Gotham Knights im Test: Spielkritik und Fazit

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Wolfgang Andermahr (+1)
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Wie gut ist Gotham Knights?

Batman ist tot und Gotham Knights kaum lebendiger, verraten Testberichte. Die wenig überzeugende technische Umsetzung spielt dabei auf allen Plattformen nur eine Nebenrolle. Schwerwiegender sind strukturelle Probleme, die wenige Stärken kaum überdecken können.

Den Fledermaushelden umkommen zu lassen, schafft Gotham Knights Freiräume, nach den grandiosen Arkham-Spielen einen eigenen Weg zu gehen. Genutzt wird er unkreativ für ein weitgehend glanzloses Open-World-Spiel voller Fleißaufgaben. Selbst positivere Berichte wie derjenige von Eurogamer sprechen von einem „Durcheinander“ von Systemen, von „faden“ Aktivitäten in der Spielwelt und einem vorhersehbaren Plot, den IGN „praktisch schon vor dem Ende des Intros“ vorhergesehen hat und der nach nur acht Missionen wieder vorbei sei.

Besonders schnell geht das nicht, denn dazwischen müssen Charaktere ausreichend mächtige Ausrüstung haben. Batman wird dabei durch vier seiner Gesellen ersetzt, die jeweils einen anderen Spielstil abdecken und jederzeit nach Wahl gespielt werden können. Das ergibt laut Testern aber wenig Sinn, weil das Freischalten von Fähigkeiten und die Suche nach Ausrüstung für jede Figur getrennt erfolgen müssen – und jede quasi als machtloser Lauch beginnt. Dass Belohnungen vorrangig aus Erfahrungspunkten bestehen, stört PCGamesN, wo Kommentare, Dialoge und Charme der Arkham-Aufgaben vermisst werden. Bei IGN wird das Sammeln von Crafting-Material zudem zum Grind, wenn man gezielt eine Charakterklasse bauen wolle. Unterschiede zwischen Tank, Heiler und Co. bleiben laut PC Gamer jedoch ohnehin gering.

Das liegt am Kampfsystem, das durch die Bank nicht überzeugt. Es reicht, wild auf Knöpfe zu drücken, so der Tenor. Anders als in Batman-Arkham-Spielen seien sie bloßes Füllmaterial, nicht das eigentliche Highlight, schreibt Eurogamer. „Rock, Paper, Shotgun“ fehlt es an „Gewicht“. Uninspiriert sind für PC Gamer zudem die Bosskämpfe, dort gehe es um Charakterwerte und Reflexe, aber wenig um Strategie. PCGamesN hingegen gefallen die Kämpfe, The Sixth Axis hält die Nebenaufgaben gar für spannender als die eigentliche Geschichte.

Spaß findet sich je nach Perspektive: wenn die Story gefällt, die Dialoge zünden, die Stadt als solche überzeugt. Für Eurogamer sind es eher die verborgenen Geheimnisse und Kleinigkeiten, die den Reiz von Gotham Knights ausmachen. In Bereichen, in denen Entwickler, so erklärt die Seite, nicht von potentiellen Limitierungen einer Groß- oder Lizenzproduktion eingeschränkt seien.

Alles in allem scheint Gotham Knights aber ein bestenfalls durchschnittliches Spiel zu sein, bei dem nicht der Inhalt die Mechaniken bestimmt hat, sondern um ein Spielformat herum gestrickt werden musste. Laut Testern geht wenig rund zusammen, wenig wurde überzeugend umgesetzt. „Alles in Gotham Knights wurde schon in anderen Spielen besser gemacht“, fasst PC Gamer zusammen. Oft sogar in der Arkham-Serie, die fast immer als Maßstab herangezogen werden muss. Eine Zukunft ohne Batman scheint damit eine düstere.

Wertungsüberblick für Gotham Knights
Publikation Wertung
Eurogamer
Game Informer 7.25/10
IGN 5/10
PC Gamer 49/100
PCGamesN 6/10
The Sixth Axis 8/10
Rock, Paper, Shotgun -
Metacritic (PC) Presse: 65/100
Nutzer: 2,8/10 (~100 Bewertungen)

Fazit

So eine PC-Version wie die zu Gotham Knights sieht man selten. Das Spiel selbst hat so seine Probleme, die PC-Version strotzt jedoch davor. Dabei ist nicht alles schlecht, denn die schier massive Auswahl an Upsampling-Möglichkeiten von Nvidias DLSS 2 über AMDs FSR 2 bis hin zu Intels XeSS und dann noch eigenen Technologien der Unreal Engine 4 ist schier beeindruckend – für den Casual-Spieler eigentlich schon zu viel des Guten. Doch davon abgesehen fällt es schwer, noch etwas Positives zu finden. DLSS und FSR 2 hinterlassen von allen Technologien klar den besten Eindruck, beide Varianten haben verschiedene Vor- und Nachteile.

Die Performance des Spiels ist eine schiere Katastrophe. Anders lässt es sich nicht ausdrücken. Die „Grundperformance“ mag noch in Ordnung gehen, die eigentlichen Frameraten sind nicht so schlecht. Doch dass das Game es nicht schafft, selbst in Ultra HD eine schnelle Grafikkarte auszulasten, darf so einfach nicht sein.

Wird Raytracing aktiviert, sinken die FPS spürbar ab, großartig besser sieht Gotham Knights dann trotzdem nicht aus. Dafür ist das Spiel gänzlich mit einigen Grafikkarten überfordert. Ob Full HD oder Ultra HD, ob GeForce RTX 3080 oder GeForce RTX 4090: Irgendwie läuft alles gleich schnell.

Das Frame-Pacing funktioniert in der Open World überhaupt nicht

Der Tiefpunkt ist dann das Frame-Pacing, denn es ist völlig kaputt. Das Spiel hakt unabhängig von der Hardware oder Einstellung massiv – und zwar teils im Sekundentakt. Am klassischen Shader-Caching der Unreal Engine 4 liegt es nicht. Dort gibt es ein anderes grundlegendes Problem, das einen großen Einfluss auf die Spielbarkeit hat und sich aktuell nicht abstellen lässt. Spätestens so etwas darf es nicht geben.

Gotham Knights im Technik-Test

Dagegen sind die anderen Probleme zu vernachlässigen. Ein LOD, das gut sichtbar einen nicht gerade kleinen Teil der Bildgeometrie plötzlich ändert, immer mal wieder schwebende Autos, eine verrückt gewordene Physik, die Endlosschleife beim Laden eines Spielstandes und noch einiges anderes mehr ist gegenüber dem Frame-Pacing eine Kleinigkeit.

Von der PC-Version kann nur abgeraten werden

Nach Cyberpunk 2077 ist Gotham Knights die schlechteste PC-Version, die sich ComputerBase möglicherweise jemals angesehen hat. Und Cyberpunk 2077 hatte zumindest optisch viele Highlights, Gotham Knights dagegen – man muss es so sagen – gar nichts. Aktuell muss vom Kauf der PC-Version dringend abgeraten werden und es erscheint nicht gerade wahrscheinlich, dass all die massiven Probleme kurzfristig behoben werden können. Und wie man so liest, läuft die Konsolenversion trotz 30-FPS-Limit ebenfalls schlecht.

ComputerBase hat vom Publisher trotz Anfrage kein Exemplar von Gotham Knights erhalten, entsprechend hat sich die Redaktion das Spiel selbst gekauft. Es gab folglich kein NDA und keinen sonstigen Kontakt mit dem Publisher während des Testens.

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