trialgod schrieb:
AI/ML Entwickler sind keine Programmierer.
Das ist im weiteren Sinne richtig, unter
Programmierer wird ja auch allerlei zusammengefasst, häufig ohne präzise Definition und dementsprechend fallen darunter i.d.R. auch (gar) nicht spezialisierte Kräfte bis hin zu den hier erwähnten "Code Monkeys".
Nichtsdestoweniger gibt es dort durchaus unterschiedliche Lager. Data
Scientist und Dergleichen, die rein für Analyse, Forschung, ... angestellt sind fallen ganz sicher unter deine Beschreibung:
trialgod schrieb:
Code, den ich bisher von entsprechend ausgebildeten Leuten gesehen habe, hat bei mir einen Neuroseschub ausgelöst
...was aber auch daran liegt, dass dieses Klientel nie in Softwarearchitektur ausgebildet worden ist und sich die allermeiste Zeit rein auf der wissenschaftlich/mathematischen Seite aufhält.
Demgegenüber gibt es aber durchaus ähnlich viele Stellen mit Wortneuschöpfungen wie bei mir - "AI Expert" - die die Forschungskomponente suchen, gleichzeitig aber auch ein software engineering Profil möchten. Natürlich ist das seltenst ein wirklich praktisch ausgebildeter Backend-/Fullstack-/DB-/...-Engineer o.Ä., aber zumindest ein gewisses Softwarearchitekturprofil muss schon vorhanden sein.
Obgleich ich sehr an der Forschung hänge, mag ich Forschung+Entwicklung am liebsten. Dann verschwinden meine Werke nämlich nicht in der Schublade, sondern ich setze sie auch real in Prototypen um.
Bei mir persönlich war das z.B. im Bachelor mehrere Softwarearchitektur-Module (also Softwarekonzepte, OOP, Design Patterns usw.) + ein paar spezialisierte Einheiten im Master zu Data-Driven-Design, Logikprogrammierung, Funktionaler Programmierung usw.
Im Verlauf des Studium hab ich dann damals noch an OpenSource-Werken bei GitHub mitgewirkt und bin mitlerweile bei Stackoverflow unter den Top 30.000 weltweit. Wobei ich mich, entsprechend meiner AI Spezialisierung, nur auf Python, C/C++ und Go (in der Reihenfolge) konzentriere.
Python für die komplette Forschung+Entwicklung, C/C++ für neue Module/APIs, die man aus Python verwendet und Go dann für die Microservices von fertigen Prototypen.
Derartige CVs sind in dem Feld auch nicht so unüblich.
Nach diesem tl;dr kann man also...
trialgod schrieb:
Du bist ziemlich auf das was du kennst und für komplex befindest festgefahren. Und diese Dinge erfordern wahrscheinlich sehr viel Ausbildung in Mathematik.
...sicher behaupten. Ich habe aber durchaus auch früher als Webdesigner gejobbt, danach recht viel DB Zeug und bis in die ersten Semester meines Bachelors damals auch noch typische Java-Business-Applikationen. Ich sehe also genauso sicher nicht ausschließlich meinen Tellerrand.
Warum ich den "Stack" Robotik, AI, Algorithmen, ... also häufig bemühe, liegt einfach nur daran, weil ich da jetzt über die meiste und aktuellste Expertise verfüge.
Warum ich damit generell ankomme, sind solche Posts:
Cokocool schrieb:
Der durchschnittliche Informatik-Absolvent will einfach nur als Codemonkey arbeiten um Geld zu verdienen.
Mextli schrieb:
Ein Bootcamp produziert keine Führungskräfte, keine Seniors, kein AI/ML Freaks, sondern lediglich 'Code Monkeys'. So what?
Mextli schrieb:
Großteil der Uni Absolventen macht später auch nicht wirklich anspruchvollere Sachen
Die sprießen doch in jedem Forum wie Pilze aus dem Boden. Grundsätzlich natürlich deshalb, weil sie
wahr sind.
Ich
persönlich allerdings finde es wichtig, zu erwähnen, dass dieses...
"
aus dem Studium brauchst du 90% der Inhalte im Job später eh nicht"
...wirklich daran liegt, dass bei diesen Betrachtungen eben - grob pauschalisiert - die "schlechtere Hälfte" der Studenten als Argumentationsgrundlage dient.
Die, die andere Präferenzen, unzureichende Fähigkeiten oder schlicht keine Lust hatten, um sich entsprechend zu spezialisieren und dann später dementsprechend "fachfremd" arbeiten.
Ich sage nicht, dass das
in irgendeiner Art und Weise schlecht ist. Ich meinte selbst ja schon, dass es diese Leute genauso braucht wie die Spezialisten.
D.h. Derartiges...
Mextli schrieb:
Wie sich einige hier gleich wieder angep***t fühlen, daß ihre elitäre Uni Ausbildung auch nur in die Nähe eines Bootcamps gerückt wird.
...weise ich entschieden zurück.
Meiner Meinung nach ist es eben
einfach nur für einen differenzierten Gesamtüberblick wichtig auch anzuerkennen, dass es durchaus noch die - erneut grob pauschalisiert - "obere Hälfte" der Absolventen gibt -> ein (Uni-)Studium dient nicht dazu, hinterher normale Entwicklungsaufgaben zu machen. Die Ausbildungsabsicht ist die Grundlage für eine Spezialisierung zu schaffen (Kryptographie, Robotik, AI, verteilte Systeme, HPC, ...).
Wenn man diese Debatte nicht führt, dann mündet das schnell in deiner Aussage:
trialgod schrieb:
Eine Passion entwickelt man selten in gesetztem Alter mit $ in den Augen (Achtung überspitzt).
Und das nicht ausschließlich in gesetztem Alter. Ich habe genug Leute an der Uni ausgebildet, die da auch nur saßen, weil sie in Statistiken für Uni-Absolventen hohe Zahlen gesehen haben. Mangels Passion werden die sich i.d.R. aber nie weit genug spezialisieren, um diese Zahlen auch zu erreichen.
Im Grunde ein nie endendes TL;DR dafür, dass auf praktischem Level - ich kenne z.B. einen DB-Engineer in der AWS Cloud in Frankfurt mit bald 10 Jahren Erfahrung (Ausgebildeter, der aber auf meiner Gehaltsklasse rangiert) - oder theoretischem Level (eben z.B. meine AI-Schiene) man einfach im Hinterkopf haben muss, dass hinter den hohen Zahlen sehr häufig BE oder akademische Laufbahnen mit etlichen Jahren stecken und man da nicht "mal eben so" rankommt.