Das Grundproblem des Internetzeitalters ist, dass das Urheberrecht in den meisten Ländern überhaupt keine Rücksicht auf die technischen Möglichkeiten nimmt. Die meisten Urheberrechte sind schlicht an der Realität vorbei definiert worden bzw. nicht der Realität angepasst worden. Oder dienen vor allem dazu, dass gewisse Konzerne noch reicher und mächtiger werden.
Die Lösung, welche wir bei uns in der Schweiz haben, ist aber gar nicht mal so übel: Download von urheberrechtlich geschütztem Material: LEGAL. Upload/Verbreitung von urheberrechtlich geschütztem Material: ILLEGAL. Der Urheberrechtsanspruch auf Software erlischt 15 Jahre nach dem Publikationsdatum. Ein Torrent-Download ist demnach nur legal, wenn man nicht auch als "Seeder" uploadet.
Abmahn-Abzocken und 12-jährige Download-Kids vor dem Richter gibt es bei uns nicht. Der Justiz bleiben so auch tausende von sinnbefreiten Prozessen erspart und die Anwälte verdienen sich keine goldene Nase mit dem Urheberrecht.
Allerdings ist auch das schweizerische Urheberrecht ein Kompromiss. Sagen wir mal, es umgeht viele Probleme anstatt sie wirklich zu lösen. Eine wirkliche Lösung gibt es nur, wenn man das Urheberrecht international wirklich reformiert. Die Zustimmung zu der aktuellen Regelung bewegt sich in der Bevölkerung bei ca. 90% oder mehr (nach Umfragen und Feedback bei Online-Medien). Es hat einfach niemand ein Interesse daran, den normalen Internet-User zu kriminalisieren.
Eines der schlechtesten Urheberrechte gibt es in Frankreich: Das Urheberrecht und der HADOPI-Mist ist dank kräftigem Lobbyismus auf die Medienkonzerne und Rechtverwerter massgeschneidert worden. Oder etwas weniger diplomatisch ausgedrückt: Politiker wie ein gewisser Ex-Präsident haben sich von sehr reichen Leuten schmieren lassen, damit deren Abzock-Modell auch weiterhin wie geschmiert läuft. Bezahlen bzw. büssen darf der normale Bürger dann dafür.
Anstatt dem Kunden (war der nicht mal "König"?) einen wirklichen Anreiz zum Kauf zu bieten, setzt mal lieber auf Repression und Zwangsabgaben. Auch bei uns in der Schweiz sind Abgaben auf Leerdatenträger und Musik-Player eine Realität, welche weder rechtlich noch inhaltlich wirklich begründet ist.
Rapidshare ist vermutlich ein Auslaufmodell. Es wird aber wie bisher immer wieder neue Wege geben auf denen Daten/Software nicht ganz legal getauscht werden. Das man das komplett verhindern kann ist eine Utopie. Eine wirkliche Lösung gibt es nur, wenn man mal das Urheberrecht komplett reformiert und den Bürger/Konsumenten auch einbezieht. Das Urheberrecht darf keine Abzock-Maschine für Grosskonzerne und Superreiche sein. Genauso wenig kann man erwarten, dass einfach alles umsonst zu haben ist. Richtig grotesk wird es bei der Software: Obwohl man mittlerweile sehr gute Betriebssysteme, Anwendungen und Spiele als Open-Source findet, welche man frei/umsonst benutzen darf, klammern sich gerade auch Privatanwender an Monopoly-Software von Micro$oft oder Appl€. Lieber raubkopieren als sich mal die Mühe machen sich mit einem neuen System oder Programm vertraut zu machen.
Rapidshare wusste übrigens mit Sicherheit von Anfang an, was sie tun. Ist auch kein Zufall, dass diese Firma sich in der Schweiz niedergelassen hat. Man nutzt unser ziemlich entspanntes Urheberrecht aus, um damit Geld zu machen. Damit habe ich insofern ein Problem, weil damit international der Druck steigt, damit wir unser Urheberrecht verschärfen. Da hat bei uns zwar das Volk mitzureden (im Gegensatz zu praktisch allen anderen Ländern), aber diesen Konflikt sollte man vermeiden. Auch bei uns gibt es Medienkonzerne und Verwertungsgesellschaften, welche am liebsten den Konsumenten in den digitalen Gulag einsperren möchten. Persönlich bin ich deshalb dafür, dass Rapidshare geschlossen wird bzw. dass sie sich ein anderes Land zum Geld scheffeln suchen. Auch nach schweizerischen Recht operiert Rapidshare in einer Grauzone bzw. verhält sich illegal. Ihr Geschäftsmodell basiert darauf, dass man die Kunden eben nicht so genau kontrolliert und das man bei Meldungen zu einem Copyright-Verstoss einfach die jeweiligen Inhalte entfernt - ohne dass es für den Nutzer strafrechtliche Konsequenzen hätte. Eine rechtliche Verfolgung von Copyright-Verstössen bei Rapidshare wäre für die Justiz in der Schweiz auch ziemlich sinnlos: Die meisten Rapidshare-Kunden sitzen im Ausland. Und wer Rapidshare kennt, der weiss auch, dass sie von Providern Leitungen mieten, welche nicht mal in der Schweiz ansässig sind.