m4rci schrieb:
Ich bin zwar auch kein Epic Store Nutzer und mittlerweile habe ich resigniert.
Allerdings ist es doch ziemlich blauäugig anderen Firmen ein Monopol vorzuwerfen (wohlgemerkt: die ihre eigene Infrastruktur haben) und dann Epic lobpreisen obwohl sie genau das versuchen, Monopolist zu werden (Exklusiv Deals).
Bei deinem Beispiel ging es auch darum das Epic versucht hat Ingame Käufe außerhalb von Apple zu tätigen, was ganz klar gegen deren Nutzungsbedingungen verstößt.
Epic kann nicht Monopolist werden, da es bereits mehrere Plattformen wie Steam, Uplay etc für Spiele auf PCs gibt. Sie versuchen sich einen respektablen Marktanteil zu erkämpfen.
Exklusiv-Deals muss man sich auch genau anschauen: Wenn Epic Spiele selbst publisht, können sie halt die eigenen Spiele exklusiv bei sich anbieten. Half-Life etc gibt es auch exklusiv bei Steam und sonst nirgendwo. Ist Valve damit Monopolist? Was dieses Spiel angeht, ja. Was die Plattform PC allgemein angeht, nein.
Der Hersteller/Urheberrechtsinhaber ist so gesehen
immer Monopolist für das eigene Produkt (solange ein Patent, das Urheberrecht o.ä. es schützt). Aber das gilt halt nicht für den Vertrieb.
Alle anderen Publisher können sich entscheiden: Gehe ich
nur zu Steam,
nur zu Epic,
nur zu GOG oder vllt zu mehreren bzw. all diesen Shops gleichzeitig. Wichtig ist, dass der
Anbieter des Produkts mehr als einen möglichen Vertriebsweg hat. Dann kann keine Plattform die Gebühren auf 50%+ hochdrehen, weil die Publisher/Studios dann halt zur Konkurrenz gehen würden.
Wenn Epic unter diesen Voraussetzungen Exklusivdeals bekommt, dann muss der Publisher darin einen Vorteil sehen - trotz der Ablehnung des Epic Stores in der Community. Z.B. weil Epic
so viel niedrigere Gebühren verlangt, dass trotzdem ein Umsatzplus im Vergleich zu Steam heraus kommt. (Oder der Publisher mehr Geld von Epic bekommt, als er an Verkaufsumsatz verliert.)
Der essenzielle Unterschied bei Apple ist, dass
kein Softwarehersteller irgendeine App auf ein Apple-Gerät bekommt, wenn nicht durch den App Store. Selbst wenn ein Entwickler bereit wäre, eigene Downloadserver, eine eigene Shop-App, eigene Bezahlverfahren etc zu bauen und die Kosten zu tragen, ist der
einzige Weg auf diese Geräte mit Signatur von Apple und durch den App Store. Deswegen ist Apple was das Anbieten von Apps auf den iOS-Geräten angeht, ein echter Monopolist. Es gibt
keine Alternative dazu.
Weder für die Entwickler,
noch für die Nutzer/Kunden.
Dementsprechend könnte Apple
alles in seine Bedingungen schreiben und die Leute müssten es schlucken - oder die Software gar nicht anbieten / das Gerät gar nicht nutzen. Wie jetzt bei Epic.
Das ist, als würdest du einen BMW kaufen und damit akzeptieren: Es funktionieren
nur Reifen von BMW,
nur Benzin von BMW,
nur Kindersitze von BMW und
nur Lufterfrischer von BMW. Würde sich das der Kunde gefallen lassen?
Tatsächlich gibt es aber sogar zentrale Technikbauteile (Stoßdämper, Bremsen, Querlenker etc. pp.) in Originalqualität von alternativen Anbietern.
Und das ist auch der Unterschied zu Android: Dir gefallen die Konditionen von Google im Play Store nicht? Dann stell eigene Server hin, stell den Nutzern Anleitungen zum Installieren von Drittanbieter-Apps bereit (mit dem Risiko verringerter Sicherheit) oder geh zu einem der "freien" App-Shops.
Hier
hat der Entwickler die Wahl zwischen Google-Shop, Konkurrenten oder self-hosted. Und - wenn ein Entwickler mehrere Vertriebskanäle wählt - hat auch der Nutzer die Wahl, wo er kauft.
Beispiel Threema als sicherer Messenger: Bei Apple bleibt dir wieder nur der App Store.
Bei Android kannst du die App im Play Store erwerben, oder direkt beim Hersteller Threema im Multipack (kannst die App damit auch viel einfacher an andere Personen verschenken, da du nicht Guthaben im Playstore für deren Account verschenken musst). siehe
hier und
hier
Du musst noch nicht mal ein Google-Konto haben, sondern kannst ein Android komplett ohne Google mit Threema betreiben. (Relevant wenn z.B. jemand mit GrapheneOS ein sicheres Smartphone baut. Da gibt es keine Google Apps!)
Ich mag den Epic Store auch nicht (viel zu viele Features fehlen, die Chinesen stecken mir zu tief bei Epic drin etc), aber zumindest das Geschäftsmodell des Stores ist aktuell vollkommen legitim. (Wie sich manche aufregen/aufgeregt haben, weil Epic Games
verschenkt)
Das Ganze erinnert mich an 2004, als Valve Steam zusammen mit Half-Life 2 verpflichtend machte und damit die Zeit der digitalen Aktivierung einläutete. Meine Güte, wie Valve teilweise als Anti-Christ dargestellt wurde. "Was ist wenn Valve pleite geht?", "Was ist wenn ich Spiele weiter verkaufen will?", "Was ist, wenn mich Valve sperrt?"
Alles damals (und heute) legitime Einwände. Trotzdem hat sich jedermann daran gewöhnt und heute ist Steam "der heilige Gral" der Distributionsplattformen...