Die Verbraucherinsolvenz - Oder: Wie es schick wird Schulden zu machen

Außerdem wird hierbei ganz verkannt das Kreditaufnahme, gerade im Kapitalismus, wichtig ist für eine funktionierende Wirtschaft. Der Kapitalismus würde garnicht funktionieren wenn jeder nur das Ausgeben würde was er hat.

Diese Aussage fordert geradezu meinen Widerspruch heraus. Gerade die privaten Haushalte geben längst nicht ihr ganzes Einkommen aus, sondern sparen den Anteil, den sie nicht für Konsum aufwenden. Wäre dem nicht so und würden sie ihr Geld nicht zur Bank bringen, könnten die Unternehmen ihrerseits keine Investitionskredite von ihrer Bank bekommen. Im Nachhineim gilt ja immer noch: Sparen = Investieren.

Denn das Bruttoinlandsprodukt (BIP) setzt sich zusammen aus Konsum (C), Investitionen (I) und Staatsverbrauch (G für Government).

BIP = C + I + G bzw.
BIP - C - G = I

Da Sparen (S) die Differenz aus Einkommen (BIP) und privatem Konsum (C) sowie Staatsverbrauch (G) ist, kann man schreiben:

S = BIP - C - G

=> I = S

Ich empfehle ein wenig Literatur zum Thema Sparquote: http://edoc.hu-berlin.de/master/erler-kristina-1999-09-14/PDF/erler.pdf
 
Den Rest des Beitrages von Extasy will ich mit 2 Aussagen beantworten:

1.) Ist es wirklich so, dass plötzliche Änderungen der Lebensumstände (Arbeitslosigkeit, ...) Hauptgrund für die Verbraucherinsolvenz sind? Wäre mal interessant hier Aussagekräftige Zahlen präsentiert zu bekommen anstatt Linke.PDS - Stammtisch Parolen ...

2.) Welche Gründe können es denn sein, die einen Menschen der plötzlich seine Arbeit verliert in die Insolvenz treiben?
Es ist ja nun mal so, dass die Person dafür erst einmal Schulden gemacht haben muss. Und die Verbraucherinsolvenz funktioniert eben nur dann, wenn die vom geliehenen Geld gekauften Güter zum Zeitpunkt der Zahlungsunfähigkeit kaum einen / keinen Wert mehr haben.
Dies sind aber nun mal in erster Linie Konsumgüter oder sogar Güter ohne Sachwert (z.B. Urlaub). Autos, Häuser oder andere Dinge die man üblicherweise durchaus auf Kredit kauft sind davon in der Regel nicht betroffen, denn der Gegenwert der Sache reicht meist aus um den Kredit aufzuwiegen.

@Topic:

Es ist nicht so, dass die Verbraucherinsolvenz ganz abgeschafft werden sollte. Aber in meinen Augen bedarf es einer genauen Prüfung warum es zur Zahlungsunfähigkeit gekommen ist.
Und jemand der auf Pump in den Urlaub fliegt muss in meinen Augen nicht damit belohnt werden, dass er nach 6 Jahren Insolvenzverfahren (ich schrieb bereits wie viel Nettoeinkommen man haben darf bevor überhaupt gepfändet wird) wieder Schuldenfrei ist.
Wenn jemand allerdings wirklich ohne eigenes Verschulden in eine solche Situation kommt, dann sind vllt. sogar 6 Jahre zu viel.

Auch die Seite der Händler prangere ich durchaus an. Es ist eben ein falsches Signal, wenn ein Kreditgeber mit Krediten ohne Schufa Auskunft wirbt.
Wie gesagt: Oft funktionieren hier die Mechanismen des sich selbst regelnden Marktes nicht.

Und der wichtigste Punkt ist hier eben die Aufklärung. Schuldenprävention und Zinsrechnung sollten Grundstoff der Schulbildung werden.
 
aber wo willst du da die grenze ziehen? sowas muss doch individuell bewertet werden. manche rutschen ja auch durch unwissenheit oder dergleichen in so eine schuldenfalle, sei es durch irgendwelche abos (wie vor etlichen monaten recht viele jugendliche mit klingeltönen die mitm mal bis sie volljährig wurden an die 20k schulden hatten), oder sonstiges.. es ist ja auch nicht so das jedes unternehmen beispielsweise auf die negativen auswirkungen hinweist, das wäre ja geschäftsschädigend. und so weiter halt. ich denke, das thema ist zu komplex und zu sehr abhängig von subjektiven dingen im einzelnen, als das man das "mal eben über einen kamm scheren könnte" und zu sagen "dort und dort ist die ursache und lösung des ganzen begraben".
 
Gründe der Überschuldung sind neben der Arbeitslosigkeit als wichtigster Ursache noch „Niedrigeinkommen, Trennung oder Scheidung, Krankheit, gescheiterte Selbständigkeit, mangelnde finanzielle Allgemeinbildung, unwirtschaftliche Haushaltsführung oder auch unangemessene Angebote der Kreditwirtschaft“, wobei fast immer mehrere Gründe zusammenkommen:

Quelle: http://www.bmfsfj.de/Kategorien/Presse/pressemitteilungen,did=21032.html

Interessante Zahlen aus Österreich: http://www.schuldnerberatung.at/equal/newssystem/schuldenreport06.pdf
 
@keshkau
danke für den aufschlussreichen Link. Dieser bestätigt meine Aussage weitgehend ;)

@Adam_Smith
diese sogenannten "Schufafreien" Kredite existieren doch nur auf dem Papier. Sie gibt es definitiv in Deutschland nicht. Die die soetwas anbieten sind in der Regel Abzocker die die Notlage für ihre unseriösen Geschäfte ausnutzen und diesen Personen entweder gegen Gebühr eine Kradtvermittlung anbieten die dann aber ins leere läuft, oder aber Versicherungen andrehen und Beteoffenen die Hoffung wecken darüber an einen Kredit zu kommen.

Jede Bank und auch Versandhaus zieht sich eine Schufaauskunft. Wenn Negativmerkmale nachträglich auflaufen wird dieses auch sofort nachgemeldet den angeschlossenen Banken und Versandshäusern und dann ist es in der Regel Essig mit weiteren Krediten.

Es ist nämlich tatsächlich so das ein einziges Negativmerkmal bewirkt das selbst kleinste Kreditaufnahme nicht mehr möglich ist. Banken sehen hier nur schwarz/weiß, ein grau dazwischen gibt es nicht und da liegt die krux in diesem System. Der Spruch das die Banken einem den Schirm hinhalten wenn die Sonne scheint, diesen aber sofort bei den ersten Wolken wegziehen trifft die Situation schon sehr genau.

Es ist nämlich so das Menschen, solange kein Negativmerkmal vorliegt oftmals Kredite sehr leichtsinnig vergeben werden. Eine Freundin von mir ist eine Studentin mit Bafög ohne aussicht in ihrem späteren Beruf eine feste Anstellung zu erhalten. Die bekam ohne Probleme eine Kreditkarte mit 8000 Euro Kreditlinie ausgestellt (sie musste für ihr Studium nach USA Reisen). Jemand jedoch der z.B. mal seine Handyrechnung nicht bezahlt hat, weil z.B. er den Betrag anzweifelt oder auch weil z.B. das Taschengeld nicht gereicht hat und dafür einen Negativeintrag kassiert hat darf dann noch nicht einmal mehr sein Konto um einen Euro überziehen weil dann der Dispo sofort gestrichen wird ob wohl geregeltes Einkommen vorhanden ist. Solange nichts negativen gespeichert ist bekommen selbst Leute mit objektiv schlechter Bonität ohne große Probleme Kredite. Menschen mit guter Bontät jedoch, aber negativer Schufa erhalten nicht einen Euro Kredit mehr. Das sind die Fakten, denn eine negative Schufa heist noch lange nicht das man nicht mehr Zahlungsfähig ist, auch wenn dieses von Banken so ausgelegt wird. Umgekehrt heist eine "saubere" Schufa nicht das man auch Zahlungsfähig ist.

Was ich damit sagen will ist das eine Schufaprüfung noch lange keine Garantie für eine verantwortungsvolle Kreditvergabe der Banken darstellt. Außerdem muss man bedenken das mit einer negativen Schufa selbst Geschäfte außerhalb der Kreditwirtschaft oftmals nicht mehr möglich sind. Dazu gehören Telefonverträge, Stromverträge ja selbst Versicherungen holen sich teilweise heutzutage eine Schufaauskunft. Auch Wohnungsmietungen werden fast unmöglich mit einer negativen Schufa. Es wird von Kreditgebern immer implementiert das wenn jemand schonmal bei dem einen in Zahlungssdcheierigkeiten war woanders auch Schwierigkeiten hat. Auch wenn dieses natürlich äußerst kurzsichtig gedacht ist.

Das alles sollte man mal bedenken wenn man über dieses Thema diskutiert ;)

Ach ja, warum ich mich so gut damit auskenne ? Nun ich gehöre zu den ersten hier in Deutschland die ihre Restschuldbefreiung erhalten haben. Ich habe mein Privatinso im Jahre 2000 beantragt und musste aber nur 5 Jahre in die sogenannte Wohlverhaltensperiode weil ich ein sogenannter "Altfall" war. Ich kam in die Schuldenfalle als ich 1992 Arbeitslos wurde. Die Scheidung stand an und ich musste für Jahre in einen neuen Beruf umschulen. 1998 war ich mit der Umschulung fertig und konnte 1999 anfangen die Privatinso zu beantragen weil diese inzwischen in Deutschland möglich war und mein neues Einkommen nicht gereicht hätte meine Schulden abzubezahlen. Ich weiß also wovon ich rede ob wohl es mir dabei noch recht gut ging. Ich musste damals zum Anfang der InsO noch die Kosten (3000DM) selber aufbringen da es damals noch keine Stundung wie heute gab und hatte zum Glück meine Eltern die mich hier unterstützen. Auch hatte ich immer irgendwelche Freunde oder Partner über die ich Verträge wie Telefon/Handy abwickeln konnte da dieses mit der Schufa halt nicht möglich war ob wohl ich mit meinem Einkommen diese ohne Probleme habe bezahlen können.

Und auch heute nach meiner Restschuldbefreiung trage ich noch die Last der Vergagenheit weil in meiner Schufa für noch einige Jahre die Forderungen zwar als Erledigt gekennzeichnet, aber halt noch sichtbar sind. Ich bin somit seid über 13 Jahren für die Krediwirtschaft als "nicht Kreditwürdig" gebrantmarkt ob wohl dieses heute objektiv garnicht mehr so ist, nur wegen der Schufaauskunft. Krimminelle sind oftmals schneller Rehabilitiert. Aber im Kapitalismus habe ich mich nunmal an der heiligen Kuh "Geld" versündigt und da gelten nunmal andere Maßstäbe :D. Da ich aber eine Frau habe die eine saubere Schufa hat kann ich trotzdem ohne Einschränkungen leben. Die die jedoch alleine dastehen haben es oftmals sehr schwer im täglichen Wirtschaftsleben.

Übrigens auch hier ein interessanter Aspekt der im Kapitalismus dazu auffällt: Zu Rechenschaft werden wiedereinmal nur die kleinen Leute gezogen. Diese müssen alles offenlegen sich erklähren und auch bluten. Wenn jedoch jemand der sogenannten "Eliten" wirtschaftlichen Schiffbruch erleidet fallen die immer weich. Ich habe noch nie gehört das ein Ex Manager ein Sozialfall wird oder das ihm gar die Kreditkarte entzogen würde. Und selbst wenn es mal zu einer Anklage kommt wird diese gegen eine Zahlung aus deren Portokasse schnell wieder eingestellt. Diese Leute schweben in einem freien Raum ohne jede Verantwortung, kassieren aber millionen Gehälter eben wegen der, in Wirklichkeit nicht vorhandenen, "Verantwortung". Richtige Verantwortung wird immer nur vom einfachen Bürger eingefordert, ohne das diese Millionengehälter bekommen. Das aber nur mal so am Rande.

Das sollte man mal bedenken wenn man als Außenstehender so schreibt wie leicht es doch sei die InsO zu machen. Diese Leute haben in der Regel keine Ahnung was man da zum Teil durchmachen muss.

Überflüssig zu erwähnen das ich meine Erfahrungen auch nutze um über das Internet, oder aber auch in der Sozialberatung meiner Partei "Die Linke" Betroffene zu beraten. :cool_alt: Denn eines weiß ich ganz genau, Banken gegenüber habe ich nicht die geringsten Bedenken wenn die auf ihre Forderungen verzichten müssen. Ganz im Gegensatz zu privaten Schulden oder Schulden bei Handwerksbetrieben. Hier Rate ich immer diese nach Möglichkeit vor einem InsO zu begleichen.
 
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Übrigens auch hier ein interessanter Aspekt der im Kapitalismus dazu auffällt: Zu Rechenschaft werden wiedereinmal nur die kleinen Leute gezogen. Diese müssen alles offenlegen sich erklähren und auch bluten. Wenn jedoch jemand der sogenannten "Eliten" wirtschaftlichen Schiffbruch erleidet fallen die immer weich. Ich habe noch nie gehört das ein Ex Manager ein Sozialfall wird oder das ihm gar die Kreditkarte entzogen würde

Das liegt allerdings allein an Deiner bewusst selektiven Wahrnehmung.

http://www.mopo.de/2007/20070809/hamburg/panorama/wie_ein_manager_zum_sozialfall_wurde.html

Und dann fällt mir noch der ehemalige Mobilcom-Chef Schmid ein, der ebenfalls Privatinsolvenz anmeldete.
 
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@ extasy
schön zu hören das du da noch die kurve gekriegt hast und aus der schuldenfalle rauskamst :)
allerdings steh ich dem thema kredite/dispo n bisschen skeptischer gegenüber. es geht ja nicht nur darum das die leute kein geld mehr kriegen, sondern die banken tragen in dem falle ja auch sowas wie ne verantwortung.
wenn die sehen "oh, der kam schonmal ins straucheln mit irgendwelchen zahlungen", dann muss man dem nicht auch noch n kredit gewähren der ihm das genick bricht. also in sofern kann ich die handlungsweise schon nachvollziehen bezüglich schufa einträgen, aber mit der verjährung hast du allerdings recht, das könnte man kürzer ansetzen.
 
@keshkau
na ja, mit 85 000 Euro Jahresgehalt ist es bestimmt noch kein "Manager" den ich meine. Diese Art von Managern sind eher auf der mittleren Führungsebene zu sehen und gehören noch lange nicht zu den "Eliten" im neoliberalen Zeitalter. Im Gegenteil, dieses Leistungsträger sind vom Neoliberalismus genau so betroffen wie der normale Facharbeiter. Auch für diese vermeindlichen "Besserverdiener" stehen wir als Linke ein. Führungspersonal ist für mich nicht per se der böse "Klassenfeind" oder "Ausbeuter" :lol: Außerdem sagt ja auch der von dir verlinkte Artikel aus das es Fehler der Konzernführung waren die den Job des Managers gekostet hatten und wie Menschenverachtend man mit ihm und den anderen Entlassenen umgegangen sei. Genau diese obere Ebene der Manager ist es aber die ich meine. Die gehen über Leichen und brauchen sich für nichts zu verantworten. Bei Fehlern werden andere entlassen und kassieren, wenn sie mal selber gehen müssen, auch noch Abfindungen in Millionenhöhe. Ein besseres Beispiel hättest du für die untermauerung meiner These nicht vorbringen können, Danke dafür !

Aber auch ich scheere durchaus nicht alle Banken über einen Kamm. Es gibt z.B. auch Banken, vorzüglich Sparkassen, die eine verantwortungsvolle Kreditvergabe praktizieren.

Unsere Sparkassenberaterin ist eine wirklich kompetente und zuvorkommende Frau die uns bestimmt nicht leichtsinnig zu Krediten raten würde. Nicht zuletzt darum habe ich auch mein Girokonto von der Postbank zu dieser Sparkasse gewechselt weil ich keinen Bock mehr hatte mich mit irgendwelchen annonymen Hotlines auseinander zu setzen. Ich fühle mich dort absolut gut aufgehoben, auch wenn ich jetzt, im Gegensatz zur Postbank, Kontoführungsgebüren zahlen muss ;) Ich meine aber das die Sparkassen eine wichtige Rolle in der Finanzierung des gewerblichen Mittelstandes in der Region haben. Dieses möchte ich in meinem bescheidenen Rahmen unterstützen auch wenn ich von der Sparkasse zur Zeit auch keinen Kredit erhalten würde mit meiner Schufa :D

Nebenbei bemerkt, ich hatte unter meinen Gläubigern z.B. auch eine Stadtsparkasse. Bei dieser hatte ich mich auch immer bis zu meinem InsO bemüht zumindest kleine Beträge, was damals wirklich nicht leicht war, zu begleichen. Warum ? Diese Bank hat sich mir gegenüber immer Fair und Respekvoll im Gegensatz zu einer gewissen anderen Bank verhalten. Da selektiere ich dann natürlich wem ich in der Not noch mein Geld was ich übrig habe bezahlen kann.

Übrigens ist es natürlich so das auch im Sozialismus Kredite und Rechnungen bezahlt werden müssen.
 
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