Gracee schrieb:
Sprich: die .wav-Dateien, die man aus CDs zieht, verhalten sich in etwa wie .mp3-Dateien, da beide auf einen gleichbleibenden kBit/s-Wert (320 bei mp3, 1411 bei CD bzw .wav) getrimmt wurden und die entsprechende Audioqualität dabei eine untergeordnete Rolle spielt, solange nur die kBit/s passen. Versteh ich das so richtig?
Nein! Ein gleichbleibender kBit/s-Wert sagt nichts über die Audioqualität aus (eher im Gegenteil).
Ich versuche das zu illustrieren: Stell dir ein grosses Orchester vor, das ein sehr dynamisches Werk spielt. Die Musik, die dein Ohr hört, setzt sich also aus verschiedenen Tonhöhen, Lautstärken, Richtungsinformationen, Klangfarben, Spieltechniken, Atemgeräuschen etc. etc zusammen. Also eine ziemlich komplexe Angelegenheit.
Nehmen wir zusätzlich an, dass der Tonmeister eine "Live"-Aufnahme macht, also rein Stereo, vielleicht mit einer Jecklin-Disk. Aus dem Mischpult kommt also eine Stereosumme.
Wird die nun in CD-Qualität codiert (44,1 kHz/s), wird das Audiosignal in 44 100 Schnippsel pro Sekunde zerteilt, in 16-bit Auflösung. Daraus errechnet sich eine Datenrate von 1411,2 kbps (Es gibt Leute, die dies für zuwenig halten - diese Diskussion blenden wir hier aus).
Jede Reduktion dieses Datenstroms verschlechtert die Auflösung der aufgenommenen Signale. das gilt insbesondere für die Kompromierung der Lautstärkewerte, und darauf ist unser Ohr besonders empfindlich. Die Effekte lassen sich mit psychoakustischen Mitteln weitgehend kaschieren - aber diese Effekte werden von geübten Hörern teilweise 'durchschaut', also gehört [in einer gewagten Analogie: Es gibt vor allem jüngere Spieler, die können ein Spiel mit weniger als 60 fps nicht geniessen. Eher ältere Semester haben Gehirne, die noch an die 25 Bilder/s des klassischen Kinofilms gewohnt sind und haben deshalb weniger Mühe mit 30 fps].
rg88 schrieb:
Ganz einfach nochmal zusammengefasst: wav ist umkomprimiert, flac ist komprimiert. Beides aber verlustfrei.
Das ist richtig und auf den Punkt gebracht.
Aber:
Die ganze Diskussion um den Nachweis von lossy bzw. lossless geht eigentlich am Thema vorbei. Denn es ist NICHT so, dass der bessere technische Prozess automatisch zu einem besseren Resultat führt! Die Steuerung der Parameter der Aufnahmetechnik, des Encoding bzw. des Decoding, sogar die Hardware und natürlich die Eingriffe ins Signal wie Equalizing, Komprimierung bzw. Limitierung etc. etc. wirken sich stark auf die Signalwandlung des Originals in ein bearbeitetes Signal aus.
Das könnt ihr am PC überprüfen: rippt eine CD mit dynamischem Material (beispielsweise Jazz mit Naturinstrumenten) mit zwei unterschiedlichen Softwares - und ihr werdet schon so Unterschiede hören (mit Pop oder anderer Mainstream-Musik braucht ihr das gar nicht zu probieren, das Zeugs ist auf eine reale Dynamik von maximal 12 dB totkomprimiert). Wer's mit den PC-Kopfhörern nicht hört, soll mal auf eine grosse, gute Tonanlage wechseln.
Fazit: Die Qualität von (bearbeiteten) Musiksignalen ist nicht in erster Linie eine technische Frage, sondern kann nur individuell definiert werden. Da sind die Unterschiede gross. Wenn der Umwandlungsprozess sorgfältig und mit geeignetem Tonmaterial gemacht worden ist, können unterschiedliche Techniken zu guten Resultaten führen.
Abschliessend wie ich es mit meinen Musikaufnahmen mache: Speicherplatz ist heute kein Thema mehr, also rippe ich CDs 1 zu 1 auf die HD und speichere sie als*.wav. Das Rippen erfolgt ohne jede Filterung, also insbesondere auch ohne Klangregelung.