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Atari 2600+ im Test: Spiele-Auswahl und Nutzung

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Michael Schäfer
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Durchschnittliche Spiele-Auswahl

Der Konsole liegt ein Modul mit zehn Spielen bei, deren Auflistung jedoch mit Adventure (1980), Missile Commander (1981) und Yars' Revenge (1982) lediglich drei Toptitel beinhaltet. Des Weiteren können sich Retro-Fans über Combat (1977), Dodge 'Em (1980), Haunted House (1982), Maze Craze (1980), RealSports Volleyball (1982), Surround (1977) und Video Pinball (1980) freuen, deren Spielspaß jedoch unterschiedlich ausfällt. Eine weitere Sammlung mit vier Spielen (Breakout (1978), Canyon Bomber (1979), Night Driver (1980) und Video Olympics (1977)) ist für rund 40 Euro erhältlich. Als einzelnes Spiel ist zudem Berzerk (1982) und mit Mr. Run And Jump sogar ein neuer, 2023 erschienener Titel erhältlich. Beide Titel werden für 30 Euro angeboten.

Atari stellt für das 2600+ einige alte Spiele als Modul bereit
Atari stellt für das 2600+ einige alte Spiele als Modul bereit

Dass die bislang zur Verfügung gestellten Titel allesamt aus dem Atari-Katalog stammen, dürfte alleine aus lizenzrechtlichen Gründen nicht sonderlich verwundern, womit bekannte Titel wie Pitfall von Activision aus dem Jahr 1982 oder Demon Attack von Imagic auch in zukünftigen Spielesammlungen fehlen dürften. Das Atari aber zu Beginn auf bekannte Titel wie Asteroids (1981), Defender (1982) oder Pac-Man (1982) verzichtet, ist weniger verständlich. Selbst das als das schlechteste Spiel aller Zeiten gehandelte E.T. (1982) hätte mit einem Augenzwinkern dazugehören können. Es bleibt zu hoffen, dass sie in zukünftigen Sammlungen erscheinen werden, denn entsprechende Originalmodule sind meist nicht unbedingt günstig zu erstehen.

Fun Fact: Der Wind ändert sich

Spielen auf dem Atari 2600+

Dass Atari beim 2600+ das Original so weit wie möglich abbilden wollte, wird schon beim ersten Einschalten deutlich: Ohne Module geht nichts. Anders als unter anderem beim TheC64 (Test) oder beim TheA500 Mini (Test) besitzt der 2600+ keine vorinstallierten Spiele. Wird die Konsole ohne Cartridge gestartet, erscheint kurz nach dem Einschalten eine Fehlermeldung.

Trotz schnellerer Technik braucht das 2600+ gegenüber dem Original ein wenig länger für den Start: War die originale Konsole quasi direkt nach dem Einschalten für die Nutzung bereit, dauert es bei der Neuauflage ein paar Sekunden, bis der Inhalt des Modules, wie bereits beschrieben, in den internen Speicher geladen wurde. Danach verhält sich die Konsole jedoch wie gewohnt: Über den Spielwahlschalter kann entweder die Spielvariante oder der Schwierigkeitsgrad ausgewählt und je nach Titel selbiges entweder per Reset-Schalter rechts oder via Feuerknopf am Joystick gestartet werden.

Nichts für dicke Finger

Die Wahl der Spiele auf den Sammelmodulen macht Atari dem Nutzer dabei nicht unbedingt einfach. Da auch das Nutzungsgefühl dem Original entsprechen soll, haben die Entwickler dem Modul kein Menü verpasst, in dem die Titel leicht ausgewählt werden könnten. Die Auswahl erfolgt ausschließlich über vier kleine Schalter auf der Rückseite der Kassette, die jedoch mit den Fingern nur schwer in die jeweilige Position zu bringen sind. Daher sollte der geneigte Retro-Fan immer eine Pinzette, einen kleinen Schraubendreher oder Ähnliches neben der Konsole liegen haben. Auch wenn der Nutzer es schaffen würde, das Spiel über das eingesteckte Modul wechseln zu können, müsste die Konsole davor jedes Mal aus- und nach der Wahl wieder eingeschaltet werden.

Die Auswahl der Spiele auf dem Sammelmodulen erfolgt nur umständlich
Die Auswahl der Spiele auf dem Sammelmodulen erfolgt nur umständlich

Der Aufdruck „Atari 2600 Videogame Cartridge“ auf allen aktuell neu aufgelegten Modulen lässt zudem darauf schließen, dass es sich bei den gelieferten Titeln nur um solche für die Ur-Konsole Atari VCS beziehungsweise Atari 2600 handelt. Spiele, die vormals für das 7800er-System erschienen sind, führen die Module somit dem Anschein nach nicht.

Ist aber einmal der gewünschte Titel gewählt, lässt sich mit der Konsole gut spielen. Die Inhalte werden dabei von der vormals mit 200 × 160 Pixeln geringen Auflösung beim Atari VCS und 320 × 200 beim Atari 7800 auf 720p hochskaliert. Die Ausgabe erfolgt trotzdem gewohnt scharf – für manchen Retro-Fan vielleicht bereits zu scharf. Denn genau die Unschärfe, die vor allem durch den Zeilenraster der damaligen TV-Geräte entstanden ist, haben sich die Entwickler nicht selten für entsprechende Darstellungen zunutze gemacht. Hier findet sich auch das vielleicht größte Manko des 2600+, denn Einstellungen wie bei anderen Retro-Systemen, um ebendiese Ausgabe zu simulieren und das System weiter den eigenen Wünschen anpassen zu können, gibt es nicht. Lediglich das Auseinanderziehen der Inhalte zu einer Ausgabe in 16:9 ist wie bereits beschrieben per Schalter auf der Rückseite möglich.

Der CX40+ fällt etwas kleiner als das Original aus und besitzt eine andere Elektronik
Der CX40+ fällt etwas kleiner als das Original aus und besitzt eine andere Elektronik
Für manche Spiele sollte besser zu den Paddles gegriffen werden
Für manche Spiele sollte besser zu den Paddles gegriffen werden

Solide Steuerung

Die Controller vermitteln generell ein gutes Spielgefühl, wobei der CX40+ aufgrund des komplett anderen Aufbaus das Gefühl der alten Druckkontakte des Originals beim Auslösen vermissen lässt. Auch kommt dieser nicht an die Leichtläufigkeit anderer Weggefährten wie dem besagten Competition Pro heran, sodass sich je nach Spiel bereits nach kurzer Zeit die Handgelenke melden können – auch Retro-Fans werden schließlich nicht jünger. Besagter Joystick ließ sich zudem im Test ebenfalls ohne Probleme mit dem 2600+ verwenden.