Vielleicht sollte man auch nicht ganz aus den Augen verlieren, dass ein Buch ein Erzeugnis ist, in das ein Autor Monate oder Jahre seines Lebens, Arbeitens und Denkens hineingesteckt hat. (Egal, ob das Buch nun digital oder in Papierform vorliegt -- die materielle Produktion macht den allergeringsten Anteil am Buchpreis aus.) Und wenn mich ein Buch interessiert, ist es mir auch gleichgültig, ob es 8 oder 18 oder 28 Euro kostet. Zudem finanzieren einige Verlage auch ehrgeizigere oder riskantere Buchprojekte aus ihrer Bedienung des Massenmarkts, und je knapper dort kalkuliert wird, desto unwahrscheinlicher wird es, dass man Bücher zu lesen bekommt, die sich aus dem großen Bucheinerlei hervorgeben. Dann wäre der Buchmarkt irgendwann wie unser Fernsehen -- auf Letzteres verzichte ich schon seit Jahren, auf Bücher kann ich nicht verzichten ...
Zu den E-Books: Für nicht wenige Leute scheint das immer noch einen "Entweder-Oder"-Denkprozess nach sich zu ziehen. Dabei kann man doch problemlos die Vorteile beider Medien nutzen. Unterhaltungsromane, populärwissenschaftliche Bücher, Zeitungen und Zeitschriften, die ich einmal lese und danach nie wieder, lese ich inzwischen fast ausschließlich digital (Kindle oder Tablet). Fachbücher, die vollgeschrieben und mit Zetteln beklebt werden, kaufe ich nach wie vor in Papierform.
Das Einzige, was mich an E-Books massiv und zunehmend stört, ist die Tatsache, dass sie sehr oft furchbar schlecht (oder gar nicht?) lektoriert und voller Fehler sind. (Auch ein vernünftiges Lektorat ist m.E. ein guter Grund, etwas mehr für ein Buch zu zahlen.) Die digitalen Ausgaben großer Verlage (Fischer, Suhrkamp etc.), die denn auch kaum weniger kosten als die Papierausgabe, sind davon weniger betroffen, aber wenn ich bei Kindle einen Roman für unter 5 Euro angeboten bekomme, bin ich diesbezüglich inzwischen schon sehr skeptisch -- und mittlerweile habe ich auch schon das eine oder andere E-Book wieder storniert, weil die Textqualität für mich nicht akzeptabel war. Ich denke, dass die Verlage hier der allgemeinen Qualität von Texterzeugnissen längerfristig einen Bärendienst erweisen ...
Gruß Jens