Audio Setup für Broadcasting gesucht

everframe

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(Vorab sorry für den langen Text, TL;DR am Ende ;) )

Hi,

auch ich bin auf der Suche nach einem passenden Audio-Setup für Live-Broadcasting und Sprachaufnahmen. Die Qualität der verschiedenen USB-Mikrofone hat mich soweit nicht überzeugt und die Vorteile eines XLR-Mikrofons überwiegen schlichtweg die der USB-Alternativen, grade in Hinblick auf Upgrades o.ä. Mein Budget habe ich bei ca. 300-400€ angesetzt für Mikrofon, Interface, eventuelles Zubehör und ein neues Paar Kopfhörer; Derzeit ist hier das HyperX Cloud Alpha in Verwendung. Hierbei ist gesagt, dass ich dem Gebrauchtmarkt auch nicht abgeneigt bin - so ein Mikrofon und Interface sind bei halbwegs pfleglichem Gebrauch ja robust und recht lange haltbar.

Und so beginnt die lange Reise...
Zu Anfang, naiv wie man ist, schien die Option des Rode NT1-A mit einem Focusrite Scarlett 2i2 oder Steinberg UR22 MK II das scheinbare Optimum - die großen Streamer haben es oft genutzt und Spinne sowie Popschutz sind inklusive. Nach ein wenig Recherche, zig Videos, Vergleiche und zusätzliches Einlesen in die verschiedenen Mikrofontypen hat sich die anfängliche Vorfreude jedoch recht schnell gelegt - so ein hellhöriges Mikrofon ist doch ziemlich doof für einen Anfänger mit unbearbeitetem Raum und mit jeder Furz fünf Räume weiter aufgenommen.

Hm...da gibt es ja so zwei Typen (die anderen ignorieren wir mal fröhlich) Mikrofon - das Rode NT1-A als Kondensatormikrofon und die für mich wahrscheinlich besser geeigneten dynamischen Mikrofone. Also Kondensator aus dem Fenster und weitere Suche nach nun einem dynamischen Mikrofon. Vom Shure SM57 und SM58 über dem Rode Procaster bis hin zum teuerstem, dem links und rechts genutztem Shure SM7b.

Und ich muss schon sagen, klingen tut das SM7b nicht schlecht und das Aussehen - was von der Priorität weit hinten ansteht - hat schon etwas an sich. Es sieht schick aus, braucht nicht unbedingt weiteres Zubehör, die ansprechende Lösung des XLR-Kabels und...es nutzen so viele, also muss es ja gut sein? Der Neupreis von 360€ hat mich dann jedoch recht schnell zum Boden der Tatsachen zurückgeholt - wäre nett, aber weit über meinem Budget.

Also weitersuchen...
Irgendwann kam ich über einen Youtube-Channel, welcher auf der Suche nach dem 'perfektem' Mikrofon für Streaming war. Angefangen beim EV RE320 (zu empfindlich?) über das Shure SM57/58 (relativ 'unklarer' Sound?), Blue Encore 200 (okay?) und schlussendlich Rode PodMic. Letzteres klang auch nicht schlecht und schien die scheinbar beste Lösung zu sein UND dann noch so preiswert? Zu schön, um wahr zu sein. Dies bestätigte sich dann bei weiterer Recherche und Vergleiche mit anderen Mikrofone; klangtechnisch war es nicht annähernd gut wie bei ersterem Fund und die fehlende Möglichkeit eines Shock Mounts kommt hinzu.

Also wieder weitersuchen...
Grade durch die verschiedenen Direktvergleiche sind natürlich andere Mikrofone in den Blick und die Auswahl gefallen. Hängen geblieben sind neben dem Shure SM7b (es bleibt verlockend...) das Rode Procaster, wieder die 'klassichen' Shure SM57 & 58 sowie Nachfolger Shure Beta 57A & 58A und diverse Spielereien wie das t.bone BC 500, Shure MV7, Beyerdynamic M70 Pro X und dem Audio Technica AT 2020 - letzteres jedoch wiederum ein Kondensatormikrofon.

Das Rode Procaster hat eine Akustik von A bis Z - bei dem einen klingt es wie durch ein Rohr gesprochen, bei einem anderen zu dumpf und bei wieder jemand anderem kristallklar. Ebenso braucht es zu dem bereits hohem Preis noch eine Spinne sowie Popschutz, um unangenehme Nebengeräusche zu dämpfen - im Gebrauchtmarkt jedoch recht erschwinglich als Komplettpaket.

Die Shure SM57/58 sowie Nachfolger sind sehr anhängig von richtigen Voreinstellungen und EQ. Sie können gut klingen, es kann aber genauso gut nach 'Baumarktmikro' klingen. Die Nachfolgermodelle Beta 57A/58A fand ich zu sehr für Gesang und Liveauftritte optimiert und weniger für Live-Broadcasting zu Hause geeignet - da klingen die Vorgänger doch ein wenig besser.

Das t.bone BC 500 klingt an sich nicht schlecht, sieht schick aus mit der Optik eines SM7b und preislich deutlich im Rahmen. Dadurch, dass es jedoch noch recht 'neu' auf dem Markt ist, weiß ich nicht, wie sich das Mikrofon längerfristig hält oder 'doch nur' die billige Kopie des Marketingkönigs SM7b ist.

Das Shure MV7 scheint auf der XLR-Schiene eher schwach abzuschneiden und mehr für die Nutzung über USB optimiert - mal ganz abgesehen von dem wiederum hohen Preis.

Die beyerdynamics klingen okay, aber für den Preis erwartet man doch ein wenig mehr, und die vergleichsweise schlechtere Robustheit und Haltbarkeit kommen hinzu, weswegen es weniger in der Auswahl bleibt für mich.

Und ab hier drehe ich mich dann doch mehr oder weniger im Kreis. Ich möchte das beste für mein Geld herausholen, um am Ende gute Audioqualität zu haben. Zwischen Shure, Rode, AT, der Thomann-Eigenmarke und vielen anderen Möglichkeiten findet man gutes und schlechtes; den einem Tag scheint das Procaster der ideale Begleiter zu sein, den anderen liebäugelt man wieder das SM7b und Tag drei überlegt man doch wieder über die 'klassischen' SM57 und 58 auf der Suche nach dem optimalen dynamischen Mikrofon. Hier bin ich sehr dankbar über Erfahrungen und Empfehlungen - gerne auch Alternativen, die bisher nicht erwähnt wurden.

...

Das Mikrofon stellt jedoch erst den Anfang für die Leiden des jungen everframe. Neben der Suche nach dem richtigen Mikrofon kommen natürlich noch Sachen wie das richtige USB Audio Interface (oder Mischpult), Kopfhörer, Tischstativ/Gelenkarm, Shock Mount, Popschutz bis zum passenden XLR-Kabel und Möglichkeiten zur Verbesserung der Raumakustik.

Das leidige Thema Interface...am Ende abhängig von dem gewähltem Mikrofon. Was ich jedoch gelernt habe ist, dass dynamische Mikrofone per se einen starken Preamp, entweder durch gutem Interface oder Vorverstärker wie das Cloudlifter oder FetHead, brauchen als Kondensatormikrofone. Letztere sowie die Vorverstärker brauchen dafür wieder Phantomeinspeisung.

...oder ist ein Mischpult & Interface in einem die bessere Option? So direkt abmischen, wenn auch nur ganz simpel mit Bass, Mitten und Höhen und EQ, etwas haptisches und weniger Verzögerung durch digitale Alternativen wie das Voicemeeter...oder gibt sich das am Ende nicht wirklich viel? Lohnt sich der Aufpreis im Vergleich zu einem Interface?

Das Thema Kopfhörer an sich ist eher zweitrangig, jedoch einfach mal mein Interesse ob ich mit meinem HyperX Cloud Alpha überlebe oder doch früher oder später in ein paar gute Kopfhörer wie die Beyerdynamic DT 770/990 Pro investieren sollte, grade für richtiges Monitoring.

Um Shock Mount und Popschutz komme ich im Zweifelsfall nicht herum, hier ist jedoch auch die Frage welche Art am besten ist, preiswert versus teurer Markenkram, etc...

Bezüglich Tischstativ versus Gelenkarm, im Gegensatz zu...allem anderen, habe ich soweit eigentlich schon entschieden - mit einem Gelenkarm für den Schreibtisch hole ich das beste heraus und die Budget-Lösung durch ein PSA1 eines Bekannten bereits gelöst. Und die Kabelfrage sollte an sich auch recht einfach geklärt sein - die Anschlüsse sollten halbwegs nutzbar sein und weder Mikro-, noch Interfaceanschlüsse auf dem Weg beschädigen.

Schlussendlich bin ich mehr oder weniger wieder am Anfang der Suche - der einzige Unterschied ist, dass auch jemand wie ich in stundenlangen Youtube-Vergleichen und Forensuche das eine oder andere Schnipsel Information aufgesammelt hat. Das hat mir bei der Suche nach dem richtigen Mikrofontyp zumindest bereits weitergeholfen. Das ganze ist aber schlussendlich so groß und je nachdem wohin man schaut, findet man Meinungen A bis Z (besonders die Erwähnung des SM7b scheint fast religiöse Debatten auszulösen), weswegen ich schlussendlich hier einen Account erstellt habe, um individuell nach Rat und Empfehlungen zu fragen.

TL;DR was ich suche ist ein gutes, dynamisches XLR Mikrofon (+Interface/Mixer und weiteres nötiges Equipment, ggf. Kopfhörer), mit dem ich einfach eine gute Audioqualität (irgendwas mit dem Begriff 'broadcast quality') erreichen kann für Broadcasting und Sprachaufnahmen (kein Gesang oder Instrumente) mit einem Budget um die 300-400€. Gebrauchtware (selbstverständlich ohne Schäden) bin ich ebenso nicht abgeneigt, da ich persönlich recht wenig Unterschied sehe zur Neuware solange es wie gewünscht funktioniert und man doch einige Euro einsparen kann.
 
Zuletzt bearbeitet: (Freudscher Vertipper am frühen Morgen)
Hi :)
https://www.youtube.com/c/Podcastage bester Kanal für Mikrofontests
https://www.youtube.com/c/Podcastage/playlists Playlisten, zum einen mit Mikros nach Budget, zum anderen thematisch (bestes Podcast Mikro, bestes Podcast Interface usw).

Dort mal durchschauen.
In jedem Review macht er Vergleichsaufnahme mit mindestens drei, oft sogar bis zu 7-9 anderen (vergleichbaren) Mikros.
Extrem aufwändig und hochwertig produziert.
Achtung: Videos gehen lange. (20-30+ min).

PS: Speziell zum SM7b hat er ein Follow Up Review gemacht (sein originalreview ist über 6 jahre alt):
Im neuen Review hat er es im Vergleich mit 11 weiteren Mikros.

PPS: Das PSA1 gibts neuerdings als überarbeite Version als PSA1+
 
Zuletzt bearbeitet:
Eigentlich ist es ziemlich einfach:

Interface: Audient id4 mk2 oder arturia MiniFuse1
Kabel: Völlig egal
Arm: Der PSA1 ist schon vorhanden, richtig?

Mikrofon:

Bereits mit einem behringer xm8500 kann man hervorragende Ergebnisse erzielen, wenn der psa1 schon vorhanden ist fällt es aber, genau so wie shure beta 57/8a, raus. Die Mikrofone sind alle deutlich zu leicht für den PSA1.

Klammert man das xm8500 mal aus (weil es aus p/l Sicht einfach nicht zu schlagen ist) liegt der sweetspot meiner Meinung nach bei ~100€ und da ist es dann relativ egal was man nimmt, mit jedem der Mikrofone wird man gut Ergebnisse erzielen, egal ob podmic, pd-70, BC500, MB 7 beta oder at2040. Letztendlich ist es von den persönlichen Vorlieben, der eigenen Stimme und was man mit dem Mikrofon vor hat abhängig.

Mein persönlicher Favorit ist das Podmic, auch wegen der verhältnismäßig kompakten Bauweise.

Popschutz: Braucht man nicht zwangsläufig, nur wenn man es wirklich frontal aus nächster Nähe bespricht. Um das zu vermeiden kann man das Mikrofon aber auch einfach leicht angewinkelt vor sich positionieren, schon sind Poplaute passe.
 
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everframe schrieb:
Hm...da gibt es ja so zwei Typen...
[...]
...ein hellhöriges Mikrofon ist doch ziemlich doof für einen Anfänger mit unbearbeitetem Raum und mit jeder Furz fünf Räume weiter aufgenommen.
Wobei ich anmerken möchte, dass in der Debatte "dynamisch vs Kondensator" zum Teil ziemlich viel Unsinn nacherzählt wird. In der Praxis gibt es drei entscheidende Faktoren:

1. Der Abstand zwischen Mund und Mikrofon:
Je weiter du dich als Sprecher*in vom Mikro entfernst, desto leiser wird die Stimme in der Aufnahme. Die Umgebung jedoch - sei es der Hall des Raumes oder das Klackern der Tastatur - bleibt dabei unverändert laut. Ergo: Je geringer der Abstand, desto besser die Geräuschunterdrückung.
Anzumerken wäre hier im Übrigen, dass dynamische Mikrofone für gewöhnlich deutlich weniger Pegel ausgeben. Aus diesem Grund zwingen sie einen förmlich in die Nahbesprechung, woraus dann wie beschrieben die bessere Geräuschunterdrückung folgt. Das heißt aber nicht, dass dynamische Mikros hier per se überlegen sind.

2. Güte der Richtwirkung:
Wie stark das Mikrofon selbst die Umgebung aufzeichnet, hängt maßgeblich von der Richtwirkung ab, die normalerweise in einem Polardiagramm verzeichnet wird. Der Typ des Mikrofons spielt hier prinzipiell erst mal keine Rolle. Denn es gibt genau so hellhörige Kondensatoren wie es auch hellhörige dynamische Mikrofone gibt.

Beispiel Beyerdynamic M 70 versus M 90 Pro X:
Hier schneidet der Kondensator in der Praxis tatsächlich besser ab als das dynamische. Und das lässt sich anhand der Polardiagramme auch ganz klar nachvollziehen.

Entscheidend ist letztlich, wie gut es dem Hersteller gelungen ist, die Nierencharakteristik umzusetzen. Und das kann bei beiden Typen gleichermaßen in die Hose gehen.
Es gibt aber auch immer wieder unterschiedliche Zielsetzungen in der Entwicklung. Kondensatoren finden sich häufiger in Studios, dynamische Mikros hingegen häufiger im Live- und Bühneneinsatz. Daher wird bei den Dynamischen viel akribischer auf diese Eigenschaft geachtet, während man bei Kondensatoren oft sogar etwas mehr Hall zulässt, um die räumliche Atmosphäre in der Aufnahme zu unterstreichen. In so fern ist es also tatsächlich leichter, ein gut unterdrückendes dynamisches Mikro zu finden. Das heißt aber wie angedeutet nicht, dass Kondensatoren hier kategorisch durchfallen.

3. Frequenzgang:
Ebenfalls gerne vergessen und ein wichtiger Modifikator, wie stark z.B. der Hall in der Umgebung betont wird. Viele Gesangsmikrofone werden in Richtung der Höhen gewichtet, um die Transparenz und Brillanz hervorzubringen. So zum Beispiel auch das Rode NT1-A. Eine solche Abstimmung hebt aber natürlich nicht nur die Komponenten der Stimme, sondern auch die des Raumes an.

Dynamische Mikrofone werden häufiger in der Nahbesprechung genutzt, haben daher eher einen betonten Bassanteil. Zudem fällt der Frequenzgang in den Höhen häufig deutlich früher ab, was zum Teil gewollt ist, aber tatsächlich auch mit der Bauweise zu tun hat. Die Membransysteme dynamischer Mikrofone reagieren aufgrund ihrer höheren Masseträgheit in der Regel weniger empfindlich auf hohe Frequenzen (schnell alternierende, kurze Wellenlängen). Theoretisch hat das auch einen Einfluss darauf, wie intensiv Hintergrundgeräusche aufgezeichnet werden. In der Praxis überwiegen jedoch alle zuvorgenannten Aspekte.

Der springende Punkt ist, dass ich z.B. die Betonung des Raumhalls ganz easy per Equalizer herunterschrauben kann. Auf diesem Wege könnte man sogar ein NT1-A wie ein SM7B klingen lassen oder umgekehrt. Das Ganze hat natürlich auch irgendwo seine Grenzen. Zum Beispiel die Richtwirkung (Polardiagramm) kann man nämlich nicht einfach so verändern. Es wird aber dennoch häufig unterschätzt, was ein einfacher EQ alles leisten kann.

Beispiel XM8500 versus SM7B:


everframe schrieb:
...es nutzen so viele, also muss es ja gut sein?
Schlecht ist es keinesfalls. Stecken aber auch viel tradierter Hype und Marketing dahinter.
Die Wahrheit ist, dass dieses Stück Equipment schon längst zum Statussymbol verkommen ist und nur die wenigsten ihre Anschaffung rational begründen können, geschweige denn jemals anderen Produkten eine faire Chance gegeben haben.

everframe schrieb:
bei dem einen klingt es wie durch ein Rohr gesprochen, bei einem anderen zu dumpf und bei wieder jemand anderem kristallklar.
Raumakustik - und das ist wahrlich Alpha und Omega des Recodings! Ein Mikrofon kann noch so teuer sein: wenn es nicht den richtigen Input bekommt, ist alles für die Katz.

Auch hier sollte man realistisch bleiben. Mikrofone mit guter Auflösung sind in den letzten Jahren durch die fernöstlichen Entwicklungen erheblich günstiger geworden. Ich wage mal zu behaupten, dass heute bereits ab 50 Euro die Schwelle erreicht wird, ab dem im Grunde schon der Raum zum Flaschenhals wird. Bis zu einem gewissen Grad kann man das wie angedeutet noch mit einem geringeren Aufnahmeabstand kompensieren. Man gerät mittlerweile aber wirklich schnell an den Punkt, ab dem eine deutliche Verbesserung der Aufnahmequalität nur noch durch eine Invesition in raumakustische Maßnahmen zu erreichen ist.

Schließlich hat ja auch das, was eine gute Richtcharakteristik leisten kann, irgendwo seine physikalischen Grenzen. Das, was von hinten oder von der Seite auf das Mikrofon trifft, wird ja nicht gänzlich ausgelöscht, sondern nur abgeschwächt. Je nach Mikro und Frequenzbereich kann es vorkommen, dass ein Geräusch dann lediglich um 5-10 dB gesenkt wird. Das ist eigentlich nichts! Und wenn sich diese Anteile, die vor allem durch Reflexionen im Raum getriggert werden, dann nach wie vor mit der von vorne direkt auftreffenden Stimme vermischen, dann entsteht schnell ein undefinierter Brei, der die Stimme verwaschen und verhallt klingen lässt.

Kurzum: Kein Mikrofon kann die Unzulänglichkeiten der umliegenden Akustik kompensieren. Das kann - stand heute - nicht mal KI.

everframe schrieb:
und die vergleichsweise schlechtere Robustheit und Haltbarkeit kommen hinzu
Bei Beyerdynamic? Auf welche Serie berufst du dich da?
Deren Pro-Equipment (Spielereien wie "TYGR" an der Stelle bewusst außenvor gelassen) genießt eigentlich einen sehr guten Ruf.

everframe schrieb:
dass dynamische Mikrofone per se einen starken Preamp, entweder durch gutem Interface oder Vorverstärker wie das Cloudlifter oder FetHead, brauchen als Kondensatormikrofone
Viel Gain (also Verstärkung) hilft aber auch nichts, wenn die Schaltung selbst bereits total verrauscht ist. De facto haben die ganzen In-Line-PreAmps wie die Cloudlifter und FetHeads auch nur dann einen handfesten Nutzen. Denn sie arbeiten selbst bereits annehmbar rauschfrei und nehmen bereits einen großen Teil der Verstärkung vor, wodurch der eigentliche Mikrofoneingang des Interfaces oder Mixers entlastet wird. Im Idealfall ist all das aber gar nicht nötig, weil das Interface oder der Mixer selbst bereits einen sehr hohen Rauschabstand hat. Wenn da ein paar dB fehlen, um auf den Wunschpegel im Stream zu kommen, dann ist das auch nur halb so schlimm. Dafür gibt es schließlich die Möglichkeit, in 24 Bit Auflösung aufzunehmen.

Also für die Praxis:
Ein gutes Interface braucht keinen Cloudlifter oder FetHead. Selbst, wenn es auf den ersten Blick nicht genügend Gain (Verstärkung) bereitstellen kann. In der Regel kann man da problemlos digital nachverstärken.

No more ambient noise with Cloudlifter or FetHead? (audio myth debunked)

everframe schrieb:
Um Shock Mount und Popschutz komme ich im Zweifelsfall nicht herum, hier ist jedoch auch die Frage welche Art am besten ist, preiswert versus teurer Markenkram, etc...
Ein Shock Mount, also eine Spinne, ist auf jeden Fall nicht verkehrt. Aber auch da muss man einschränken, dass sich die Physik nicht gänzlich austricksen lässt. Wenn draußen ein LKW vorbeifährt oder man beherzt auf den Tisch haut, dann übertragt sich das auch bei Spinnen für 150 Euro nach wie vor aufs Mikro. Der Unterschied gegenüber einer beigelegten Standardspinne ist da oft deutlich kleiner als man denkt.
Aber klären wir erst mal, welches Mikro es überhaupt werden soll, bevor es an solche Fragen geht ... ;)

Beim Popschutz kommt es ganz darauf an, wie du das Mikro besprechen möchtest. Braucht man im Grunde nur, wenn man wirklich frontal auf die Membran spricht.




Soweit also meine wall of text zu dem Anliegen. :D
Ich hoffe, es ist nicht zuu meta geraten und hilft dir, die Thematik etwas greifbarer zu machen.

Für die weiteren Überlegungen würde ich mir folgende Fragen stellen:
  • Ist eine raumakustische Behandlung mit Absorbern (Basotect oder DIY mit Mineralwolle) vorstellbar?
  • Reicht es nicht, sich erst mal mit einem Mikro wie dem XM8500 (welches eine wirklich hervorragende P/L hat) heranzutasten und alle Möglichkeiten der digitalen Klangbearbeitung auszuschöpfen?
VG
Kabelbinder
 
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Hi,

erstmal danke für die Rückmeldungen und Infos.

airwave schrieb:
Über den Kanal bin ich auch gestolpert und habe mir verschiedene Vergleiche angeschaut. Was mir bei manchen Vergleichen fehlt ist der Vergleich in einem 'unbearbeitetem' Raum, bei anderen ist das wiederum dabei. Trotzdem gibt es eine gute Orientierung.

DuckDuckStop schrieb:
Interface: Audient id4 mk2 oder arturia MiniFuse1
Hat der Preamp der beiden genug Power oder kommt hier auch der Griff nach einem Vorverstärker (oder alternativ digitale 'Drehschraube') in Frage bei den verschiedenen dynamischen Mikrofonen - oder auch mit Perspektive auf eventuelle Upgrades in naher und ferner Zukunft?

DuckDuckStop schrieb:
Arm: Der PSA1 ist schon vorhanden, richtig?
Das ist korrekt, der ist bereits vorhanden. Jedoch gibt es wohl auch einen 'Life Hack', um leichtere Mikrofone nicht gen Mond zu senden - Youtube. Wie zuverlässig und sicher das ganze ist, ist mir jedoch unklar.

Der Kabelbinder schrieb:
Schlecht ist es keinesfalls. Stecken aber auch viel tradierter Hype und Marketing dahinter.
Die Wahrheit ist, dass dieses Stück Equipment schon längst zum Statussymbol verkommen ist und nur die wenigsten ihre Anschaffung rational begründen können, geschweige denn jemals anderen Produkten eine faire Chance gegeben haben.
Das ist das Problem. Wenn es auch so schön und oft verwendet ist, ist es nüchtern betrachtet das Geld nicht wert und eher die Ästhetik und Statussymbol. Der einzige Vorteil ist die kompakte Größe ähnlich zum Rode PodMic, da das XLR-Kabel nicht am Mikro selbst ist, sondern praktischerweise an der Halterung. Dafür alleine ist der Preis bei gebraucht ~300€ aufwärts jedoch schlicht zu hoch.

Der Kabelbinder schrieb:
Bei Beyerdynamic? Auf welche Serie berufst du dich da?
Mehr oder weniger Nörgeln auf hohem Niveau, aber bei einen der verschiedenen Vergleiche ist das M70 Pro X aufgefallen, dass bei kleineren Einwirkungen bereits die Farbe abblättert (Youtube). Für die Funktion des Mikros macht das wenig, jedoch finde ich, dass bei einem Mikro für 200€+ sowas eigentlich kein Problem sein sollte.

Der Kabelbinder schrieb:
Ist eine raumakustische Behandlung mit Absorbern (Basotect oder DIY mit Mineralwolle) vorstellbar?
Leider nur begrenzt. Dank Studentenbude ist hier die Faustregel "alles, was rückstandslos wieder entfernt werden kann", also sehr simple Sachen wie den Kleiderschrank offen lassen, einen Teppich auf den Boden legen, Möbel verschieben oder Decken aufhängen. Absorber an die Wand oder Decke kleben ist eher suboptimal.

Der Kabelbinder schrieb:
Reicht es nicht, sich erst mal mit einem Mikro wie dem XM8500 (welches eine wirklich hervorragende P/L hat) heranzutasten und alle Möglichkeiten der digitalen Klangbearbeitung auszuschöpfen?
Bei dem Behringer XM8500 habe ich mich mal ein wenig reingehört, sowie Vergleiche mit anderen Mikrofone. Für den Preis ist es natürlich unschlagbar, benötigt aber auch die digitale Klangbearbeitung und generell mehr "Aufwand" (korrekte Positionierung, Popschutz) 'out of the box' im Vergleich zu anderen Modellen, die eher verzeihlich sind. Für den Preis - auch nur zum Versuchen und Rumprobieren mit digitaler Bearbeitung oder als "Backup" - ist es natürlich immer eine Option.

Zur digitalen Klangbearbeitung allgemein - gibt es hier einen 'catch all' oder geben sich die verschiedenen Programme recht wenig? So als unwissender Neuling scheint das go-to Programm Voicemeeter (Banana) zu sein.

...

Zurück zur "Grundfrage" welches Mikrofon - derzeit schwanke ich zwischen dem Shure SM57 und dem Rode Procaster. Beides bewegt sich preislich um die 80-100€, wobei letzteres natürlich nur gebraucht für den Preis zu erhalten ist. Das Behringer ist mit 20€ auch im Hinterkopf, aber da spielt doch ein wenig das innere Kind mit der Ästhetik mit ein, und der vergleichsweise "Mehraufwand" mit digitaler Klangbearbeitung und richtiger Positionierung im Vergleich zu den anderen zwei.

Warum genau die zwei? Beide überzeugen für mich klangtechnisch und geben ästhetisch auch ein wenig her. Ohne digitale Nachbearbeitung können sie bereits gut klingen, mit ein wenig Hilfe lassen sich die Schwächen ausbügeln. Preislich bewegen sie sich auf etwa der selben Ebene unter Berücksichtigung des Gebrauchtmarktes und beschädigen eher alles in ihrem Weg ehe sie selbst den Geist aufgeben und können später ebenso leicht weiterverkauft werden, sollte sich ein Upgrade anbieten oder das Interesse sinken. Pluspunkt für das Procaster ist die Verwendung mit dem PSA-1 Gelenkarm ohne große Hürden zu nehmen.

Grüße!
 
Zuletzt bearbeitet: (Das "Warum" hinzugefügt)
everframe schrieb:
Hat der Preamp der beiden genug Power...
...auch mit Perspektive auf eventuelle Upgrades in naher und ferner Zukunft?
Das iD4 und iD14 MKII zählen eigentlich schon zur Referenzklasse, da sie (mit -130 dBu) ein sehr geringes Eigenrauschen aufweisen. Die Verstärkung (Gain) reicht auch, um beispielsweise ein SM7B anzutreiben.
Das MiniFuse 1 ist ebenfalls sehr gut, in der Praxis trotz des geringeren Preises auch nicht weit vom Audient entfernt. Kann man daher beide sehr empfehlen.

everframe schrieb:
bei einen der verschiedenen Vergleiche ist das M70 Pro X aufgefallen, dass bereits bei kleineren Einwirkungen bereits die Farbe abblättert
Gut zu wissen. Da bin ich von der TG-Serie anderes gewohnt.

everframe schrieb:
Zur digitalen Klangbearbeitung allgemein - gibt es hier einen 'catch all' oder geben sich die verschiedenen Programme recht wenig? So als unwissender Neuling scheint das go-to Programm Voicemeeter (Banana) zu sein.
Alles eine Frage der persönlichen Vorlieben. Ich nutze dafür zum Beispiel Cantabile, weil ich damit etwas komplexere Routing vornehmen und allerlei VST-Plugins einbinden kann.
Voicemeeter hat den Vorteil, dass es dazu sehr viele Anleitungen im Netz gibt. Ist in so fern also am besten für Neulinge dokumentiert.

everframe schrieb:
und der vergleichsweise "Mehraufwand" mit digitaler Klangbearbeitung und richtiger Positionierung im Vergleich zu den anderen zwei.
Wieso Mehraufwand durch Nachbearbeitung? Das XM8500 muss ja nicht nachbearbeitet werden. Ich finde dessen Sounding out of the box eigentlich sogar ganz angenehm.
Ein SM57 und Procaster kommen imo auch nicht ganz ohne Bearbeitung aus. Ist aber natürlich alles Geschmackssache.
 
Der Kabelbinder schrieb:
Wieso Mehraufwand durch Nachbearbeitung? Das XM8500 muss ja nicht nachbearbeitet werden. Ich finde dessen Sounding out of the box eigentlich sogar ganz angenehm.
Hier gehen die Geschmäcker auseinander. Für mich persönlich ist der Klang out of the box ein wenig unklar im Vergleich zu den anderen Mikros, braucht daher ein wenig Anpassungen und ist scheinbar stark abhängig von der richtigen Positionierung (plus definitiv einen Popschutz ;) ). Wobei natürlich der Preis für das was man bekommt unschlagbar bleibt.

...

Ich stelle einfach mal ein hypothetisches Setup zusammen;
Rode Procaster, ~100€ gebraucht
Audient iD4 MK II, ~100-110€ gebraucht, 135€ neu
ugreen XLR Kabel (2 Meter), ~12-15€ neu
+ ggf. Popschutz & Spinne

Soweit kommen wir auf circa 250€ Anschaffungskosten. Neue Spinne und Popschutz sind bis zu 50€ (Rode PSM1 & WS2 als Referenz) je nach Bedarf. Somit wären von den 300-400€ Budget noch zwischen 50 und 150€ frei für ggf. ein neues Paar Kopfhörer oder Verbesserung der Raumakustik.

Bonuspunkte für das Procaster gegenüber dem SM57 oder XM8500 sind die einfache Verwendung mit dem PSA1 ohne unwissend and der Federspannung rumzuschrauben, ist nett anzusehen und ein solides Mikrofon-Nokia zur Selbstverteidigung :D
 
Warum eine Spinne, wenn ein für die Handhaltung konzipiertes Mikro, wie das XM8500, sowieso wenig Handlingnoise produziert? me no understand. Zumal das Procaster nicht mal besser aufnimmt wie das XM8500, nur protziger aussieht und ein Vielfaches kostet.


Anstatt nem uGreen Kabel kannst du auch sowas nehmen: https://www.amazon.de/DMF-0300-Kabel-male-female/dp/B00A7W5SFS/
Und anstatt 150€ hast du dann wesentlich mehr Budget für bessere Kopfhörer.
 
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