Loongson-CPU im Test: Benchmarks und Fazit
2/2Im Kurztest zeigt sich, dass die Leistung für einfache Office-Programme und Surfen vollkommen ausreichend ist. Darüber hinaus wird die geringe Leistungs- und Feature-Festigkeit der CPU aber schnell ersichtlich.
Streaming auf YouTube
Beim Streaming auf YouTube gibt es schon im „Alltag“ die ersten Probleme. Während 720p und 1080p die Systemgeschwindigkeit kaum beeinträchtigen, reagiert das System bei 1440p schon merklich langsamer, bei 1440p60 verschärft sich die Lage weiter. Der Grund: Die Hauptlast liegt hauf den CPU-Kernen und nicht der GPU, während moderne Prozessoren derartige Aufgaben über die Video-Engine der iGPU in Hardware abarbeiten.
MotionMark
Bei reinen Benchmarks wird die Auswahl schwierig, da nur wenige auch die MIPS-Architektur unterstützen. Auf der Webseite browserbenbch.org finden sich zumindest drei, die auf x86, Arm und MIPS laufen: MotionMark, JetStream 2 und speedometer 3.0.
Zum Vergleich wurden in diesem Fall ein Intel Core i3-N305 (8/8 Kerne/Threads) aus dem Jahr 2023 und ein inzwischen bereits sehr angestaubter Qualcomm Snapdragon 850 (4+4 Kerne) aus dem Jahr 2018 herangezogen, wie er in den damals von Microsoft und Qualcomm lancierten „Always Connected PCs“ zum Einsatz kam.
In den drei Benchmarks muss die chinesische Eigenproduktion selbst diesem alten Qualcomm-Prozessor den Vortritt lassen.
JetStream 2
speedometer 3.0
Packprogramm 7-Zip
Ein weiterer Benchmark, der lauffähig war, ist der im Packprogramm 7-Zip integrierte. Hier lässt sich auch ein Vergleich zu aktuellen High-End-CPUs ziehen.
Phoronix Test Suite
Weitere Benchmarks wurden von ComputerBase-Leser konkretor auf Basis der Phoronix Test Suite durchgeführt und lassen sich im entsprechenden Thread nachlesen. Dort finden sich auch die Ergebnisse im PDF-Format.
So, ich hab mal den CPU-Benchmark zum Laufen bekommen. Er hatte 6 Stunden vorgeschlagen, am Ende waren es dann über 13 Stunden, bis er fertig war.
konkretor
Fazit
Gleich vorweg: Nur wer Interesse daran hat, ein System weit abseits der Standardware einmal auszuprobieren, sollte den Kauf eines Mini-PCs mit Loongson-CPU in Erwägung ziehen – so wie ComputerBase-Leser konkretor. Hierzulande kauft man ansonsten weiterhin eindeutig eine der verfügbaren Alternativen von AMD, Intel, Apple oder Co.
Und auch für China scheint die Loongson-CPU derzeit noch eher eine Machbarkeitsstudie als ein vollwertiger Ersatz zu sein. Doch mit zunehmender Verbreitung sollte auch die Software-Basis besser ausfallen.
Windows ist und wird wohl weiterhin außen vor bleiben, aber auch bei Linux-Distributionen für MIPS-CPUs sieht es derzeit noch mau aus. Und trotzdem: Das System läuft und kann alltägliche Aufgaben bewerkstelligen – ohne Prozessoren oder Grafikkarten, ja sogar ohne Lizenzen aus „dem Westen“.
Denn während es der User bei „westlichen Systemen“ gewohnt ist, dass z.B. YouTube dank der Hardware-Decoder problemlos im Hintergrund laufen kann, wird in diesem Fall darüber hinaus noch viel Arbeit in Software auf die CPU-Kerne ausgelagert, was sich sofort in der Trägheit des Systems bemerkbar macht. Das Thema Spiele sollte man komplett links liegen lassen.
Für die anderen Aufgaben wie Surfen oder Dokumente verfassen ist die Leistung dagegen ausreichend und dank der mitgelieferten Programme mühelos auch nutzbar.
Durch die chinesische Brille ist die Unabhängigkeit von westlicher Technologie vorerst ohnehin das wichtigste Ziel, dem der Staat auch mit der Loongson-CPU ein Stück näher gerückt ist. Und sollte Loongson wirklich der nationale Lieferant für Schulen und/oder Behörden werden, dürfte sich die Software-Basis schnell merklich verbessern.
Der Preis
Preislich liegt das Gerät, mit Einfuhrzoll und Versandkosten bei ca. 400 €. In Deutschland erhältliche Geräte mit mindestens 16 GB RAM und einer 256 GB SSD oder mehr, liegen damit gleich auf oder höher. Hierbei sollte man aber nicht vergessen, das die Core i5 oder Ryzen 5 Prozessoren auch in einer anderen Leistungsliga angesiedelt sind.
Der ComputerBase-Autor hat sich den Morefine Mini-PC für diesen Test privat erworben.
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