Die Verbraucherinsolvenz - Oder: Wie es schick wird Schulden zu machen

Adam_Smith

Lt. Commander
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Hallo werte Boardies,

nach dem willen der Bundesregierung wird die Hürde zur Verbraucherinsolvenz noch weiter verringert. Die Vereinfachungen sind zwar eher als Bürokratie Abbau zu bezeichnen, aber dennoch ist die Tendenz deutlich.

Der Sinn der Verbraucherinsolvenz erschließt sich mir dabei noch immer nicht.
Geht es doch hier um Menschen die in der Regel Konsumgüter kaufen für die sie einfach nicht das nötige Geld haben.

Die Verlockung ist natürlich groß, denn mittlerweile wird ja sogar im Fernsehen mit Krediten für die Finanzierung eines Urlaubes geworben.
Oder auch für Sofortkredite ohne jegliche Prüfung der finanziellen Situation des Kreditnehmers.

Was haltet ihr von dieser Entwicklung?
Wie kann man dem effektiv entgegen wirken?

Moderierender Vorgriff:
Es geht um Lösungen innerhalb des existierenden Systems.
 
Ich seh dieser Entwicklung ebenso kritisch gegenüber wie du Adam. Dennoch seh ich in absehbarer Zeit keinen Lösungsansatz der auch wirklich eine reale Chance hätte so übernommen zu werden. Dieser Trend ist nunmal eine negative Folge der langen Wirkung des Kapitalismus: Reiche werden reicher, Arme werden ärmer; und weil man natürlich unseren tollen Sozialstaat loben will versucht man durch komplett falsche solidarische Ansätze dies zu beweisen, in dem man den Armen(dazu zählen auch Leute die nicht mit Geld umgehen können), Geld gibt und sie dadurch noch weiter sozial abrutschen lässt, nach aussen hin aber Lob und Popularität gewinnt!
 
So leicht kommt man auch nicht an Sachen auf Pump...

Normale Kredite fallen ja ganz weg.
Was bleibt?
Diese Kredite die man auch mit horrend negativer Schufa bekommt.
Und dann eben die ganzen Anbieter die auf Pump verkaufen.

Wenn der Anteil der Leute die Zahlungen versäumen, immer höher steigt, so werden auch diese Banken und Firmen ihre Politik ändern, da die Zahlungsausfälle sonst zu hoch werden.

Oder hab ich noch etwas übersehen?
 
Ich unterscheide zwischen verschiedenen Ursachen, durch die man in die Pleite kommen kann. Da ist der Unternehmer, dessen größter Kunde in den Konkurs gegangen ist und der nun auf seinen offenen Forderungen sitzen bleibt. Er haftet in einer Personengesellschaft womöglich mit seinem Privatvermögen gegenüber seinen Lieferanten und steht urplötzlich vor dem Nichts.

Ein ganz anderer Punkt sind diejenigen, die - wie bereits beschrieben - munter drauflos konsumieren, obwohl sie sich die Sachen im Grunde gar nicht leisten können. Das ist leichtsinnig bis kriminell und sollte nicht vorkommen. Wenn diese Leute später in die Privatinsolvenz gehen, dann bedeutet das für die Kreditgeber allerdings auch, dass sie einen Großteil ihres Geldes nicht wiedersehen. Und spätestens da müssen sie sich auch an die eigene Nase fassen und sich fragen, warum sie nicht die Bonität ihrer Kunden geprüft haben oder warum sie nicht auf Vorkasse oder Zahlung bei Lieferung bestanden haben.

Natürlich schaffen Ratenangebote auch Kaufanreize. Das ist ja der Sinn und Zweck der Übung. Ärgerlich ist nur, dass die zahlenden Kunden die Zahlungsausfälle mitbezahlen müssen, die in die Preise einkalkuliert worden sind.

Zur Privatinsolvenz ist zu sagen, dass den Betroffenen ein Licht am Ende des Tunnels gezeigt wird. Wer bereits mit 25 Jahren auf 50.000 Euro Schulden sitzt, den fressen schon die Zinsen auf. Da gibt es kein Entrinnen mehr und somit auch keinerlei Arbeitsanreiz. Aber die vernünftigen Leute unter ihnen, (be-)greifen vielleicht die Chance, die ihnen geboten wird, nämlich dass sie nach Ablauf der Frist zumindest wieder bei Null anfangen können, ohne auf alle Ewigkeiten im Schuldensumpf zu stecken.
 
Entscheidend ist eben, dass die Kosten für die Kredite auf denen der Kreditgeber sitzen bleibt ja nicht von diesem Bezahlt werden sondern von dem übrigen Kundenstamm.

Krass und überspitzt gesagt:
Dem Hartz IV Empfänger der seinen LCD Fernseher nicht mehr abbezahlen kann, zahle ich neben den Bezügen die er bekommt auch noch seinen Fernseher, sofern ich Kunde bei z.B. Mediamarkt bin.

Hier greift dann auch nicht mehr die Selbstregulierung des Marktes, denn die Rechnung geht für den Kreditgeber immer dann auf, wenn die Zahl der säumigen Kreditnehmer gering ist gegenüber der Zahl der fleißig zahlenden Kunden.

Ich selbst habe unlängst diese Angebote in Anspruch genommen. Nicht weil ich nicht in der Lage gewesen wäre die paar hundert Euro für einen neuen Fernseher direkt zu bezahlen, sondern weil die Rechnung für mich einfach war:
10 Raten, 0% Finanzierung. Das bedeutet das Kapital kann ich in den Monaten anlegen und bekomme für die 10 Monate eine Rendite von locker 3%.

Doch für den Kreditgeber kann sich dieses Angebot nur lohnen, wenn er die Kosten für diesen Kredit auf den Produktpreis aufsattelt.

keshkau schrieb:
Zur Privatinsolvenz ist zu sagen, dass den Betroffenen ein Licht am Ende des Tunnels gezeigt wird. Wer bereits mit 25 Jahren auf 50.000 Euro Schulden sitzt, den fressen schon die Zinsen auf.

Dennoch frage ich mich, ob dies der richtige Weg ist.

Es sollte sich doch die Frage ergeben, warum jemand mit 25 Jahren schon auf einem solchen Schuldenberg sitzt. (Wohlgemerkt ich spreche von der Verbraucherinsolvenz und nicht von einer Insolvenz die aus wie auch immer gearteten unternehmerischen Ansätzen resultiert).

Hier muss der Gesetzgeber in meinen Augen eine deutliche Sprache sprechen.
Wer Leistungen bezieht die er nicht zu bezahlen im Stande ist, der ist in meinen Augen (da er es ja im Regelfall wissentlich bzw. grob fahrlässig tut) ein Betrüger.
Die Wahl der Worte "Verbraucherinsolvenz" und "Restschuldbefreiung" verklärt in meinen Augen diesen Sachverhalt auf fahrlässige Art und Weise.

Erst Recht wenn man sich dann mal die Pfändungstabellen anschaut sieht man wie Milde doch mit dem Schuldner umgegangen wird. Klick

Ein Single ohne Unterhaltsverpflichtungen mit einem Netto Einkommen von 1.000€ muss gerade einmal 10,40€ monatlich für die Tilgung seiner Schulden abführen.

Bedenkt man, dass genau diese Einkommensschichten im Regelfall von dem Thema Privatinsolvenz betroffen sind, kann von Abschreckung nicht unbedingt die Rede sein.
 
Nun.. vllt erklärt, dass die höheren Preise von Media Markt und Co... aber da wir als mündige und aufgeklärte Kunden, das nun wissen.. kaufen wir nicht mehr bei Media Markt.. wie verschieben sich die Zahlen von säumigen Kunden und Sofortzahlern dann?

Der 0% Zinssatz = Gewinn.. naja.. das sollte eigentlich nicht stimmen, wenn du damit auch die LCD Fernseher der Hartz IV Empfänger zahlst, oder nicht? Nur der Fernseher sollte doch billiger kommen...
 
De Hinweis stimmt schon, dass es sich genau genommen um Betrug handelt, wenn jemand einen Kredit in Anspruch nimmt, von dem er weiß, dass er ihn nicht bedienen kann. Nur hilft das niemandem, wenn bei dem Betrüger nichts zu holen ist. Aber es gehören trotzdem immer zwei dazu. Und dann kommen auch "easy credit" und wie sie alle heißen, nicht umhin, Farbe zu bekennen. Der Elektronikmarkt, der jedem Kunden ohne Sicherheiten eine Ratenzahlung einräumt, ist da auch nicht besser.
 
Nur wird ja genau diese Unternehmenspolitik noch bestärkt, wenn man durch die Gesetzgebung eben das "Schuldenmachen" zu einer Art neuen Mode stilisiert. Würde man als säumiger Schuldner nicht mit Samthandschuhen angefasst werden, dann würde sich diese Tendenz vielleicht umkehren.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist wohl auch die Bildung. Gerade in Haupt- und Realschulen sollte man viel mehr auf diese Dinge des alltäglichen Lebens eingehen. Eine präventive Aufklärung bei 14-16 jährigen würde sicher auch einiges bewirken.
 
Die Gesetzgebung wird das Problem leider nicht allein lösen. Für diejenigen, die einen Ratenkredit nach dem anderen aufnehmen, ist das spätere Involsenvverfahren unendlich weit weg. Auch die Dauer von sieben Jahren, in denen praktisch alles bis auf das Existenzminimum gepfändet wird, ist kein Spaziergang. Aber das interessiert in dem Augenblick niemanden.

Das Schlimme ist, dass die Leute gar nicht so weit denken. Und deshalb fallen sie auf die Lockangebote herein. Die Verführung zum Konsum ist das eigentliche Problem. Und da bei uns Vertragsfreiheit herrscht und man niemandem vorschreiben kann, welche Angebote er macht, helfen tatsächlich nur Bildung und Aufklärung weiter. Eine der Voraussetzungen wäre natürlich, dass die Betroffenen die Grundlagen der ZInseszinsrechnung beherrschen. - Leider dürfte das für manch einen schon ein unüberwindbares Hindernis darstellen.
 
Jace schrieb:
So leicht kommt man auch nicht an Sachen auf Pump...

Normale Kredite fallen ja ganz weg.
Was bleibt?
Diese Kredite die man auch mit horrend negativer Schufa bekommt.
Und dann eben die ganzen Anbieter die auf Pump verkaufen.

Wenn der Anteil der Leute die Zahlungen versäumen, immer höher steigt, so werden auch diese Banken und Firmen ihre Politik ändern, da die Zahlungsausfälle sonst zu hoch werden.

Oder hab ich noch etwas übersehen?

Sachen auf Pump bekommt man relativ einfach, ob Quelle/Neckermann oder Otto sie alle machen nur eine Schufaanfrage bei Eröffnung und wenn das Konto dann besteht dann wird selten aufs neue angefragt.
Pump-Kaufen ist die wohl häufigste Ursache für Überschuldung und hier sollte man tatsächlich die Schuld nicht nur beim Kunden suchen. Bereits 16 Jährige haben Handyschulden---sie dürfen nicht Wählen/Autofahren oder harten Alk trinken, bei der Telekom/Vodafon/o2 Schuldenmachen dürfen sie jedoch?!
Der Konsum Terror wird einem doch schon in den Kinderwagen gelegt, nach den telletubbies (Gibst die noch?) läuft die Werbung für Spielzeug......
Sparen ist out--Kredit ist IN so kommt mir die Sache langsam vor, jede Bank macht pro Monat 5-10 Aktionen mit Verbraucherkrediten jedoch der gute alte Weltspartag findet nur alle 365 Tage statt.....

Media Markt macht 0% Finanzierung und Easy Kredit wirbt mit 6-7% bei RBS gibt es angeblich schon für 4 % Geld (Meist sind es nach der Risikoeinstuffung jedoch dann 13%)

Die nette Bank um die Ecke gibt dir 1,5% auf dein Sparbuch und verlangt 16% bei Kontoüberziehung. Senkungen des Kreditzinses werden nach 3-4 Monaten weiter gegeben und Erhöhungen sind sofort in den berechnungen mit drin.....

Sorry aber wenn die nette Bank dann keine Kohle sieht hab ich wenig Mitleid. Das jeder Kunde das Risiko mitträgt ist so auch nicht richtig, die großen Märkte/Banken haben auch Kreditausfallversicherungen (Beitrag steigt mit Risiko, daher auch bei RBS 4 % für den solventen Kunden und 13 % für den Risikokunden)

Die Verbraucherinsolvenz ist ein guter Ansatz, doch das Problem wird dadurch nicht behoben. Unfähigkeit mit Geld umzugehen oder kurzfristige Planung wird auch weiterhin Leute in den Ruin treiben. Leider kann man dann keinen Unterschied machen ob es der Familienvater ist der auf Pump ein Kinderzimmer gekauft hat oder der Single der zu seinem finanziertem Quadsystem noch einen Plasma TV braucht, wenn beide Arbeitsloswerden und nicht mehr zahlen können dann müssen beide den gleichen Weg gehen......
 
Ich wäre vorsichtig mit der sehr pauschalen und sehr oberflächlichen Bezeichnung "Betrüger".
Strengt euren Grips ein wenig an und dann fallen euch auch Fälle im privaten Bereich ein, bei dem man noch lange kein Betrüger ist/sein muß.
Ich finde das eher schon beleidigend. Das mag mit Sicherheit bei vielen zutreffen, dennnoch würde ich das hier nicht so grundsätzlich stehen lassen.

In diesem Sinne...
 
Adam_Smith schrieb:
Was haltet ihr von dieser Entwicklung?
Wie kann man dem effektiv entgegen wirken?

Erstmal: Privatinsolvenz ist kein Zuckerschlecken. Wenn ich mich recht erinnere sind es sieben Jahre der Entbehrung und das muss man erstmal durchhalten, wenn man vorher durch exzessiven Konsum in die Schuldenfalle geraten ist.

Was man dagegen tun kann? Nun, man muss meines Erachtens gesetzlich dagegen vorgehen. Was passiert denn zur Zeit und das auch schon länger? Handyverträge mit Klauseln "wir prüfen Ihre Schufa nicht", überall kaufen auf Pump, große Banken machen Tochterhäuser auf, die einem einen Sofortkredit von mehreren 10 Tausend Euro versprechen. Schulden machen? Das kann ich auch! Das ist das Motto. Viele verdienen daran und merken gar nicht, dass wenn zu viele daran verdienen der Outcome gering bis minimal ist.

Auf irgendeinem Fernsehsender gab es mal eine Sendung über einen Schuldnerberater, der eine Bank konsultierte, bei dem der hoffnungslose Schuldner viele Schulden hatte. Der Schuldnerberater stellte die Bank vor die Wahl, entweder einen kleinen Teil an Rückzahlungen zu akzeptieren oder durch die Privatinsolvenz nichts zu bekommen. Die Bank lenkte ein, der Vertreter regte sich aber immens über die Praktiken der Privatinsolvenz auf, die ehrliche Gläubiger um ihr Geld bringe.

Mitleid hatte ich jedoch nicht, denn die Bank gab einen Kredit, der in keinster Weise durch Sicherheiten, ein geregeltes Einkommen oder Gläubiger gedeckt war. Meines Erachtens ist so ein "den kleinen Mann in die Schulden treiben" mindestens ebenso sittenwidrig, wie das Unvermögen des kleinen Mannes mit Geld umzugehen ärgerlich ist.

So habe ich Langzeitarbeitslose erlebt, die Dispokredite eingeräumt bekamen, und dadurch selbst bei Gutschrift des (damals) Sozialhilfebeitrags kein Geld zum Leben hatten, aber Soll-Zinsen zahlen mussten.

Insofern ist der beste Weg aus den steigenden Privatinsolvenzen, es gar nicht soweit kommen zu lassen. Wozu haben wir denn die Schufa? Nicht nur, um die Kreditgeber zu schützen, damit könnten wir auch Privatpersonen vor Überschuldung schützen. Und es ist nicht nur Selbstzweck, denn wie wir nicht zuletzt seit Pisa wissen hängt der soziale Status auch mit den Zukunftschancen der Kinder dieser Familien zusammen. Insofern ist es ein vitales, gesellschaftliches Interesse, diese Familien vor Überschuldung und damit dem sozialen Abstieg zu schützen, um den "elevator down" Effekt der gesamten Gesellschaft zu verhindern.

Gefragt wäre also der Gesetzgeber.
 
@BlackSavage
Es gibt solche und solche. Wenn ein Arbeitnehmer ein neues Auto braucht, mit dem er zur Arbeit fährt, dann nimmt er dafür möglicherweise einen Kredit auf. Verliert er dann seinen Job und kann er die Raten nicht mehr zahlen, trifft ihn keine Schuld.

Aber wenn jemand fortlaufend bei verschiedenen Versandhäusern Waren im Wert von monatlich 1.000 Euro bestellt, obwohl er nur 100 Euro zur Begleichtung der Rechnungen übrig hat, dann ist das ein betrügerisches Vorgehen. Und leider kommt auch so etwas immer wieder vor.
 
@keshkau
Das meine ich ja damit. Sicherlich gibt es auch (und bestimmt nicht wenig) die "schwarzen Schafe", aber es nahm hier so eine Tendenz zur Verallgemeinerung.
Deine beiden Beispiele treffen den Nagel auf den Kopf (oh 5 € ins Phrasenschwein :D, wer DSF Doppelpass kennt).
 
Nein, ich glaube Betrug ist hier als Begrifflichkeit nicht treffend. Bei einem Betrug täuscht einen der Verkäufer, aber wenn man einen Vertrag eingeht, obwohl man es selbst wissen müsste, dass man das Geld niemals zurückzahlen kann, dann ist das Dummheit, Sorglosigkeit oder was auch immer. Jedenfalls eine Eigenschaft des Käufers und nicht des Verkäufers.
 
Natürlich gibt es massenweise schlimme Fälle die ins Bild des Erstellers passen. Das Problem ist nur das ein Großteil der dabei Involvierten überhaupt nicht sinnvoll mit Geld umgehen kann und man ihm dann noch das blaue vom Himmel lügt.
Wirkliche Betrüger sind für mich nur die Leute mit Scheinfirmen, die nicht einfach mehr nur das abgezockte Geld von der Firma zur Frau überschreiben, sondern neuerdings vorrausgeplant die Firmenschulden (weil ja privathaftend) mit in die Privatinsolvenz nehmen und dann alle 10 Jahre das Spiel von vorne beginnen. Da sollte der Gesetzgeber einen Riegel vorschieben, aber die Verbraucherinsolvenz ansich keinesfalls begraben. Es ist sinnvollerweise für Leute gedacht die unfassbar hohe Schulden haben, weil ihr kleiner Betrieb wegen böswilliger Zahlungsmoral kaputtging, ein Schicksalsschlag in der Familie war wo z.B. eine nicht kassengedeckte Behandlung notwendig war .. Komplikationen, Arbeitslosigkeit etc. Oder Erbstreitigkeiten wo einen Miterben zum Auszahlen von Immobilien zwingen wo hohe Summen und oftmals Verluste im Raum stehen.
Denn mit 50.000 oder 500.000 Euro Schulden könnte man sich sonst gleich die Kugel geben weil allein die Zinsen verhindern das man seinem Kind wenigstens 1 Geschenk im Jahr kaufen kann, was die meisten Hartz4 Empfänger immerhin noch schaffen. Man sollte nicht vergessen was Schulden für eine immense seelische und körperliche Belastung bedeuten, gerade in Zeiten wo man selbst einfache Medikamente auch nurnoch mit Zuzahlung bekommt wenn man sie mal braucht.

Man sollte eben die Aushöhlung der guten Idee verhindern, sie aber nicht deswegen verwerfen.
Andererseits stellt sich mir eher die Frage ob z.B. Handyschulden u.ä. eine Folge mangelnder Bildung oder Erziehung sind.
 
Ich glaube auch das die Betrüger nicht den Weg der Privatinsolvenz gehen, 7 Jahre sind einfach zu lange und der Bürger hat zuviele Auflagen, dass es sich lohnt diesen Weg zu gehen (Kenne einige ehrliche Leute die trotz aller Bemühungen die 7 Jahre NICHT geschafft haben)
Der Betrüger geht den Weg über die Firmeninsolvenz, hier kann einen Tag nach der Insolvenz oder dem Konkursverfahren bereits eine neue Firma auf die Frau/Tochter/HUnd angemeldet werden und weiter richtig gut abgezockt werden.....(Kenne Beispiele aus der Baubranche wo die Angestellten um den Lohn betrogen wurden und Kunden um Ihr Geld und 2 Tage nach dem Konkurs machte die liebe Ehefrau schon wieder ein Baugeschäft auf mit sogar den selben Maschinen die sie über den Konkursverwalter billig aufgekauft hatte---das ist dann Betrug der scheinbar legal ist)

Der Privatinsolvent ist ein armes Schwein der ALLES offen legen muß und nur einen bestimmten Betrag zum Leben hat. (Ein noch ärmeres Schwein ist der Unterhaltspflichtige mit geringem Einkommen, dessen Existenzminimum ist bei 890 Euro im Monat/bei Arbeitslosigkeit 780 Euro und Ihm wird bis zu diesem Betrag ALLES abgenommen.....in manchen Großstädten mit 400-500 Euro Miete und dann noch etwas zum Essen kann er bei Besuchen der Kinder nicht mal mehr ein Eis kaufen......--aber das ist dann ein anderes Thema, was aber zeigen soll das der Staat immer mit zweierlei Mass bewertet, warum hat ein Unterhaltspflichtiger ein anderes Existenzminimum wie ein "Normaler" Mensch.
 
Also bei der aktuellen Reform des Privatinsolvenzverfahrens wurden ja zu allererst mal Verfahenskosten deutlichst gesenkt. Die angebliche Vereinfachung für den Schuldner ist aus meiner Sicht daher wieder mal nur ein heuchlerischer Vorwand.
Das dient in erster Linie den Kommunen, genauso wie die eingeführte Regelung 25 Eur ans Gericht und während der Wohlverhaltensperiode monatlich 13 Eur zu zahlen, vom Schuldner selbstverständlich.

Die Privatinsolvenz ansich finde ich eine richtige und faire Lösung, endlich auch mal für den Verbraucher. Vorher hat es auch ohne Privatinsolvenzmöglichkeit keine Überschuldungen eingedämmt, stattdessen aber in den lebenslangen Totalruin getrieben.

Jeder kann aus unterschiedlichsten Ursachen und Gründen in eine Schuldenfalle geraten. Niemand ist davor 100% sicher. Das hat so schon mancher gedacht und gesagt. Ursachen können wie hier schon angesprochen u.a. zb. sein: Arbeitslosigkeit, Krankheit, Suchtprobleme, Trennungen, gescheiterte Selbstständigkeit, sinkende Realeinkommen oder ein dauerhaftes Niedrigeinkommen.
Sicher gibt es auch zahlreiche Fälle von unverhältnismäßigem Konsumverhalten und daher folglich Überschuldung, doch angesichts der Gesamtzahlen an Privatinsolvenzen nicht mehrheitlich mutwillig oder gleichgültig hervorgerufen.
Ich kenne zb. keinen, der wegen zu vieler "Kleinkredite" in Privatinsolvenz ist, dafür über die Jahre etliche, deren Haus oder Firma zur Zwangsversteigerung steht, also ganz andere Hintergründe und Summen.

Betrüger und Trittbrettfahrer wird es immer geben, Mitnahmeeffekte sind numal auch hierbei nie ganz auszuschliessen. Doch diese schwarzen Schafe sollten die Privatinsolvenz noch lange nicht in Frage stellen. Zumal gerade bei solchen so oder auch so nichts zu holen wäre.
Die Hauptursachen sehe ich bei den Kreditgebern, nicht Kreditnehmern. Banken sind das beste Beispiel, aber auch private Kredithaie und unverantwortliche Versandhäuser & co.
 
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Ich finde die Privatinsolvenz auch richtig. Geschädigte von übermäßigem Konsum sind die Firmen welche Ratenkäufe in zunehmendem Maße anbieten. Diese werden auch wieder zurückrudern, wenn sie bei zu wenig Ratenkäufen das vereinbarte Geld erhalten. Aus diesem Grund regelt sich dieses Problem wohl ganz alleine, denn TV Geräte oder PCs sind nun wirklich keine Produkte die man per Ratenkauf ersteht. ;)
 
@Relict, Dope4you (und auch Andere)
Ihr sprecht mir aus der Seele.

Oh man, bei dieser Diskussion feiert der Stammtisch mal wieder fröhlich Urständ.

Nein, auch wenn es der Deutsche Spießbürger nicht hören will, die übergroße Mehrzahl der Privatpleiten sind nicht die Folge von Vorsätzlichkeit, Betrug oder Leichtsinn. Der Hauptrgrund der Insolvenz ist in einem Bruch der Lebensplanung zu suchen, wenn also ein Mensch durch unvorhergesehene Ereingnisse Insolvent wird. Also durch Krankheit, Arbeitslosigkeit oder auch einer Scheidung.

Die die sich hier hinstellen und meinen das dieses immer die Schuld der Schuldner ist scheint es wohl nicht ganz bewusst zu sein wie schnell er selber, gerade im Zeitalter des Neoliberalismus vor diesem Problem stehen kann. Auch die sich in Sicherheit wähnen und meinen ihnen könne soetwas nicht passieren.

Außerdem wird hierbei ganz verkannt das Kreditaufnahme, gerade im Kapitalismus, wichtig ist für eine funktionierende Wirtschaft. Der Kapitalismus würde garnicht funktionieren wenn jeder nur das Ausgeben würde was er hat. Es wurde aber höchste Zeit auch in Deutschland eine Möglichkeit zu schaffen das wenn jemand unverschuldet Zahlungsunfähig wird, er sich auch wieder von seinen Schulden befreien kann und nicht über 30 Jahre von Zwangsvollsteckungen bedroht ist. Im Ausland gab es das ja schon lange. Nur die moralistische Deutsche Spießbürgermentalität hat es lange verhindert das dieses auch hier Gesetzt wurde. Im Zuge der EU Vereinheitlichung musste Deutschland norgedrungen hier aber nachbessern.

Sehen wir es doch einmal sachlich. Kredite sind für den Kreditgeber und den Schuldner mit Chancen aber auch Risiken behaftet, es ist ein ganz normales Geschäft im Kapitalismus. Genau wie der Schuldner in eine Situation kommen kann sein Einkommen zu verlieren z.B. durch Arbeitslosigkeit, läuft der Kreditgeber Gefahr seine Kredite nicht mehr voll wieder zu bekommen. Warum soll es dem Kreditgeber hier besser gehen, nur weil er im besitz der Kohle ist ? So ist halt das Leben, Risiko für beide Seiten. Eine Moralische Besserstellung des Kreditgebers kann ich hier nicht sehen auch wenn es der neoliberale Spießer sicherlich anders sieht.

Außerdem wird hier so getan als ob es ein Zuckerschlecken sei mal eben die InsO zu machen und schwupps ist man seine Schulden los. Alle die das schonmal durchgemacht haben wissen das dieses nur der Phantasie des CDU Stammtisches entstammt. Ich empfehle mal diesen Leuten den folgenden Link: http://www.forum-schuldnerberatung.de/. Hier kann man sich mal informieren mit welchen Problemen aber auch Unverschähmtheiten man sich als Schuldner ausgesetzt sieht.

Außerdem, man muss sich einmal die Zahlen vor Augen halten worum es hier geht. weit über 94 % aller Kreditgeschäfte laufen ohne Störungen vertragsgemäß ab. Den Restlichen 6% muss man aber eine Chance geben wieder ihr Leben in Griff zu bekommen. Nur weil die Privatinsolvenzen ansteigen heist es noch lange nicht das diese Möglichkeit falsch ist. Und wie hier schon gesagt wurde, Trittbrettfahrer und Betrüger gibt es überall. Aber diese können das InsO ja auch garnicht durchführen wenn man ihnen den Betrug nachweisen kann. Darauf kommt es natürlich an, oder soll für Schuldner dieses Prinzip nicht mehr gelten nur weil sie Schuldner sind ?
 
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