The400 Mini im Test: Eigene Spiele, Atari Basic und Spielgefühl
4/5Externe Spiele als Geduldsprobe
Der The400 Mini unterstützt, typisch für Retro Games, auch eigene ROMs, die von einem angeschlossenen USB-Speichermedium geladen werden können. Die Konsole versteht sich dabei auf die Formate *.cas, *.art, *.atx, *.xfd, *.dcm, *.com, *.xex, *.crt, *.rom, *.bin und *.c##. Gleiches gilt für Multi-Disk-Spiele, die ebenfalls unterstützt werden. Wird ein in FAT32 formatiertes Medium mit entsprechenden Dateien an die Konsole angeschlossen, wird es wie gewohnt im Hauptmenü als USB-Medium aufgeführt.
Was die Zusammenarbeit mit USB-Sticks angeht, ist das System jedoch sehr wählerisch. Im Test musste eine Reihe von Sticks verschiedenster Hersteller ausprobiert werden, bevor das System einen akzeptierte. Selbst die im Presse-Kit von Retro Games enthaltenen Speichermedien wurden nicht erkannt. Gleiches galt für die Sticks, die beim TheC64 und TheA500 ohne Probleme genutzt werden konnten.
Wird der Stick jedoch erkannt, kann über die entsprechende Schaltfläche im Karussell der bekannte Datei-Browser geöffnet werden, mit dem das jeweilige Spiel ausgewählt wird. Hier muss sich der Nutzer zunächst an die Funktionen des Steuerrings und der Schultertasten gewöhnen, mit denen Titel ausgewählt oder auch wieder gelöscht werden können.
Wichtig ist jedoch, dass zu jedem Titel in den Spieleinstellungen das richtige Atari-Modell, also 400, 800, 800 XL, 130 XE oder 5200, ausgewählt wird – eine automatische Erkennung wird nicht vorgenommen und das Spiel startet dann nicht. Weiterhin kann der Controller-Typ gewählt werden, wobei beim 5200er lediglich die eigene Controller-Emulation oder ein angepasster externer Joystick zur Wahl steht.
Ebenso lässt sich in den Einstellungen die analoge Latenz justieren, also wie schnell oder langsam ein digitaler Joystick entsprechende Eingaben umsetzen soll. In manchen Spielen ist eine präzise Steuerung von Vorteil, an anderen Stellen kann ein abruptes Stoppen der Bewegung wiederum zu einem Problem führen. Gleiches gilt für die Sensitivität des Joysticks: Da unter anderem beim 5200er die jeweilige Aktion auf dem Bildschirm in Abhängigkeit von der Betätigung des Controllers vom Entwickler im Spiel fest integriert wurde, besitzt der originale Controller des Atari 5200 im Grunde keine lineare Bewegung. Das kann zu Problemen beim Spielen führen, unter anderem in der Form, dass Aktionen nicht mehr präzise oder schnell genug ausgeführt werden können. Dem kann über die Einstellung der Sensitivität zumindest ein wenig entgegengewirkt werden.
Darüber hinaus kann der Nutzer Einfluss darauf nehmen, wie schnell der emulierte 5200er-Joystick wieder in die Mitte zurückkehren soll. Auch dies kann von Spiel zu Spiel unterschiedlich ausfallen.
Back to Basic
Auch Programmieren in Basic ist mit dem The400 Mini möglich. Dafür bedarf es lediglich eines angeschlossenen USB-Sticks und der Aktivierung von Atari Basic in den Spieleinstellungen. Dadurch wird eine spezielle Datei mit dem Namen „THE400_BASIC“ auf das Speichermedium geschrieben, mit der fortan der The400 Mini nach alter Art und Weise programmiert werden kann. Die geschriebenen Programme können dabei ebenfalls auf dem USB-Stick gespeichert und von dort wieder geladen werden.
Spielen mit dem The400 Mini
Bei den bereits integrierten 25 Titeln gestaltet sich das Spielen sehr komfortabel. Das jeweilige Spiel in den Einstellungen aufrufen und loslegen – mehr muss nicht getan werden, denn der Titel ist weitestgehend in Sachen Einstellungen an das System angepasst. Soll ein Spiel unterbrochen und zu einem späteren Zeitpunkt fortgeführt werden, kann es in einem der bereits angesprochenen vier Speicher-Slots, die für jedes Spiel zur Verfügung stehen, abgelegt werden. So können auch kritische Stellen gesichert werden, um von dort aus eventuell später in eine andere Richtung weiterzugehen.
Wird bei einem Spiel die Home-Schultertaste zusammen mit den Ringtasten oben, unten oder rechts gedrückt, kann es um bis zu 40 Sekunden „zurückgespult“ werden. Wenn also schwierige Stellen nicht gemeistert werden, kann der Spieler mit seiner kleinen Zeitmaschine immer ein Stück zurückspringen und die jeweilige Stelle nach einem 3-2-1-Countdown noch einmal durchspielen.
Mit der Home- und Menü-Taste zusammen wird die bereits erwähnte virtuelle Tastatur am rechten Bildschirmrand eingeblendet, mit der kleinere Eingaben wie der Name des Spielers oder die Initialen beim Highscore eingegeben werden können.
Sollte die Belegung der einzelnen Funktionen am Joystick nicht mit der des Spiels übereinstimmen oder für den Spieler eher suboptimal erscheinen, kann auch sie angepasst werden. Dies ist gerade beim Joystick des Atari 5200 von Vorteil, der seinerzeit deutlich mehr Möglichkeiten als der CX40 bot und neben dem eigentlichen Stick zwei voneinander unabhängig belegbare Feuertasten, drei Funktionstasten sowie einen Zahlenblock beinhaltete.
Bald darauf schickte Atari bereits den 1200XL ins Rennen, denn mit dem Commodore C64 und dem Sinclair ZX Spectrum zeichnete sich starke Konkurrenz am Horizont ab. Ausgestattet mit 64 KB Speicher, neuem ROM und neuen Funktionstasten, sollte dieser durch seinen attraktiven Preis weitere Käufer für das Atari-Portfolio gewinnen. Negativ wirkten sich jedoch Probleme in der Abwärtskompatibilität aus, was dazu führte, dass Käufer fernblieben und Atari den 1200XL bereits im Juni 1983 aus dem Verkauf nahm. Dieser Umstand führte auch dazu, dass dieser erst gar nicht in Europa angeboten wurde.
Um der wachsenden Konkurrenz etwas entgegensetzen zu können, wollte Atari das Portfolio mit weiteren XL-Varianten stetig erweitern. Im Sommer 1983 wurde schließlich der 600XL mit 16 KB Speicher angekündigt, der künftig den Einstieg in Ataris Computer-Bereich darstellen sollte. Der 800XL sollte sich mit 64 KB nach wie vor eher an Profis richten. Es folgten die XL-Modelle 1400 und 1450 mit integriertem 300-Baud-Modem und doppelseitigem Diskettenlaufwerk. Durch Probleme in der Produktion gelangten die Modelle jedoch nicht mehr rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft 1983 in den benötigten Mengen in den Verkauf, wodurch der Hauptkonkurrent Commodore mit dem C64 das Geschäft in dieser Zeit dominierte und die neuen XL-Modelle kaum Verbreitung fanden. Auch der niedrige Preis des „Brotkastens“ machte Atari zu schaffen.
Ebenfalls geplant, aber nie erschienen waren die Modelle 1600XL, 1650XL und 1800XL, die unter anderem mit einem dualen Prozessor ausgestattet sein sollten.
Durch die Anpassungsmöglichkeiten lassen sich jedoch auch weitere USB-Controller nutzen. Dazu gehören der TheJoystick, der mit dem TheC64 ausgeliefert wurde, das zum TheA500 Mini gehörende TheGamepad sowie Gamepads der Xbox, der PlayStation und von Nintendo. In der zum The400 Mini gehörenden Anleitung wird die Belegung der Tasten im Auslieferungszustand angezeigt.
Die eigenen Belegungen sind zudem auch für externe Titel möglich. Hierfür wird für das jeweilige Spiel eine Konfigurationsdatei angelegt, die später automatisch mit dem Spiel gestartet wird. Versierte Nutzer können diese Datei am heimischen Rechner auch bequem per Texteditor bearbeiten und müssen die Anpassungen nicht über die Konsole selbst vornehmen.
Das Spielgefühl kann beim The400 Mini als gut bewertet werden. Der mitgelieferte Joystick liegt gut in der Hand und entgegen ersten Befürchtungen wird der Tastenring um den Stick nur selten versehentlich gedrückt. Anders sieht es zumindest am Anfang mit den beiden Schultertasten aus, doch auch hier dürfte sich der Spieler schnell daran gewöhnen und die Finger entsprechend anders positionieren.
Aktionen werden meist ohne (zumindest von einem Laien) feststellbare Latenz umgesetzt. Bei manchen Spielen wäre jedoch eine höhere Präzision von Vorteil: So lässt sich bei Boulder Dash die Spielfigur nicht immer feldgenau steuern, sondern läuft selbst bei einem kurzen Antippen des Joysticks auch gerne mal über zwei Felder – und steht dann auch mal unter einem Felsblock. Dieses Verhalten ist jedoch weniger dem TheCXStick zuzuschreiben, denn mit anderen Eingabegeräten ist es ebenfalls zu beobachten. Dem könnte eventuell mit Korrekturen in den Controller-Einstellungen entgegengewirkt werden, es bleibt jedoch die Frage, ob dies einer ungenauen Emulierung zuzuschreiben ist oder bereits beim Original so war. Aufgrund fehlender Original-Hardware kann dies an dieser Stelle nicht beantwortet werden.