sweber schrieb:
Natürlich kann man, und ich sehe durchaus auch valide Argumente dafür; allerdings kommt es ebenso auch häufig vor, dass solche Beschwerden von Neid geprägt sind und auf der Sachebene eher an der Oberfläche kratzen.
Das Pendel schwingt aber in beide Richtungen: Das alte Argument von "wer sich anstrengt, der schafft auch was", ist zunehmend in Bedrängnis. So ziemlich alle Industrien investieren in Automatisierung, und Berufe in den übrig-bleibenden Berufen sind anspruchsvoll. Und jetzt die "tiefe" Tatsache, dass rund die Hälfte der Bevölkerung einen IQ unter 100 besitzt, und eben
nicht mal eben Programmierer werden kann.
Ich finde schon, dass man das Thema auch abseits eigener (sicherlich mit-einspielender) Neidgedanken aus gesellschaftlicher Sicht angehen muss - weil es sonst mittel- bis langfristig zu Problemen führt.
sweber schrieb:
Ich bin selbst nicht gegen Überlegungen in diese Richtung, aber man muss sich bewusst bleiben, dass unter Umverteilung und Regulierung immer persönliche Freiheiten (und dazu zählen geschäftliche Freiheiten) leiden werden. Und deswegen reagiere ich skeptisch, wenn manche Leute allzu laut danach rufen.
Das Thema "Umverteilung" ist unglaublich schwierig, und ich habe auch keine Lösung dafür. Es ist aber nicht abzustreiten, dass das Kapital immer nach oben fließt, und dass in der jetzigen Wirtschaftsform Konsolidierung und Konzentration zu erwartende Phänomene sind - ob nun bei Unternehmen oder bei Privatpersonen. Was genau man tun soll weiß ich nicht, aber einfach weiter laufen lassen finde ich irgendwo schlimmer.
sweber schrieb:
Ich persönlich finde übrigens, dass man Verteilungsprobleme wesentlich eleganter über eine 100%-ige Erschaftssteuer (Ausnahmen für kleinere Beträge / Gegenstände mit sentimentalem Wert kann es geben) lösen könnte:
Das ist im Gedanken super, in der Praxis wäre es aber wohl genau das Gegenteil: Eltern sterben ja nicht bei Geburt, sondern (bestenfalls) wenn das Kind erwachsen ist. Da hat Justus schon ein paar Millionen auf dem Konto und alle nötigen Kontakte, während eine Mittelstands-Familie bei Tod das eine Familien-Haus an den Staat verliert.
sweber schrieb:
Jedem die Freiheit, durch eigene Leistung, Erfindertum, Geschäftssinn zu Lebzeiten durch legitime Geschäfte Geld zu machen - aber nicht, es auf Generationen anzuhäufen.
Aber auch hier: Die Beispiele mit dem innovativem Gründer und dem glücklichen Autor funktionieren nur, weil eine (große!) Riege Menschen in Beschäftigung ist. Ein Selbstständiger (ohne
Angestellte) baut keine Wohnhäuser. Kein Selbstständiger baut Computer oder Smartphones. Kein ach-so tolles Start-Up hat irgendeinen Erfolg, ohne sich darauf verlassen zu können, dass Arbeitnehmer existieren. Die Möglichkeit für solchen Individualismus ist überhaupt erst durch Arbeitnehmer gegeben, eine Welt nur mit Selbstständigen wäre maximal auf dem Stand des Mittelalters möglich.
Ich predige hier auch auf keinen Fall Kommunismus - ich meine nur, dass es irgendwo eine Obergrenze geben sollte, was ein einzelner Mensch besitzen können sollte. Ob nun die Zahl 1, 10, 100 Millionen sein sollte; Kein Plan. Aber sicherlich nicht 200 Milliarden.
sweber schrieb:
Gleichzeitig kann so eine exzellente Ausbildung und somit so etwas in die Richtung einer Chancengleichheit für alle gesichert werden.
Deutschland gibt für seine Gesamtheit an Hochschulen und Universitäten "nur" 60 Milliarden aus. Selbst mit 100% Erbschaftssteuer könnte sich ein Bezos eine Elite-Uni auf Lebzeit mieten, und Kinder als auch Enkel dort zur Schule gehen lassen.
sweber schrieb:
Und wieder diese Anbiederung bei "den Normalsterblichen", dem "normalen" Arbeiter.
Wieso wieder? Und ja, der "normale" Arbeiter, buchstäblich >99% der Menschheit. Ich schätze jemanden, der einfach "nur" gesund ist, und kein Diabetes hat, auch als "gesundheitlich normal" ein - während wir ~10% an Diabetikern haben.
sweber schrieb:
Und dann das allseits beliebte "Wir" (Du bist natürlich auf der Seite der und Sprecher der Mehrheit), dem Ich irgendetwas beantworten muss (und sogar in kursiv).
Ich hab in dem Absatz das Wort "Wir" halt überhaupt nicht verwendet, aber ok. Und es ist doch wohl in Ordnung eine Gegenfrage zu stellen; Ich meine, ich hätte meine Gründe für diese durchaus deutlich gemacht.
sweber schrieb:
Die Leute begeben sich freiwillig in Lohnarbeit.
Das Zitat stellvertretend für den ganzen Absatz, ist eh schon viel zu lang:
Es ist schwierig von Freiwilligkeit zu sprechen, wenn die Alternative das buchstäbliche Existenzminimum ist. Dazu nochmal das Argument von vornhin: Die Hälfte der Bevölkerung ist unterdurchschnittlich intelligent, ein guter Teil davon sogar deutlich. Das ganze ist nicht so simpel, dass man es auf reinen Willen und Motivation schieben könnte; Manche Menschen können es einfach nicht.
Dazu ein Beispiel, dass einige bestimmt schon mal gehört haben: Die US-Army, die "jeden Deppen" nimmt, hat ein unteres Limit von 80 IQ-Punkten. Das sind satte 10% der Bevölkerung, von denen selbst die amerikanische Armee sagt, dass sie zu nichts zu gebrauchen sind. Da hilft es nichts von Innovatoren und Denkern zu sprechen.
sweber schrieb:
Da hinein spielt einerseits eine Frage der Verteilung zwischen den Nationen, die sicherlich interessant ist, den Rahmen dieses Threads aber endgültig sprengt.
Absolut, so eine Wall-of-Text hatte ich sowieso nicht erwartet.