Fractal Design Era 2 im Test: ITX-Empfehlung trägt ein Luxus-Kleid aus Alu und Holz

Jan Wichmann
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Fractal Design Era 2 im Test: ITX-Empfehlung trägt ein Luxus-Kleid aus Alu und Holz

Das Fractal Design Era 2 überzeugt im Test nicht nur mit einer frischen Optik. Das ITX-Gehäuse kombiniert eine Außenhülle aus Aluminium, einen hölzernen Deckel als Eyecatcher und einen sowohl variablen als auch gut durchdachten Innenraum. Das Rezept gelingt und wird mit einer Empfehlung garniert.

Das neue Era 2

Mit dem Era 2 führt Fractal Design die 2020 initiierte Era-Serie fort. Die Kinderkrankheiten des ersten Fractal Design Era (Test) wurde ausgemerzt und das Gehäusedesign an gleich mehreren Punkten überarbeitet – und das nicht nur auf dem Papier.

Die zielführenden Änderungen machen das Era 2 in Summe zu einer rechten ITX-Empfehlung, deren Kauf nur einen Haken hat: der sehr hohe Preis. Alle weiteren Details im Test.

Fractal Design Era 2
Produktgruppe Gehäuse, 28.09.2024
  • Makellose Verarbeitungsqualität
  • Tolle Materialwahl
  • Variables und durchdachtes Innenlayout
  • Gute Kühlwerte
  • 3 Gehäusefarben zur Auswahl
  • Hoher Anschaffungspreis
ComputerBase-Empfehlung für Fractal Design Era 2

Das Fractal Design Era 2 ist seit Mitte September im Handel erhältlich. Hinsichtlich der Gehäusefarbe stehen Charcoal Gray, Midnight Blue und Silver zur Auswahl. Die Preisempfehlung des Herstellers beläuft sich auf rund 220 Euro, die zum Start seitens der Händler auch weitergegeben wird.

Fractal Design Era 2 – Charcoal Gray
Fractal Design Era 2 – Charcoal Gray (Bild: Fractal Design)
Fractal Design Era 2 – Midnight Blue
Fractal Design Era 2 – Midnight Blue (Bild: Fractal Design)
Fractal Design Era 2 – Silver
Fractal Design Era 2 – Silver (Bild: Fractal Design)

Das Era 2 im Detail

Nur selten löste ein Gehäuse bereits beim Auspacken einen gewissen „Oho-Effekt“ aus, doch überzeugt das Fractal Design Era 2 bereits innerhalb der ersten Sekunden. Das Gehäuseäußere zieht gerade in der für PC-Gehäuse eher untypischen und sehr erfrischenden Farbe Blau Blicke auf sich. Das gesamte Gehäuse verdeutlicht beim ersten Anschauen direkt Unterstatment und kommt im nächsten Moment mit kleinen Details daher, die eben dieses gediegene Design sehr gut auflockern.

Das vormals schon beinahe als trist zu bezeichnende Era ist in der zweiten Generation erwachsen geworden. Einige Designelemente werden zwar übernommen, aber beim Era 2 noch passender untergebracht. Allen voran die leicht konkav verlaufende Front und die jeweils an Front und Seitenpartien diagonal verlaufende Kante sorgen dafür, dass das Gehäuse eben nicht nur ein kleiner Kasten ist, sondern eher schon ein Designobjekt, das wie auch der Gehäusebruder Fractal Design Mood (Test) auf den ersten Blick nicht als PC-Gehäuse zu erkennen ist.

Durch die leicht geschwungene Front ähnelt das Era 2 dabei ein wenig der Xbox 360. Auf visuelle Ablenkungen oder gar eine Beleuchtung wird bewusst verzichtet, was die Ausrichtung des Gehäuses untermauert. Selbst das Herstellerlogo findet sich nur leicht an den Gehäuseseiten eingestanzt wieder.

Als alleiniger Eyecatcher dient der Deckel. Er ist aus etwa 3 mm starkem Walnussholz gefertigt und bietet zahlreiche vertikal verlaufende Belüftungsschlitze. Die gesamte Aufmachung harmoniert hervorragend und ist um ein Vielfaches besser umgesetzt als beim ersten Era. Hier bestand noch die Wahl zwischen Glas, Mesh oder Holz als Haubenmaterial, wobei gerade der Holzdeckel nur seitliche Lufteinlässe bot. Als weiteres Schmankerl setzt das Fractal Design Era 2 auf ein knapp 2 mm starkes Aluminiumkleid und der Begriff Kleid ist dabei überaus passend, denn wie auch beim Mood, wird auch beim Era 2 die gesamte Außenhülle im Ganzen nach oben entnommen.

Fractal Design Era 2 im Test: Außenhülle wird als Ganzes entnommen
Fractal Design Era 2 im Test: Außenhülle wird als Ganzes entnommen
Fractal Design Era 2 im Test: Innere der Außenhülle
Fractal Design Era 2 im Test: Innere der Außenhülle

Äußerlich brilliert das Gehäuse. Hochwertige Materialien kombiniert mit einem überaus harmonischen Design und einer hervorragenden Verarbeitungsqualität sprechen vollends für das Era 2. Für einen kleinen Patzer muss das der Redaktion vorliegende Era 2 jedoch geradestehen. Das, wie Fractal Design versichert, Vor-Serienmodell hat einen Makel am I/O-Panel, das am unteren Ende der Front sitzt. Neben einem aktuellen USB-3.2-Gen-2×2-Anschluss sind hier ebenfalls zwei USB-3.0-Ports verbaut, von denen einer verkehrt herum verbaut ist. Man könnte spaßen, denn wird so zumindest das Risiko minimiert USB-A-Stecker falsch einzustecken, da einer von beiden Ports immer passen dürfte. Der Hersteller beteuert indes, dass in den Handel verschifften Modelle keine solcher Makel aufweisen sollten. Das im Test mangelhafte Panel wurde binnen weniger Tage gegen ein einwandfreies Panel ersetzt.

Fractal Design Era 2 im Test: I/O-Panel sitzt an der unteren Front
Fractal Design Era 2 im Test: I/O-Panel sitzt an der unteren Front
Fractal Design Era 2 im Test: Korrektes I/O-Panel
Fractal Design Era 2 im Test: Korrektes I/O-Panel

Durchdachtes Innenleben

Die Haube des Era 2 ist dank eines Verriegelungsmechanismus überaus leicht ab zu nehmen. Hierzu muss einzig der im Boden verbaute Staubfilter entnommen werden und schon kann das Aluminiumkleid nach oben entfernt werden. Im Innern setzt Fractal Design gegenüber dem Vorgänger auf ein gänzlich neues Layout. Kam das Era noch mit einem 1-Kammer-Design daher, wird beim Era 2 auf ein 2-Kammer-Layout mit getrennter Grafikkarte auf der einen und dem Mainboard sowie Netzteil auf der anderen Seite gesetzt.

Der neue Aufbau führt jedoch auch dazu, dass keine (kleinen) CPU-Tower-Kühler mehr verbaut werden können – beim Era war dies hingegen noch bis zu einer Höhe von 120 mm möglich. Dafür kommt das Era 2 mit besseren Belüftungsoptionen daher. Da die Grafikkarte beim Era im Boden saß, musste ab einer Dicke von zwei Slots auf die im Boden sitzenden Lüfter verzichtet werden.

Fractal Design Era 2 im Test: Stellschraube für variablen Innenaufbau
Fractal Design Era 2 im Test: Stellschraube für variablen Innenaufbau
Fractal Design Era 2 im Test
Fractal Design Era 2 im Test

Ein kleiner Clou zeigt sich beim Mainboard-Träger, denn dieser ist in drei Stufen variabel justierbar. Ein ähnlicher Aufbau kam zuvor bereits bei dem kleineren ITX-Bruder Terra zum Einsatz. Wahlweise kann der Nutzer so über insgesamt vier Stellschrauben an Front und Heck entweder der Grafikkarte oder dem CPU-Kühler mehr Platz einräumen. In Abhängigkeit der Trägerausrichtung darf der CPU-Kühler zwischen 55 und 70 mm in die Höhe ragen. Während die Grafikkarte auf eine maximale Länge von 326 mm begrenzt ist, darf sie je nach variabler Einstellung 48 bis 63 mm (2,4 bis 3,1 Slot) in der Dicke messen. Als Vergleich: Eine 2,5-Slot-Grafikkarte misst 50 mm und bei 3 Slots sind es 60 mm, sodass einzig wuchtige Karte oberhalb der 3,1-Slot-Marke das Nachsehen haben.

Auch das übrige Innenleben zeigt sich äußerst durchdacht. Der Deckelträger ist mittels Federverriegelung komfortabel zu entnehmen, sodass für den Hardware-Einbau Freiraum entsteht. Das Netzteil darf maximal SFX-L-Ausmaße besitzen und hängt neben dem Mainboard. Der Stromanschluss wird mittels Verlängerung ans Heck verlagert. Auch hier gibt es also Unterschiede zum Ursprungs-Era, das noch ATX-Netzteile unterbringen konnte. Auf der gegenüberliegende Seite des Netzteils sitzt, ebenfalls mittels Bracket eingeschoben, ein kleiner Laufwerkskäfig, der mit zwei 2,5"-Festplatten bestückt werden kann. Zwei weitere SSDs können hinter dem Netzteil verschraubt werden – einzig bei der Arretierungsposition 3 ist dies nicht möglich.

Einbau und Alltagserfahrungen

Zwar ist das Fractal Design Era 2 mit einem Volumen von 19 l ein ITX-Gehäuses des größeren Kalibers, doch muss der Hardware-Einbau wie bei beinahe allen ITX-Builds durchdacht sein. Neben den bereits genannten Einschränkungen kommt hinzu, dass die Grafikkarte maximal 137 mm in die Höhe ragen darf.

Der reine Einbau geht für geübte Hände leicht vonstatten, birgt jedoch einige Spitzfindigkeiten, bei denen sich zwingend an die Gebrauchsanleitung gehalten werden sollte. Obacht ist dabei vor allem mit der Verwendung einer AiO-Wasserkühlung geboten, denn die Schläuche müssen zwingend in Richtung Gehäusefront verlegt werden, da sie sonst mit dem Netzanschluss kollidieren. Zur Erleichterung ist hierfür eine Frontmarkierung am Deckelträger eingestanzt.

Dem Thema Kabelmanagement entgegnet das Era 2 mit zahlreichen Hilfestellungen in der Anleitung. Kabelführungen wie sie in großen Midi-Towern zu finden sind, gibt es auch im Era 2 nicht, doch zumindest bietet das Era 2 mehr als nur eine handvoll Zurrösen für Kabel- und Klettbinder. Kabel lassen sich zudem sehr gut entlang der unteren Lüfter und beim Netzteil verstauen. Mitsamt separater Lüftersteuerung, einem internen USB-Verteiler und den zugehörigen Kabeln war der Freiraum im Era 2 aber auch schnell ausgereizt.

Als etwas umständliche Situation entpuppte sich indes einzig der Wechsel der unteren Lüfter – zumindest während oberhalb ein System verbaut ist. Zum Austausch muss zunächst der Gehäusefuß entfernt werden. Die Lüfterschrauben entfernt, lassen sich jene jedoch nicht einfach entnehmen, da sie leicht angehoben werden müssen. Bei dem Lüfter unterhalb des PCIe-Riser-Kabels ist dies gar nicht möglich, sodass das Unterfangen lediglich am zweiten Lüfterplatz erfolgen kann. Dieser wird jedoch vom Netzteilstecker blockiert, sodass zum Wechsel der Lüfter zunächst das Netzteil leicht aus seiner Halterung geschoben werden und der Netzteilstecker gezogen werden muss. Erst jetzt lassen sich die Lüfter zur Seite anheben und entnehmen. Interessant ist hierbei eine kleine etwa 1 mm große Kerbe am Mainboard-Träger, die exakt zur Lüfterentnahme ausgespart wurde.

Fractal Design Era 2 im Test: Zum Wechsel der Bodenluft muss der Fuß entfernt werden
Fractal Design Era 2 im Test: Zum Wechsel der Bodenluft muss der Fuß entfernt werden
Fractal Design Era 2 im Test: Demontage der Bodenlüfter
Fractal Design Era 2 im Test: Demontage der Bodenlüfter

Belüftungsoptionen

Bot der Vorgänger zusammen mit der Möglichkeit kleine Tower-Kühler zu verbauen auch einen 80-mm-Hecklüfter, gibt es diesen beim Era 2 nicht mehr. Einzig Deckel und Boden stehen beim Era 2 zur Unterbringung von Lüftern zur Verfügung. Dem gegenüber stehen nun die Lüfter am Boden, auf die beim Era zugunsten einer Grafikkarte, die mehr als einen Slot belegte, verzichtet werden musste. Während im Boden jeweils zwei 120-mm-Lüfter sitzen, können im Deckel sogar 140-mm-Varianten verschraubt werden.

AiO-Wasserkühlungen können hingegen lediglich im Deckel verstaut werden. Hier können maximal 240- oder 280-mm-Radiatoren montiert werden. Unter Beachtung des Netzanschlusses darf das Gespann aus Lüfter und Kühlkörper maximal 52 mm in der Höhe messen. Sofern das Gespann maximal 300 mm lang ist, steigt die maximale Höhe auf 68 mm. Mit der im Test verwendeten Corsair H100i RGB Pro (240 mm) kam es zu keinerlei Einschränkungen.

Fractal Design Era 2 Fractal Design Era
Mainboard-Format: Mini-ITX, Thin Mini-ITX
Chassis (L × B × H): 366 × 165 × 314 mm (18,96 Liter) 325 × 166 × 310 mm (16,72 Liter)
Material: Kunststoff, Stahl, Aluminium, Holz Kunststoff, Stahl, Aluminium, Glas, Holz
Nettogewicht: 4,64 kg 4,02 kg
I/O-Ports / Sonstiges: 1 × USB 3.1 (USB 3.2 Gen 2) Type C, 2 × USB 3.0 (USB 3.2 Gen 1), HD-Audio
Einschübe: 4 × 2,5" (intern) 4 × 3,5"/2,5" (intern)
Erweiterungsslots: 3 2
Lüfter: Deckel: 2 × 140/120 mm (optional)
Boden: 2 × 120 mm (2 × 120 mm inklusive)
Heck: 1 × 80 mm (1 × 80 mm inklusive)
Deckel: 2 × 120 mm (optional)
Boden: 2 × 140 mm (optional)
Staubfilter: Boden Deckel, Boden, Seitenteil
Kompatibilität: CPU-Kühler: 70 mm
GPU: 326 mm
Netzteil: 130 mm
SFX-Formfaktor
CPU-Kühler: 120 mm
GPU: 190 mm – 295 mm
Netzteil: 200 mm
Preis: ab 220 € 164,99 €

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