der Mac Pro viermal PCIe x8 Gen 4, davon zwei in einfacher und zwei in doppelter Höhe, und zweimal PCIe x16 Gen 4 in einfacher Höhe zur Verfügung. Spannend wird, welche Karten Anwender dort letztlich einbauen werden. Apples eigene Afterburner-Karte ist nicht mehr kompatibel zu dem System, sie wird angesichts der Media Engine des M2 Ultra aber auch nicht mehr benötigt. Die sei mittlerweile so leistungsfähig, dass man sieben Afterburner-Karten ersetzen könne, erklärte Apple gestern. Aber was ist zum Beispiel mit einer potenten Arc-, GeForce- oder Radeon-Grafikkarte? Vermutlich wird es im Alltag eher auf andere hochspezialisierte Karten für die Medienproduktion hinauslaufen.

Der neue Mac Pro von innen
Der neue Mac Pro von innen (Bild: Apple)

Die Stromanschlüsse auf dem Board bleiben

Die zwei proprietären PCIe-Verbindungen, um über eine zusätzliche Schnittstelle bis zu 475 Watt zuzüglich der 75 Watt des PCIe-Slots auf die Karten zu bringen, gibt es im neuen Mac Pro nicht mehr. Was aber zum Teil geblieben ist, sind die zusätzlichen Stromanschlüsse, um PCIe-Karten mit mehr als 75 Watt zu versorgen. Dass wiederum zeigt, dass Apple vielleicht doch erwartet, dass auch Grafikkarten von Drittanbietern in dem System zum Einsatz kommen werden. Die Anschlussvielfalt fällt im Vergleich zu 2019 aber etwas geringer aus: Zwei 6-polige Anschlüsse mit jeweils 75 Watt Leistung und einen 8-poligen Anschluss mit 150 Watt Leistung gibt es noch, sodass ein 8-poliger Anschluss weggefallen ist. Das Netzteil im Boden des Towers leistet erneut 1.280 Watt.

Die SSD bleibt modular

Weiterhin geboten werden auch modulare SSDs. Der Mac Pro setzt wie der Mac Studio nicht auf verlöteten NAND, für den Mac Studio gibt es aber keine SSD-Kits. Die proprietären SSDs sind wie zuvor über die Vorderseite erreichbar, nachdem das Gehäuse geöffnet wurde. Dabei kommen jetzt allerdings weniger SSDs als beim 2019er Modell zum Einsatz, was Einfluss auf die Übertragungsraten haben könnte. Im Gegenzug gibt es anstelle der mickrigen 256 GB jetzt immerhin 1 TB für das Basismodell. Das Upgrade auf 2 TB kostet ab Werk 460 Euro, für das neue Upgrade Kit mit 2 TB ruft Apple hingegen 1.150 Euro auf. Das wiederum ist der Preis für 4 TB ab Werk, die im Nachhinein 1.840 Euro kosten. Das Maximum von 8 TB kostet während der Konfiguration 2.530 Euro und 3.220 Euro im Nachgang. Kam beim alten Mac Pro schon das 1-TB-Kit mit zwei SSDs für einen RAID-0-Verbund, ist dies jetzt erst ab dem 4-TB-Kit der Fall. Das dürfte auch ab Werk so sein, sodass man unterhalb von 4 TB mit geringeren Übertragungsraten rechnen muss.

SSD Upgrade Kit mit 8 TB
SSD Upgrade Kit mit 8 TB (Bild: Apple)

Selbst SATA gibt es weiterhin

Interessanterweise übernimmt der neue Mac Pro auch zwei sehr alte Anschlüsse: SATA. Davon gibt es im Inneren erneut zwei Ports mit 6 Gbit/s, um alte HDDs oder SSDs über einen zusätzlichen Käfig anzuschließen. Apple listet dafür weiterhin das Promise Pegasus J2i für 519,95 Euro als kompatibles Speichergehäuse sowohl für den Mac Pro von 2019 als auch für das neue Modell von 2023. Auch den internen USB-A-Anschluss mit 5 Gbit/s hat Apple nicht von dem Mainboard verbannt.

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