AMD Ryzen 8000 „Hawk Point“: Refresh mit 40 Prozent mehr AI-Leistung soll Intel ärgern

Update Volker Rißka
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AMD Ryzen 8000 „Hawk Point“: Refresh mit 40 Prozent mehr AI-Leistung soll Intel ärgern

Cleverer Schachzug von AMD: Eine Woche vor Intels Meteor-Lake-Core-Ultra-Start kündigt AMD die zweite Generation AI-Prozessoren an. Die CPU-Familie Hawk Point legt vorrangig im Bereich AI zu, AMD verspricht bis zu 40 Prozent mehr Leistung in diesem Punkt. Die weiteren Aspekte sind gegenüber Phoenix hingegen quasi unverändert.

Zweite Generation AI-CPUs noch vor Intels erster

Nach dem holprigen Start der Phoenix-APU-Generation im Jahr 2023, die lange auf sich warten ließ und auch nur in einigen SKUs einen AI-Beschleuniger bot, soll in diesem Durchgang alles besser werden. Dafür packt AMD sogar das Marketing an: Statt nach vielen Jahren in Folge stets die CES als Bühne für eine neue Generation an Notebook-Prozessoren zu nutzen, zieht der Hersteller die Vorstellung kurzerhand vor. Einer der Gründe: Am 14. Dezember stellt Intel Meteor Lake alias Core Ultra vor, wirbt dort ebenfalls groß mit dem Thema Künstliche Intelligenz (AI). Insofern schon einmal: Gut gemacht AMD.

AMD Ryzen AI Press Briefing

Beim Thema AI im Client-Bereich stand AMD vor dem Henne-Ei-Problem: Hardware zuerst oder Software zuerst? Da die Hardware fertig war, versucht AMD diese auch entsprechend in den Markt zu bringen, in der Hoffnung, Software würde schnell folgen. Das gelang mit Phoenix nur schwer, nicht alle Modelle boten Ryzen AI, Software gab es kaum, alles kam nur schleppend voran. Doch seit dem Sommer nimmt der Zug deutlich an Fahrt auf.

Probleme wurden gelöst, Millionen Ryzen-AI-Chips nun auch verkauft. Der Grundstein für die zweite Generation war endlich gelegt. Und Microsoft dürfte mit „Windows 12“ im kommenden Jahr zum größten Anheizer werden.

Ryzen AI Press Deck (Bild: AMD)

Hawk Point ähnelt Phoenix stark

Auf den ersten Blick präsentieren sich die Neulinge Hawk Point wie ein Refresh der Phoenix-Generation (Ryzen 7x40), was sie im Grunde genommen auch sind. Zen 4 bleibt als CPU-Architektur erhalten, auch RDNA 3 gibt es wieder, sogar Taktraten und GPU-Konfigurationen sind nahezu identisch.

Der Unterschied liege laut AMD im Detail. Voran geht die AI-Engine alias XDNA NPU auf Basis von Xilinx-Technologie, die deutlich aufgebohrt wurde. Und so kommt es, dass Hawk Point gegenüber Phoenix um 40 Prozent bei der AI-Performance zulegen kann, denn der Neuling hat nun 16 NPU TOPS (Trillion Operations per Second) und insgesamt 39 TOPS statt zuvor 10 respektive 33 TOPS. Die NPU ist dabei aber identisch, jedoch stellt AMD dieser nun viel mehr Takt zur Verfügung – wie viel genau erklärte AMD noch nicht.

Ryzen AI Press Deck
Ryzen AI Press Deck (Bild: AMD)

Zur Leistungssteigerung gegenüber dem Vorgänger aber auch Intel in ausgewählten Tests tragen optimierte Treiber, eine überarbeitete Firmware und mehr bei, denn beim Takt tut sich nicht all zu viel (gar nichts), erklärte AMD in einem Pressegespräch vorab. Auf die Frage, warum denn dafür nun aber ein neuer Name her musste, wenn es doch faktisch das gleiche Stück Silizium ist, wich AMD vor Ort in San Jose aus. Benchmarks gegenüber dem Vorgänger hat AMD abseits der NPU nicht mitgebracht, was bereits vermuten lässt, dass sich dort wenig bis gar nichts tun wird.

Ryzen AI Press Deck
Ryzen AI Press Deck (Bild: AMD)

Modellübersicht

Die Neulinge folgen quasi 1:1 auf ihren namentlichen Vorgänger. Das schließt auch zwei Prozessoren mit dem Mix-Die von Zen 4 und Zen 4c ein, der bisher als Phoenix2 lief. Die faktisch erst vor 5 Wochen vorgestellten Varianten Ryzen 5 7545U und Ryzen 3 7440U werden so direkt mit gleichen Taktraten erneuert. Ryzen AI bieten diese Lösungen auch weiterhin nicht, eine NPU ist bei diesem relativ neuen Die gar nicht vorhanden, bestätigte AMD auf Nachfrage.

Die größeren Modelle wurden in der Nummerierung aufgewertet, neu sind zwei 28-Watt-Versionen in dem HS-Portfolio, welches nun eine Standard-TDP von 45 Watt hat, konfigurierbar ist sie nach wie vor aber von 35 bis 54 Watt.

AMD Ryzen 8040HS und 8040U zu 7040HS und AMD Ryzen 7040U
Modell Architektur Kerne/
Threads
Basistakt Turbotakt Grafik Grafiktakt L2- + L3-Cache TDP Ryzen AI
Ryzen 9 8945HS Zen 4 (4 nm) 8/16 4,0 GHz 5,2 GHz RDNA 3, 12 CUs 2,8 GHz 24 MB 45 Watt
Ryzen 9 7940HS 35+ Watt
Ryzen 7 8845HS 3,8 GHz 5,1 GHz 2,7 GHz 45 Watt
Ryzen 7 8840HS 3,3 GHz 5,1 GHz 2,7 GHz 28 Watt
Ryzen 7 7840HS 3,8 GHz 5,1 GHz 2,7 GHz 35+ Watt
Ryzen 5 8645HS 6/12 4,3 GHz 5,0 GHz RDNA 3, 8 CUs 2,6 GHz 22 MB 45 Watt
Ryzen 5 8640HS 6/12 3,5 GHz 4,9 GHz RDNA 3, 8 CUs 2,6 GHz 28 Watt
Ryzen 5 7640HS 4,3 GHz 5,0 GHz 35+ Watt
Ryzen 7 8840U 8/16 3,3 GHz 5,1 GHz RDNA 3, 12 CUs 2,7 GHz 24 MB 28 Watt
Ryzen 7 7840U 15 – 30 Watt
Ryzen 5 8640U 6/12 3,5 GHz 4,9 GHz RDNA 3, 8 CUs 2,6 GHz 22 MB 28 Watt
Ryzen 5 7640U 15 – 30 Watt
Ryzen 5 8540U Zen 4 + Zen 4c 3,2 GHz 4,9 GHz RDNA 3, 4 CUs 2,5 GHz 22 MB 28 Watt
Ryzen 5 7540U 15 – 30 Watt
Ryzen 3 8440U 4/8 3,0 GHz 4,7 GHz 12 MB 28 Watt
Ryzen 3 7440U 15 – 30 Watt

Interessant ist, dass Hawk Point mit den CPUs der xx45-Klasse auf den ersten Blick Slots belegt, die aktuell Dragon Range mit den Ryzen-7000-Chiplets aus dem Desktop nutzt. Diese CPUs setzen derzeit allerdings auf das HX-Suffix, während Hawk Point bei U und HS verbleibt. Übersichtlicher wird das Portfolio bei AMD zukünftig aber damit nicht.

Ryzen AI Software für alle

Doch ohne Software, wird auch die beste Hardware kaum genutzt. Deshalb wird der zweite Schritt noch mehr Gewicht erhalten. Die Zusammenarbeit mit den wichtigsten Firmen wird ausgebaut um Support und Performance zu steigern, zusätzliche Tools sollen auch freien Entwicklern mehr Möglichkeiten bieten.

Als erstes ist für Windows dabei stets ONNX Runtime angedacht, hinzu kommen PyTorch und TensorFlow, die über die Ryzen AI Software unterstützt werden. In Kürze will AMD einigen Tutorials bieten, die das noch verständlicher und leichter zugänglich für jedermann machen sollen. Ein AI Contest mit entsprechenden Preisen in drei Kategorien soll ebenfalls etwas für das Thema werben.

Flottere Verfügbarkeit als beim Vorgänger

Ein gutes hat ein Refresh mit fast gleichem Chip aber: die Verfügbarkeit. Dieses Jahr soll es nicht so lange dauern, bis die ersten Chips auch verfügbar werden. Schon jetzt werden sie ausgeliefert, im ersten Quartal dann in Notebooks bereitstehen, zu den wichtigsten Partnern zählt AMD Acer, Asus, Dell, HP, Lenovo und Razer. Neue Badges werden diese Notebooks dann schmücken.

AMD Ryzen AI 9 Radeon Badge
AMD Ryzen AI 9 Radeon Badge (Bild: AMD)
AMD Ryzen AI 7 Radeon Badge
AMD Ryzen AI 7 Radeon Badge (Bild: AMD)
AMD Ryzen AI 5 Radeon Badge
AMD Ryzen AI 5 Radeon Badge (Bild: AMD)
AMD Ryzen 3 Radeon Badge
AMD Ryzen 3 Radeon Badge (Bild: AMD)
Update

In einer Frage- und Antwort-Runde wollte ComputerBase von AMD wissen, ob AMD für die beiden kleinen Lösungen weiterhin Phoenix2 mit Zen-4- und Zen-4c-Kernen verwendet. Dies bestätigt man, es ist hier ein Refresh, eine NPU ist physisch in diesem kleinen Die gar nicht vorhanden. Dennoch wird auch diese APU als Hawk Point geführt, wie AMD in ihrer eigenen Datenbank vermerkt. Mehr als ein Rebrand wie er im Buche steht sind die CPUs nicht.

AMD Ryzen 5 8540U in AMDs Datenbank
AMD Ryzen 5 8540U in AMDs Datenbank (Bild: AMD)

Die NPU wird wirklich nur durch seine Taktsteigerung von 60 Prozent schneller, hier hatte AMD den Wert bei Phoenix sehr konservativ gewählt, weil es die erste Generation in einem neuen Umfeld war. Dies ist quasi der einzige Punkt, der nun mit Ryzen 8040 korrigiert wird, der Rest bleibt wie zuvor.

Zu Nachfolger von Dragon Range alias der HX-Serie äußerte sich AMD auf Nachfrage mit der Antwort, dass man hier das Jahr 2024 abwarten sollte. Heute steht das Thema AI im Fokus, reguläre Lösungen folgen dann irgendwann im neuen Jahr. Das gilt auch für neue Desktop-Lösungen, die bereits vermutet werden.

ComputerBase wurde von AMD zum Event nach San Jose eingeladen. Flug, Transfers, Hotel sowie die Verpflegung vor Ort wurden von AMD gezahlt. Pre-Briefings sowie weitere Informationen vom Event wurden zum Teil vorab der öffentlichen Präsentation unter NDA zur Verfügung gestellt. Eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht.