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Hallo liebe Wasserkühlungs-Enthusiasten!
Wie viele von Euch hier wissen, bin ich seit Anfang 2015 Computer-Wasserkühlungen verfallen und habe hier im Forum von Beginn an Hilfe, Rat und Tipps bekommen. Nachdem die erste Wasserkühlung in Betrieb war, folgten diverse Umbauten, ich habe vieles ausprobiert und dabei auch so einige Reviews geschrieben. Aber eines hat bisher gefehlt und mit diesem Review erfülle ich mir nun den Traum, der mir seit längerem durch den Kopf geht: einen Dual Loop.
Ein Dual Loop sind zwei getrennte Kreisläufe in einem PC. Einer für die CPU und der andere für die Grafikkarte, in meinem Fall für zwei Grafikkarten.
Bisher hatte ich mein System komplett durch einen Kreislauf gekühlt. Eigentlich war ich damit auch zufrieden, denn sowohl die Temperaturen der CPU, der Grafikkarten als auch des Wassers waren absolut unkritisch und das System weder im Leerlauf noch unter Last hörbar.
Mit dem Umbau hin zu einem Dual Loop möchte ich nun ausloten, ob und welche Vorteile sich dadurch ergeben, insbesondere bei den Temperaturen. Denkbar wäre auch, dass man die Pumpen mit niedrigerer Drehzahl laufen lassen kann.
Mein System besteht im Kern aus folgenden Komponenten und erzeugt bei Spielelast ca. 550 Watt (gemessen an der Steckdose):
- Gehäuse: Corsair Obsidian 750D
- Prozessor: Intel i7-5930k, übertaktet auf 4.5 GHz @ 1.35 Vcore
- Grafikkarten: 2 x Asus R9 290 in der OC-Edition
Die Wasserkühlung besteht aus:
- Prozessorkühler: EK Water Blocks Supremacy Evo
- Grafikkartenkühler: EK Water Blocks (jeweils mit Backplate von EK Water Blocks)
- Schläuche: 16/10mm
- Pumpen: Laing D5 (EK Water Blocks) & Alphacool VPP755
- Radiatoren:
- Watercool MO-RA3
- Alphacool NexXxoS 360 45
- EK Coolstream PE 240
- Lüfter:
- Noiseblocker eLoop B12-PS
- Noiseblocker eLoop B14-PS
- Lüftersteuerung:
- Eigenbau auf Basis eines Arduino Uno
- 2 Lüfterkanäle auf PWM-Basis (Intels PWM-Spezifikation implementiert)
- Aqua Computer Durchflusssensor auslesbar
- 8 Temperatursensoren
- Restliche Hardware über Schnittstelle zu OpenHardwareMonitor integriert
- Konfiguration und Auswertung / Überwachung über selbstgeschriebene Windows-Software
Und so sieht das dann aus:
Um das System unter Last zu setzen, wurde jeweils ein Rennen in Codemasters F1 2016 gespielt (25 % Renndistanz, was ca. 25 Minuten dauert). Dabei laufen die beiden Grafikkarten am Anschlag und die CPU ist zu ca. 70% ausgelastet.
Dankenswerterweise hat mich die Firma Blacknoise mit Lüftern sowohl für alle Radiatoren als auch für die Gehäusebelüftung ausgestattet. Mit den eLoop als 120mm und 140mm Lüftern kann ich das System auch unter Last absolut geräuschlos betreiben.
Mit der Komplettausstattung von Noiseblocker wurde ich mit 15 Lüfter regelrecht überschüttet
Ich hatte bereits in der Vergangenheit zu diesen Lüftern verschiedene Reviews verfasst, unter anderem zur Performance und auch zur Black Edition.
Zu den Reviews jeweils einfach auf das Bild klicken.
Kommen wir jetzt zum eigentlichen Teil dieses Reviews, nämlich wie sich ein Dual Loop in der Praxis schlägt. Zuerst habe ich Messungen mit dem Single Loop gemacht. Anschließend den Loop entsprechend umgebaut und dasselbe Messszenario nochmals durchgeführt.
Die Reihenfolge im Wasserkühlungsloop ist wie folgt:
- Pumpe mit AGB (und Temperatursensor im AGB)
- MO-RA3
- Grafikkarten-Kühler
- Radiator 360
- CPU-Kühler
- Radiator 240
- Wassertemperatursensor
Die Wassertemperaturmessung ist damit weder an der kühlsten noch an der wärmsten Stelle im Kreislauf.
So sieht das dann aus:
Folgende Werte konnte ich dabei messen:
Soweit alles im grünen Bereich, vor allem unter Last ist die Wassertemperatur mit ~ 36°C völlig unkritisch. Auch die Komponenten, d.h. die CPU und die Grafikkarten, befinden sich im grünen Bereich.
Nach dem Umbau auf zwei Wasserkreisläufe sieht das System wie folgt aus – für mich eine Augenweide, insbesondere die beiden Ausgleichsbehälter und die roten Schläuche für den CPU-Loop und die transparenten Schläuche für den Grafikkarten-Loop:
Die Reihenfolge der Komponenten in den beiden Wasserkühlungskreisläufen:
- Reihenfolge CPU-Loop (rote Schläuche im Bild)
- Pumpe mit AGB
- Radiator 360
- CPU-Kühler
- Radiator 240
- Reihenfolge Grafikkarten-Loop (transparente Schläuche im Bild)
- Pumpe mit AGB
- MO-RA3
- Grafikkarten-Kühler
Folgende Werte konnte ich im Leerlauf des Systems und unter Last messen:
Die Werte sind, wie beim Single Loop, ebenfalls soweit im unkritischen Bereich. Weder die Wassertemperatur, der Durchfluss (hier nur im Grafikkarten-Kreislauf gemessen) noch die Komponententemperaturen sind verdächtig hoch.
Ein Vergleich mit den Werten aus dem Single Loop soll im nächsten Kapitel erfolgen. Trotzdem möchte ich hier kurz meine Eindrücke bisher schildern: Zum einen finde ich die Optik absolut gelungen. Genau so hatte ich mir das erhofft. Zum anderen muss man jedoch sagen, dass die Messwerte nicht ganz das widerspiegeln, was ich erwartet hatte: Während der Wasserdurchfluss einen deutlichen Sprung nach oben machte und im Grafikkarten-Kreislauf die Temperaturen zurückgegangen sind, sind im CPU-Kreislauf sowohl die Prozessor-Temperatur als auch die Wassertemperatur unter Last deutlich gestiegen. Dass sich die Werte im CPU-Kreislauf verschlechtern - das war einfach unerwartet.
Die Werte in der direkten Gegenüberstellung:
Die Werte im Idle sind soweit uninteressant, dass wir uns gleich den Werten unter Last zuwenden. Wie im vorherigen Kapitel erwähnt, gibt es mehrere interessante Aspekte.
Schauen wir uns den Wasserdurchfluss an, so erkennen wir einen deutlichen Sprung nach oben im Grafikkarten-Kreislauf. Das ist soweit auch zu erwarten gewesen, schließlich müssen deutlich weniger Komponenten im Kreislauf durchflossen werden. Letztlich bekommt man damit Reserven, um die D5-Pumpe (bzw. die VPP755) auf niedrigster Stufe laufen zu lassen.
Im Grafikkarten-Kreislauf haben sich die Temperaturen verbessert. So ist die Wassertemperatur einen Tick niedriger und auch die Temperatur der zweiten Grafikkarte, welche vom erwärmten Wasser der ersten Grafikkarte durchflossen wird, ist hier niedriger als im Single Loop.
Im CPU-Kreislauf sind jedoch sowohl die Prozessor-Temperatur als auch die Wassertemperatur unter Last deutlich gestiegen. Die beiden Radiatoren, die im Kreislauf verbaut sind, haben ordentlich zu arbeiten, um die Wassertemperatur unter der (für mich) kritischen Marke von 40°C zu halten. Natürlich könnte man dem entgegensteuern, indem man die Lüfter auf den Radiatoren schneller rotieren lässt. Das würde allerdings mein Ziel, ein Silent-System zu haben, zunichte machen.
Nach diesem Ergebnis hatte ich mir die Frage gestellt, weshalb der CPU-Kreislauf so schlecht performt. Dazu habe ich mir nochmals den Airflow durch die Radiatoren und das Gehäuse angesehen. Vorne am Gehäuse wird durch den 240er Radiator Luft in Umgebungstemperatur angesaugt. Von dort gelangt sie nach oben zum 360er Radiator und erwärmt sich dabei auf 30°C. Während also der kleine, interne Radiator und im Grafikkarten-Kreislauf der MO-RA3 mit Luft von ca. 22,5°C arbeiten, muss der 360er mit deutlich höheren Temperaturen arbeiten. Kein Wunder, dass hier die Wassertemperatur statt bei ca. 35-36°C (sowohl im Single Loop unter Last als auch im Grafikkarten-Loop unter Last) nun bei fast 40°C liegt. Dies erklärt folglich auch die relativ hohe Prozessor-Temperatur von 55°C.
Natürlich wäre es interessant zu wissen, was der CPU-Kreislauf maximal zu leisten im Stande ist. Wie sich das recht einfach ohne großen Umbau messen lässt, ist im nächsten Kapitel beschrieben.
Um zu sehen, was der CPU-Kreislauf maximal leisten kann, habe ich eine Messreihe bei komplett offenem Gehäuse durchgeführt. Damit steht den beiden internen Radiatoren die relativ kühle Umgebungsluft direkt zur Verfügung und keiner kann den anderen durch seine Abluft (indirekt) aufheizen.
Letztlich hat damit die Prozessor-Temperatur unter Last bei 46,5°C ihr Maximum gefunden und die Wassertemperatur lag bei deutlich entspannteren (knapp) 33°C. Das zeigt sehr schön, dass man für intern verbaute Radiatoren einen sehr, sehr sorgfältig überlegten Airflow durch das Gehäuse realisieren muss. Gelingt dies, dann sind auch hier die Temperaturen absolut unkritisch.
Nach all den Bildern und Messreihen bleiben für mich, um es kurz zu machen, vier Erkenntnisse:
1) Einen Dual Loop aufzubauen macht unglaublich viel Spaß
2) Ein Dual Loop sieht einfach klasse aus
3) Der Airflow für interne Radiatoren muss wohlüberlegt sein
4) Die Performance eines MO-RA3 ist einfach unschlagbar
Vielen Dank fürs Lesen. Ich hoffe, es hat Euch gefallen – konstruktive Kommentare sind jederzeit gern gesehen.