Beelink SER8 im Test: Mini-PC mit Ryzen 7 8845HS in schnell, leise, bezahlbar – aber
Der Beelink SER8 fordert NUC und Co mit einem AMD Ryzen 7 8845HS mit Radeon 780M im schicken Alu-Gehäuse für 500 Euro heraus. Im Test macht der chinesische Hersteller sehr viel richtig und spricht so automatisch eine große Zielgruppe an. Aufpassen muss der Kunde aber beim Kauf und Support.
Mini-PCs: Raus aus der Nische
Der Mini-PC-Markt ist seit einigen Jahren im Wandel. Waren es früher nur zwei, drei Firmen im Schatten des Intel NUC gefolgt von einigen OEMs, sind es nun unzählige Firmen primär aus China, die nahezu alles, was auf dem PC-Markt zu finden ist, auch irgendwie in einen Mini-PC packen (wollen).
Der Beelink SER8 mit AMD Ryzen 7 8845HS „Hawk Point“ mit RDNA-3-iGPU Radeon 780M steht sinnbildlich für eine Vielzahl an Lösungen, die in den letzten Jahren aus Asien kamen und stetig besser wurden – und eben vor allem für Vielfalt sorgen. Denn insbesondere Ryzen sucht man bei vielen namhaften westlichen Herstellern oftmals noch vergeblich.
Beelink SER8 mit AMD Ryzen 7 8845HS im Überblick
Herzstück des neuen Beelink SER8 ist AMDs noch aktueller Hawk-Point-Chip alias Ryzen-8040-Serie. Seit Beginn dieses Jahres gibt es sie im Notebook oder eben auch im Mini-PC.
Die CPU mit ihrer iGPU im Detail
Hawk Point ist ein Refresh des Vorgängers Phoenix, wobei ausschließlich die integrierte NPU verbessert wurde, während der Rest gleichblieb.
Modell | Architektur | Kerne/ Threads |
Basistakt | Turbotakt | Grafik | Grafiktakt | L2- + L3-Cache | TDP | Ryzen AI |
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Ryzen 9 8945HS | Zen 4 (4 nm) | 8/16 | 4,0 GHz | 5,2 GHz | RDNA 3, 12 CUs | 2,8 GHz | 24 MB | 45 Watt | ✓ |
Ryzen 9 7940HS | 35+ Watt | ✓ | |||||||
Ryzen 7 8845HS | 3,8 GHz | 5,1 GHz | 2,7 GHz | 45 Watt | ✓ | ||||
Ryzen 7 8840HS | 3,3 GHz | 5,1 GHz | 2,7 GHz | 28 Watt | ✓ | ||||
Ryzen 7 7840HS | 3,8 GHz | 5,1 GHz | 2,7 GHz | 35+ Watt | ✓ | ||||
Ryzen 5 8645HS | 6/12 | 4,3 GHz | 5,0 GHz | RDNA 3, 8 CUs | 2,6 GHz | 22 MB | 45 Watt | ✓ | |
Ryzen 5 8640HS | 6/12 | 3,5 GHz | 4,9 GHz | RDNA 3, 8 CUs | 2,6 GHz | 28 Watt | ✓ | ||
Ryzen 5 7640HS | 4,3 GHz | 5,0 GHz | 35+ Watt | ✓ | |||||
Ryzen 7 8840U | 8/16 | 3,3 GHz | 5,1 GHz | RDNA 3, 12 CUs | 2,7 GHz | 24 MB | 28 Watt | ✓ | |
Ryzen 7 7840U | 15–30 Watt | ✓ | |||||||
Ryzen 5 8640U | 6/12 | 3,5 GHz | 4,9 GHz | RDNA 3, 8 CUs | 2,6 GHz | 22 MB | 28 Watt | ✓ | |
Ryzen 5 7640U | 15–30 Watt | ✓ | |||||||
Ryzen 5 8540U | Zen 4 + Zen 4c | 3,2 GHz | 4,9 GHz | RDNA 3, 4 CUs | 2,5 GHz | 22 MB | 28 Watt | – | |
Ryzen 5 7540U | 15–30 Watt | – | |||||||
Ryzen 3 8440U | 4/8 | 3,0 GHz | 4,7 GHz | 12 MB | 28 Watt | – | |||
Ryzen 3 7440U | 15–30 Watt | – |
Doch das ist kein Beinbruch, denn die Basis war schon ziemlich gut: 8 Kerne und 16 Threads aus der Zen-4-Generation werden von einer Radeon 780M mit 12 CUs RDNA 3 begleitet. Die CPU-Kerne takten dabei maximal mit 5,125 GHz, die 12 CUs der Grafikeinheit mit 2.700 MHz.
Die Standard-TDP der Lösung liegt eigentlich bei 45 Watt, ist aber vom OEM auch auf 54 Watt konfigurierbar. Das hat Beelink gemacht. Zudem ist im BIOS eine weitere „OC-Option“ mit 65 Watt hinterlegt.
RAM und Massenspeicher
Zur Seite steht der APU DDR5-5600 nach SO-DIMM-Standard. Beelink schreibt, dass bis zu 256 GByte unterstützt werden – das ist jedoch nichts weiter als die AMD-Spezifikation von der Herstellerseite, die sich aber auf bis zu vier Slots bezieht. In nur zwei SO-DIMM-Slots in einem Mini-PC so viel Speicher zu packen, dürfte in der Lebenszeit des Winzlings kaum möglich werden. Realistisch sind aktuell zwei 48-GByte-Module als Maximum denkbar, mehr gibt es noch gar nicht im Handel.
Massenspeicher darf in Form von zwei vollwertigen M.2-2280-SSDs verbaut werden. Die passenden Slots arbeiten jeweils nach dem Standard PCIe 4.0 mit vier Lanes. Was der Markt gerade hergibt, kann verbaut werden.
Anschlüsse
Hinsichtlich der Anschlüsse gibt es das, was heutzutage nötig und auch gängig ist. Das schließt moderne Grafikkartenausgänge ebenso ein wie USB-C-Ports, wobei einer davon auf der Rückseite sogar mit 40 Gbps (USB 4.0) geboten wird und gleichzeitig als dritter Grafikkartenausgang fungiert. Anders als beim Asus NUC 14 Pro (Test), der keine Kopfhörerbuchse aufwies, sind am Beelink gleich zwei davon vorhanden, was nicht weniger kurios ist. Sind beide belegt, wird der vordere Ausgang aber priorisiert behandelt und der hintere deaktiviert.
LAN gibt es nach 2,5-Gbit/s-Standard, USB-Ports in unterschiedlichen Geschwindigkeitsstufen in der Front und der Rückseite. Da sie am Mini-PC nicht beschriftet oder farblich erkennbar sind, wie es bei USB 3 in blauer Einfärbung oft den Normalfall darstellt, ist es zum Start ein Ratespiel, welcher Port was liefert. Nicht sichtbar ist Wi-Fi 6 plus Bluetooth 5.2 über ein Intel-AX200-M.2-Modul.
Potentes Kühlsystem
Stolz ist Beelink auf die Kühlung, die umfangreicher ausfällt als bei vielen anderen Mini-PCs. Es kommt viel mehr Material zum Einsatz, sodass der kleine Lüfter nicht direkt über der CPU sitzt, sondern die Wärme zuvor über eine Vapor-Chamber bereits von dieser abgezogen wird. Der Lüfter schafft sie dann nach draußen.
Und das Konzept geht auf: Der Beelink ist durchweg leiser als der kürzlich getestete Asus NUC 14 Pro. Das Mesh-Gitter im Boden ist dabei eher nett anzusehen. Groß den Staub aufhalten dürfte es nur bei ziemlich verschmutzen Umgebungen, feiner Staub geht natürlich auch dort durch.
Der Mini-PC ist dabei ausschließlich für einen Betrieb auf dem Tisch gedacht, ein Befestigen am Monitor via VESA-Halterung ist nicht vorgesehen. Er verfügt auch über keine Möglichkeit, hier etwas nachzurüsten. Der Grund: Ästhetik.
For the sake of aesthetics, SER8 8845 has no bracket hole and no bracket.
Beelink-Support
Unterm Strich ist die Verarbeitungsqualität gut und vor allem dem Metallgehäuse geschuldet. Als ein wenig wackelig erweist sich am Muster der Front-USB-C-Stecker, der die wiederholte Verwendung einer externen SSD an dem Anschluss nicht so gern mochte - das Kabel rastete nicht so tief wie gewohnt ein. Und auch beim HDMI-Ausgang tat sich später ein Problem auf.
Technische Eckdaten im Überblick
Beelink SER8 | |
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Preis: | ab 504 Euro (Barebone), 604 Euro (mit SSD & RAM) |
CPU: Integrierte GPU: Chipsatz: |
AMD Ryzen 7 8845HS, 3,8–5,1 GHz (54/65 Watt), 8 Kerne/16 Threads, 16 MByte L3-Cache Radeon 780M, 2 GHz integriert |
Arbeitsspeicher: | Nicht enthalten (Modell-abhängig), 2 × DDR5-5600, SO-DIMM, max. 1,1 Volt, max. 96 GByte |
Massenspeicher: | Nicht enthalten (Modell-abhängig), 2 × PCIe x4 Gen 4, M.2 2280 (M-Key) |
I/O: | 1 × USB 4.0 (Typ C, 40 Gbps, PD, DP1.4) 1 × USB 3.2 (Typ C, 10 Gbps) 2 × USB 3.2 (Typ A, 10 Gbps) 2 × USB 2.0 (Typ A) 1 × 2,5-Gigabit-LAN (Realtek RTL8125) 1 × WLAN Wi-Fi 6 + Bluetooth 5.2 (Intel AX200, M.2) 1 × HDMI 2.1 1 × DisplayPort 1.4 2 × Kopfhöreranschluss (3,5 mm) |
Abmessungen: | 135 × 135 × 45 mm |
Lieferumfang: | Quick-Start-Guide, HDMI-Kabel, EU-Adapter (Shop-Auswahl) |
Der Support: die Achillesferse
Technische Unterstützung bei Problemen gibt es bei vielen der Mini-PCs aus China in der Regel in einem Herstellerforum. Auch bei Beelink ist das so, die SER-Serie hat einen eigenen Bereich. Es gibt obendrein die Möglichkeit, sich durch eine Support-Seite in China zu hangeln, die rudimentär daherkommt.
Die entsprechende Seite funktioniert, ist allerdings unsagbar langsam: Mit 5 oder auch mal 6 KB/s ein 9 MByte großes BIOS-Update zu laden erinnerte an die gute alte 56K-Modem-Zeit oder die Great Firewall.
Interessant ist dabei auch ein kleines TXT-File im selben Ordner mit dem Inhalt:
Hi there,
Before you flash the BIOS, please contact our support at support-pc@bee-link.com ,
make sure that the BIOS file is correct for your item model, otherwise , it will brick your PC.
Also vielleicht lieber doch nichts allein flashen!? ComputerBase hat beim Hersteller nachgefragt und binnen einer Stunde eine Antwort erhalten. Die bereitgestellten Links in der E-Mail führten genau zu den Dateien, die auf dem Server in China lagen – beide Wege führten also zum selben Ziel.
Hello Volker,
this is the V25 bios: Link
this is the tutorial: Link2
pls note that you can't flash back to the original version after you updated.
Have a nice day!
Bee-Link-Support-Antwort binnen einer Stunde
Nach 45 Minuten war anschließend das BIOS-Update nebst 3 MByte großer Anleitung geladen. Die Installation ging mit der halb chinesischsprachigen Anleitung für erfahrene Nutzer doch relativ leicht von der Hand, ein Laie dürfte damit jedoch überfordert sein. Möchte der Kunde dann auch noch die Treiber von der Seite beziehen, wird es mehr als sportlich: 953 MByte groß ist das Paket – die Redaktion hat am Ende darauf verzichtet. Auch der Trick mit einem Server-zu-Server-Transfer direkt von Beelink zu ComputerBase, der oft viel flotter geht, klappte nicht.
Der Support ist sich des Problems dabei bewusst und versucht zu helfen, auch auf kreative Weise. Für ein anderes SER-Modell stellte ein Mitarbeiter auf Anfrage im Forum kurzerhand einen Mega.nz-Link bereit. Der Kunde aus Nordamerika hatte nämlich das gleiche Problem wie ComputerBase. Und wenn ein Windows-11-Key gebraucht wird, bekommt man im Forum ebenfalls Hilfe.
Trotz des überraschend schnellen, höflichen und vor allem hilfreichen Kontakts per E-Mail gibt es im Bereich Support bei Beelink also definitiv noch Nachholbedarf gegenüber den angestammten Firmen.
Zum Glück liefert Windows 11 (fast) alles mit!
In Sachen Treiber verlässt sich der Hersteller am Ende primär auf die verbaute Standardware von der Stange, die durch Windows direkt ab Neuinstallation mit (den meisten) Treibern versorgt wird. Im Normalfall muss so eben nie auch nur der Weg zum Hersteller und dem Support gegangen werden, denn es sollte fast alles durch Windows 11 ausgeliefert werden. So war es auch in der Redaktion der Fall.
Doch erst nachdem Grafiktreiber und auch noch der AMD-Chipsatztreiber installiert wurden, verschwanden alle Ausrufezeichen im Windows-Geräte-Manager. Insofern: Ja, es geht ohne Hersteller-Website – dank Windows 11 und AMD-Website.
Probleme mit dem HDMI-Ausgang
Ein Problem trat beim manuellen Update des Grafiktreibers für die Radeon 780M auf: Der Mini-PC war via HDMI mit dem Monitor verbunden. Nach der vollständigen Installation inklusive Neustart war kein Bild mehr zu sehen – obwohl Windows erkennbar gebootet hatte. Am DisplayPort trat dieses Problem nicht auf. Den Bildschirm danach wieder zurück auf HDMI gesteckt, funktionierte er ebenfalls wieder.
Beelink liefert explizit ein HDMI-Kabel mit, das 1 m kurz ist – das macht sonst kein Hersteller. Die Probe aufs Exempel mit einem kurzen Kabel führte auch am HDMI-Ausgang dann mitunter zum direkten Erfolg. Der Ausgang scheint am Mini-PC sehr empfindlich zu sein. Solch ein Verhalten hatte die Redaktion zuvor noch bei keinem Mini-PC beobachtet, die im Test stets an den gleichen, mehr als 1 m langen Kabeln hängen.