DJI Mic Mini im Test: App, Praxis, Klang und Fazit
2/2Verwirrende App
Das Aufspielen der DJI-Mimo-App dürfte insbesondere bei Anwendern, die mit Produkten des Herstellers bislang keine Erfahrung gesammelt haben, für Stirnrunzeln sorgen. Die Tatsache, dass diese App für Android-Geräte nicht über den offiziellen Play Store bezogen werden kann, sondern ausschließlich über einen QR-Code oder eine URL aus der beiliegenden Anleitung direkt von der DJI-Webseite als rund 800 MB große apk-Datei heruntergeladen und anschließend als App unbekannter Herkunft installiert werden muss, dürfte nicht für großes Vertrauen sorgen. Nach der Installation wird die Anwendung dann etwa 2 GB Speicherplatz auf dem Gerät belegen.
Zudem könnte für weiteres Stirnrunzeln der Umstand sorgen, dass die App keine eigenständigen Audio-Aufnahmen mit dem Mic Mini ermöglicht. Ihr Hauptzweck besteht dem Anschein nach vielmehr darin, das Produktportfolio des Herstellers zu präsentieren, Links zum Shop bereitzustellen, kurze Erklär-Videos anzubieten sowie grundlegende Bearbeitungs- und Teilen-Funktionen für Videos mit der Community zu integrieren. Gleichzeitig werden über diese Anwendung die notwendigen Einstellungen für das Mic Mini vorgenommen und neue Firmware aufgespielt. Dabei ist zu beachten, dass der Bereich für die Einstellungen nur dann verfügbar ist, wenn der Transmitter entweder in das Mobilgerät eingesteckt oder eingeschaltet wird. Ist der Bereich einmal geschlossen, lässt sich dieser in der Android-Version der App nicht ohne Weiteres erneut öffnen, sodass der Nutzer den Teil während der gesamten Nutzung am besten offen hält. Andernfalls bleibt nur, den Transmitter erneut einzustecken oder neu zu starten, um wieder auf die Einstellungen zugreifen zu können.
Die Nutzung per Bluetooth zeigt zudem auf, welche Aufgaben der Transmitter bei der normalen Verbindung übernimmt. Sobald das Mikrofon direkt kabellos mit dem Mobilgerät verbunden wird, reduziert sich die Zahl der verfügbaren Einstellungen erheblich. So steht dann unter anderem keine Backup-Funktion zur Verfügung, gleiches gilt für die Clipping-Kontrolle und den Hochpass-Filter. Ebenso sind keine Stereo-Aufnahmen möglich.
Suche nach der richtigen Applikation
Für die eigentliche Aufnahme muss der Anwender auf eine separate App zurückgreifen. Diese Lösung kann einerseits einen Vorteil darstellen, da der Nutzer somit für die jeweilige Anforderung die am besten geeignete Applikation auswählen kann – sei es für ein kurzes Sprachmemo, einen Podcast, einen Live-Stream oder ein Video. Andererseits sollte ein Hersteller, der entsprechende Systeme anbietet, zumindest eine einfache App mit grundlegenden Funktionen für Audio-Aufnahmen bereitstellen. Bei Video-Aufnahmen dürfte ohnehin meist die systemeigene Kamera-App des Mobilgeräts bevorzugt werden, da diese in der Regel die beste Qualität und abgestimmte Funktionen bietet, was bei integrierten Audio-Recordern nicht immer gegeben ist. Das Problem hierbei ist jedoch, dass der Nutzer auf diesen Umstand nirgendwo hingewiesen wird, was dazu führen kann, dass viel Zeit mit vergeblicher Suche nach einer Aufnahmefunktion innerhalb der App verbracht wird.
In diesem Zusammenhang stellt sich auch die Frage nach der Größe der App. Für das reine Einstellen des Mikrofons erscheinen 2 GB Speicherverbrauch überdimensioniert, insbesondere da der Community-Aspekt und die Möglichkeit der Videobearbeitung für viele Anwender nicht notwendig sein dürften, da diese oftmals zu deutlich leistungsfähigeren Programmen greifen. Hier sollte auch der Aspekt, dass der Speicherbedarf auf modernen Mobilgeräten schon lange kein entscheidendes Kriterium mehr darstellt, eine untergeordnete Rolle spielen.
Eine Desktop-Applikation, um auch bei Aufnahmen auf dem heimischen Rechner oder mobil mit dem Notebook auch auf die zahlreichen Funktionen zugreifen zu können, stellt DJI erst gar nicht zur Verfügung. Somit liegt der Fokus auf der mobilen Nutzung via Smartphone oder Tablet.
Das DJI Mic Mini in der Praxis
DJI hat beim Mic Mini den Fokus vor allem auf eine möglichst einfache Nutzung gelegt. Das beginnt darin, dass die Akku-Box dafür sorgt, dass die einzelnen Komponenten jederzeit und überall aufgeladen werden können. Der fest verbaute Energiespeicher mit einer Kapazität von 1.950 mAh ermöglicht dabei laut Herstellerangaben bis zu 3,6 vollständige Ladezyklen eines Sets bestehend aus einem Transmitter und zwei Mikrofonen. Diese lassen sich dann bis zu 10,5 beziehungsweise 11,5 Stunden betreiben. Mit einer vollständig geladenen Akku-Box ergibt sich somit eine maximale Gesamtlaufzeit von etwa 38,7 und 41,4 Stunden. Diese stellen an sich zwar gute Werte dar, bleiben jedoch deutlich hinter den vom Hersteller beworbenen 48 Stunden zurück. Der Akku der Box soll laut DJI innerhalb von spätestens zwei Stunden wieder vollständig aufgeladen sein.
Die Mikrofone und der Transmitter erreichen beim Ladevorgang in der Box bereits nach 90 bis 100 Minuten wieder ihren vollen Ladestand. Darüber hinaus verfügt das System über eine Schnellladefunktion, die bereits nach fünf Minuten Ladezeit eine Stunde Aufnahme ermöglichen soll. Ein automatisches Abschalten der Geräte bei Inaktivität soll zudem den Energieverbrauch zusätzlich reduzieren.
Einfache Handhabung
Werden die Komponenten aus der Box entnommen, schalten sich diese automatisch ein und verbinden sich innerhalb kurzer Zeit, womit das System schnell einsatzbereit ist. Kleinere Einstellungen, wie das Aktivieren der Rauschunterdrückung über den Ausschalter, können direkt an den Mikrofonen vorgenommen werden, Deren Intensität muss jedoch über die DJI-Mimo-App eingestellt werden.
Darüber hinaus informieren die Mikrofone jederzeit über ihren aktuellen Status: Ein grünes Licht zeigt an, dass eine Verbindung mit dem Transmitter besteht, während ein blaues Licht darauf hinweist, dass die Aufnahmeeinheit per Bluetooth mit einem Mobilgerät verbunden ist. Ein gelbes Licht bestätigt darüber hinaus die aktivierte Rauschunterdrückung.
Am Transmitter selbst sind die Mikrofone mit Nummern gekennzeichnet, die durch grüne LED angezeigt werden, sodass diese jederzeit gut zugeordnet werden können. Ein weiteres grünes Statuslicht signalisiert, dass die Mikrofone einzeln abgetastet und dann zu einer einzigen Tonspur zusammengefasst werden – so kann jederzeit die bereits beschriebene Backup-Funktion genutzt werden. Leuchtet die Statusanzeige hingegen gelb, sind die Mikrofone zu einem Stereo-Set zusammengeschaltet. In diesem Modus können sie für benannten Effekt, aber auch von zwei Gesprächspartnern unabhängig voneinander genutzt werden.
Auch das Anbringen der Mikrofone gestaltet sich unkompliziert: Zum einen können diese mit dem fest angebrachten Clip direkt an der Kleidung befestigt oder mithilfe eines Bandes um den Hals getragen werden. Bei dünneren Kleidungsstücken besteht zudem die Möglichkeit, die Mikrofone mithilfe des Magneten unauffälliger von der Innenseite heraus zu fixieren. Im Test verharrten die Mikrofone auch bei schnellen Bewegungen an dem ihnen zugeordneten Platz, übertrieben werden sollte es hier dennoch nicht. Ein wenig „fummelig“ kann hingegen das Anbringen des Windschutzes werden, zumindest wenn die Mikrofone bereits angesteckt wurden. Hier bedarf es ein wenig Feingefühl und Routine, um direkt die richtigen Löcher für die kleinen Halterungen zu finden.
Nach der Nutzung lassen sich sämtliche Komponenten wieder in der Akku-Box verstauen, wo sie sich automatisch ausschalten und aufgeladen werden. DJI hat auch daran gedacht, dem Transmitter genügend Platz einzuräumen, sodass bei diesem der USB-C- oder Lightning-Adapter nicht nach jeder Nutzung wieder entfernt werden muss.
Solider Klang nur bei Funk-Verbindung
Klanglich vermag das Mic Mini durchaus in vielen Bereichen zu überzeugen, sofern der Käufer sich der Grenzen eines solchen Mikrofons bewusst ist. Wer bei Podcasts oder Videos eine Klangqualität wie von Mikrofonen erwartet, die direkt vor dem Sprecher positioniert werden, könnte vom weniger ausgeprägten Tieftonbereich enttäuscht sein.
Da das Mic Mini aufgrund seiner Ausrichtung nicht direkt vor dem Mund platziert wird, muss das gesprochene Wort zwangsläufig mit Umgebungsgeräuschen und der Raumakustik konkurrieren. Dadurch wird das Klangbild insgesamt etwas „dünner“ und verliert an Volumen. Obwohl DJI angibt, dass das Mikrofon auch in „belebter Umgebung“ gute Ergebnisse liefert, dürften Mikrofone mit Nierencharakteristik, die näher am Mund gehalten werden, in solchen Situationen die bessere Wahl darstellen.
Beispielaufnahmen DJI Mic Mini
Bei normaler Funkverbindung zeigt das Mic Mini jedoch eine gute Sprachwiedergabe. Auch wenn die unteren Frequenzen wegen des beschriebenen Effektes weniger präsent sind, bleibt die Stimme jederzeit verständlich und das Rauschen gering. Die Aktivierung der leichten Rauschunterdrückung reduziert dieses noch einmal, ohne dass dabei störende Artefakte in der Aufnahme entstehen. Allerdings geht dies auf Kosten eines Teils der Brillanz in der Stimme, die dadurch etwas dumpfer wirkt. Für spontane Aufnahmen bietet das dezente Mindern des Hintergrundrauschens jedoch gute Ergebnisse. Dennoch kann die Funktion nicht mit spezialisierten Funktionen in Audio-Bearbeitungsprogrammen mithalten, die das Ergebnis meist noch einmal verbessern können.
Wird hingegen die starke Rauschunterdrückung gewählt, treten leichte Interferenzen in Form eines Flanger-Effekts auf. Dieser bleibt jedoch deutlich unauffälliger als bei den Lösungen anderer Hersteller und verringert effektiv tieftönige Störungen. Die Stimme bleibt dabei nach wie vor gut verständlich, büßt aber bei zunehmenden Hintergrundgeräuschen ebenfalls an Qualität ein. Gegen hochfrequente Störungen, wie etwa Tastaturklappern, ist das System jedoch weniger gut gewappnet, da eine Überlagerung der Frequenzbänder dazu führt, dass beim Entfernen neben den Störgeräuschen auch Anteile der Stimme abgeschnitten werden würden.
Der Einsatz des Windschutzes kann ebenfalls hilfreich sein. Während tiefe Frequenzen damit bereits spürbar reduziert werden, bleiben höhere Anteile naturgemäß bestehen. Eine Kombination aus Windschutz und Rauschunterdrückung kann somit störende Geräusche insgesamt deutlich minimieren. Auch der Low-Cut-Filter, der Frequenzen unterhalb von 100 Hz abschneidet, kann je nach Situation hörbare Verbesserungen bewirken.
Enttäuschend ist hingegen die Nutzung des Mikrofons per Bluetooth. In den Tests mit einem iPad der 9. Generation zeigte sich ein eingeschränkter Frequenzgang von maximal 7 kHz, während generell bei der Signalübertragung über den eigenen Transmitter die von DJI angegebenen 20 kHz erreicht wurden. Die dabei ohnehin nicht ideale Klangqualität verschlechtert sich bei aktivierter Rauschunterdrückung noch einmal erheblich, sodass diese Verbindungsart lediglich für Telefonate geeignet erscheint, jedoch nicht für professionelle Audioaufnahmen.
Bei der Nutzung am PC zeigte das System ähnliche klangliche Leistungen wie bei den anderen Geräten, hatte jedoch, wie die Testaufnahmen zeigen, mit einigen Dropouts zu kämpfen. Hier bleibt zu hoffen, dass DJI diesen Fehler durch ein Firmware-Update behebt, da nicht wenige Anwender das Mic Mini auch mobil an einem Notebook einsetzen dürften.
Fazit
Das Mic Mini stellt eine interessante Lösung für Anwender dar, die Wert auf schnelle Einsatzbereitschaft und unkomplizierte Handhabung legen. Die Mikrofone sind mit wenigen Handgriffen startklar, während die allgemeine Bedienung durchdacht und einfach gestaltet ist. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass DJI darauf geachtet hat, essenzielle Funktionen direkt an den Mikrofonen oder dem Transmitter verfügbar zu machen.
Das durchdachte Konzept wird zusätzlich dadurch unterstrichen, dass die Komponenten in einer speziellen Box aufbewahrt und transportiert werden können, in der sie gleichzeitig geladen werden.
Dank dieser Akku-Box sowie der ohnehin langen Laufzeiten ist es möglich, das Mic Mini problemlos über drei bis vier Arbeitstage hinweg zu nutzen, bevor ein Aufladen erforderlich wird.
Die einzelnen Bestandteile des Systems zeichnen sich durch eine sehr gute Verarbeitungsqualität und hohe Robustheit aus, obwohl primär Kunststoff als Material verwendet wurde.
Die Klangqualität der Mikrofone kann ebenfalls überzeugen, wobei der Nutzer wissen sollte, wo die Grenzen der Aufnahmegeräte liegen, was vor allem deren Position betrifft. Anders verhält es sich, wenn die Mikrofone nicht über Funk via Transmitter, sondern direkt per Bluetooth mit einem Mobilgerät verbunden werden – in diesem Fall reicht die Klangqualität lediglich für Telefongespräche aus.
Bei Aufnahmen erweisen sich die integrierte Rauschunterdrückung sowie die Backup-Funktion, die eine leisere Version der Aufnahme zur Absicherung vor Übersteuerungen erstellt, als durchaus nützliche Funktionen. Zudem besteht die Möglichkeit, zwei Mikrofone als Stereo-Einheit zu verwenden.
Trotz des überzeugenden Konzepts hinterlässt die zum Mic Mini gehörende Mimo-App einen enttäuschenden Eindruck. Die App ist für Android nicht im Play Store verfügbar und muss stattdessen direkt von der Herstellerseite heruntergeladen werden, was das Vertrauen in die Software nicht unbedingt stärkt. Zwar bietet die Anwendung einige Werkzeuge zur Videobearbeitung, jedoch keine direkte Aufnahmemöglichkeit für die Mikrofone. Diese Funktion muss erst gesucht werden, was sowohl auf Android- als auch auf iOS-Geräten unnötig verkompliziert wird: Entweder werden Aufnahmen über USB-C oder Lightning nicht unterstützt, oder eine Aufnahme über Bluetooth ist nicht möglich. Zudem kam es im Test vor, dass die Mikrofone lediglich in einer Mono-Tonspur aufgezeichnet wurden, wodurch entweder die Stereo- oder die Backup-Funktion entfällt. Das hätte anders gelöst werden müssen.
Ebenfalls als störend wurde empfunden, dass die zum Mikrofon gehörenden Einstellungen nur nach dem Einschalten des Transmitters oder beim Starten der App aufgerufen werden konnten. Wurde die App einmal geschlossen, musste sie auf den im Test genutzten Android-Geräten erneut gestartet oder der Transmitter erneut angeschlossen werden, um wieder auf diese zugreifen zu können.
Es bleibt zu hoffen, dass DJI die genannten Schwächen durch zukünftige Updates behebt. Denn sobald der Nutzer die für ihn passenden Apps gefunden hat, kann das Mic Mini durchaus zu einem sehr geschätzten Begleiter werden.
Das DJI Mic Mini ist als Set zum UVP von 169 Euro beispielsweise bei Amazon* erhältlich. Im Preisvergleich wird es ab 166 Euro gelistet.
ComputerBase wurde das Mic Mini leihweise von DJI Games für diesen Test leihweise zur Verfügung gestellt. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht.
(*) Bei den mit Sternchen markierten Links handelt es sich um Affiliate-Links. Im Fall einer Bestellung über einen solchen Link wird ComputerBase am Verkaufserlös beteiligt, ohne dass der Preis für den Kunden steigt.
Dieser Artikel war interessant, hilfreich oder beides? Die Redaktion freut sich über jede Unterstützung durch ComputerBase Pro und deaktivierte Werbeblocker. Mehr zum Thema Anzeigen auf ComputerBase.