DJI Mic Mini im Test: Flugunfähige Mikros überzeugen mit Klang und Ausdauer

Michael Schäfer
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DJI Mic Mini im Test: Flugunfähige Mikros überzeugen mit Klang und Ausdauer

DJI ist den meisten Menschen für Drohnen bekannt, doch der chinesische Hersteller bietet auch Produkte, die nicht fliegen können: Zum Beispiel das Ansteck-Mikrofon-Set DJI Mic Mini, das im Test mit einfacher Bedienung, schneller Einsatzbereitschaft, gutem Klang und hoher Laufzeit überzeugt. Schwächen zeigt hingegen die Mimo-App.

Design, Verarbeitung und Preis

Das DJI Mic Mini (z.B. bei Amazon*) des hierzulande vor allem für seine Drohnen bekannten chinesischen Herstellers DJI positioniert sich mit 169 Euro UVP als günstigere Alternative zu umfangreicheren drahtlosen Mikrofonlösungen wie dem DJI Mic 2 für 349 Euro UVP aus demselben Haus (im Handel ab 325 Euro).

Mit dem Mic-Mini-Set will DJI gezielt Podcaster und YouTuber ansprechen, die eine flexible und kabellose Aufnahmemöglichkeit suchen, dabei jedoch keine Abstriche bei der Aufnahmequalität hinnehmen möchten – so zumindest das Werbeversprechen des Herstellers.

Das DJI Mic Mini und der Transmitter
Das DJI Mic Mini und der Transmitter

Für die grundlegende Ausstattung ist das Mic Mini zunächst in zwei Varianten erhältlich:

  1. Die Einstiegsversion besteht aus einem Transmitter sowie einem drahtlosen Ansteckmikrofon und wird vom Hersteller zu einem UVP von 89 Euro angeboten.
  2. Alternativ wird ein umfangreicheres Set angeboten, das durchaus als „Rundum-Sorglos“-Paket angesehen werden kann und das für einen UVP von 169 Euro erhältlich ist. Bei dieser Variante bildet eine Akku-Box den zentralen Mittelpunkt, in der die ebenfalls enthaltene Empfängereinheit und die beiden drahtlosen Mikrofone verstaut und sogar unterwegs geladen werden können. Zum Lieferumfang des Sets gehören außerdem vier Windschutzaufsätze, die jeweils in den Farben Schwarz sowie Schwarz-Weiß-Meliert gehalten sind, wodurch beide Mikrofone bei gleichzeitiger Verwendung voneinander unterschieden werden können.
Das DJI Mic Mini in seiner Akku-Box
Das DJI Mic Mini in seiner Akku-Box

Zum Lieferumfang gehört ebenso ein, wenn auch kurzes, 3,5-mm-TRS-Kabel, das den Anschluss an eine Kamera ermöglicht, sowie ein USB-C-Adapter für den Betrieb an entsprechenden Mobilgeräten. Ein Lightning-Adapter ist hingegen separat erhältlich. Eine kleine Tasche zum Schutz des Mic Mini vor Staub und Beschädigungen gehört ebenfalls zur Ausstattung.

Einzelne Mikrofone können für jeweils 59 Euro gesondert erworben werden, eine weiße Ausführung ist ebenso erhältlich. Eine zusätzliche Ladeschale schlägt mit 49 Euro zu Buche.

Das Mic Mini ist auch in Weiß erhältlich
Das Mic Mini ist auch in Weiß erhältlich

Für den Außeneinsatz konzipiert

Die Verarbeitung des gesamten Pakets überzeugt, trotz der kompakten Maße wirken sämtliche Systemkomponenten robust und hochwertig. Mit 96,10 × 41 × 59,35 mm (L × B × H) ist auch die Akku-Box recht kompakt gehalten, welche aus hartem, an der Oberfläche rauem Kunststoff besteht. Die Innenseiten sind hingegen mit leicht gummiertem Kunststoff ausgekleidet, was ebenfalls einen gewissen Schutz vor Staub bieten sollte. Auf der Rückseite befindet sich der USB-C-Anschluss, über den der Akku aufgeladen wird – auf die Ladefunktion wird später noch genauer eingegangen. Voll bestückt mit zwei Mikrofonen, dem Empfänger sowie einem USB-C- und einem Lightning-Adapter wiegt die Box insgesamt nur 190 g, wodurch sie zusammen mit den geringen Abmessungen sogar problemlos in einer Jackentasche transportiert werden könnte.

Die Akku-Box des Mic Mini ist sehr robust gefertigt
Die Akku-Box des Mic Mini ist sehr robust gefertigt

Wird die Box durch einen leichten Druck auf die auf der Vorderseite vorhandene Taste geöffnet, zeigen grüne LED an den Mikrofonen und dem Transmitter an, dass die einzelnen Komponenten voll aufgeladen und sofort einsatzbereit sind. Für die Entnahme der ohne Clip-Magnet lediglich 10 g leichten Mikrofone und des Transmitters sind kleine Finger durchaus von Vorteil, denn der Innenraum wurde seitens des Herstellers sehr gut ausgenutzt. Die einzelnen Komponenten werden zudem sicher an Magneten in der Box gehalten, wo sie selbst bei festem Schütteln unbeirrt an ihrem Platz verharren. So kann einem versehentlichen Herausfallen vorgebeugt werden.

Das DJI Mic Mini – so groß und so leicht wie ein Zwei-Euro-Stück
Das DJI Mic Mini – so groß und so leicht wie ein Zwei-Euro-Stück

Die Mikrofone lassen sich sowohl mithilfe der vorhandenen Klammer als auch mittels Magneten befestigen, was die Wahl der geeigneten Position erheblich erleichtert und die Möglichkeiten erweitert. Die Magneten sind dabei stark genug, um die Mikrofone selbst bei plötzlichen Bewegungen sicher an Ort und Stelle zu halten. Gleichzeitig besteht bei dieser Art der Befestigung keine Gefahr, Kleidungsstücke oder andere Materialien zu beschädigen. Mit einer Größe von nur 26,5 × 26,0 mm sind die Mikrofone zudem äußerst unauffällig.

Das Mic Mini kann mit einer Klammer oder einem Magneten fixiert werden
Das Mic Mini kann mit einer Klammer oder einem Magneten fixiert werden

Solide Technik

Bei dem Mic Mini handelt es sich um ein omnidirektionales Mikrofon, womit dieses Schall aus verschiedenen Richtungen aufnehmen kann. Diese Eigenschaft bringt sowohl Vor- wie auch Nachteile mit sich: Einerseits können mehrere Schallquellen gleichzeitig erfasst werden, andererseits treten dadurch jedoch auch Hintergrund- und Störgeräusche deutlicher in Erscheinung.

Die Mikrofone decken den gängigen Frequenzgang von 20 Hz bis 20 kHz ab, der sich auf 100 Hz bis 20 kHz verringert, wenn der integrierte Low-Cut-Filter aktiviert wird. Dies gilt jedoch nur, wenn die Aufnahmeeinheiten über den Transmitter verbunden sind; bei der Nutzung von Bluetooth kann der Frequenzumfang deutlich abfallen – im Test wurden die Testaufnahmen mit lediglich maximal 7 kHz aufgezeichnet.

In seiner Akku-Box kann das DJI Mic Mini mehrfach geladen werden
In seiner Akku-Box kann das DJI Mic Mini mehrfach geladen werden

Der maximale Schalldruckpegel der Mikrofone wird vom Hersteller mit 120 dB SPL angegeben, während der Rauschabstand bei 24 dBA liegen soll. Die Lautstärke der Aufnahme lässt sich dabei direkt am Transmitter einstellen, wobei die verfügbaren Abstufungen mit -12 dB, -6 dB, 0 dB, 6 dB und 12 dB recht grob ausfallen. Weitere Einstellungen bieten die Geräte selber nicht. Der Transmitter arbeitet intern mit einer Auflösung von 32 Bit bei einer Abtastfrequenz von 48 kHz.

Das Mic Mini ermöglicht die gleichzeitige Verbindung von zwei Mikrofonen mit dem Transmitter, wobei bei der Nutzung über ein Smartphone oder Tablet zwischen einer Mono- und Stereo-Aufnahme gewählt werden kann. Im Mono-Modus werden die Signale beider Mikrofone zu einer einzigen Spur zusammengeführt, während im Stereo-Modus das Signal des ersten Mikrofons auf den linken und das des zweiten Mikrofons auf den rechten Kanal gelegt wird. Dadurch können die beiden Tonspuren in der Nachbearbeitung getrennt voneinander verarbeitet werden.

Backup auf Wunsch inklusive

Zudem bietet DJI die Möglichkeit, einen Backup-Stream aufzuzeichnen, der mit lediglich -6 dB aufgenommen wird, um im Falle einer Übersteuerung eine leisere und damit unversehrte Sicherung zu haben. In diesem Modus werden die Signale des ersten und zweiten Mikrofons auf den linken Kanal zusammengefasst, während der Backup-Stream auf den rechten Kanal gespeichert wird. Eine gleichzeitige Stereo-Aufnahme und Sicherungskopie ist somit nicht möglich.

Einen internen Speicher für Aufnahmen, wie sie der große Bruder DJI Mic 2 ermöglicht, besitzt das getestete System nicht, somit muss immer ein separates Aufnahmegerät genutzt werden.

Übertragungswege

DJI ermöglicht es dem Nutzer auf zwei Wegen, die Mikrofoneinheiten des Mic Mini mit einem Aufnahmegerät zu verbinden: Entweder über den bereits erwähnten Transmitter oder direkt per Bluetooth mit einem Mobilgerät. Diese Wahl wirkt sich jedoch spürbar auf die Klangqualität aus.

Bei der Verwendung des eigenen Transmitters erfolgt die Übertragung verlustfrei, allerdings im 2,4-GHz-Band, wodurch Störungen durch andere Netzwerke, wie etwa WLAN, nicht ausgeschlossen werden können. Trotz der vom Hersteller hervorgehobenen professionellen Ausrichtung des Systems wird an diesem Punkt ein entscheidender Kompromiss sichtbar, da im wirklich professionellen Bereich solche Frequenzbänder meist gemieden werden, um Interferenzen vorzubeugen.

Die Empfangseinheit wird dabei über einen USB-C- oder optionalen Lightning-Anschluss mit dem Mobilgerät verbunden. Beim im Test verwendeten Pixel 7 war das Einstecken und Entfernen des Transmitters jedoch nur mit einem erhöhten Kraftaufwand möglich. Sobald die DJI-Mimo-App installiert und geöffnet ist, wird der Transmitter vom System automatisch erkannt, woraufhin dem Nutzer der Zugriff auf die Einstellungen angeboten wird. Für die Nutzung mit Kameras kann der Empfänger mithilfe des mitgelieferten 3,5-mm-TRS-Kabels angeschlossen werden.

Auf dem Transmitter können verschiedene Stecker angebracht werden
Auf dem Transmitter können verschiedene Stecker angebracht werden

Alternativ kann das Mic Mini direkt über Bluetooth 5.3 mit dem Mobilgerät verbunden werden. Allerdings nimmt dabei die Klangqualität, wie bereits angedeutet, deutlich ab. Zudem stehen in diesem Modus viele der Einstellmöglichkeiten nicht mehr zur Verfügung, was den Funktionsumfang erheblich einschränkt.

Die maximale Reichweite zwischen Sender und Empfänger gibt DJI mit bis zu 400 Metern an, wobei dieser Wert in der Praxis jedoch stark von zahlreichen äußeren Faktoren abhängig sein dürfte. Nichtsdestotrotz bietet das System dadurch eine hohe Flexibilität und eröffnet vielfältige Einsatzmöglichkeiten. Laut Hersteller sollen die Aufnahmen dank der „leistungsstarken Störfestigkeit“ selbst in „belebten Außenbereichen wie einer hektischen Straße oder einer überfüllten Veranstaltung stabil und in hoher Qualität“ erfolgen. Zur maximalen Reichweite bei einer direkten Bluetooth-Verbindung macht DJI hingegen keine Angaben. Erfahrungsgemäß dürfte diese jedoch erheblich geringer ausfallen und nur einen eingeschränkten Radius abdecken.

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