Amazon Kindle Scribe (2024) im Test: Display und Quellenwahl

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Michael Schäfer
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Unverändertes Display

Auch das Display wurde vom Vorgänger übernommen und bleibt mit einer Auflösung von 1.860 × 2.480 Pixel bei einer Größe von 10,20 Zoll unverändert, gleiches gilt für die Carta-1200-Technologie von E-Ink. Auf eine Farbdarstellung müssen Käufer somit verzichten, die gibt es bei den Kindles bisher nur beim Colorsoft (Test).

Bei der Beleuchtung zeigt sich erneut die hohe Qualität der Kindle-Geräte, die mit einer maximalen Helligkeit von 122 cd/m² deutlich mehr Reserven als die Konkurrenz bietet. Auch hier bewegt sich der neue Scribe auf dem Niveau seiner Vorgängers. Obwohl die Leuchtkraft im Vergleich zu Tablets niedrig erscheint, benötigen E-Ink-Displays bei normalen Lichtverhältnissen keine zusätzliche Beleuchtung, da sich die elektronische Tinte hierbei wie echtes Papier verhält. Die Farbtemperatur verortet sich nun bei 6.300 K, wobei der geringe Unterschied nicht einmal im direkten Vergleich auffällt.

Helligkeitsverteilung des Kindle Scribe 2024 in cd/m²
123 120 126
117 121 123
121 122 127
Durchschnittshelligkeit: 122 cd/m²
Farbtemperatur: 6.300 Kelvin

Wie mittlerweile fast alle E-Book-Reader und E-Notes bietet auch der neue Scribe einen Blaulichtfilter, der bei Bedarf den blauen Lichtanteil durch zusätzliche LED reduziert. Hierbei reduziert sich die Farbtemperatur auf 2.650 K, die maximale Helligkeit bleibt mit 109 cd/m² nahezu unverändert. Die Ausleuchtung kann zudem auf Wunsch über den integrierten Helligkeitssensor automatisch an das Umgebungslicht angepasst werden.

Helligkeitsverteilung des Kindle Scribe in cd/m²
120 126 132
122 126 128
125 123 126
Durchschnittshelligkeit: 126 cd/m²
Farbtemperatur: 6.400 Kelvin

Nach wie vor eingeschränkte Quellenwahl

Auch wenn der Testkandidat aufgrund seiner vielseitigen Funktionen und insbesondere seiner Display-Größe für zahlreiche Formate geradezu prädestiniert wäre, bleibt die Quellen- und Formatunterstützung wie bei Amazon gewohnt stark eingeschränkt. Zwar integriert Amazon seine Geräte hervorragend in das eigene Ökosystem, sodass Nutzer ihre Inhalte auf jedem Gerät nahtlos an genau der Stelle weiterlesen können, an der sie zuvor aufgehört haben, doch lässt das Unternehmen den Nutzern außerhalb des eigenen Universums nur wenig Freiraum.

So werden nativ lediglich das hauseigene AZW-Format sowie einige wenige andere, mehr oder weniger offene Datei-Formate unterstützt – das weit verbreitete Epub-Format gehört weiterhin nicht dazu. Um dieses Format auf einem Kindle nutzen zu können, sind Umwege erforderlich. Nicht ganz so drastisch verhält es sich bei Dateien im PDF-Format. Diese können zwar nativ auf den Kindle dargestellt werden, dennoch sollten Nutzer hier keinerlei Zusatzfunktionen, wie sie unter anderem von den Readern von PocketBook bekannt sind, erwarten. Der Kindle stellt solche Dokumente dar, mehr aber auch nicht – nicht einmal eine Zuschneidefunktion wird geboten.

Die Übersichtsseite des Kindle Scribe (2024)
Die Übersichtsseite des Kindle Scribe (2024)

Die Anbindung des Readers an den Amazon-eigenen Shop ist vorbildlich, obwohl dies weniger der reinen Kundenfreundlichkeit dienen dürfte, sondern vielmehr dazu, den Kauf neuer Inhalte möglichst einfach zu gestalten – an dem Amazon eben auch verdient. Bereits erworbene Bücher oder freie E-Books können neben der Cloud zudem über die bekannte USB-Verbindung auf den Reader übertragen werden. Zusätzlich besteht die Möglichkeit, Inhalte über die Funktion „Send to Kindle“ direkt an den Reader zu senden. Dies ist auch der notwendige Weg, wenn digitale Bücher im Epub-Format ohne zusätzliche Umwandlungssoftware wie das frei verfügbare Calibre auf den Kindle gelangen sollen.

Sollten Dokumente jedoch durch Stifteingaben mit Notizen oder Vermerken versehen werden, führt kein Weg an einer Umwandlung über Amazon vorbei. Nur digitale Bücher, die direkt beim Online-Händler gekauft oder über dessen Server konvertiert wurden, können entsprechend genutzt werden. Auch dies hat sich nicht geändert.

Weitere Cloud-Dienste, wie etwa von Dropbox oder Nextcloud, werden vom System, anders wie beim Konkurrenten PocketBook, ebenfalls nicht unterstützt. Dennoch können Nutzer eines Kindle-Readers das Beste aus beiden Welten für sich nutzen. Online-Shops, die ihre digitalen Bücher üblicherweise ausschließlich im Epub-Format anbieten, nutzen meist ein weiches DRM. Dieses erlaubt eine Konvertierung in andere Formate und ermöglicht es somit, diese Bücher problemlos auch auf Kindle-Geräten zu lesen.

Die wesentlichen Unterschiede der Plattformen zeigen sich vor allem bei den verschiedenen Leihangeboten. So können Bücher, die über die Onleihe, den Verleihdienst öffentlicher Bibliotheken, bezogen werden, aufgrund der fehlenden Unterstützung für das dort verwendete Rechtemanagement nicht auf einem Kindle gelesen werden. Amazon bietet Prime-Mitgliedern zwar eine kleine Auswahl leihbarer Titel an, doch wer Zugriff auf eine größere Bandbreite an Büchern möchte, muss auf das kostenpflichtige Kindle Unlimited zurückgreifen, das zusätzliche monatliche Gebühren mit sich bringt. Im Gegensatz zur Onleihe sind hier aber Bestseller eher Mangelware und auch viele bekannte Verlage versagen Amazon nach wie vor ihre Veröffentlichungen für den Dienst.