Deepcool CH160 im Test: Auf den ersten Blick ein echter Mini-ITX-Tipp

Jan Wichmann
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Deepcool CH160 im Test: Auf den ersten Blick ein echter Mini-ITX-Tipp

Das Deepcool CH160 ist einer der wenigen ITX-Vertreter, der noch die Kombination aus waagerecht verbauter Grafikkarte und großem CPU-Tower-Kühler bietet. Mit einem Preis zwischen 60 und 70 Euro wird das kleine Gehäuse teilweise als Tipp gehandelt, doch tröstet der niedrige Preis im Test nicht über alle Makel hinweg.

Das Deepcool CH160 Mini-ITX-Gehäuse im Detail

Das Deepcool CH160 wurde im Frühjahr 2024 vorgestellt und ist bereits seit einiger Zeit in den Farben Schwarz und Weiß erhältlich. Jetzt folgt der Test, denn das Gehäuse weckt Interesse.

Während sich insbesondere im ITX-Segment zunehmend eines Zwei-Kammer-Aufbaus mit vertikalem Grafikkarteneinbau bedient wird, setzen wenige ITX-Gehäuse auf ein Ein-Kammer-Layout und ermöglichen so den Einbau großer Luftkühler. Neben dem bereits ausgelaufenen Cooler Master NR200 zählt auch das Deepcool CH160 zu dieser Kategorie. Überzeugen kann es am Ende aber nur bedingt.

Deepcool CH160
Produktgruppe Gehäuse, 13.11.2024
  • Verarbeitung
    ++
  • Funktionalität
    +
  • Raumaufteilung
    +
  • Temperaturen 5V/12V
    n/a / n/a
  • Lautstärke 5V/12V
    n/a / n/a
  • Gute Verarbeitungsqualität
  • Gute Materialqualität
  • Gute Kühlwerte
  • Geeignet für große Luftkühler
  • Netzteilanschlusskabel
  • schlechtes Kabelmanagement
  • Festplattenaufnahme in der Front
  • Gehäusepositionierung eingeschränkt
  • Staubfilterentnahme und -beschaffenheit

Das Deepcool CH160 schlägt aktuell im Preisvergleich in der Farbe Schwarz ab 60 Euro und in Weiß ab 60 Euro zu Buche. Um die Verfügbarkeit steht es derzeit schlecht. Dazu passt, dass der zur Gamescom 2024 vorgestellte Mesh-Ableger (CH 160 Mesh) noch gänzlich auf sich warten lässt.

Außen: auffällig

Äußerlich fällt das beinahe würfelförmige ITX-Gehäuse mit gleich mehreren Merkmalen auf. Deckel, Boden und Front sind mit kleinen Quadraten perforiert, die der Frischluftzufuhr dienen. Am Deckel sitzt zudem ein Tragegriff, sodass der knapp 19 Liter fassende Knirps unkompliziert transportiert werden kann. Sehr markant ist außerdem, dass das Gehäuse zur linken Gehäuseseite ausgerichtet ist. Hier sitzt nicht nur ein Seitenelement aus Glas, sondern auch das I/O-Panel.

Die Verarbeitungsqualität überrascht insbesondere in Anbetracht des ausgerufenen Preises. Das Deepcool CH160 ist sehr wertig verbaut. Sowohl Verarbeitungs- als auch Materialqualität stimmen absolut. Die Lochgitterelemente biegen so etwa erst bei sehr starker Druckausübung auf die Mitte ein. Das ansonsten schon beinahe makellose Äußere wird einzig vom oberen Tragegriff leicht befleckt. Der Griff ist schlicht gearbeitet und besteht aus Kunststoff. Da er ein wenig beweglich gelagert ist, klappert er beim bloßen Berühren etwas. Wird er nicht benötigt, kann er jedoch auch demontiert werden.

Innen: ohne Schnick-Schnack

Die Außenelemente des CH160 werden mittels Schrauben am Chassis befestigt. Abnehmen lassen sich die beiden Seitenteile, der Deckel und die I/O-Panel-Blende, nicht jedoch die Front. Ohne wirklich weitere Anbauteile lässt sich die äußere Gehäusequalität vollends auch auf das Innenleben projizieren. Auch hier lassen sich keinerlei scharfe Kanten oder schlechte Nietpunkte finden.

Die geräumige Hardware-Kammer des Deepcool CH160 bietet Luftkühlern mit einer Höhe von bis zu 172 mm Platz. Grafikkarten dürfen bis zu 305 mm lang sein. Das Netzteil sitzt beim CH160 entweder an der Front mit Ausrichtung nach rechts oder mit Ausrichtung in die Front. Es können sowohl SFX-, SFX-L- oder ATX-Modelle verbaut werden, wobei bei Verwendung von ATX-Stromgebern die maximale Grafikkartenlänge auf 230 mm sinkt.

Die übrige Ausstattung im Innern ist überaus sporadisch. Front, Deckel und Boden verfügen zwar über vollflächige Staubfilter, doch lassen sich diese bereits im leeren Gehäuse nur umständlich entnehmen. Die Filter müssen zur Entnahme an den Längsseiten aus ihren Verankerungen gebogen werden. Da sie außerdem nur an den Rändern mit dem Kunststoffrahmen verklebt sind, liegen sie nicht plan an und wellen sich.

Als einzig weiteres Bauteil befindet sich an der vorderen linken Chassisstrebe ein kleines Blech, das auf den ersten Blick keinen wirklichen Zweck erfüllt. Das kleine Bracket dient jedoch gleich drei Funktionen. Es nimmt entweder ein 3,5"-, ein 2,5"-Laufwerk oder einen 120-mm-Lüfter auf und das mit nur zwei Halteschrauben. Die Lösung wirkt äußerst lieblos und wie im Nachhinein nachträglich angeflanscht. Bei einem ITX-Gehäuse mit einem Bruttovolumen von rund 19 l lediglich eine Aufnahme zu bieten grenzt an Fehlplanung. Ungeachtet des 3,5"-Formats hätten zumindest hinter dem Mainboard-Träger weitere Aufnahmen Platz finden können, denn dieser Raum ist beim CH160 gänzlich ungenutzt.

DeepCool CH160 im Test: Liebloses Lüfter-Bracket

Einbau und Alltagserfahrungen

Beim Hardware-Einbau offenbaren sich gleich mehrere Punkte, die dem Deepcool CH160 ganz und gar nicht stehen. Als schon beinahe absolutes No-Go ist an erster Stelle die Verlängerung des Netzkabels zu nennen, die dieser Umsetzung bislang noch bei keinem anderen Gehäuse gesehen wurde. Ist das Netzteil im Gehäuseinnern anderswo platziert, wird zumeist mit einer internen Verlängerung gearbeitet, die am Gehäuseheck dann endet und eine Steckeraufnahme bietet. Nicht so beim Deepcool CH160 – hier wird dem Gehäuse ein kurzes Verlängerungskabel beigelegt. Am Heck ist eine kleine Aussparung, in die das Kabel dann gelegt wird. Die überstehende Verlängerung baumelt sodann äußerst unschön am Gehäuseheck. Wie schon das Festplatten-Bracket wirkt auch diese Lösung improvisiert und passt selbst nicht mal in das untere Preisbudget. Ebenso einfach ist auch die Gehäuseanleitung umgesetzt. Zwar gut bebildert, fehlen einige wichtige Punkte, die unerfahrene Nutzer zwingend benötigen. Zu der beigelegten Netzteilverlängerung, wo diese hingehört und wie sie verlegt wird, ist nichts dokumentiert. Auch die Entnahme der Staubfilter wird nicht erklärt.

DeepCool CH160 im Test: Am Heck baumeld das Stromlabel
DeepCool CH160 im Test: Am Heck baumeld das Stromlabel
DeepCool CH160 im Test: Schlechte Stromkabelumsetzung
DeepCool CH160 im Test: Schlechte Stromkabelumsetzung
DeepCool CH160 im Test: Schlechte Stromkabelumsetzung
DeepCool CH160 im Test: Schlechte Stromkabelumsetzung

Weniger in Richtung Fusch, doch dafür eine enorme Einschränkung ist die nach links gewandte Ausrichtung des Gehäuses. Das Deepcool CH160 muss zur Nutzung des I/O-Panels – also auch zum Starten des PCs – zwingend rechts vom Nutzer stehen. Versteckt man die Kabel am Heck wäre einzig noch die frontale Ausrichtung möglich. Die Seitenteile lassen sich zudem nicht gegenüberliegend anbringen.

DeepCool CH160 im Test: Seiten lassen sich nicht tauschen

Der reine Hardware-Einbau gelingt aufgrund der für ITX-Verhältnisse üppigen Hauptkammer merklich leicht. Beim Einsetzen einer AiO-Wasserkühlung im Deckel ist jedoch darauf zu achten, dass der etwaige Frontlüfter bereits zuvor montiert wird, da nachträglich nur wenig Platz für den Einbau ist.

Auch allgemein bedarf die Nutzung mitsamt AiO-Kühlung ein wenig mehr Aufmerksamkeit, da das Deepcool CH160 zwar innen äußerst viel Platz bietet, jedoch keinen müden Gedanken an Kabelmanagement verschwendet. Das Mehr an Kabeln, die mit einer AiO-Kühlung einhergehen, will verstaut werden. Das Testsystem benötigte überdies noch eine separate Lüftersteuerung und einen internen USB-Hub, was zu einem äußerst gestopften und unschönen Ergebnis führte. Einziger Platz um Kabel halbwegs ordentlich unterzubekommen ist vor der Grafikkarte, sofern dort denn Platz ist, oder am Boden.

Ein weiteres Problem zeigte sich unter Nutzung einer AiO-Kühlung im Deckel. Während der maximalen Lüfterdrehzahl kam es zu einer starken Geräuschentwicklung im Deckelbereich. Der verbaute Griff blockierte den Luftflow, sodass störende Zuggeräusche zu hören waren. Abgesehen davon, dass die maximale Lüftergeschwindigkeit wohl eher ein Einzelfall ist, hilft zumindest die Demontage des Griffs.

DeepCool CH160 im Test

Belüftungsoptionen

Die möglichen Lüfteroptionen des Deepcool CH160 sind schnell beschrieben. Das kleine ITX-Gehäuse nimmt einzig 120-mm-Lüfter auf. Neben dem optionalen Lüfterplatz in der Front, kann außerdem ein Lüfter am Heck und zwei im Deckel verbaut werden. Im Deckel kann somit ein 240-mm-Radiator verbaut werden, wobei je nach Ausrichtung entweder der Front- oder der Hecklüfter geopfert werden muss. Hinsichtlich der maximalen Höhe muss insbesondere auf die Arbeitsspeicherhöhe geachtet werden. Das im Test zum Einsatz kommende Radiatorgespann misst 52 mm und stellte kein Problem da.

Deepcool CH160
Mainboard-Format: Mini-ITX, Thin Mini-ITX
Chassis (L × B × H): 336 × 200 × 284 mm (19,08 Liter)
Seitenfenster
Material:
Kunststoff, Stahl, Glas
Variante
Kunststoff, Stahl
Nettogewicht: 3,30 kg
I/O-Ports / Sonstiges: 1 × USB 3.1 (USB 3.2 Gen 2) Type C, 2 × USB 3.0 (USB 3.2 Gen 1), HD-Audio
Einschübe: 1 × 3,5"/2,5" (intern)
Erweiterungsslots: 3
Lüfter: Front: 1 × 120 mm (optional)
Heck: 1 × 120 mm (optional)
Deckel: 2 × 120 mm (optional)
Staubfilter: Deckel, Front, Boden
Kompatibilität: CPU-Kühler: 172 mm
GPU: 305 mm
Netzteil: 140 mm
SFX-Formfaktor
Preis: ab 60 €

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