Bulletchief schrieb:
du findest Crysis 2 also kulturell und pädagogisch wertvoll..
Crysis 2 hat zweifelsohne einen kulturellen Wert. Alien-Invasionen, die mit viel Waffengewalt zurück geschlagen werden, gibt es zwar zu Genüge, aber Crysis 2 garniert dieses Szenario mit interessanten Hintergründe, Story-Elementen und einer innovativen Inszenierung, die auch die Stärken des Mediums hervor hebt, nämlich dass der "Zuschauer" mitten drin ist, wenn die Ceph New York Stück für Stück auseinander nehmen. Ich behaupte ja nicht, dass Crysis 2 nachhaltige inhaltliche Maßstäbe setzt, aber Crysis 2 ist zumindest ein wenig mehr als der übliche "Emmerich-Alien-Invasion-Schinken". Einen kulturellen Wert kann man Crysis daher sicherlich nicht absprechen, und wenn man es doch tut, dann muss man diesen Wert auch vielen Filmen und Franchises absprechen.
Bis hierhin und aufgrund der technologischen Maßstäbe, die das Spiel setzt - es hat zwar nicht die technische Qualität des Vorgängers, platziert sich dennoch nahe der Weltspitze - geht die Nominierung und die Wahl auch in Ordnung. Aber der pädagogische Wert, der nun mal auch ausdrücklich voraus gesetzt wird, ist tatsächlich nicht vorhanden. Von daher freue ich mich einerseits über Wahl, da sie zeigt, dass die politische Diskussion mittlerweile differenzierter geworden ist und der kulturelle Welt des Mediums anerkannt wird. Auf der anderen Seite denke ich, dass die Auszeichnung gemäß den Vorgaben des Preises nicht gerechtfertigt ist, und mit Blick auf Herr Börnesen, der gleich wieder in die Killerspiel-Rhetorik zurück fällt, macht mir dieses Wahl auch Sorgen.
Umso erfreulicher ist es, dass die Medien zumindest bislang nicht auf dieses Zug aufgesprungen sind und dass viele Politiker Börnesen dafür schelten, wieder in eine Rhetorik zu verfallen, die spätestens seit Winnenden überholt scheint. Und auch wenn Entscheidung für Crysis 2 wahrscheinlich eine Falsche ist, so ebnet dieses vielleicht den Weg für den letzten Schritt, den die Politik diesbezüglich gehen muss. Wir bewerten Filme, Literatur und Musik auch nicht nach ihrem expliziten pädagogischen Wert. Warum sollten wir dies bei Videospielen tun? Der deutsche Videospielpreis sollte widerspiegeln, dass Videospiele mittlerweile als gleichberechtigtes Unterhaltungsmedium für alle Alters- und Bevölkerungsschichten akzeptiert sind. Die Wahl des besten deutschen Videospieles sollte sich daher nicht ausdrücklich auch pädagogischen Werten orientieren. Stattdessen sollte es vielleicht einen Sonderpreis für besondere pädagogische Werte geben, die dann auch genauso honoriert werden wie das nach Meinung der Jury gesamtbeste Spiel.