IFA 2023

Fairphone im Interview: Android 14 ist für Anfang des nächsten Jahres geplant

Nicolas La Rocco
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Fairphone im Interview: Android 14 ist für Anfang des nächsten Jahres geplant

Mit dem Fairphone 5 (Test) hat sich das Unternehmen viel vorgenommen: Mindestens 8 Jahre Support sagt der niederländische Hersteller dem Smartphone zu. Zur IFA konnte sich ComputerBase mit Fairphone über die Pläne zu Android 14, Android 13 auf dem Fairphone 4 und Herausforderungen bei der Software-Entwicklung unterhalten.

Die Neuigkeiten vorweg: Nachdem das Fairphone 3(+) im Juli dieses Jahres mit Android 13 versorgt wurde, hatte das Unternehmen parallel dazu Android 13 für das Fairphone 4 bis Ende 2023 in Aussicht gestellt. Im Gespräch mit Miquel Ballester, Head of Product Management bei Fairphone, wurde der Release jetzt auf Oktober konkretisiert.

Android 14 bis zum Fairphone 3(+)

Fairphone will darüber hinaus auch Android 14 auf das Fairphone 5, Fairphone 4 und Fairphone 3(+) bringen. Zuletzt hatte das Unternehmen den Support für das Fairphone 3(+) von ursprünglich August 2024 um zwei Jahre auf August 2026 verlängert. Das älteste Fairphone-Smartphone, das noch Android 14 erhalten soll, wird das Fairphone 3(+), erklärte Ballester.

Releases sollen nah zueinander erfolgen

Konkret werde der Release von Android 14 auf dem Fairphone 5 für Anfang des nächsten Jahres anvisiert. Darüber hinaus wolle Fairphone künftig versuchen, eine neue Android-Version gleichzeitig für alle Smartphones zu veröffentlichen und nicht mehr wie aktuell zu teils weit unterschiedlichen Zeitpunkten. Mit dieser Aussage müsse Ballester vorsichtig sein und er könne auch nicht versprechen, dass die Veröffentlichungen exakt zur selben Zeit erfolgen, aber der Release einer neuen Android-Version soll auf allen noch unterstützen Geräten nah zueinander erfolgen.

In Vorbereitung der Veröffentlichung einer neuen Android-Version stellt sich unweigerlich die Frage, warum dieser Prozess so viel Zeit benötigt. Ist Android 14 nicht praktisch schon fertig? Immerhin steht Google selbst mit der letzten Beta 5.3 doch kurz vor der Veröffentlichung. „Andere erhalten frühen Zugang, wir nicht“, sagte Ballester. Der Zugang zu einem neuen Android sei ein Aspekt für den Fahrplan neuer Releases, ein anderer die notwendigen Tests mit den Netzbetreibern. Darüber hinaus müsse Fairphone auch ein „finales Android“ noch weiter auf gerätespezifische Bugs testen und optimieren.

Tests mit Netzbetreibern brauchen Zeit

Das Fairphone 5 wird neben dem eigenen Shop und Elektronikmärkten ab dem 14. September auch über 20 Netzbetreiber angeboten, darunter hierzulande die Deutsche Telekom, O2 und Vodafone. Diese breite Verfügbarkeit im Markt setzt entsprechende Tests bei Veröffentlichung neuer Android-Versionen voraus und kann Verzögerungen verursachen.

5 Android-Upgrades in 8 Jahren geplant

Beim Fairphone 5 wirbt das Unternehmen mit mindestens 8 Jahren Software-Support und stellt zugleich einen potenziellen Support für 10 Jahre in Aussicht. Die auf jeden Fall zugesagten 8 Jahre Software-Support beinhalten 5 Upgrades auf eine neue Android-Version und 8 Jahre Sicherheits-Updates. Dabei behält sich das Unternehmen etwas Flexibilität in der Hinterhand, da mit 5 Upgrades auf neue Android-Versionen nicht zwangsweise die nächsten fünf aufeinanderfolgenden Veröffentlichungen von Google gemeint sind, wie Ballester klarstellte, sondern eben fünf neue Hauptversionen insgesamt, von denen analog zu Android 12 auf dem Fairphone 3(+) auch mal eine ausgelassen werden könnte.

Wenn ein Update Rückschritte bedeutet

Möglich macht den erweiterten Support unter anderem der Einsatz eines Qualcomm-Chips aus dem IoT-Segment mit Langzeitunterstützung. Potenziell bis zu 10 Jahre könne das Fairphone 5 Support erhalten, definitiv zugesagt werden aber erst einmal „nur“ 8 Jahre. Vollständig unmöglich werde der Release einer neuen Android-Version in den zusätzlichen zwei Jahren vermutlich niemals sein, sagte Ballester, einer Veröffentlichung könnten aber zum Beispiel Rückschritte bei Features im Weg stehen, die Fairphone als zu groß einstuft.

Hintergrund dieser Aussage ist zum Beispiel der Fingerabdrucksensor des Fairphone 3, der mit dem Wechsel zu Android 13 jetzt in eine niedrigere Sicherheitsklassifizierung fällt und damit nicht mehr zum Beispiel für Banking-Apps genutzt werden kann. Vom Hersteller des Fingerabdrucksensors gebe es schlichtweg keinen Support mehr, heißt es im Fairphone-Forum, sodass es zu dieser Einschränkung mit Android 13 kam, das zudem neue Sicherheitsanforderungen an Geräte stellt. „Manche Nutzer waren deswegen ziemlich angepisst und ich verstehe das“, sagte Ballester. In den Release Notes des Updates sei dieser Punkt nicht gut genug erklärt worden. Im Juli hatte Fairphone das Update nach einer Verteilung an rund 10 Prozent der Geräte deshalb ausgesetzt.

Aktuell bietet Fairphone den Kunden an, auf Wunsch wieder zu Android 11 zurückzukehren – einhergehend mit Factory Reset, sodass ein Backup zwingend vorausgesetzt wird. Im Laufe des nächsten Jahres werde es laut Ballester aber keine Sicherheitspatches mehr für Android 11 geben, sodass man dafür dann zwangsweise zu Android 13 mit der genannten Einschränkung wechseln müsse. Das Beispiel zeigt deshalb gut, wie ein einzelnes Bauteil den Fahrplan durchqueren und in ferner Zukunft weit nach dem Marktstart eines Smartphones Probleme machen kann. Mal eben 8 Jahre oder gar 10 Jahre Support lassen sich deshalb nicht einfach so aus dem Ärmel schütteln.

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