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Atari 2600+ im Test: Angepasstes Design und neue Technik

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Michael Schäfer
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Der Moderne geschuldete Änderungen

Gegenüber dem Original neu hinzugekommen sind dagegen der USB-C- und der HDMI-Anschluss sowie der Wahlschalter, um das Seitenverhältnis von 4:3 (beim Original eher 5:4) auf 16:9 umzustellen. Für letzteres wird jedoch lediglich der Bildschirminhalt in die Breite gezogen.

Über den beschriebenen USB-C-Port wird die Konsole mit Strom versorgt. Zudem sollen auch beim 2600+ künftig Firmware-Updates für Verbesserungen und Fehlerbereinigungen sorgen, ein erster größerer Patch soll noch in diesem Jahr erscheinen. Wie das praktisch umgesetzt werden soll, ist bis dato aber unbekannt. Möglich wäre, die Stromversorgung über einen USB-Hub sicherzustellen und dadurch gleichzeitig einen USB-Stick anschließen zu können.

Auch die Rückseite des Atari 2600+ wirkt vertraut
Auch die Rückseite des Atari 2600+ wirkt vertraut

Einen separaten Audio-Ausgang besitzt die Konsole, wie viele andere Retro-Geräte, nicht. An einem TV-Gerät angeschlossen, dürfte das Fehlen nicht auffallen, mit einem normalen Monitor ohne Lautsprecher verbunden dagegen umso mehr. Besitzt dieser keine Möglichkeit, den Ton durchzuschleifen und wieder auszugeben, kann nur noch ein HDMI-Splitter helfen.

Zum Lieferumfang gehören neben den beiden beschriebenen Controllern eine Cartridge mit Spielen, auf die im späteren Verlauf des Tests noch genauer eingegangen wird, sowie ein USB-C- und ein mit 1,5 m deutlich zu kurzes HDMI-Kabel. In den meisten Fällen dürfte der Atari 2600+ auf dem Wohnzimmertisch vor dem TV-Gerät stehen, womit es mit der Kabellänge recht knapp werden kann. Ein Netzteil liegt dem Paket nicht bei, hier kann aber jedes für ein Smartphone oder Tablet taugliches Exemplar mit entsprechendem Anschluss genutzt werden. Wird die Konsole mit Strom versorgt, beginnt das kleine in der Holzblende eingearbeitete Atari-Logo zu leuchten und signalisiert dadurch seinen aktiven Zustand.

Nach dem Einschalten leuchtet das bekannte Atari-Logo auf
Nach dem Einschalten leuchtet das bekannte Atari-Logo auf

Neue Technik für alte Funktionen

Wurde das Original noch von einem Mikroprozessor vom Typ MOS 6507 (eine speziell für Atari gefertigte preisgünstigere Variante des MOS 6502 mit nur 28 der ansonsten 40 Anschluss-Pins) befeuert, setzt Atari bei seiner neuen Retro-Konsole auf einen Rockchip 3128, der über 256 MB DDR3-RAM verfügt. Neben Spielen für das Atari-2600-System werden auch Inhalte des eigentlichen Nachfolgers Atari 7800 unterstützt. Der Atari 5200 wird hingegen in den Informationen nicht aufgeführt – ob Spiele dieses Systems künftig unterstützt werden, ist unbekannt. Die Inkompatibilität des Systems aufgrund des vom Atari 400 und 800 stammenden Unterbaus zum Atari VCS dürfte zumindest bei der Emulation keine große Rolle spielen.

Fun Fact: Automaten für das eigene Heim

Zur Darstellung von Inhalten des Atari 2600+ setzen die Entwickler auf die nach dem Code-Namen des Originals benannte Emulationssoftware „Stella“, die mittlerweile eine feste Größe in der Retro-Szene darstellt und für viele Systeme zur Verfügung steht. Für die Emulation des Atari 7800 wird dagegen auf „ProSystem“ zurückgegriffen. Beide Programme sind quelloffen und über GitHub erhältlich.

Auch die neue Atari-Konsole funktioniert nur mit den bekannten Modulen
Auch die neue Atari-Konsole funktioniert nur mit den bekannten Modulen

Der Arbeitsspeicher des verwendeten Systems mag aus heutiger Sicht vielleicht gering bemessen sein, die meiste Zeit dürfte aber auch dieser sich langweilen: Lange Zeit besaßen die Module für den Atari VCS lediglich eine Größe von 4 KB, nur wenige Spiele nutzten später die bei den Modulen möglichen 64 KB, auch wenn der Prozessor weiterhin lediglich bis zu 4 KB adressieren konnte. Die Verarbeitung der größeren Datenmengen ließ sich durch Bankumschaltung bewerkstelligen. Die Konsole selbst verfügte hingegen nur über einen Arbeitsspeicher von 128 Byte. Der ebenfalls unterstützte Atari 7800 konnte dagegen Modulgrößen von bis zu 128 KB verarbeiten, wobei sie meist unter dem Maximum blieben. Dies alles sollte jedoch die im 2600+ verbaute Technik vor keine Probleme stellen.

Fun Fact: Aus groß mach klein

Kurz nach der Vorstellung der Neuauflage wurde von vielen Retro-Fans kritisiert, dass das 2600+ die genutzten Module nicht nativ wiedergibt, sondern die Inhalte zunächst per ROM-Dump in den internen Speicher lädt und von dort aus ausführt. Diese Kritik scheint ein wenig überzogen, denn kaum eine Neuauflage alter Konsolen oder Computer dürfte noch die originale Technik nutzen, um entsprechende Inhalte darzustellen – meist schon alleine aus dem Grund, das diese Teile kaum noch verfügbar sein dürften. Selbst spezielle Retroprodukte, welche die damalige Technik nicht einfach emulieren, sondern dem Original durch eigene Hardware-Bauteile so nahe wie möglich kommen wollen, müssen oftmals auf neue Technik ausweichen.