Ausbeutung in bangladesh - mir doch egal!?

honkright

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Hallo zusammen, irgendwie bin ich grade mit einem Kollegen auf das Thema Kinderarbeit zu sprechen gekommen (der Kollege hat sogar selbst ein Kind, ich allerdings nicht nur so zur Info).

Habe ihm dann erzählt, dass Disney in bangladesh u.a. Kinder im Alter von 7-15 Jahren "beschäftigt" und mit 5 cent pro Shirt entlohnt hat. So ein Shirt wird dann für 17,99$ verkauft. Das war zumindest 2002 so. Naja das ist ja auch nichts neues, ist ja bei fast allen anderen großen Firmen / Kleidungsherstellern genau so.

Allerdings fand ich seine Reaktion seltsam "bangladesh? Was interessiert mich was in bangladesh passiert? Und Disney kann da ja nichts dafür"... Die Einstellung finde ich ziemlich naiv. Vor allem als Vater. Wenn das jetzt in Deutschland so wäre, wärs ein Skandal aber in anderen Ländern ist das egal oder wie. Ich finde wir sind alles Menschen und sollten uns deshalb auch für das Wohl/Leid anderer Menschen interessieren, auch wenn es in anderen Ländern ist. Und erst recht, wenn wir die Artikel kaufen, die unter unmenschlichen Bedingungen hergestellt werden. Leider kann man nur sehr schwer Firmen boykottieren, die Dreck am stecken haben.

Was ich eigentlich wissen wollte: Gibt es Firmen, die ihr aufgrund solcher Aktivitäten versucht zu meiden?
 
Mich würde es umgekehrt interessieren: Gibt es Firmen von denen man ohne Bedenken kaufen kann?

Bei Kaffee weiß ich das es "Fair-Trade" Kaffee gibt und auch nur den trinke ich. Aber bei anderen Sachen?
 
Es hilft ja schon, wenn man z.B. Schkolade kauft, die mit fair-gehandeltem Kakau hergestellt wird oder ein bißchen darauf achtet, welche Klamotten man kauft.
Macht die Sachen natürlich teurer, aber ich versuche schon darauf zu achten.
 
Da es schwierig ist, eine Handelskette zu 100% zu kontrollieren, gibt es eigentlich keine Möglichkeit eine Firma wirklich als "Fair" zu betiteln. Die einzige Möglichkeit ist eben zu gucken, was über die Firma geschrieben wird.
 
Habe ihm dann erzählt, dass Disney in bangladesh u.a. Kinder im Alter von 7-15 Jahren "beschäftigt" und mit 5 cent pro Shirt entlohnt hat.
Kleiner Denkfehler. Disney beschäftigt die Kinder nicht, sondern lässt von der Fabrik auf Bestellung fertigen. Alles was Disney machen kann, ist sich eine Fabrik ohne Kinderarbeit zu suchen, was die Lage aber nicht besser macht. :/
 
Ja ist mir schon klar, dass die Kinder keinen Arbeitsvertrag bei Disney haben. :D Aber Disney setzt sich ja mit den Firmen zusammen und handelt Preise aus / vergibt die Aufträge. Und den Firmen ist dann ja bewusst, dass für dieses Geld kein Mensch vernünftige Arbeitsbedingungen bekommen wird. Aber zu sagen "Was kann Disney" dafür finde ich wie gesagt sehr naiv. Disney sucht (bzw. hat) es sich ja so ausgesucht.
 
Man muss bei der ganzen Geschichte aber auch sehen, häufig ist das (zusätzliche) Einkommen der Kinder (über)lebensnotwendig für die Familien.
Einfach zu sagen, ok ich kauf keine Produkte mehr von den Firmen hilft da nicht. Die ganzen politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Systeme müssen sich ändern und die Konsumenten im Westen müssen auch bereit sein, das mit ihrem Geld zu bezahlen... und das sind sie (meistens) nicht.

Wer mit einigermaßen gutem Gewissen Kleidung kaufen will, Trigema. Die komplette Produktion (inkl Stoffherstellung) findet in Deutschland statt, Rohstoffe werden nur innerhalb der EU beschafft.
Es gibt ne Ausbildungsplatzgarantie für Kinder von Angestellten usw...
 
Naja die Artikel müssten nicht zwangsläufig teurer werden, wenn man sie teurer herstellen lässt. Die Konzerne fahren ja irrwitzige Gewinne ein, das würde sich dann einfach ändern. Gewinn würden sie trotzdem noch machen.

Walt Disney bekommt die Zurückhaltung der Verbraucher zu spüren: Bei dem US-Unterhaltungskonzern hat sich der Gewinn durch die Wirtschaftskrise und den teuren Konzernumbau zum Jahresauftakt fast halbiert. Der Überschuss des US-Konzerns brach im Ende März abgelaufenen zweiten Geschäftsquartal um 46 Prozent auf 613 Millionen Dollar ein.
"Nur" 613 Millionen, trotz Wirtschaftskrise.

Und Boykott kann schon zu etwas führen und es ist die vielleicht einfachste Möglichkeit für den Verbraucher ein Zeichen zu suchen. Als Shell oder Nike boykottiert wurden, gab es Reaktionen der Unternehmen. Nur hält der Boykott meist nicht lange genug an, weil es ja meistens ein speziellen Vorfall benötigt.
 
Überlegt doch mal warum die Kinder da arbeiten müssen?
Weil die Familie sonst nicht ernährt werden kann!
Ein Vater kann nicht seine 20 Kinder ernähren, nicht einmal hier in Deutschland.

Die Kinder werden da trotzdem gezeugt, egal ob die Firmen ihnen die Möglichkeit der Arbeit gibt oder nicht.
Sieht man ja in Afrika, dort sterben aber viele, weils eben nicht genung Arbeit und essen gibt.
Das Problem sind mMn nicht die Firmen, sondern die Menschen / Mentalität / Staat dort selbst.
 
Ja es ist ein riesen Teufelskreis. Denn wenn der Staat in den betroffenen Ländern etwas tun würde (z.B. Mindestlohn oder ähnliches) dann würde die Firma (wie schon hundertfach passiert) einfach sämtliche Angestellte kündigen und in ein anderes Billigland weiterziehen. Somit würde die gesamte Wirtschaft den Bach runter gehen. :freak: Also liegt es schon am Unternehmen, weil die Unternehmen den Staat automatisch unter Druck setzen.
 
Klueze schrieb:
Mich würde es umgekehrt interessieren: Gibt es Firmen von denen man ohne Bedenken kaufen kann?

Bei Kaffee weiß ich das es "Fair-Trade" Kaffee gibt und auch nur den trinke ich. Aber bei anderen Sachen?


Fair Trade, Bio und was weiss ich was es noch alles gibt, ist doch nur ne möglichkeit das doppelte für das Produkt zu bekomm.
 
Dein Kollege hat doch aber Recht.

Er kann nichts für Bangladesch, Disney kann nichts für Bangladesch.
Selbst wenn es ihn interessieren würde, könnte er nichts ändern.
Indem man Disney boykottiert löst man das Ursprungsproblem nicht.

Der Staat muss den Menschen eine Zukunft anbieten, ihnen zur Bildung verhelfen, für ihre Gesundheit sorgen und Anreize für Unternehmen schaffen, dann steigt das Einkommen von ganz alleine.

5 Cent mögen im übrigen für uns nicht viel sein, für eines der ärmsten Länder der Welt ist es aber schon ne Menge.
 
Da sieht man aber mal wieder, wie gut es uns hier in unserem Lande geht, auch wenn über alles und jeden gemeckert wird.

Dass es in armen Ländern Kinderarbeit und Ausbeutung gibt, kann man nicht verhindern. Man kann versuchen nur Produkte zu kaufen, wo die Herkunft 100 %ig bekannt ist, was aber auch schwierig ist. Gerade in unserer "Geiz-ist-geil"-Gesellschaft ist sowas eher schwer rüberzubringen. Alles soll so gut, aber eben auch so billig wie möglich sein. Weiss ich denn, wer die Baumwolle für mein Shirt gepflückt hat, wer meine Kokosnuss geerntet hat? Man kann schon ein wenig darauf achten, wo die Produkte herkommen, aber eben nicht für jedes einzelne Produkt. Das würde wohl auch kaum einer machen.
 
Er kann nichts für Bangladesch
Das sage ich auch nicht, er auch nicht. Er hat ja gesagt, die Menschen/Kinder in Bangladesch sind ihm egal. :freak:

Disney kann nichts für Bangladesch
Disney (Beispiel, gibt ja noch jede Menge andere Firmen) nutzen aber die hilflose Situation des Staates und der Leute aus, indem sie Verträge mit den Firmen abschließen, die menschenunwürdig sind. Sollte der Staat dagegen etwas tun, würden die Firmen in das nächste Billiglohnland abwandern. Wenn die Unternehmen einverstanden mit Gesetzen für bessere Arbeitsbedingungen wären, würden die Staaten ja auch etwas tun. Somit kann man den Firmen durchaus die Schuld geben.

5 Cent mögen im übrigen für uns nicht viel sein, für eines der ärmsten Länder der Welt ist es aber schon ne Menge.
Naja das ist schon klar, dass die Leute dort allgemein weniger verdienen. Trotzdem ist es krass, wie Nike zum Beispiel für die Produktion von einem Turnschuh 5$ investiert und an uns für 120$ verkauft. Das Verhältnis stimmt einfach nicht. Da komme ich mir als Verbraucher auch verarscht vor.
 
honkright schrieb:
Naja das ist schon klar, dass die Leute dort allgemein weniger verdienen. Trotzdem ist es krass, wie Nike zum Beispiel für die Produktion von einem Turnschuh 5$ investiert und an uns für 120$ verkauft. Das Verhältnis stimmt einfach nicht. Da komme ich mir als Verbraucher auch verarscht vor.

Zu deinen 5$ Produktionskosten kommen aber auch noch ne ganze Menge anderer Kosten, die eben nicht nur 5 Cent/Shirt ausmachen, weil die Löhne für diese Fachkräfte eben teuer sind.

Ohne Werbung würdest du Nike warscheinlich gar nicht kennen und Nike wäre ein kleiner Hinterhofladen. Die ganze Logistik kostet Geld, die Buchhaltung und Verwaltungssachen müssen gemacht werden, die Mitarbeiter wollen auch Geld, die Verkaufsläden kosten Geld und das Personal dort und zu guter letzt soll auch etwas für die Aktionäre und die Manager drin sein. Achja, den Staat darfst du auch nicht vergessen, der packt ja auch noch nen paar Steuern drauf, sei es beim Import und die Mehrwersteuer.

Ganz so einfach ist die Rechnung dann doch nicht.

Disney (Beispiel, gibt ja noch jede Menge andere Firmen) nutzen aber die hilflose Situation des Staates und der Leute aus, indem sie Verträge mit den Firmen abschließen, die menschenunwürdig sind. Sollte der Staat dagegen etwas tun, würden die Firmen in das nächste Billiglohnland abwandern. Wenn die Unternehmen einverstanden mit Gesetzen für bessere Arbeitsbedingungen wären, würden die Staaten ja auch etwas tun. Somit kann man den Firmen durchaus die Schuld geben.

Die Firmen sind nicht das Problem auch wenn sie es ausnutzen, es ist die Korruption des Staates. Die Öberhäupter wirtschaften lieber in die eigene Tasche, statt dem Volk Gutes zu tun.
 
Schon klar, dass die Produktionskosten nicht alleine den Preis vorgeben. Trotzdem ist der Preis für ein Nike-Schuhe generell nicht gerechtfertigt.

Dank wachsender Nachfrage hat der US-amerikanische Adidas- und Puma-Rivale Nike seinen Gewinn überraschend stark gesteigert. Auch ein Rückgang von Ausverkäufen habe zu der positiven Entwicklung beigetragen, teilte der weltgrößte Sportartikelhersteller nach Börsenschluss mit. Der Nettogewinn habe sich im dritten Quartal auf 496 Mio. US-Dollar mehr als verdoppelt.

Klar müssen Unternehmen auch Rücklagen schaffen, aber ich glaube jeder weiß, dass ein Nike-Turnschuh für z.B. 150$ nicht wirklich seinen Preis wert ist. Ich denke zumindest so. Geld für bessere Arbeitsbedingungen wäre zumindest locker drin. Das der Staat korrupt ist, ist ein Problem, aber das ist ja leider überall so. :freak:

Aber meine Frage war hauptsächlich, ob ihr bewusst Produkte boykottiert. :D
 
honkright schrieb:
Schon klar, dass die Produktionskosten nicht alleine den Preis vorgeben. Trotzdem ist der Preis für ein Nike-Schuhe generell nicht gerechtfertigt.

Was ist denn deiner Meinung nach ein gerechtfertigter Preis? :)
Es bleibt dir ja frei zu Puma, Adidas oder Kik zu gehen.

Dank wachsender Nachfrage hat der US-amerikanische Adidas- und Puma-Rivale Nike seinen Gewinn überraschend stark gesteigert. Auch ein Rückgang von Ausverkäufen habe zu der positiven Entwicklung beigetragen, teilte der weltgrößte Sportartikelhersteller nach Börsenschluss mit. Der Nettogewinn habe sich im dritten Quartal auf 496 Mio. US-Dollar mehr als verdoppelt.

Klar müssen Unternehmen auch Rücklagen schaffen, aber ich glaube jeder weiß, dass ein Nike-Turnschuh für z.B. 150$ nicht wirklich seinen Preis wert ist. Ich denke zumindest so. Geld für bessere Arbeitsbedingungen wäre zumindest locker drin. Das der Staat korrupt ist, ist ein Problem, aber das ist ja leider überall so. :freak:

Nunja das ist deine Meinung, dass Nike nicht 150$ Wert sind. Jeder hat da eine andere Auffassung.

Sollte es deiner Meinung nach eine Gewinn-Obergrenze geben oder warum hebst du den Gewinn so hervor? Jeder Unternehmer ist doch bestrebt für seine Firma das Beste rauszuholen. Nike sichert damit in zig Ländern tausende Arbeitsplätze und schafft sich eine Grundlage auch zukünftig noch investieren zu können.

Arbeitsbedingungen? Auf welcher Grundlage basiert jetzt die Vermutung das die dort schlecht sind?

Aber meine Frage war hauptsächlich, ob ihr bewusst Produkte boykottiert. :D

Wirst es dir denken können: Nein.

Ich unterstürzte auch nicht Warsteiner weil sie den Regenwald schützen, sondern weil es schmeckt. :D


Irgendwie sinnlos dieser Thread. Ich geh essen machen. :D
 
Disney ist sogar noch dreister - um noch mehr Geld machen zu können, setzen insbesondere amerikanische Firmen auf den Produktions-Standort Nordkorea! Hier bekommt man für 1 US$ am Tag einen studierten Zeichner der dann zu Sklaven-Bedingungen all das machen muss, was selbst in China so nicht mehr möglich ist. Das wirklich traurige ist, das ist immer noch ein erstrebenswerter Job für die Menschen - auch wieder aufgrund der amerikanischen Politik.
Womit ich natürlich die Politik in Nordkorea keinesfalls gutheissen möchte!

Da lief mal ein Bericht im ZDF, glaube ich.

ein paar Info's auch hier:
http://www.welt.de/wirtschaft/article799758/Geschaefte_mit_dem_Schurkenstaat.html

Was mich da am meisten ärgert, ist nicht die Tatsache, dass die USA allen sagt, "keiner darf Geschäfte mit "Schurkenstaaten" machen, um diese dann selbst machen zu können - was mich richtig stört, ist die Tatsache, dass es nicht darum geht etwas zu machen was sonst nicht gehen würde - es zählt nur die Gewinnmaximierung!
 
Es bleibt dir ja frei zu Puma, Adidas oder Kik zu gehen.
Die Firmen sind mindestens genau so schlimm, wenn nicht sogar noch schlimmer. Aber danke für den Hinweis.

Nunja das ist deine Meinung, dass Nike nicht 150$ Wert sind. Jeder hat da eine andere Auffassung.
Das ist keine Frage der Auffassung, der Materialwert des Schuhs liegt nunmal nicht bei 150$. Und auch die gesamtem Produktionskosten + Marketing/Logistik nicht. Den ideellen Markenwert meinte ich ja nicht.

Sollte es deiner Meinung nach eine Gewinn-Obergrenze geben oder warum hebst du den Gewinn so hervor? Jeder Unternehmer ist doch bestrebt für seine Firma das Beste rauszuholen. Nike sichert damit in zig Ländern tausende Arbeitsplätze und schafft sich eine Grundlage auch zukünftig noch investieren zu können.
Nike sichert keine Arbeitsplätze. Andauernd werden die Arbeitsorte gewechselt, je nachdem welches Land grade das billigste ist. Die Leute haben meist keinen Arbeitsvertrag und müssen z.b. 18 Stunden am Tag arbeiten, 6-7 Tage die Woche ohne Pausen. Wohnen tun sie in kleinen Baracken oder Hütten direkt vor der Fabrik.

Arbeitsbedingungen? Auf welcher Grundlage basiert jetzt die Vermutung das die dort schlecht sind?
Das ist keine Vermutung sondern ein Fakt. Musst eigentlich nur mal Arbeitsbedingungen Nike in Google... http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,548579,00.html
 
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