@conxer Na er wird doch noch fragen dürfen... nee nee stattdessen packst du schon wieder den Prügel aus
So zum Thema:
Abstand: Mit einem vernünftigen Mikro sind 70cm unter bestimmten Vorraussetzungen überhaupt kein Problem. Mit einem guten Mikrofon kannst du dich in die eine Ecke des Raumes stellen und ganz minimal Daumen und Zeigefinger aneinander reiben. Wenn du laut aufdrehst, wirst du es auf dem Kopfhörer hören, wenn es keine Nebengeräusche gibt und das Mikro+Vorverstärker ein sehr geringes Eigenrauschen haben. Achtung: Rückkopplungsgefahr auch bei geschlosssenen Kopfhörern!!
In deinem Fall würde ich tendenziell eher zu einem Kondensatormikrofon greifen, wie z.B. die schon genannten Modelle von Thomann. Die sind recht günstig, man sollte sich aber keine (professionelle) Studioqualität davon erwarten. Trotzdem schlagen sie im Klang viele wesentlich teurere dynamische Mikrofone. Beim vorgeschlagenen
T-Bone SC400 musst du allerdings beachten dass du einen Vorverstärker mit Phantomspeisung benötigst, also im günstigsten Fall z.B.
diesen. Das
T-Bone SC440 USB hat das bereits integriert. Damit fährst du insgesamt günstiger, bist aber nicht flexibel wenn du eine der Komponenten für sich alleine einsetzen möchtest. Viele dynamische Mikrofone sind bei solchen Abständen schon recht unempfindlich und somit eher nicht zu empfehlen.
Noch ein paar grundsätzliche Dinge zum Abstand: Bei sehr dichten Entfernungen von 1-10cm liefert ein Mikrofon einen Höhen- und Bassbetonten Klang (Nahbesprechnungseffekt) der sehr intim wirkt. Man hört sprichwörtlich die Nähe raus. Abstände von 10-40cm klingen dagegen natürlicher, mittenbetonter aber auch etwas entfernter. Darüber hinaus ändert sich der Frequenzgang des aufgenommenen Signals nicht mehr so stark, es werden aber mit zunehmendem Abstand immer mehr der Raumklang und die Nebengeräusche (z.B. Lüfter des PCs) hörbar bzw. störend.
Bei 70cm Abstand dürfte beides schon recht deutlich zu hören sein. Wenn du vor dem Mikrofon sitzt, wäre eine schallabsorbierene Oberfläche (weiche Materialien) hinter deinem Rücken hilfreich. Wichtig ist auch die
Richtcharakteristik, generell empfehlen würde ich in deinem Fall eine Nierencharakteristik. Genau diese bieten die meisten Mikrofone (einschl. der obigen Modelle) weil sie am universellsten einsetzbar ist. Wenn du dich nicht viel am Platz bewegst, kannst du auch ein Mikrofon mit Super/Hypernierencharakteristik einsetzen, das reduziert den Raumanteil bzw. Nebengeräuschpegel etwas. Dafür ist der Ausleuchtungswinkel kleiner.
Eines kann ich dir aber mit Sicherheit sagen: Man wird dich mit jedem dieser beiden Mikros verstehen auch wenn du dich in 2 Metern Entfernung aufhältst. Naja so lange du nicht nebenher noch staubsaugst, oder so...
Frequenzgang/Frequenzbereich/Übertragungsbereich: Gemeint ist hier das selbe, also welcher Frequenzbereich von dem Mikrofon übertragen wird. Dieser Wert ist allerdings relativ nichtssagend solang nicht die maximale Abweichung in dB angegeben ist. Bei den beiden T-Bone-Mikrofonen bist du für normale Sprachverständlichkeit auf der sicheren Seite. An die Adressse von conxer: Es ist aber mitnichten so, dass sich der Frequenzgang einer Sprachaufnahme auf 80Hz-12KHz beschränkt. Plosivlaute reichen weitaus tiefer in den Bassbereich, allerdings ist es für die Verständlichkeit und den natürlichen Klang einer Aufnahme sogar besser wenn man diese eher ein wenig absenkt. Frikative reichen hingegen weiter in den Höhenbereich als 12KHz. Für eine fein aufgelöste Sprachaufnahme sollten es schon höhere Frequenzen als 16KHz sein, die das Mikrofon sauber erfasst.
Sprachverständlichkeit ist aber schon bei weniger als 5KHz gegeben. Ein normales Telefon reicht gerade mal bis 4KHz.
Self-Noise/Eigenrauschen: Gibt die 'Lautstärke' des Rauschens an, welches das Mikrofon produziert ohne dass es irgendeiner Schallquelle ausgesetzt ist. Schallereignisse die leiser sind als das Eigenrauschen, gehen darin unter und können quasi nicht aufgenommen werden. Bei lauteren Signalen ergibt sich der Rauschspannungsabstand einer Aufnahme aus der Differenz der Pegel des aufgenommenen Signals und des Eigenrauschens.
Üblicherweise wird das Rauschen in dB(A) angeben, was bedeutet, dass eine Gewichtung der Frequenzen vorgenommen wurde, die in etwa dem menschlichen Hörempfinden entspricht. Siehe hierzu:
Schalldruckpegel
19 dB(A) Eigenrauschen beim T-Bone SC400 sind keine ingenieurstechnische Meisterleistung, aber irgendwo muss der günstige Preis ja herkommen. Ein dramatisch schlechter Wert (wenn er denn eingehalten wird) ist es jedoch auch nicht, es gibt durchaus teurere Mikrofone die stärker rauschen. Wichtig ist ausserdem noch das Eigenrauschen des Vorverstärkers, häufig ist dies sogar noch entscheidender für den gesamten Rauschspannungsabstand. Sobald du das Mikrofon aber in der Umgebung deines Rechners betreibst wird das Rauschen in den Lüftergeräuschen untergehen - es sei denn du betreibst einen ordentlichen Silent-PC. Probleme wirst du mit der Sprachverständlichkeit aber nicht bekommen, selbst wenn du aus dem Nebenraum sprechen solltest. Und höchst wahrscheinlich rauscht ein Headset an der Soundkarte stärker als eine der obigen Kombinationen.
Ausgangsimpedanz: Sehr schwieriges Thema für das man im Grunde Elektrotechnik studiert haben sollte... Ein bischen einfacher ist das Thema in Bezug auf das 'Zusammenpassen' von tontechnischen Geräten: siehe
Nennimpedanz. Falsche Impedanzanpassungen zwischen Signalquellen und Empfängern können sowohl den Pegel, den Frequenzgang negativ beeinflussen, als auch Verzerrungen hervorrufen. Aus Erfahrung kann ich aber sagen, dass du mit 200 Ohm beim T-Bone SC400 nichts falsch machst. So gut wie jeder aktuelle Mikrofonvorverstärker sollte damit umgehen können.
Abschliessende Worte: Klar ist natürlich, dass du mit einer Aufstellung in 70cm Entfernung nicht denselben Klang erwarten kannst wie beim Nahbesprechungseffekt mit einem Headset. Da hilft kein noch so gutes Mikrofon der Welt, die Raumakustik spielt hier einfach zu stark mit rein. Mit einem Kondensatormikrofon wird man dich aber verstehen auch wenn du leiser redest.
Grüsse