Farbraumabdeckung

Phoenix_29021

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Moin Leute,
Ich hab mich in der letzten Zeit mehrfach gefragt wie das alles bei Farbtiefe, Farbraumabdeckung, etc. läuft und ob dieses Wissen eine Relevanz für mich hat.


Ich weiß es gibt aRGB, sRGB, DCI-P3, etc. Und ich denke das alle diese Standards bestimme Nutzungsszenarios haben, und für meinen Verwendungszweck muss ich mir den Monitor mit dem richtigen Farbraum kaufen.
Aber kann man grundsätzlich ALLE Farbräume 100% (Obwohl es gibt ja >100% Abdeckung warum auch immer) maximal abdecken auf dem selben Monitor?
8, 10, 12 bit Farbtiefe ist einfacher erklärt, es geht um die Farbabstufungen pro Farbkanal. Je mehr Bit, desto feiner.

Dann gibt es ja noch das Delta, mit dem man anscheinend schauen kann wie sehr die Monitore vom Factorywert abweichen.
Also im Endeffekt, kann man einen be-all-end-all Monitor bauen. der die Bandbreite für >16bit und > 200Hz hat, als Panel QD-OLED oder etwas vergleichbar gutes und 100%, oder die maximale Anzahl ALLER Farbräume abdeckt?

Denn das is ja schon eine gewisse Marktlücke. Ich habe DEN besten Monitor. Für alles.
 
Für jeden Anwendungszweck gibt es eigene Monitore.
Einer der im Softproofing arbeitet hat andere Anforderungen als einer der am Colorgrading eines Films arbeitet, aber beide würden sich einen feuchten Dreck um 200 Hz scheren, denen reichen die 60.

Genauso wie es Gamingmonitore nicht drum schert, ob sie jetzt 120 oder 130% sRGB Farbraum abdecken.
Ebenso haben normale Monitore für Verbraucher noch ganz andere Nachteile im Vergleich zu Profi Geräten, die Preisspanne ist ja auch immens viel höher (z. B. ein Dell Gamingmonitor = 400€, Sony Profimonitor für Film 35k €).
Es wird also niemals einen "perfekten" Monitor geben der alles kann.
 
Phoenix_29021 schrieb:
Also im Endeffekt, kann man einen be-all-end-all Monitor bauen. der die Bandbreite für >16bit und > 200Hz hat, als Panel QD-OLED oder etwas vergleichbar gutes und 100%, oder die maximale Anzahl ALLER Farbräume abdeckt?
Nein, kann man nicht bauen, weil der Stand der Technik es nicht hergibt.

Und was Farbräume angeht: Die sind untereinander oft nicht kompatibel, weil sie Farben unterschiedlich interpretieren. Wenn du also einen Monitor hast, der Adobe RGB korrekt wiedergibt, werden in diesem Moment sRGB-Inhalte "falsch" dargestellt, selbst wenn der Monitor sRGB zu 100% darstellen könnte. Und die meisten Inhalte sind heute immer noch sRGB. Deswegen gibt es Soft-Proofing in entsprechenden Applikationen, womit man dann sieht, wie ein z.B. Adobe RGB Photo auf einem sRGB-Monitor aussehen würde. Oder man muss zwischen verschiedenen Kalibrierungen und Profilen im Betriebssystem wechseln für sRGB und Adobe RGB. Es kann zu jeder Zeit immer nur ein Farbraum korrekt dargestellt werden, selbst wenn ein Monitor in der Lage ist, mehrere Farbräume zu 100% darzustellen.

Etwas Abhilfe schafft P3, weil der Farbraum größer ist als der weitverbreitete sRGB, aber den kompletten Bereich von sRGB mit einschließt. Das erleichtert das Farbraummanagement. Sprich: Wenn man mit entsprechendem Monitor im P3 Farbraum arbeitet, werden sRGB Inhalte dennoch korrekt dargestellt. Und P3 Inhalte sehen auch auf einem sRGB Monitor korrekt aus (keine Farbverschiebungen), verlieren aber natürlich an Farben.
 
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Selbst wenn es technisch machbar wäre, so ein Monitor wäre nicht mehr bezahlbar. Lieber Spezialisten für das jeweilige Anwendungsgebiet, selbst das liegt schon in einem sehr hochpreisigen Bereich. Ein 31" Monitor für Bildbearbeitung kostet schon mal 4500€ (z.B. EIZO CG319X). Dieser hat "nur" 60 Hz und ein IPS Panel, deckt aber 99 -100% vom Farbraum ab.
 
Die sind untereinander oft nicht kompatibel, weil sie Farben unterschiedlich interpretieren.

Ah, deswegen hab ich bei manchen Reviews gesehen das man den Farbraum umstellen kann.

Nein, kann man nicht bauen, weil der Stand der Technik es nicht hergibt.
Ich meinte nicht ob man den jetzt bauen kann, sondern ob es technisch möglich ist. Technisch möglich ist auch 16k Gaming (Sinnhaftigkeit ausgenommen, nur als Beispiel) obwohl das im Moment noch nicht realistisch funktioniert.
Also ob es Probleme gibt, wenn man einen Monitor auf einen Farbraum auslegt oder kalibriert, oder ob man eben einen all-in-one bauen kann


Vielen Dank für die Info :D
 
sRGB: kleinster üblicher rgb farbraum, standard farbraum für windows PCs, aber eigentlich ein ziemlich kleiner gamut, d.h. eingeschränkt bei allen farben sichtbaren spektrum.

aRGB: adobe RGB ist ein ziemlich großer farbraum, der sRGB komplett abdeckt und in blau, rot und vorallem grün sRGB weit überbietet. aRGB nimmt man für hochwertige Photos (bspw. RAW Dateien von Spiegelreflexkameras sind oft in aRGB) und im Druck, weil aRGB den Druckfarbraum CMYK ziemlich gut darstellen kann - sRGB kann das nicht. kaum einschränkungen im sichtbaren spektrum.

ProPhoto RGB: ein riesiger RGB Farbraum, der nur für high end photografie zum einsatz kommt. noch bessere abdeckung der sichtbaren rot und grüntöne als aRGB. deckt fast das komplette sichtbare spektrum ab.

Rec709: der "kleine" Video-Farbraum analog zu sRGB. der größte unterschied ist eine etwas abweichende Gammakurve.

DCI-P3: ist ein größerer video Farbraum analog zu aRGB, allerdings mit abweichender grün und erweiterter rot abdeckung.

Rec2020: ist ein noch größerer video farbraum, der für HDR Filme zum einsatz kommt - ähnlich groß wie ProPhoto RGB.


eine 130% sRGB abdeckung ist völlig nutzlos, wenn man nicht weiß, in welchem farbbereich die erweiterung liegt. kann sein, der farbraum ist nur im rot erweitert, und dann sieht jeder sRGB content ohne farbmanagement absolut grauenhaft aus - das führt dann zu den berüchtigten roten gesichtern auf youtube.

am neutralsten finde ich eine nahe 100% aRGB farbraum abdeckung. das sieht auch ohne colormanagement noch gut aus.

DCI-P3 könnte hier wegen der erweiterung bei den rottönen wieder etwas problematischer werden.

Prinzipell ist es aber so, dass ein erweiterter Farbraum eigentlich nur positiv ist, d.h. man sollte hier eigentlich schauen, dass man einen monitor mit dem größt möglichen gamut nimmt, der alle farben der kleineren farbräume darstellen kann und dann bekommt der monitor bei jedem content die info, welche farbe aus welchem farbraum jetzt hier dargestellt werden soll. statt einer angabe in >100% sRGB, sollte man lieber nach einer annährend 100% aRGB oder DCI-P3 oder Rec2020 Abdeckung schauen.

ABER

windows. die realität ist, dass windows für farbmanagement völlig ungeeignet ist. ein kampf gegen windmühlen. der explorer unterstützt kein farbmanagement. einige browser und webapps haben probleme damit. mal wird was gemanaget, mal nicht. sogar die windows photoanzeige unterstützt kein farbmanagement. hier einen videoplayer und bildanzeiger zu finden, der überhaupt farbmanagement unterstützt, ist enorm schwierig. im wesentlich gibts nur eine hand voll und der beste davon ist irfan-view mit einem add-on.

soll man jetzt wegen dieser problematik nur 100% sRGB monitore kaufen? Ich würde sagen: nein, weil sRGB so ein eingeschränkter farbraum ist, der nichts lebensnah darstellen kann - ist einfach ein 30 jahre alter standard für röhrenmonitore.

das alles ist ein reines software problem. die monitorhersteller liefern keine farbprofile für die monitore aus und windows kann defacto kein brauchbares farbmanagement. das ganze scheitert bei den basics.
 
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Selbst wenn es technisch machbar wäre, so ein Monitor wäre nicht mehr bezahlbar.

Schon klar, nur sobald so etwas mal entwickelt werden würde, und sich entsprechend kaufkraftstarkes Klientel gefunden hat, könnte es ökonomisch viable sein, und daher zu einem neuen Industriestandard etablieren.
Natürlich gibt es spezielle Monitore, eben aufgrund des Preises.
Ich bin halt ein Freund von ''das kann alles und alles gut'' Produkten, selbst wenn ich die selber nicht kaufe, die sind trotzdem besser für den Endkonsumenten der sich nicht einarbeiten will (was bei dem Preis unwahrscheinlich ist) und für die Industrie, da sowas über eine längere Zeit eben in alle Preissparten runtersickert.

Eine Frage hätte ich aber noch
Was hatt es mit >100% Abdeckung von Farbraum XY auf sich?

EDIT: @duskstalker hat meine Frage gerade beantwortet :) Vielen Dank
Ergänzung ()

ProPhoto RGB: ein riesiger RGB Farbraum, der nur für high end photografie zum einsatz kommt. noch bessere abdeckung der sichtbaren rot und grüntöne als aRGB. deckt fast das komplette sichtbare spektrum ab.>
Also haben die Farbräume keine individuellen Vor-und Nachteile, sondern nur verschiedene Schwerpunkte, und mit der Zeit wird dann ein Standard kommen der das gesamte menschliche Farbspektrum abdeckt?


Aber vielen Dank für die Erklärung der Farbräume. Einfach verständlich und man weißß endlich mal von was die anderen da reden :D
 
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ja genau, unterschiedliche schwerpunkte um sichtbaren spektrum. DCI-P3 und adobe RGB decken schon ziemlich viel vom sichtbaren spektrum ab, aber sobald man hier bspw. ProPhoto RGB oder Rec2020 hernimmt, kann man quasi das gesamte sichtbare spektrum abbilden und damit wäre das problem "farbraum/-abdeckung" eigentlich gelöst. es wird zwar weiterhin andere farbräume geben, bspw. sRGB für legacy content oder CMYK für druck, aber das absolute chaos, das wir heute haben, wäre gelöst.

in ferner zukunft, wenn microsoft das irgendwann mal auf die kette bekommt, wird ein erweiterter farbraum wie Rec2020 oder Adobe RGB oder DCI-P3 der neue standard werden - am ehesten eigentlich Rec2020 oder eine leichte abwandlung wegen der verbreiteten nutzung mit HDR content.

die standard-farbräume werden wo anders entschieden - das liegt nicht an microsoft - aber die technische umsetzung hängt an microsoft. apple fährt auch schon sehr lange mit erweiterten farbräumen für die eigenen geräte. eigentlich bremst hier nur microsoft und ein einheitlicher standard für die branche fehlt. sRGB wurde nicht abgelöst - wäre aber mal dringen nötig. das sollte eigentlich in den nächsten 10 jahren langsam mal passieren.
 
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