Geschäftsgeheimnisse entwendet: Deutscher Automobilzulieferer verklagt Nvidia
Einem ehemaligen Angestellten des deutschen Automobilzulieferers Valeo Schalter und Sensoren GmbH wird vorgeworfen, unrechtmäßig Geschäftsgeheimnisse entwendet und diese bei seinem neuen Arbeitgeber Nvidia eingesetzt zu haben. Auch Letzterer sieht sich infolgedessen nun mit einer Klage konfrontiert.
Aufgefallen in einer Videokonferenz
Aufgeflogen ist der beschuldigte Mitarbeiter im Rahmen eines via Microsoft Teams abgehaltenen Meetings, an dem Angestellte beider Unternehmen teilnahmen. Diese arbeiteten wohl an einem gemeinsamen Einparkhilfeprojekt, zu dem Nvidia die Software und Valeo die Hardware für die Ultraschallsensoren beisteuern sollte. Der Klageschrift zufolge fand die Videokonferenz am 8. März 2022 statt. Dort habe der Beschuldigte für Präsentationszwecke seinen Bildschirm geteilt. Im Anschluss an die Präsentation habe er seine Präsentationsanwendung minimiert, ohne zuvor die Bildschirmfreigabe zu beenden.
Infolgedessen sei auf dem Desktop des ehemaligen Valeo- und jetzt Nvidia-Mitarbeiters für alle Meeting-Teilnehmer sichtbar eine geöffnete Quellcode-Datei aufgetaucht. Zu sehen war wohl ein Quellcode des ehemaligen Arbeitgebers Valeo. Die Valeo-Kollegen im Meeting hätten den Quellcodeauszug erkannt und sogleich einen Screenshot als Beweis erstellt.
Später sei es dann bei dem Beschuldigten zu einer Hausdurchsuchung gekommen, bei der deutsche Polizeibeamte weitere Dokumentationen und Hardware von Valeo fanden. Dass diese an einer Wand befestigt waren, sei ein Indiz dafür, dass der Mitarbeiter für seine Arbeit bei Nvidia auf die Informationen von Valeo zurückgegriffen habe, so der Vorwurf in der Klageschrift. Noch mehr Dokumente und Quellcode-Dateien seien den Einsatzkräften außerdem auf dem Computer des Beschuldigten begegnet, den er im Rahmen seiner Tätigkeit für Nvidia verwendet habe. Nach einer Befragung durch die Polizei habe er den unrechtmäßigen Abgriff der Daten zugegeben.
Beschuldigter erhielt bereits eine Geldstrafe
Wie aus einem Bericht von Bloomberg hervorgeht, hat ein Stuttgarter Gericht wohl schon im September eine Geldstrafe in Höhe von 14.400 Euro gegen den Nvidia-Mitarbeiter verhängt. Der ehemalige Angestellte der Valeo Schalter und Sensoren GmbH habe vor seinem Wechsel zu Nvidia den gesamten Quellcode der Park- und Fahrassistenzsysteme von Valeo ohne Genehmigung heruntergeladen, lautet der Vorwurf. Darüber hinaus habe er eine Vielzahl von Word-, Excel-, PowerPoint- und PDF-Dateien mitgenommen, die verschiedene Aspekte der Technologie von Valeo beinhalten.
Einem Bericht von The Verge zufolge soll ein Anwalt von Nvidia behauptet haben, der Chiphersteller habe keinerlei Interesse an den Geschäftsgeheimnissen oder dem Quellcode von Valeo. Der beschuldigte Mitarbeiter habe außerdem betont, der Valeo-Code sei ausschließlich auf seinem eigenen Notebook zu finden und anderen Nvidia-Angestellten unzugänglich gewesen.
Valeo fordert nun Schadensersatz von Nvidia, ebenso wie eine einstweilige Verfügung, um einen weiteren Einsatz seiner Geschäftsgeheimnisse bei dem Chiphersteller zu unterbinden. Nvidia habe durch die Verwendung der Daten ein Konkurrenzprodukt entwickelt, bereits „Millionen von Dollar an Entwicklungskosten“ eingespart und damit unrechtmäßig Profite erwirtschaftet, heißt es in der Klageschrift.