Intels HPC-Chips: Ponte Vecchio tritt unrühmlich ab, Falcon Shores mit 1,5 kW
Intels Ponte Vecchio war ein Flop und tritt nun schnell ab. Intel lenkt voll auf Gaudi3 und den Nachfolger Falcon Shores um. Beide sollen viel schneller sein, allerdings auch bei deutlich höherer Leistungsaufnahme: Auf die rund 700 Watt von Ponte Vecchio folgen bis zu 1.000 Watt bei Gaudi3 und 1.500 Watt bei Falcon Shores.
Auf der ISC 2024 war Ponte Vecchio kein Thema mehr
Zur ISC 2024 in Hamburg ist in dieser Woche von Intel Ponte Vecchio gar nicht mehr die Rede, am Stand von Intel war zumindest ein kurzer Auflauf, als die Ergebnisse des demzufolge aktuell zweitschnellsten Supercomputers Aurora präsentiert wurden.
Dort, in Intels mehrmals verschobenem Vorzeige-Supercomputer, ist Ponte Vecchio verbaut – quasi exklusiv. Denn nach großen Ankündigungen wurde schnell klar, dass sich Intel bei dem Design verrannt hatte und viel zu spät im Markt war, Rialto Bridge sollte schließlich direkt mit einigen der Probleme aufräumen. Aber diese Pläne wurden im letzten Jahr begraben. Das machte letztlich schon deutlich, dass auch mit dem Vorgänger nicht mehr viel zu gewinnen war, wenn man die Plattform mit dem vormals geplanten Nachfolger absägt. Und so kommt das Ende für Ponte Vecchio nun entsprechend schnell und unrühmlich: Wie ServeTheHome berichtet, können Kunden, selbst wenn sie wollten, Ponte Vecchio nicht mehr für neue Supercomputer-Projekte bestellen.
Gaudi3 übernimmt dieses Jahr
Zur ISC 2024 hat Intel deshalb Gaudi3 als AI-Beschleuniger im Gepäck, kurioserweise aber gar nicht am eigenen Stand groß ausgestellt, beispielsweise Supermicro darf diese Rolle übernehmen.
Im ausgestellten System steckt in einem modernen Server nicht nur gleich acht Mal Gaudi3 als OAM-Modul, die darunter liegende Plattform basiert auch schon auf Intel Granite Rapids, also dem nächsten Xeon-P-Prozessor, der im Herbst erscheinen soll. Genau so sieht die Plattform von Intel für das Segment im Jahr 2024 aber letztlich auch aus und soll nun bereits Kundschaft gewinnen.
Falcon Shores ab 2025
Auf der Messe wird dann auch gern schon über Intel Falcon Shores gesprochen. Der Name wird selbst vom Hersteller nun bereits seit dem Jahr 2021 genannt und soll ab dem Jahr 2025 das Zepter übernehmen. Ursprünglich war Falcon Shores als XPU mit Bausteinen aus dem CPU- und GPU-Bereich geplant, im letzten Jahr wurde dann aber doch auf eine klassische GPU umgeschwenkt. Damit soll er kein direkter Erbe von Gaudi3 werden, geht aber zumindest in diese Richtung.
Die Leistungsprognosen von Intel sind das eine, die Leistungsaufnahme das andere. Zur Messe wird nicht nur an einem Stand die Zahl von 1.500 Watt genannt, die Intel für Falcon Shore anvisiert. Eine luftgekühlte Variante, wie es sie noch für Gaudi3 geben wird, soll von Intel für Falcon Shores von vornherein ausgeschlossen sein, heißt es weiter. Mit 1.500 Watt würde sich Intel im kommenden Jahr vermutlich die Krone beim Verbrauch holen, Nvidias Blackwell-GPUs werden im Jahr 2025 wohl „nur“ mit maximal 1.200 Watt in den Markt geschickt. Wenn zum Verbrauch die Leistung stimmt, greifen Kunden trotzdem zu, und da ist Intel unter Zugzwang.
Gaudi3 ist ein gutes Produkt und sorgt vor allem im Markt für einige Auswahl und Optionen, so muss nicht immer und überall zu Nvidia gegriffen werden, heißt es auch auf der ISC. In der gleichen Liga wie Nvidia spielt die Lösung aber nicht, muss deshalb unter anderem auch über den Preis punkten – also so wie bereits Gaudi2. Blackwell wird richtig teuer, bestätigt der Tenor auch zur Messe. Die zuletzt gehandelten 30.000 bis 35.000 US-Dollar sind noch einmal ein deutlicher Aufpreis zur Hopper-Generation, wo realistisch unter 20.000 US-Dollar von Großkunden gezahlt wurden. Im freien Markt und vor allem auf Auktionsplattformen dürften die Preise wie zuletzt dann schnell den doppelten Wert erreichen können.
Intel hat gegenüber ComputerBase ein Statement abgegeben, welches die Ausrichtung bestätigt:
To meet the growing demand for enterprise AI, we are focused on fulfilling the rapid expansion of the Intel Gaudi AI accelerator -- capitalizing on its proven performance edge and competitive pricing. Intel Xeon remains the host CPU choice for HPC solutions along with our Max GPU available on Intel Developer Cloud. This approach will pave the path for developer and ecosystem readiness for Falcon Shores, our next-generation GPU for AI and HPC which will leverage the Xe IP architecture that is foundational to the Max Series GPU.
Intel
Durch die Blume bestätigte man gegenüber der Redaktion auch die Version mit rund 1.500 Watt von Falcon Shores, da Intel in dem Zusammenhang darauf hinweist, dass hierbei das Ethernet, so wie bei Gaudi-Lösungen üblich, bereits inkludiert ist. Dieses fehlt bei den Verbrauchswerten zu Blackwell in der Regel und dürfte je nach Auslastung mit locker rund 200 Watt zusätzlich zu Buche schlagen. Unterm Strich will Intel damit sagen, dass beide also in einer ähnlichen Liga spielen.
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