Quo vadis, Cyberpunk 2077?: Die SMT-Problematik mit und ohne „Hack“ im Community-Test
Zweieinhalb Jahre nach dem Release von Cyberpunk 2077, zahlreiche Hotfixes und Patches später ist die „SMT-Problematik“ auf CPUs von AMD mit acht und mehr Kernen immer noch nicht vom Tisch. Ein Blick auf das kontroverse Thema, dem Leser im ComputerBase-Benchmark mit eigenen Benchmarks noch mehr Gewicht geben können.
Die in diesem Artikel thematisierte Problematik, dass Cyberpunk 2077 bis heute kein Simultaneous Multi-Threading („Hyper-Threading“) auf CPUs von AMD, die mehr als 6 Kerne bieten, ab Werk unterstützt, wenngleich Hacks zeigen, dass das auch dort und nicht nur bei Intel von Vorteil wäre, soll in naher Zukunft der Vergangenheit angehören.
Laut Filip Pierściński, Lead Scene Programmer bei CD Project Red, sollen mit dem Patch auf Version 2.0, der parallel zum ersten DLC Phantom Liberty am 26. September erscheinen wird, alle 8-Kern-CPUs von SMT/HT profitieren können, ohne dass Spieler per Hex-Editor in die .exe eingreifen.
Auf CPUs mit mehr als acht Kernen bleiben SMT (AMD) und HT (Intel) hingegen deaktiviert, wenngleich es weiterhin die Möglichkeit geben soll die Funktion zu aktivieren – wahrscheinlich wie gehabt über Eingriffe in die .exe-Datei.
Pierścińskis traft seine Aussage im Zuge der Ankündigung, dass Spieler vor der Veröffentlichung von Patch 2.0 und Phantom Liberty die Kühlung ihres Systems prüfen sollten, weil der Entwickler „alles nutzen werde, was zur Verfügung steht“, und daher seien „90 % Auslastung auf 8-Kern-CPUs zu erwarten“.
Die bisherigen Rückmeldungen aus der Community bestätigen das erwartete Bild: AMD Ryzen mit 8 Kernen können durch das Aktivieren von SMT durch die Bank weg zulegen. Wie deutlich, hängt von der jeweiligen CPU und der verwendeten Grafikkarte ab. AMD Ryzen mit mehr als acht Kernen, also die 900er und die 950er Klassen mit 12 respektive 16 Kernen, verlieren hingegen teils deutlich an FPS – sowohl im Durchschnitt als auch bei den Perzentilen.
Cyberpunk 2077 hat (weiterhin) ein AMD-SMT-Problem
Cyberpunk 2077 auf Basis von CDPRs hauseigener REDengine 4 war das mit Abstand am meisten erwartete Spiel des Jahres 2020: Ein neues Witcher, ein Technik-Meilenstein mit Raytracing und DLSS sollte der Titel werden. Doch zu Anfang hakte es erst mal kräftig bei Technik und Gameplay. Allerdings blieb CD Projekt RED am Ball, behob Fehler, besserte nach. Für September 2023 steht mit Phantom Liberty jetzt die erste kostenpflichtige Erweiterung ins Haus.
Ein technisches „Problem“ besteht allerdings nach wie vor und es betrifft die Auslastung von CPUs von AMD mit acht und mehr Kernen – also viele der beliebtesten Gaming-PC-Prozessoren der letzten Jahre. Ob es sich dabei tatsächlich um ein Problem handelt, darüber sind Entwickler und Spieler allerdings geteilter Meinung.
Das steckt hinter der „SMT-Problematik“
Die meisten CPUs von AMD und Intel können auf einem Kern zwei Threads parallel ausführen, was die Auslastung und damit die Leistung steigern kann. Intel nennt die Technologie Hyper-Threading (HT), AMD „Simultaneous Multi-Threading“ (SMT). In Spielen sind beide Verfahren nicht immer von Vorteil, gravierende Probleme inzwischen aber eine Rarität – eben auch, weil Spieleentwickler für eine Spielerbasis, die inzwischen überwiegend CPUs mit HT oder SMT nutzt, entwickeln.
Zu Beginn unterstützte CP 2077 gar kein SMT
Cyberpunk 2077 kam Ende 2020 überraschend mit Unterstützung von Hyper-Threading, aber ohne SMT-Support auf den Markt. Ab Patch 1.04 kursierten im Netz dann Hacks, die SMT auf Prozessoren von AMD aktivieren konnten.
ComputerBase nahm sich damals der Thematik an und kam zu dem Fazit, dass diese Eingriffe zu mehr Problemen als zu einer Performance-Steigerung führten - das Spiel lief eventuell mit mehr FPS, aber nicht mehr rund (Frametimes). Letztendlich gab sogar AMD dem Vorgehen von CD Projekt RED Recht.
Patch 1.05 brachte SMT für 4- und 6-Kern-Ryzen
Mit Patch 1.05 besserte CD Projekt trotzdem nach. Simultaneous Multi-Threading wurde auf AMD Ryzen mit vier und sechs Kernen aktiviert, auf CPUs mit mehr Kernen blieb es aber beim „gewollten“ Status quo. Die Änderungen, so die Entwickler, seien damals in Kooperation mit AMD vorgenommen worden.
[AMD SMT] Optimized default core/thread utilization for 4-core and 6-core AMD Ryzen(tm) processors. 8-core, 12-core and 16-core processors remain unchanged and behaving as intended. This change was implemented in cooperation with AMD and based on tests on both sides indicating that performance improvement occurs only on CPUs with 6 cores and less.
Aus den Release-Notes zu Version 1.05
Seitdem hat sich nichts mehr getan
Zwei Jahre später ist das immer noch der aktuelle Stand der Technik, obwohl das Spiel inzwischen die Versionsnummer 1.63 trägt. AMD-CPUs mit mehr als sechs Kernen können in Cyberpunk 2077 auch weiterhin nicht über SMT ihre Auslastung erhöhen, was laut Patchnotes für Version 1.05 nach wie vor „die gewollte Verhaltensweise“ ist.
Aber kann das bei einem Titel, der weiterhin weltweit gespielt, mit Updates und im Spätsommer mit einer kostenpflichtigen Erweiterung versorgt wird, das letzte Wort gewesen sein? Zumal viele aktive Spieler mit Ryzen-Prozessor mehr als sechs Kerne ihr Eigen nennen?
Per Hack mehr Leistung auf 8-Kern-Ryzen?
Nicht nur die ComputerBase-Community (zuletzt z.B. auch die Community von PCGH) ist der Meinung, dass CD Projekt RED die Einschränkung endgültig aus der Welt schaffen sollte, indem SMT auch auf AMD Ryzen mit mehr Kernen aktiviert wird, auch wenn das weitere Anpassungen am Spiel zur Folge hätte, damit es rundläuft. Doch dessen nicht genug.
Zuletzt deutete viel darauf hin, dass zumindest 8-Kern-Ryzen mit dem bekannten Hack bereits problemlos viel höhere FPS im CPU-Limit liefern könnten, es also wenigstens auf diesen Modellen einzig und allein um die Aktivierung geht, die CD Projekt aber einfach nicht vornimmt.
Dass dem so ist, darauf deuten auch die nachfolgenden aktuellen Benchmark-Ergebnisse auf zwei Systemen mit AMD Ryzen 7 5800X3D (8 Kerne) hin. Das erste Testsystem von Community-Mitglied Verangry mit Windows 10 in Version 22H2 (Build 19045.3086) und das zweite Testsystem der Redaktion mit Windows 11 in 22H2 (Build 22621.1848) waren auf dem aktuellsten Softwarestand. Alle verfügbaren Sicherheits-Updates waren aktiv. Die Systeme wurden darüber hinaus mit dem neuesten AMD-Chipsatztreiber versehen.
Getestet wurde mit der aktuellen Version von Cyberpunk 2077 ohne und mit „Hack“. Der Hack sieht vor, dass die Cyberpunk-EXE-Datei mittels HEX-Editor (z. B. UltraEdit) angepasst wird. Die betreffende Zeichenfolge lautet im Original wie folgt:
75 2D 33 C9 B8 01 00 00 00 0F A2 8B C8 C1 F9 08
Sie wird durch folgende ersetzt:
EB 2D 33 C9 B8 01 00 00 00 0F A2 8B C8 C1 F9 08
Nicht mehr und nicht weniger reicht aus, um das Ansprechverhalten der AMD-CPU mit acht Kernen deutlich positiv zu verändern.
Drei Testsequenzen für die Benchmarks
Die angeführten drei Testsequenzen wurden in einer Auflösung von 1.280 × 720 im Preset „Ultra“ mit einem Field of View von 80, bei hoher Mengendichte und ohne Nvidia Reflex oder VSync (manuell deaktivieren) durchgeführt. FSR 2 war gemäß der Vorgaben im Preset deaktiviert.
Die Aufzeichnung der 20 Sekunden langen Testsequenzen, je drei Durchläufe pro Sequenz, wurden mit CapFrameX (Download) aufgezeichnet, aggregiert und anschließend ausgewertet.
Benchmarksequenz 1: Nachts, viele Menschen, Laufen
Benchmarksequenz 2: Nachts, viel Verkehr, Fahrt auf dem Motorrad auf einer Autobahn
Benchmarksequenz 3: Morgens, weniger Menschen, normales Gehen
Hinweis: Die Drehung bei jeder Sequenz vor Aufzeichnung mit CapFrameX liegt daran, dass damit die Menschendichte/Verkehrsdichte neu eingelesen und aktualisiert wird. Dies hat zur Folge, dass die CPU mehr gefordert wird.
Testergebnisse zum „SMT-Hack“ in CP 2077 1.63
Cyberpunk 2077 stellt, wie bereits gegen Ende 2020 in den Prozessor-Benchmarks von ComputerBase herausgearbeitet, in erster Linie sehr hohe Anforderungen an die Grafikkarte. Dies ist auch bei den angeführten Benchmarks ganz klar ersichtlich. Vor allem in Testsequenz 2 und 3 liegt eine AMD Radeon 6900 XT bereits in einem partiellen GPU-Limit.
Im geometrischen Mittel gewinnt ein AMD 5800X3D gepaart mit einer AMD 6900 XT mit dem „HEX-Fix“ deshalb „nur“ noch 7 Prozent an durchschnittlichen FPS. Beim 1 %- und 0,2 %-Perzentil sind es ebenfalls 7 respektive 8 Prozent Leistungszuwachs. Mit einer GeForce RTX 4090, die deutlich mehr Performance bietet, springt der Leistungszuwachs auf 25 respektive 26 Prozent bei den Perzentil-FPS und sagenhafte 27 FPS bei den durchschnittlichen FPS.
Wie die nachfolgende Grafik mit der Gegenüberstellung der CPU-Auslastung mit und ohne „Hack“ zeigt, ist eine Steigerung der Effektivität des 8-Kern-Prozessors eindeutig gegeben – hierfür wurde die Testsequenz 2 als Beispiel herangezogen.
Der „SMT-Hack“ im Community-Test
Doch wie sieht es auf anderen Systemen mit einer CPU von AMD mit acht Kernen aus? Und wie verhalten sich AMD Ryzen mit 12 oder 16 Kernen? Die Community kann helfen, diese Wissenslücke zu füllen und der „SMT-Problematik“ in Cyberpunk 2077 pünktlich zur Phantom-Liberty-Veröffentlichung noch einmal prominent auf den Zahn zu fühlen. Vielleicht fasst CD Projekt RED den Code ja doch noch mal an? Community-Mitglieder können wie folgt teilnehmen.
So wird mitgemacht
Zur Teilnahme muss natürlich das Spiel vorliegen. FPS und Frametimes werden mit CapFrameX ermittelt (Dauer 20 Sekunden, insgesamt drei Durchläufe).
Getestet wird ausschließlich die Szene 1, die den Fokus am stärksten auf die CPU legt. Das senkt die Komplexität und sollte auch auf Rechnern mit schwächerer Grafikkarte noch Effekte durch den „Hack“ aufzeigen. Das Savegame befindet sich im ComputerBase-Download-Archiv (im Spiel: Manual-Savegame 29). Es empfiehlt sich, die eigenen Spielstände vorher zu sichern.
Achtung: Übermittelt werden keine FPS!
Gesucht wird in diesem Fall nicht das absolute Ergebnis, sondern der Zuwachs der Leistung (Durchschnitts-FPS, 1 %-Perzentil-FPS, 0,2 %-Perzentil-FPS) zwischen dem Lauf ohne und mit „CPU-Hack“. Andernfalls müssten je Teilnehmer zwei verschiedene Elemente im Diagramm angelegt werden, die auf den ersten Blick bei gleich lautenden Systemkonfigurationen auch nur schwer zugeordnet werden könnten.
Die Übermittlung erfolgt zusammen mit der Angabe von GPU und CPU (siehe Diagramme), optimalerweise mit Angabe der ermittelten FPS vor und nach dem Hack, damit die Eingangsdaten für die Berechnung der Zuwächse bekannt sind. Unter dem Menüpunkt „Cloud“ in CapFrameX ist es zudem möglich, die Aufzeichnung des Benchmarks hochzuladen und anschließend den Link zu teilen.
Die Ergebnisse der Community
Das Diagramm enthält Leser-Benchmark-Ergebnisse mit positiver FPS-Entwicklung bei Nutzung des „Hacks“. Die nachfolgende Tabelle führt wiederum Systemkonfigurationen auf, bei denen sich die FPS negativ entwickelt haben – wie erwartet handelt es sich um Systeme mit AMD Ryzen mit mehr als acht Kernen.
System | Kerne/Threads | Ergebnis |
---|---|---|
Ryzen 9 5950X, RTX 3080 | 16/32 | -15,6 % Durchschnitts-FPS |
Ryzen 9 5950X, 7900 XTX | 16/32 | -8,3 % Durchschnitts-FPS |
Ryzen 9 5900X, RTX 4090 | 12/24 | -0,5 % Durchschnitts-FPS |
Fazit
In den drei von der Redaktion und vom ComputerBase-Leser Verangry genutzten Testsequenzen ist klar eine höhere Auslastung der 8-Kern-CPU AMD Ryzen 7 5800X3D und infolgedessen auf einer schnellen GPU eine wesentlich höhere Leistung im CPU-Limit durch das Aktivieren von SMT per „Hack“ gegeben. Dieser Performance-Schub bleibt in sehr CPU-hungrigen Szenen mit einer starken Grafikkarte auch in höheren Auflösungen bestehen.
Die Community-Testergebnisse dürften das auf anderen Systemkonstellationen mit 8-Kern-CPU von AMD bestätigen. Prozessoren mit mehr Zen-Kernen könnten weniger profitieren, wenn nicht sogar darunter leiden – die Tests werden es zeigen.
Allen Teilnehmern schon im Voraus vielen Dank für die Mühe! Die Resultate werden von ComputerBase später an CD Projekt RED herangetragen.
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Downloads
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Cyberpunk 2077 Savegames Download
3,0 SterneArchiv mit dem Savegame zur Teilnahme am Community-Test zur AMD-SMT-Problematik in Cyberpunk 2077.
- Version Szene 1