Arbeitszeugnis Bewertung

VsteckdoseV

Commander
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Hallo zusammen,

habe heute ein Arbeitszeugnis erhalten. Ließt sich sehr euphorisch, allerdings stutze ich bei manchen Formulierungen. Hier mal der Wortlaut:

"Herr X verfügt über unfassende und vielseitige Fachkenntnisse, die er jederzeit sicher und zielgerichtet in der Praxis einsetzt.

Aufgrund seiner präzisen Analysefähigkeiten und seiner sehr schnellen Auffassungsgabe findet er hervorragende Lösungen, die er konsequent und erfolgreich in der Praxis umsetzt. Durch sein logisches und analytisches Denkvermögen kommt Herr X auch in schwierigen Situationen zu einem eigenständigen, abgewogenen und immer zutreffenden Urteil.

Herr X ist ein überdurchschnittlich engagierter Mitarbeiter, der seine Aufgaben jederzeit mit voller Einsatzbereitschaft erfolgreich erfüllt. Auch in Stresssituationen erzielt er sehr gute Leistungen in qualitativer und quantitativer Hinsicht und ist auch stärkstem Arbeitsanfall immer gewachsen.

In allen Situationen handelt Herr X sehr verantwortungsbewusst, zielorientiert und gewissenhaft. Vertrauenswürdigkeit und absolute Zuverlässigkeit zeichnen seinen Arbeitsstil jederzeit aus.
Selbst für schwierigste Problemstellungen findet und realisiert er sehr effektive Lösungen und kommt daher immer zu ausgezeichneten Arbeitsergebnissen.

Herr X erfüllt alle Aufgaben stets zu unserer vollsten Zufriedenheit.

Das Verhalten von Herrn X ist immer vorbildlich. Von Vorgesetzten, Kollegen und Kunden wird er sehr geschätzt. Er fördert aktiv die Zusammenarbeit, ist stets hilfsbereit und stellt persönliche Interessen, wann immer erforderlich, zurück.

Wir freuen uns auf die weitere Zusammenarbeit blabla...

Wir möchten gerne die Gelegenheit nutzen und ihm für seine bisherigen guten Leistungen danken. Wir freuen uns auf eine weiterhin angenehme und vertrauensvolle Zusammenarbeit."

Ließt sich für mich nicht so eindeutig sehr gut. Und was mir auffällt, ich arbeite nicht in einem Bereich, wo es um präzise Analysen oder um logisches und analytisches Denken geht. Dann die abschließende "gute" Leistung, bei "voller" Einsatzbereitschaft.

Kann man auch deuten in "verkopfter Typ der was kann, aber seine Stärken eher woanders einsetzen sollte"

Oder wie seht ihr das?
 
Ist eine gute 2, kenne deinen Bereich nicht aber an sich ist es gut geschrieben.
 
Hallo!
Herr X ist ein überdurchschnittlich engagierter Mitarbeiter, der seine Aufgaben jederzeit mit voller Einsatzbereitschaft erfolgreich erfüllt.
"Überdurchschnittlich" an dieser Stelle ist nicht gerade berauschend! "Voller Einsatzbereitschaft" steht hier schon im Kontrast zu "stets zu unserer vollsten Zufriedenheit." weiter hinten.
Er fördert aktiv die Zusammenarbeit, ist stets hilfsbereit und stellt persönliche Interessen, wann immer erforderlich, zurück.
Kann auch bedeuten, dass eigenverantwortliches Arbeiten etc. nicht gerade dein Ding ist und du für Führungsaufgaben nicht eben geeignet bist.
Wir möchten gerne die Gelegenheit nutzen und ihm für seine bisherigen guten Leistungen danken.
Ja, das "gut" ist nicht gerade doll! Da ist noch viel Steigerungspotential.

Ließt sich sehr euphorisch,
Wüßte nicht wo!

Das Zeugnis ist imho nicht "aus einem Guß" sondern wirkt so, als hätten da 3 verschiedene Leute ihren Senf dazu gegeben. Bewerben wollen würde ich mich damit nicht unbedingt! Aber ist wohl nur eine Art Zwischenzeugnis.

L.G.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Lass dir von deinem Arbeitgeber noch ein einfaches Zeugnis ausstellen.

In einem Einfach stehen nur deine Tätigkeiten drin und der Arbeitgeber ist verpflichtet dir so eins auszustellen.
 
K-BV schrieb:
Wüßte nicht wo!

Naja, "hervorragende Lösungen" oder "sehr gute Leistungen" oder "vollsten Zufriedenheit" beispielsweise
 
Zuletzt bearbeitet:
Das sind Standardformulierungen! Mit euphorisch hat das nicht das geringste zu tun. Ein Arbeitszeugnis klingt oberflächlich betrachtet immer gut. Der Teufel liegt halt im Detail, wenn etwas eh gut klingen muss. Daher gibt es die Abstufungen oder/und "Weglassungen".

Herr X erfüllt alle Aufgaben stets zu unserer vollsten Zufriedenheit.
Das ist schon ziemlich gut, steht aber eben im Kontrast zu anderen Formulierungen. Beurteilen kann das hier keiner, außer dir. Stell dir aber immer die kritische Frage, ob du dich damit bewerben wolltest, in deinem Fachbereich.

L.G.
 
Hallo

VsteckdoseV schrieb:
Vertrauenswürdigkeit und absolute Zuverlässigkeit zeichnen seinen Arbeitsstil jederzeit aus.
Vertrauenswürdigkeit und Zuverlässigkeit sind Mindestanforderungen die man von jedem Arbeitnehmer erwartet, so etwas wird in der Regel nicht expilzit erwähnt.
Solche Mindestanforderungen erwähnt man eigentlich nur wenn es ein Problem damit gab, Ausnahmen sind da eigentlich nur Positionen wo es um extremes Vertrauen (Geheimnisse/Finanzen) geht.

VsteckdoseV schrieb:
Und was mir auffällt, ich arbeite nicht in einem Bereich, wo es um präzise Analysen oder um logisches und analytisches Denken geht.
Das ist mir beim lesen auch aufgefallen, wieso wird das zweimal erwähnt ? Wenn du Mathematiker/Informatiker wärst, dann würde diese Formulierung (mit Bezug auf die Arbeit) Sinn machen.
Wenn du in einem Bereich arbeitest wo es nicht um präzise Analysen oder um logisches/analytisches Denken geht, könnte das ein Hinweis sein das du mehr über die Abeit nachdenkst als zu arbeiten.

Grüße Tomi
 
Zuletzt bearbeitet:
Tomislav2007 schrieb:
Vertrauenswürdigkeit und Zuverlässigkeit sind Mindestanforderungen die man von jedem Arbeitnehmer erwartet, so etwas wird in der Regel nicht expilzit erwähnt.
Solche Mindestanforderungen erwähnt man eigentlich nur wenn es ein Problem damit gab, Ausnahmen sind da eigentlich nur Positionen wo es um extremes Vertrauen (Geheimnisse/Finanzen) geht.

Ja, arbeite in der Personalbeschaffung, da habe ich jeden Tag mit vertraulichen Themen zu tun.

Tomislav2007 schrieb:
Das ist mir beim lesen auch aufgefallen, wieso wird das zweimal erwähnt ? Wenn du Mathematiker/Informatiker wärst, dann würde diese Formulierung (mit Bezug auf die Arbeit) Sinn machen.
Wenn du in einem Bereich arbeitest wo es nicht um präzise Analysen oder um logisches/analytisches Denken geht, könnte das ein Hinweis sein das du mehr über die Abeit nachdenkst als zu arbeiten.

Eben! eigentlich sind es Eigenschaften wie "begeisterungsfähig" oder "engagiert", die mein Berufsfeld auszeichnen, von der Persönlichkeit her eher wie jemand aus dem Marketing. Mein Job ist es auch, andere zu begeistern. was sollen dann solche Formulierungen wie "analytisches und logisches Denkvermögen", was gleich zweimal betont wird.

Wenn ich das Zeugnis querlese komme ich eben zu dem Schluss "solider Mitarbeiter, der einen Teil beiträgt, aber im falschen Berufsfeld arbeitet".
 
VsteckdoseV schrieb:
Ja, arbeite in der Personalbeschaffung, da habe ich jeden Tag mit vertraulichen Themen zu tun..
Du arbeitest in der Personalbeschaffung und kannst dein eigenes Zeugnis nicht einordnen...!? Wie, bitteschön, willst du Arbeitszeugnisse bewerten, wenn du sie nicht richtig lesen kannst?
 
Personalbeschaffung hat mit Personalverwaltung keine Gemeinsamkeiten.

Du scheinst mir aber auch nicht unbedingt vom Fach zu sein;)
 
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Nein, bin ich sicher nicht! Als Selbständiger muss(te) man sich eben um alles mögliche kümmern, auch ums Personal. Im Gegensatz zu dir musste ich aber auch dafür sorgen, dass die monatlich ihr Gehalt bekommen können. Da hatte man natürlich noch andere Sorgen als die Personalbeschaffung. Die lief so nebenbei! Und ich könnte nicht behaupten, dass mir hierbei nicht Fehler unterlaufen sind, die uns später reichlich Geld gekostet haben. Aber das geht auch den "Vollprofis" oft genug so.

Trotzdem ist dieser Thread (imho) nicht gerade eine Empfehlung. Sorry! Du hast gefragt, also muss man auch unangenehme Antworten hinnehmen.

Wie dem auch sei, ich wünsche dir alles Gute für dein weiteres Berufsleben!

L.G.
 
Hallo

VsteckdoseV schrieb:
Personalbeschaffung hat mit Personalverwaltung keine Gemeinsamkeiten.
Ein Personalbeschaffer muss eher Zeugnisse lesen/deuten können als ein Personalverwalter.
Anhand welcher Kriterien soll ein Personalbeschaffer denn Personal beschaffen, wenn nicht auch anhand der Zeugnisse ?
Ein Personalverwalter verwaltet bestehendes Personal, bei bestehendem Personal sind die Zeugnisse uninteressant.

K-BV schrieb:
Wie dem auch sei, ich wünsche dir alles Gute für dein weiteres Berufsleben!
Wieso wünscht du Ihm nicht beruflich und privat weiterhin viel Erfolg und alles Gute ?

VsteckdoseV schrieb:
Wenn ich das Zeugnis querlese komme ich eben zu dem Schluss "solider Mitarbeiter, der einen Teil beiträgt, aber im falschen Berufsfeld arbeitet".
Was ich mit meiner Bemerkung an @K-BV andeuten will, wie ist der Schlußsatz in deinem Zeugnis ?
Der einklagbare Hauptteil eines Zeugnisses, wo du einen rechtlichen Anspruch auf wohlwollende Formulierung hast, ist mittlerweile fast immer gut.
Entscheidend ist mittlerweile der Schlußsatz geworden, auf den du keinen rechtlichen Anspruch hast und der nicht einklagbar ist.

Wieso steht bei dir "Wir freuen uns auf eine weiterhin angenehme und vertrauensvolle Zusammenarbeit." ?
Seit wann muss eine Zusammenarbeit angenehm sein ? Eine Zusammenarbeit muss erfolgreich sein.

Grüße Tomi
 
Zuletzt bearbeitet:
Tomislav2007 schrieb:
Wieso steht bei dir "Wir freuen uns auf eine weiterhin angenehme und vertrauensvolle Zusammenarbeit." ?
Seit wann muss eine Zusammenarbeit angenehm sein ? Eine Zusammenarbeit muss erfolgreich sein.
Übliche Floskel. Entspricht mit dem Vorsatz ('bisherigen guten Leistungen') einer 2er Note für diesen Abschnitt.
 
Also das es kein sehr gutes Arbeitszeugnis ist, sind wir uns wohl einig.

Ob das jetzt an der Befähigung des Schreibers liegt ein solches zu schreiben und es aus versehen so aussieht oder ob es Absicht ist, dass werden wir hier wohl nicht raus finden können. Ob es gerechtfertigt ist ganz zu schweigen.
 
Hallo

Mextli schrieb:
Übliche Floskel.
Eben, es ist nur eine Floskel und nicht mehr.
Eine Zusammenarbeit muss/sollte (sehr) erfolgreich sein, wenn die Zusammenarbeit erfolgreich und angenehm war dann ist das in Ordnung, aber nur angenehm und nicht erfolgreich ist zu wenig.

Mextli schrieb:
Entspricht mit dem Vorsatz ('bisherigen guten Leistungen') einer 2er Note für diesen Abschnitt.
Ich sehe, bei den Andeutungen, eher eine Tendenz zur 3er Note.

FrankenDoM schrieb:
Ob das jetzt an der Befähigung des Schreibers liegt ein solches zu schreiben und es aus versehen so aussieht oder ob es Absicht ist, dass werden wir hier wohl nicht raus finden können.
Das ist auch egal, das Zeugnis sollte/muss im Interesse des TE nachgebessert werden.

Grüße Tomi
 
Zuletzt bearbeitet:
Ne, also das erfolgreich gibt es bei uns in den Standardformulierungen auch nicht, dafür das angenehm. Wenn man jetzt nicht gerade eine leitende Funktion hat oder im Vertrieb arbeitet wüßte ich auch nicht was denn ein 'erfolgreich' im Abschlußsatz zu suchen hätte.
 
wenn man in arbeitszeugnissen alles wohlwollend schönschreiben muss, wozu dann der ganze aufwand?
wenn ich in der schule im turnen eine 6 hatte, hatte ich die. punkt.
was nützt dem neuen AG ein zeugnis, das verlogen ist? da kann man den ganzen schmarrn doch gleich bleiben lassen.
 
Hallo

Mextli schrieb:
Ne, also das erfolgreich gibt es bei uns in den Standardformulierungen auch nicht, dafür das angenehm.
Dann möchte ich mal die angenehme (Zusammen) Arbeit eines Kanalreinigers/Müllmannes sehen.

Mextli schrieb:
Wenn man jetzt nicht gerade eine leitende Funktion hat oder im Vertrieb arbeitet wüßte ich auch nicht was denn ein 'erfolgreich' im Abschlußsatz zu suchen hätte.
Eine erfolgreiche Zusammenarbeit aus der Sicht eines Arbeitgebers ist es dann wenn die Arbeit des Arbeitnehmers der Firma einen Nutzen gebracht hat.
Bei einer lediglich angenehmen Zusamenarbeit kann der Nutzen für die Firma in Frage gestellt werden.
Wenn ein Arbeitnehmer z.B. überspitzt formuliert seine Arbeitszeit nur absitzt, dann kann das angenehm sein aber nicht erfolgreich.

chris12 schrieb:
wenn man in arbeitszeugnissen alles wohlwollend schönschreiben muss, wozu dann der ganze aufwand?
Weil man als Arbeitnehmer einen gesetzlich einklagbaren Anspruch auf ein wohlwollendes Arbeitszeugnis hat.

chris12 schrieb:
wenn ich in der schule im turnen eine 6 hatte, hatte ich die. punkt.
Manche Menschen würden nach Ihrer ersten Arbeitsstelle nie wieder eine neue Arbeitsstelle finden wenn Arbeitszeugnisse so ehrlich wären wie Schulzeugnisse, das will der Gesetzgeber verhindern.

chris12 schrieb:
was nützt dem neuen AG ein zeugnis, das verlogen ist? da kann man den ganzen schmarrn doch gleich bleiben lassen.
Deswegen ist der Hauptteil unwichtiger geworden und der Schlußsatz (auf den man keinen gesetzlich einklagbaren Anspruch hat) wichtiger geworden (Bedauern/Danksagung/Zukunftswünsche).

Es ist mittlerweile aber wirklich pervers geworden, ein Arbeitszeugnis muss heutzutage sehr gut sein, wenn es "nur" gut ist wird schon die Stirn gerunzelt, ein befriedigend ist schon ein KO Kriterium.
Das Problem ist, wie hat derjenige es gemeint der es geschrieben hat und wie interpretiert es derjenige der es liest, deswegen dürfen keine Doppeldeutigkeiten, Andeutungen und Floskeln enthalten sein.

Grüße Tomi
 
Zuletzt bearbeitet:
Tomislav2007 schrieb:
Dann möchte ich mal die angenehme (Zusammen) Arbeit eines Kanalreinigers/Müllmannes sehen.
Und ich die erfolgreiche. :rolleyes:
Srsly, von einem Basis Nutzen kann man bei jedem AN ausgehen. Und wie bereits geschrieben, kenne mehrere (Zwischen-)Zeugnisse von DAX Unternehmen und diese angenehm Formulierung ist nicht wirklich selten. Und das waren alles keine Underperformer.
Beim Rest stimme ich zu, der Schlußsatz ist langsam leider das wichtigste geworden.
 
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