Loongson-CPU im Test: Benchmarks und Fazit

 2/2
Andreas Merchel (+1)
77 Kommentare

Im Kurztest zeigt sich, dass die Leistung für einfache Office-Programme und Surfen vollkommen ausreichend ist. Darüber hinaus wird die geringe Leistungs- und Feature-Festigkeit der CPU aber schnell ersichtlich.

Streaming auf YouTube

Beim Streaming auf YouTube gibt es schon im „Alltag“ die ersten Probleme. Während 720p und 1080p die Systemgeschwindigkeit kaum beeinträchtigen, reagiert das System bei 1440p schon merklich langsamer, bei 1440p60 verschärft sich die Lage weiter. Der Grund: Die Hauptlast liegt hauf den CPU-Kernen und nicht der GPU, während moderne Prozessoren derartige Aufgaben über die Video-Engine der iGPU in Hardware abarbeiten.

MotionMark

Bei reinen Benchmarks wird die Auswahl schwierig, da nur wenige auch die MIPS-Architektur unterstützen. Auf der Webseite browserbenbch.org finden sich zumindest drei, die auf x86, Arm und MIPS laufen: MotionMark, JetStream 2 und speedometer 3.0.

Zum Vergleich wurden in diesem Fall ein Intel Core i3-N305 (8/8 Kerne/Threads) aus dem Jahr 2023 und ein inzwischen bereits sehr angestaubter Qualcomm Snapdragon 850 (4+4 Kerne) aus dem Jahr 2018 herangezogen, wie er in den damals von Microsoft und Qualcomm lancierten „Always Connected PCs“ zum Einsatz kam.

MotionMark auf der Loongson CPU
MotionMark auf der Loongson CPU
MotionMark auf dem Core i3 N305
MotionMark auf dem Core i3 N305
MotionMark auf dem Snapdragon 850
MotionMark auf dem Snapdragon 850

In den drei Benchmarks muss die chinesische Eigenproduktion selbst diesem alten Qualcomm-Prozessor den Vortritt lassen.

JetStream 2

JetStream2 auf der Loongson CPU
JetStream2 auf der Loongson CPU
JetStream2 auf dem Core i3 N305
JetStream2 auf dem Core i3 N305
JetStream2 auf dem Snapdragon 850
JetStream2 auf dem Snapdragon 850

speedometer 3.0

speedometer 3.0 auf der Loongson CPU
speedometer 3.0 auf der Loongson CPU
speedometer 3.0 auf dem Core i3 N305
speedometer 3.0 auf dem Core i3 N305
speedometer 3.0 auf dem Snapdragon 850
speedometer 3.0 auf dem Snapdragon 850

Packprogramm 7-Zip

Ein weiterer Benchmark, der lauffähig war, ist der im Packprogramm 7-Zip integrierte. Hier lässt sich auch ein Vergleich zu aktuellen High-End-CPUs ziehen.

7-Zip 22.01
7-Zip 22.01 – Dekromprimierung
    • AMD Ryzen 7 7950X, 6000CL30
      230 Watt, iGPU, DDR5-6000
      270.181
    • AMD Ryzen 7 7950X, 5200CL32 AiO
      230 Watt, iGPU, DDR5-5200
      268.757
    • AMD Ryzen 7 7950X, 5200CL32
      230 Watt, iGPU, DDR5-5200
      250.887
    • Intel Core i9-13900KS max
      max. W, UHD 770, DDR5-5600CL38
      228.946
    • Intel Core i9-13900K max
      max. W, UHD 770, DDR5-5600CL38
      227.112
    • Intel Core i9-13900K
      253 W, UHD 770, DDR5-5600CL38
      226.742
    • AMD Ryzen 9 5950X, 3200CL14
      142 W, w/o iGPU, DDR4-3200
      219.302
    • AMD Ryzen 9 7900X, 5200CL32
      230 Watt, iGPU, DDR5-5200
      203.500
    • AMD Ryzen 9 7900, 5200CL32
      88 Watt, iGPU, DDR5-5200
      184.194
    • AMD Ryzen 9 5900X, 3200CL14
      142 W, w/o iGPU, DDR4-3200
      170.988
    • Intel Core i7-13700K
      253 W, UHD 770, DDR5-5600CL38
      169.215
    • Intel Core i7-13700K max
      max. W, UHD 770, DDR5-5600CL38
      168.735
    • Intel Core i9-12900KS max
      max. W, UHD 770, DDR5-4800CL38
      153.012
    • Intel Core i9-12900K max
      max. W, UHD 770, DDR5-4800CL38
      143.821
    • AMD Ryzen 7 7700X, 6000CL30
      142 Watt, iGPU, DDR5-6000
      142.875
    • Intel Core i9-12900K
      241 W, UHD 770, DDR5-4800CL38
      142.244
    • AMD Ryzen 7 7700X, 5200CL32
      142 Watt, iGPU, DDR5-5200
      142.167
    • Intel Core i5-13600K
      181 W, UHD 770, DDR5-5600CL38
      132.229
    • AMD Ryzen 7 7700, 5200CL32
      88 Watt, iGPU, DDR5-5200
      130.214
    • AMD Ryzen 7 5800X, 3200CL14
      142 W, w/o iGPU, DDR4-3200
      119.438
    • Intel Core i7-12700K
      190 W, UHD 770, DDR5-4800CL38
      118.478
    • AMD Ryzen 7 5800X3D, 3200CL14
      142 W, w/o iGPU, DDR4-3200
      116.727
    • AMD Ryzen 7 5700X, 3200CL14
      76 W, w/o iGPU, DDR4-3200
      112.388
    • AMD Ryzen 5 7600X, 5200CL32
      142 Watt, iGPU, DDR5-5200
      108.971
    • Asus ROG Strix G15 (2021)
      Ryzen 9 5900HX, RX 6800M, Turbo
      104.845
    • Medion Erazer Major X10
      Core i7-12700H, Arc A730M, Turbo
      100.565
    • AMD Ryzen 5 7600, 5200CL32
      88 Watt, iGPU, DDR5-5200
      99.551
    • Asus ROG Zephyrus G14 (2022)
      Ryzen 9 6900HS, RX 6800S, Turbo
      99.263
    • AMD Ryzen 5 5600X, 3200CL14
      76 W, w/o iGPU, DDR4-3200
      90.016
    • Intel Core i5-12600K
      150 W, UHD 770, DDR5-4800CL38
      88.114
    • Intel Core i5-13400F
      148 W, UHD 770, DDR5-4800CL38
      87.355
    • AMD Ryzen 7 2700X
      142 W, w/o iGPU , DDR4-2933
      84.017
    • Asus Zenbook 13S (2022)
      Ryzen 7 6800U, 680M, Leistung
      80.662
    • Lenovo Yoga Slim 7
      Ryzen 7 4800U, Vega8, DDR4...
      77.569
    • Lenovo Yoga Slim 9i (2022)
      Core i7-1280P, Iris Xe, Leistung
      77.349
    • Lenovo ThinkPad Z13 G1
      Ryzen 5 6650U Pro, 660M, Leistung
      72.851
    • Intel Core i5-12500
      117 W, UHD 770, DDR5-4800CL38
      69.960
    • Intel Core i5-10600K
      182 W, iGPU, DDR4-2666
      61.374
    • Lenovo ThinkPad X13s
      Qualcomm Snapdragon 8cx Gen 3
      31.437
    • Loongson 3A6000
      Morefine Mini-PC
      20.655
      Version 24.05
Einheit: Punkte

Phoronix Test Suite

Weitere Benchmarks wurden von ComputerBase-Leser konkretor auf Basis der Phoronix Test Suite durchgeführt und lassen sich im entsprechenden Thread nachlesen. Dort finden sich auch die Ergebnisse im PDF-Format.

So, ich hab mal den CPU-Benchmark zum Laufen bekommen. Er hatte 6 Stunden vorgeschlagen, am Ende waren es dann über 13 Stunden, bis er fertig war.

konkretor

Fazit

Gleich vorweg: Nur wer Interesse daran hat, ein System weit abseits der Standardware einmal auszuprobieren, sollte den Kauf eines Mini-PCs mit Loongson-CPU in Erwägung ziehen – so wie ComputerBase-Leser konkretor. Hierzulande kauft man ansonsten weiterhin eindeutig eine der verfügbaren Alternativen von AMD, Intel, Apple oder Co.

Und auch für China scheint die Loongson-CPU derzeit noch eher eine Machbarkeitsstudie als ein vollwertiger Ersatz zu sein. Doch mit zunehmender Verbreitung sollte auch die Software-Basis besser ausfallen.

Windows ist und wird wohl weiterhin außen vor bleiben, aber auch bei Linux-Distributionen für MIPS-CPUs sieht es derzeit noch mau aus. Und trotzdem: Das System läuft und kann alltägliche Aufgaben bewerkstelligen – ohne Prozessoren oder Grafikkarten, ja sogar ohne Lizenzen aus „dem Westen“.

Denn während es der User bei „westlichen Systemen“ gewohnt ist, dass z.B. YouTube dank der Hardware-Decoder problemlos im Hintergrund laufen kann, wird in diesem Fall darüber hinaus noch viel Arbeit in Software auf die CPU-Kerne ausgelagert, was sich sofort in der Trägheit des Systems bemerkbar macht. Das Thema Spiele sollte man komplett links liegen lassen.

Für die anderen Aufgaben wie Surfen oder Dokumente verfassen ist die Leistung dagegen ausreichend und dank der mitgelieferten Programme mühelos auch nutzbar.

Durch die chinesische Brille ist die Unabhängigkeit von westlicher Technologie vorerst ohnehin das wichtigste Ziel, dem der Staat auch mit der Loongson-CPU ein Stück näher gerückt ist. Und sollte Loongson wirklich der nationale Lieferant für Schulen und/oder Behörden werden, dürfte sich die Software-Basis schnell merklich verbessern.

Der Preis

Preislich liegt das Gerät, mit Einfuhrzoll und Versandkosten bei ca. 400 €. In Deutschland erhältliche Geräte mit mindestens 16 GB RAM und einer 256 GB SSD oder mehr, liegen damit gleich auf oder höher. Hierbei sollte man aber nicht vergessen, das die Core i5 oder Ryzen 5 Prozessoren auch in einer anderen Leistungsliga angesiedelt sind.

Der ComputerBase-Autor hat sich den Morefine Mini-PC für diesen Test privat erworben.

Dieser Artikel war interessant, hilfreich oder beides? Die Redaktion freut sich über jede Unterstützung durch ComputerBase Pro und deaktivierte Werbeblocker. Mehr zum Thema Anzeigen auf ComputerBase.