Onyx Boox Go 10.3 im Test: Stifteingabe und Fazit

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Michael Schäfer
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Überzeugende Stiftunterstützung

Der Boox Go 10.3 von Onyx wird mit einem Stylus ausgeliefert, der über 4.096 Druckstufen verfügt und aufgrund seiner Größe und Form gut in der Hand liegt. Die raue Oberfläche des E-Book-Readers sorgt für ein angenehmes Schreibgefühl, das jedoch nicht ganz mit dem von normalem Papier vergleichbar ist. Dennoch vermittelt das Schreiben auf dem Go 10.3 ein realistischeres Gefühl als auf herkömmlichen Tablets. Die Latenz, also der Versatz zwischen der Stiftspitze und der Umsetzung auf dem Bildschirm, bleibt trotz des E-Ink-Panels dank der SNOW-Field-Technologie auf einem akzeptablen Niveau, wodurch eine Irritation des Nutzers vermieden wird.

Der Boox Go 10.3 vermittelt ein gutes Schreibgefühl
Der Boox Go 10.3 vermittelt ein gutes Schreibgefühl

Wie bereits bei anderen Modellen von Onyx bietet die Stiftunterstützung auch beim Go 10.3 eine Vielzahl unterstützender Funktionen. Nutzer können aus unterschiedlichen Vorlagen wählen, darunter blanko, liniert oder kariert, die viele Anwendungsszenarien abdecken. Hinzu kommen interessante Werkzeuge wie das automatische optimieren von verschiedener geometrischen Formen wie Kreise und Drei- oder Vierecke, indem deren Linien begradigt werden.

Der Funktionsumfang umfasst auch eine Texterkennung, die im Test sehr zuverlässig gearbeitet hat, wobei die Erkennungsgenauigkeit auch von der individuellen Schrift abhängig ist. Wird ein Wort einmal falsch oder undeutlich geschrieben, können diese unkompliziert durch ein Überkritzeln gelöscht werden.

Die Handschrifterkennung arbeitete im Test sehr zuverlässig
Die Handschrifterkennung arbeitete im Test sehr zuverlässig

Wer möchte, kann die Notizen auch um Bilder und sogar Tonaufnahmen erweitern, indem diese einfach an das Dokument angehängt werden. Die erstellten Notizen können anschließend in Bitmap-basierte oder vektorisierte PDF-Dateien sowie im PNG-Format oder im eigenen Onyx-Format exportiert werden.

Sollte der beschriebene Funktionsumfang einmal nicht ausreichen, ermöglicht die Anbindung an den Play Store den Zugriff auf zusätzliche Software, auch wenn diese nicht immer optimal mit dem E-Ink-Panel harmoniert.

Fazit

Der Go 10.3 ist bei weitem nicht perfekt, allerdings sind die wesentlichen Kritikpunkte je nach Nutzer unterschiedlich stark zu gewichten.

Die fehlende Vordergrundbeleuchtung ist dabei der am dicksten zu unterstreichende Faktor, denn bei einem vom Hersteller geforderten Preis von 420 Euro ist eine solche Funktion durchaus zu erwarten. Selbst reMarkable hat dies erkannt und bietet mit dem neu vorgestellten Paper Pro erstmals ein Modell mit Beleuchtung an.

Käufer des „nur“ 130 Euro teureren Note Air 3 C profitieren nicht nur von der Beleuchtung, sondern auch von einem Farb-Display.

Noch enger wird es für den Go 10.3, wenn auf das Note Air 3 (ohne Farbe) geschaut wird, für das Onyx 450 Euro verlangt. Dies dürfte für viele Käufer eine bessere Alternative darstellen, auch wenn die Auflösung bei diesem leicht geringer ausfällt.

Dieser Umstand ist bedauerlich, da der Go 10.3 in vielen Bereichen durchaus überzeugen kann: Die Verarbeitung ist hochwertig und das Gerät erweist sich als sehr robust, was es zu einem verlässlichen Begleiter hätte machen können. Auch die Darstellung der Inhalte ist durchweg positiv zu beurteilen, insbesondere wenn die eigene Reader-App verwendet wird. Bei anderen Anwendungen ist jedoch ein gewisses Finetuning erforderlich, wofür das System jedoch zahlreiche Anpassungsmöglichkeiten bietet.

Die Möglichkeit, Android-Apps aus dem Google Play Store sowie anderen Quellen zu installieren, bietet einen erheblichen Mehrwert, insbesondere hinsichtlich alternativer Leseprogramme. Die Anpassung der Invertierung der Bildpunkte an die Anzahl der Berührungen auf dem Bildschirm kann dabei Ghosting, das je nach Inhalt weiterhin auftreten kann, spürbar reduzieren und den Lese- sowie Nutzerkomfort in solchen Fällen verbessern. Anwendungen, die eine hohe Aktualisierungsrate erfordern, machen auf E-Ink-Panels jedoch nach wie vor keinen Spaß – da bildet auch der Testkandidat keine Ausnahme.

Onyx Boox Go 10.3 im Test

Auch die Stiftunterstützung leistet sich kaum Kritikpunkte und ist für reine Notizen mehr als ausreichend. Dabei wird der Nutzer durch zahlreiche Werkzeuge in seiner Arbeit unterstützt, darunter Hilfsmittel zum Begradigen von geometrischen Figuren, eine Texterkennung, das einfachen Löschen von gerade geschriebenen Inhalten oder das Anhängen von Bildern und Audio-Dateien.

In Bezug auf die Hardware hätte Onyx jedoch großzügiger agieren können. Der verbaute Snapdragon 665 ist mittlerweile veraltet und obwohl der Speicher mit 64 GB als ausreichend anzusehen ist, wäre eine größere Kapazität aufgrund der fehlenden Unterstützung für Speicherkarten wünschenswert gewesen. Das bereits ältere Android 12 dürfte ebenfalls auf den Prozessor zurückzuführen sein und es bleibt abzuwarten, ob Onyx in Zukunft noch Sicherheitsupdates bereitstellen wird, insbesondere im Hinblick auf die bisherigen Veröffentlichungen.

Wer jedoch auch ohne eine integrierte Vordergrundbeleuchtung auskommen kann, erhält mit dem Go 10.3 einen in vielen Bereichen überzeugenden Begleiter, egal ob als reiner E-Book-Reader oder digitalen Notizblock.

Onyx Boox Go 10.3
Produktgruppe E-Book-Reader, 13.09.2024
  • Darstellung
    O
  • Bedienung
    +
  • Verarbeitung
    ++
  • sehr gute Verarbeitung
  • hohe Auflösung
  • großes Display
  • Android- und Play-Store-Unterstützung
  • viele sinnvolle Funktionen bereits integriert
  • gute Stiftunterstützung
  • Viele Optimierungen für E-Ink in Bezug auf externe Applikationen
  • keine Vordergrundbeleuchtung
  • mit Android 12 veraltetes OS
  • teilweise schlechte Übersetzung der Menüpunkte erneut vom Vorgänger übernommen

ComputerBase hat den Boox Go 10.3 leihweise von Onyx zum Testen erhalten. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht. Es gab kein NDA.

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