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Atari 2600+ im Test: Kleiner Geniestreich und dennoch nicht perfekt

Michael Schäfer
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Atari 2600+ im Test: Kleiner Geniestreich und dennoch nicht perfekt

Die Neuauflage des Atari VCS kann großen Spaß machen, wobei sich die Unterstützung von Originalmodulen als Geniestreich erweisen könnte – zumindest wenn genügend Titel neu aufgelegt werden. Der Verzicht auf die native Unterstützung von ROM-Dateien und weiteren Einstellungsmöglichkeiten dürfte aber manchen Retro-Fan verprellen.

Miniaturisierte Neuauflage

In seiner äußerlichen Gestaltung setzt die als Atari 2600+ bezeichnete und für 120 Euro erhältliche Neuauflage der legendären 8-Bit-Spielekonsole nicht auf das 1977 zunächst nur in den USA veröffentlichte und schließlich 1979 auch hierzulande erschienene Original des Atari VCS, sondern auf die 1981 freigegebene revisionierte Ausgabe mit lediglich vier Schaltern in Front. Bei der Größe müssen jedoch Abstriche gemacht werden, das sie nur noch 80 Prozent des Originals beträgt.

Das Atari 2600+ soll den gleichen Spielspaß wie das Original bieten
Das Atari 2600+ soll den gleichen Spielspaß wie das Original bieten

Über die genannten Schalter lässt sich die Konsole einschalten, wie beim Original der TV-Typ (Color, SW) sowie die jeweilige Spielvariante wählen und das Spiel auf Wunsch neu starten. Die Schalter sind dabei stabil gefertigt, wobei der Einschaltknopf etwas leichtgängiger hätte sein können. Zwischen diesen befindet sich der Einschub für die Spielemodule, der nicht nur angedeutet, sondern vollkommen funktionsfähig ist und über den das System mit den benötigten Inhalten versorgt wird.

Die beiden beim Original sich ebenfalls in Front befindlichen Schalter für den Schwierigkeitsgrad des jeweiligen Spieles sind dagegen wie bei der 1981er-Version auf die Rückseite der Konsole gewandert. Dort sind auch die bekannten und bei zahlreichen Computern verwendeten 9-poligen Peripherie-Anschlüsse für Joysticks, Paddle-Controllers oder andere Geräte platziert. Dem Set liegen jeweils eine Nachbildung des bekannten Joysticks und zwei Paddles bei, deren Bezeichnungen (CX40 und CX30) übernommen und lediglich mit einem „+“ versehen wurden. Warum von letzteren zwei, dafür aber nur ein Joystick beigelegt ist, lässt sich zumindest ansatzweise deuten: So werden die beiden Drehregler über einen einzigen Port angeschlossen, was damit zu tun haben könnte, dass diese Controller-Art nur jeweils eine Achse anspricht und beide sie sich somit aufteilen – der eine Controller die X-, der andere die Y-Achse. Theoretisch könnten somit vier dieser Paddles gleichzeitig verwendet werden – sofern das vom jeweiligen Spiel unterstützt wird.

Der Einschaltknopf hätte etwas leichter gehen können
Der Einschaltknopf hätte etwas leichter gehen können

Auf Wunsch können weitere Steuergeräte optional erworben werden, der CX40+ wird separat für 23 Euro und zwei weitere Paddles für 35 Euro angeboten. Ein Nachbau des mit dem Atari 7800 ausgelieferten Gamepads ist ebenfalls angedacht.

Fun Fact: Ein kleiner geschichtlicher Abriss

Inwieweit die Steuereinheiten den Originalen entsprechen, kann an dieser Stelle nicht genau beschrieben werden. Neue Controller für den VCS dürften dieser Tage rar gesät sein und eine neue Nachbildung lässt sich nur schwer mit einem „abgenudelten“ Exemplar vergleichen. Wer jedoch das Original bereits einmal in der Hand gehabt hat, dem wird auch die Neuauflage vertraut erscheinen. Das fängt beim Gummiüberzug des Sticks an und endet in der leichten Trägheit, die das Original aufgrund der verbauten einfachen Technik ausgemacht hat. Von der Reaktionsfähigkeit eines späteren Competition Pro war der Atari-Joystick somit weit entfernt.