Viel zu viel Halbwissen hier auf was es bei einem Audiorechner wirklich ankommt...
Ehrlich gesagt finde ich es zum Kotzen, dass man sich immer rechtfertigen muss wenn man mehr als 8GB RAM benötigt, tw. bei CPUs das selbe. Gönnt den anderen doch einfach ihr leistungsfähiges System. Geiz ist nicht geil
Also fangen wir mal an, zuerst solltest du dir Gedanken über deine Anforderungen und Arbeitsweise machen:
- Mit welchen Latenzen willst du arbeiten? Bist du beim Einspielen über Keyboard für hohe Latenzen empfindlich und willst du sogar das Monitoring über deine DAW-Software laufen lassen? Die wichtigste Komponente die für die Performance entscheidend ist, ist dein Audiointerface. Also welches hast du? Dann kommt es darauf an, dass das Mainboard kein verbuggtes BIOS hat und die darauf verbauten Komponenten sauber programmierte Treiber/Firmwares haben. Zu dem von dir ins Auge gefassten Board habe ich diesbezüglich keine allzu guten Nachrichten - mehr dazu später.
Danach spielt erst die eigentliche Performance der CPU eine Rolle.
- Wie groß sind deine Projekte, mischt und produzierst du komplett in the Box, mit welcher Samplerate arbeitest du, setzt du extrem leistungsfordernde oder sehr viele VSTs ein, benutzt du viele VSTs die Samples abspielen und vor allem wie denkst du dass sich deine Arbeitsweise in Zukunft entwickeln wird? Um es mal einschätzen zu können, was hattest du vorher für ein System und an welchen Stellen reicht es dir nicht mehr?
Generell kann man sagen, dass je niedriger die geforderte Latenz ist, umso höher die Belastung und umso mehr sollte man auf die CPU wert legen. Das gleiche gilt natürlich auch wenn du mit hoher Samplerate produzierst, usw. Man sollte hier nicht an der CPU sparen und muß den Aufpreis für eine schnellere CPU (+evtl. anderes Board/RAM/Kühler) im Verhältnis zum Preis des Gesamtsystems sehen, genau genommen sogar inkl. der Investitionen ins Audiointerface und die Software. Erst dann ergibt sich im Produktiveinsatz das wahre Preisleistungsverhältnis. Leider kann man gegenwärtig alle CPUs von AMD knicken (ausser in extremen Low-Budget-Systemen), gerade bei niedrigen Latenzen verlieren sie - aus welchen Gründen auch immer - um Längen deutlicher, als sie es schon in den üblichen (Spiele-)Benchmarks tun. Dazu die hohe Leistungsaufnahme, was im Audiorechner zusätzliche Investitionen in Gehäuse und Kühlung bedeutet um das System leise zu bekommen. Mit anderen Worten: Finger weg von AMD! Den Xeon 1245v3 oder auch den Xeon 1230v3 + GK halte ich für eine gute Wahl wenn du nicht ans Übertakten ran willst - wovon ich jetzt mal ausgehe. Die meisten DAWs und VSTs profitieren gut von Hyperthreading.
Wenn du viele VSTs verwendest, die Samples abspielen ist auch schneller RAM wichtig. Von daher solltest du 1600Mhz mit nicht allzu niedrigen Latenzen nehmen, der Presiunterschied zu 1333MHz RAM beläuft sich wenn überhaupt auf wenige Euro.
Ob 8GB ausreichen oder sogar 16GB knapp werden, hängt auch wieder von deiner Arbeitsweise bzw. den eingesetzten VSTs ab. Hochwertige Sample Libraries können Unmengen RAM brauchen. Wenn du nur mit Audiospuren, Effektplugins und VST-Instrumenten ohne Samples arbeitest können im Prinzip auch 4GB ausreichen solange du nicht nebenher andere Anwendungen laufen läßt.
Zu einem späteren Zeitpunkt RAM nachrüsten sehe ich kritisch, da das von dir favorisierte Board nur zwei RAM-Steckplätze hat und du somit den kompletten RAM tauschen müsstest und weil derzeit die RAM-Preise nach oben tendieren. In weniger als einem Jahr beginnt der Umstieg auf DDR4-RAM und spätestens ein weiteres Jahr danach wird DDR3 nicht mehr der Massenstandard sein, was bedeutet, dass er sehr teuer wird und du unnötig draufzahlst.
Mach dir also Gedanken über deine zukünftige Arbeitsweise - bei mir war das der Grund gleich auf 64GB zu gehen (OK Geld hat da jetzt nicht so die Rolle gespielt und mußte eh vor der Steuer weginvestiert werden
)
Wenn du viel mit Samples arbeitest bzw. samplebasierten VST-Instrumenten, macht es Sinn diese auf die SSD zu verlagern. Es macht einen riesigen Unterschied (sowohl für Kreativität und Produktivität) ob du beim Durchsteppen von Sounds 10 Sekunden oder 1-2 Sekunden warten mußt. Das sind durchaus Werte, die ich aus der Praxis bestätigen kann. Von daher rechne mal durch, wie groß deine Sample-Libraries sind und ob die 250GB ausreichen. Die 130€ Aufpreis für eine 500GB SSD sind evtl. gut angelegt. Wenn du die Kapazität erst in der Zukunft brauchst, empfehle ich hier Nachrüsten. Die Preise tendieren deutlich nach unten.
Zum Mainboard: Darf ich fragen warum du es ausgewählt hast? Falls du in den PCI-Slots ein Audiointerface betreiben willst, muß ich dich enttäuschen. Die Slots sind über eine ASMedia 1083 Bridge angebunden - die ist nicht gerade für gute Performance bekannt. Wenn ich von
Interruptproblemen mit diesem Chip lese, würde das Board für mich von vorneherein aussscheiden. Die Gefahr ist groß, dass das Problem nicht oder nur halbherzig beseitigt wurde.
Leider habe ich nach wie vor nicht allzuviele Empfehlungen bezüglich Boards für Audiorechner parat. Das in meinem System verbaute X79 Deluxe liefert eine Top Performance - man muß dafür aber etwas Hand anlegen und ich glaube jetzt auch nicht, dass du ein Sockel 2011 System für 1500-2000€ aufbauen willst. Ansonsten kenne ich persönlich nur noch das
Asus Z87-A , was auf jeden Fall eine saubere Audioperformance ermöglicht. Klar es ist natürlich teurer, größer, hat mehr Features und es ist eigentlich ein Overclocking-Board. Andere Asus-Boards aus der gleichen Serie müssen deshalb aber nicht zwangsläufig ohne Probleme sein. Du müsstest also in diese Richtung selber recherchieren und evtl. mal einen Thread zur Mainboardsuche bei
gearslutz,
kvraudio oder
recording.de starten bzw. dort schauen mit was die Leute so arbeiten. Auf jeden Fall würde ich die Finger von Boards mit gebridgten PCI-Slots lassen.
Du hattest noch wegen dem Lüfter gefragt. Ich kann dir den von mir ebenfalls verwendeten Noctua NH-D14 nur 'wärmstens' empfehlen. Der ist jetzt nich wesentlich teurer als der von dir ausgewählte NH-L12, hält selbst meinen übertakteten 4930k unter Belastung auf vertretbaren Temperaturen unter 80° und bleibt dabei auf einem aufnahmetauglichen Geräuschpegel. Für den Xeon tut es aber auch ein
Thermalright Macho. Beide müssten gerade so mit 160mm und 162mm Höhe in das Gehäuse reinpassen, welches Kühler bis 165mm erlaubt.
Es sind natürlich keine Topblower - aber muß es unbedingt ein solcher sein?
Wie bist du mit deinem Seasonic Netzteil zufrieden. Wenn es für dich nicht zu laut ist, kannst du es lassen. Evtl. funktionieren die erweiterten C-States beim Haswell nicht, was aber nicht schlimm ist. Da müsstest du beim Audiorechner sowieso erst schauen ob die keine Probleme machen
Bei mir ist in dieser Richtung alles deaktiviert, also immer Vollgas - dafür hat er auch nen Idle-Verbrauch im Multimonitor-Betrieb von 140W. Wobei es hängen auch noch alle möglichen USB-Geräte mit dran, genauso wie die Audiointerfaces. Alleine das Multiface wird schon am gesamten Gehäuse mehr als handwarm. Festplatten laufen natürlich nicht permanent.
So ich hoffe mit diesem recht umfangreichen Post etwas weitergeholfen zu haben. Grüsse