Ugreen DXP4800 NAS im Test: SSD-Cache, Lautstärke, Leistungsaufnahme und Fazit
3/3SSD-Cache mit NVMe-SSDs
Auch das Ugreen NASync DXP4800 stellt sich dem Testparcours noch mal mit einem SSD-Cache aus zwei NVMe-SSDs.
Die M.2-Slots an der Unterseite des NAS können wie erwähnt zwei NVMe-SSDs im Formfaktor 2280 aufnehmen. Im Test kommen zwei Seagate IronWolf 510 mit 480 GB zum Einsatz. Sie werden als SSD-Cache im RAID 1 als Lese- und Schreibcache genutzt. Für einen Lese- und Schreibcache müssen die SSDs bei Ugreen wie auch bei Synology immer im RAID 1 betrieben werden.
Die IronWolf 510 mit 480 GB bietet 2.650 MB/s beim sequentiellen Lesen und 193.000 IOPS beim wahlfreien Lesen. Dabei setzt Seagate auf TLC-3D-NAND mit 3 Bit pro Speicherzelle. Das Modell ist auf 1 „Drive Write Per Day“ (DWPD) spezifiziert, womit der Hersteller garantiert, dass sich die SSD einmal am Tag über die vollständige Kapazität beschreiben lässt – und zwar über die gesamte Dauer der Garantie von fünf Jahren. Die SSD im M.2-2280-Formfaktor ist in Speicherkapazitäten von 240 GB bis 1,92 TB erhältlich.
Durch den SSD-Cache kann der Datenzugriff potentiell bei kleinen Dateien im wahlfreien Zugriff deutlich profitieren, da die Zugriffszeiten von SSDs viel geringer sind als die von HDDs und der Durchsatz höher ist. Im Alltag ist zudem wichtig, dass der Cache nur häufig genutzte Dateien vorhält, so dass eben lediglich sie von ihm profitieren. Dies kann sich dann aber auch bei der Nutzung von Containern oder vielen Apps auf dem NAS bemerkbar machen, wenn sie zu erhöhten Zugriffen auf die Laufwerke führen.
Zunächst wird der Effekt des SSD-Caches bei Anbindung des NAS über eine einzelne 2,5-Gigabit-Schnittstelle des DXP4800 getestet.
Kaum Auswirkung auf IOPS
Bei sequentiellen Übertragungen ist, wie zu erwarten, kein Unterschied zu verzeichnen, zumal selbst mit 2,5 GbE die Schnittstelle limitiert. Auch beim wahlfreien Lesen und wahlfreien Schreiben zeigt das DXP4800, dass vier schnelle HDDs im RADI5 hier durchaus performant agieren und sich weder der Einsatz eines SSD-Volumes noch des SSD-Caches signifikant auf die theoretischen Leistungswerte auswirken.
Dateitransfer mit SSD-Cache
Zusätzlich zu den IOPS hat ComputerBase einen Blick auf die Dateiübertragung mit SSD-Cache bei aktivierter und deaktivierter Verschlüsselung geworfen. Die Dateien werden, um vom SSD-Cache profitieren zu können, in mehreren Durchläufen gelesen und geschrieben, um auch im SSD-Cache zu liegen.
Bei realen Dateiübertragungen macht sich ein SSD-Cache insbesondere bei vielen kleinen Dateien, auf die häufig zugegriffen wird, positiv bemerkbar und kann dann die Leseleistung erheblich steigern.
Die Vorteile, die ein SSD-Cache bei der Latenz bietet und sich etwa bei der Nutzung von Apps oder Containern und VMs zeigen, lassen sich in derartigen Benchmarks nicht messen.
SSD-Cache beim Einsatz von Link-Aggregation
Auch die Tests mit aktivierter Link-Aggregation werden noch einmal mit aktiviertem SSD-Cache durchgeführt.
Auch beim Einsatz von Link-Aggregation hat der zusätzliche SSD-Cache bei einfachen, im Test mehrfach hintereinander ausgeführten Dateiübertragungen insbesondere beim Lesen einen erheblichen Einfluss und kann die Übertragungsgeschwindigkeit deutlich erhöhen. An die Werte, die mit einem SSD-Volume beim Lesen erzielt werden, reicht der Cache jedoch nicht ganz heran.
Lautstärke & Leistungsaufnahme
Der große 140-mm-Lüfter des Ugreen DXP4800 dreht im Leerlauf angenehm leise. Im Test ließ er sich auch nach einem ganzen Tag Last der vier 20-TB-HDDs nicht zu einer lauteren Drehzahl treiben. Ugreens Entscheidung, auf einen großen statt zwei kleinere Lüfter zu setzen, ist eine gute. Das NAS ist so nur rund 30 dB laut, häufig fällt das Messgerät sogar darunter und liegt außerhalb des messbaren Bereichs.
Bei Schreib- und Lesevorgängen hängt die Lautstärke des DXP4800 stark von den eingesetzten Festplatten ab. Das Aluminium-Gehäuse gibt laute Laufwerke ebenso laut wieder. Schreib- und Lesevorgänge der genutzten, nicht gerade leise agierenden 20-TB-Laufwerke sind jederzeit klar und deutlich zu hören. Wie bei den anderen NAS-Systemen beträgt die Lautstärke beim Einsatz von vier 20-TB-HDDs deshalb bei Schreibzugriffen über 36 dB.
Die Leistungsaufnahme des DXP4800 beläuft sich auf 17,2 Watt, wenn sich die vier 20-TB-Laufwerke im Ruhezustand befinden. Das ist durchaus viel, aber immer noch weniger als bei einer Synology DS923+. Ugreen arbeite an Verbesserungen in künftigen Updates.
Im Leerlauf erreicht das Ugreen DXP4800 mit vier installierten 20-TB-HDDs eine Leistungsaufnahme von 38,6 Watt. Zum Vergleich: Eine Synology DS423+ mit Intel-Celeron-Prozessor kommt auf 39 Watt, eine DS423 mit ARM-SoC auf 34,7 Watt.
Beim Schreiben auf die Laufwerke beträgt die Leistungsaufnahme des DXP4800 hingegen 54,6 Watt, womit das NAS auf dem Niveau einer Synology DS1621+ und DS923+ liegt.
Für die gebotene Leistung und die eingesetzte Hardware ist der Strombedarf des DXP4800 somit angemessen.
Preise im Vergleich
Die unverbindliche Preisempfehlung des Ugreen NASync DXP4800 beträgt 599,99 US-Dollar. Einen Preis in Euro hat das Unternehmen noch nicht kommuniziert, dieser wird erst später bekannt gegeben. Auf Kickstarter liegt der Super-Frühbucher-Preis bei 359 US-Dollar. Eine abschließende preisliche Beurteilung fällt deshalb schwer.
Für 360 US-Dollar konkurriert das DXP4800 mit einer ARM-SoC-basierten Synology DS423 (Test), die das Ugreen-NAS bei Hardware und Leistung deutlich in die Tasche steckt. Für 600 US-Dollar (ohne Steuern) liegt man hingegen preislich über einer Synology DS923+ (Test) mit AMD Ryzen R1600, die derzeit ab 599 Euro kostet. Diese bietet zwar auch keine 2,5-Gigabit-LAN-Anschlüsse, optional aber 10 GbE und ist dann aufgrund der ausgereiften Software von Synology, die aktuell weit mehr Möglichkeiten bietet, die bessere Wahl.
Fazit
Bei der Hardware liefert Ugreen schon mit der ersten NAS-Generation für den deutschen Markt exzellente Geräte. Verarbeitung, Haptik, Aufbau und auch die gebotene Anschlussvielfalt des DXP4800 sind hervorragend. Hier wird der Marktführer Synology direkt zum Start ausgestochen.
Bei der Software gilt dies allerdings in keiner Weise. Dabei fehlen nicht nur angekündigte Funktionen wie virtuelle Maschinen und Docker über das App Center, sondern auch obligatorische Möglichkeiten wie das Verschlüsseln von Daten auf dem NAS. Diese sollen zwar alle mit einem Software-Update nachgereicht werden – dass sie dann wie erhofft funktionieren, darauf muss der Käufer ein Stück weit wetten. Auch der HDMI-Anschluss ist ohne Video Center und VMs derzeit noch ohne Nutzen. Ugreen möchte Funktionen wie Docker und virtuelle Maschinen noch im April über das App Center auf den NAS bereitstellen, also noch bevor erste Käufer die Geräte bekommen, so dass diese Features von ihnen direkt genutzt werden können.
Insofern erhält man mit dem Ugreen NASync DXP4800 derzeit ein technisch hervorragend umgesetztes NAS, das schnelle Dateiübertragungen und aktuelle Hardware bietet, aber eben kein Rundum-sorglos-Paket darstellt, bei dem auch die Software schon auf dem Niveau ist, wie es die Marktführer und etablierten Hersteller bieten. Ergänzende Anwendungen für PC und Smartphones, mit denen sich automatisierte Backups umsetzen lassen, gibt es bislang ebenfalls nicht. Hier muss der Nutzer mit anderer Software und lokalen Freigaben arbeiten, um dieselbe Funktionalität zu gewährleisten. Genau dieses Rundum-sorglos-Paket ist es, was Synology bietet. Dafür erhalten Käufer beim Marktführer jedoch die schlechtere Hardware.
Für 360 US-Dollar über Kickstarter ist das DXP4800 jetzt trotzdem schon ein hervorragendes Angebot, wenn man entweder mit dem aktuell gebotenen Funktionsumfang zufrieden ist, ohnehin ein alternatives NAS-Betriebssystem installieren möchte oder aber Ugreen zutraut, auch in den nächsten Monaten die Software-Entwicklung konsequent weiterzuverfolgen. Das Potenzial, sich ein großes Stück vom NAS-Markt zu sichern, hat das Unternehmen. Der Betatest hat bereits in wenigen Wochen zu erheblichen Verbesserungen an der Software geführt. Nun gilt es, diesen Weg konsequent zu verfolgen und die versprochenen Funktionen auch zügig in hoher Qualität bereitzustellen. Aktuell sind die Ugreen-NAS in erster Linie ein Network Attached Storage, noch kein vollwertiger Network Attached Server.
Die Kickstarter-Kampagne der Ugreen-NAS startet heute ab 16 Uhr und läuft voraussichtlich bis zum 9. Mai.
- sehr hohe Übertragungsgeschwindigkeit
- 2,5-Gigabit-LAN (2x)
- leise
- hervorragende Verarbeitung
- M.2-Slots für SSD-Cache
- Btrfs-Unterstützung
- Link Aggregation
- einfaches RAM-Upgrade
- schnelles USB-A und USB-C
- SD-Card-Reader
- HDMI (noch ohne sinnvolle Funktion)
- App Center
- Leistungsaufnahme im Ruhezustand
- noch keine Verschlüsselung
- noch keine VMs und Docker
- Software noch in der Entwicklung
- wenig Zusatzpakete
- keine Backup-Apps für Smartphone und PC
Sobald verfügbar, plant ComputerBase, mit dem DXP6800 Pro ein weiteres NAS der neuen Modellreihe von Ugreen zu testen.
ComputerBase hat das NASync DXP4800 leihweise unter NDA von Ugreen zum Testen erhalten. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Test fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht. Die einzige Vorgabe war der frühestmögliche Veröffentlichungszeitpunkt.
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