Fordern wir Wähler den Populismus?

Adam_Smith

Lt. Commander
Registriert
Aug. 2007
Beiträge
1.548
Die Landtagswahlen in Hessen und Niedersachsen laufen. Gerade in den letzten Wochen kochte in Hessen ein Wahlkampf hoch, der von nahezu allen Teilnehmern über große Strecken mit purem Populismus geführt wurde.

Populismus, was ist das? Wikipedia liefert eine recht passable Definition des Begriffs:

Wikipedia schrieb:
Populismus, Populist (v. lat.: populus = Volk) bezeichnet politische Strömungen bzw. Politiker, die vereinfachende, den Stimmungen (Emotionen) der Massen folgende Parolen und Aktionen zur Lösung akuter Probleme anbieten.

An sich also nichts zwangsläufig schlimmes, da der Populismus ja durchaus auf den Wähler eingeht.

Die Frage die sich allerdings stellt ist die, ob der Populismus als Mittel der Politik wirklich geeignet ist um mit dem Wähler zu kommunizieren. Wie Wikipedia sehr schön schreibt wirkt der Populismus vereinfachend. Der Wähler bekommt also nicht die komplexeren Zusammenhänge präsentiert sondern es wird nur sehr oberflächlich auf seine Bedürfnisse eingegangen. Natürlich laden populistische Parolen dazu ein den Wähler hinters Licht zu führen indem man, gerade durch die Ausblendung der komplexen Zusammenhänge, Versprechungen macht die zwar auf die Stimmungen der Wähler eingehen die aber hinterher gar nicht haltbar sind.

Somit ist in gewissem Maße auch die nicht Einhaltung von Wahlversprechen vorprogrammiert.

Nun stellt sich mir die Frage woher kommt diese Tendenz der Politiker? Warum fallen sie immer wieder auf dieses Muster zurück?

In meinen Augen trägt der Wähler selbst eine große Schuld daran, dass er belogen und betrogen wird. Er will, dass man auf seine Bedürfnisse eingeht und Stimmungen auffängt. Er will schnelle und vereinfachende Lösungen. Er belohnt am Ende sogar jene die vor der Wahl die besten, aber eben auch die am wenigsten einhaltbaren, Versprechungen machen.
(Mit "der Wähler" ist hier die breite Masse der Wählerschaft gemeint).

Ein Indiz ist in meinen Augen der letzte Bundestagswahlkampf. Von Seiten der CDU wurd dieser mit einer, in meinen Augen, fast schon erschreckenden Ehrlichkeit geführt. Es wurde dem Bürger bereits lange vor der Wahl gesagt, was er zu erwarten hat. Es wurde die Erhöhung der Mehrwertsteuer genannt und offen kommuniziert, dass es viele Einschnitte geben wird.
Anfangs schien der Wähler diese Art des Wahlkampfes zu belohnen, denn die CDU lag in den Umfragen weit vorne.

In den TV-Duellen und auf der Wahlkampfbühne machte Gerhard Schröder aber ein besseres Bild, denn er verstand des die Emotionen der Massen zu berühren. Viel mehr, als es Angela Merkel verstand. Er hatte sich vor allem auf die Mehrwertsteuererhöhung eingeschossen und versprach, dass es sowas mit der SPD nicht geben würde.

In der Zeit direkt vor der Wahl verlor die CDU so massiv an Stimmen und lag am Ende dann nur sehr knapp vor der SPD.
Nach der Regierungsbildung wurde dann von der SPD sogar eine 3%ige Mehrwertsteuer Erhöhung mit getragen (die CDU sprach während des Wahlkampfes lediglich von 2%).
Die SPD Wähler hatten also allen Grund sich betrogen zu fühlen.

Ich möchte nun keine Diskussion über die Inhalte des Bundestagswahlkampfes (also nicht darüber ob eine Mehrwertsteuererhöhung gut oder schlecht ist) sondern vielmehr eine Diskussion über die Art wie Wahlkämpfe geführt werden.
 
Was ist die Alternative?
Dass die Parteien z.B. im Falle der Mehrwertsteuer den Bundeshaushalt offen legen.. ihre Rechnungen und dann im Fernsehen vorgerechnet wird, warum die MwSt. Erhöhung notwendig ist?
Das will ich auch nicht sehen.. kann mir kaum vorstellen, dass Ottonormalbürger dafür Interesse hat.

Ich sehe kein Problem, wenn vor der Wahl gelogen wird, wie sich die Balken biegen.
Nur sind wir an einem Punkt angelangt, wo jede Partei ne Menge Leichen im Keller hat.
Da bringt es gar nichts, wenn der Bürger sich erinnert, wer alles gelogen hat und die Partei nicht wählt.. und das tut er nichtmal.
Können ja nicht der NPD die Stimmen geben, nur weil sie bis jetzt noch keine nicht eingehaltene Wahlversprechen hatten.
 
Dass die Parteien z.B. im Falle der Mehrwertsteuer den Bundeshaushalt offen legen.. ihre Rechnungen und dann im Fernsehen vorgerechnet wird, warum die MwSt. Erhöhung notwendig ist?

Der Bundeshaushalt ist ja für jeden, der ihn nachprüfen will, zugänglich.

Ich wollte mit diesem Beispiel aus der Vergangenheit aufzeigen, dass der Wähler scheinbar die Parteien bestraft, die sich nicht populistisch verhalten.
Die CDU hat sich, meiner Meinung nach, im Budeswahlkampf 2005 in weiten Teilen nicht populistisch verhalten. Sie sagte, dass eine Mehrwertsteuererhöhung notwendig sei um die Lohnnebenkosten zu senken.
Sie ging eben nicht nur auf die Emotionen der Wähler ein sondern unterbreitete ein Konzept welches keinesfalls vereinfachte Lösungen darstellte.

Der Wähler strafte dies ab. Und generell sehe ich immer wieder, dass der Wähler lieber das glaubt was gut klingt als sich etwas tiefergehend mit den Vorschlägen derer zu befassen die sich etwas mehr Gedanken machen und keine vereinfachten Lösungen präsentieren.
 
Klar.. für jeden der will. Aber wenns direkt präsentiert wird, ist es nen Unterschied.


Jedenfalls. Ich hab schon verstanden, was du in deinem ersten Post gemeint hast. Aber was soll ich denn dazu sagen? Du hast ja Recht.

Der durchschnittliche Wähler nimmt was ihm gerade vom Hören gefällt und hat keine Lust/Zeit/Möglichkeit auch nur ein bisschen tiefer in die Materie einzusteigen.

Ganz ehrlich gesagt, sehe ich da aber nur wenig Diskussionsgrundlage. Diese Fakten lassen sich nicht wegreden und meiner Meinung nach auch nicht beseitigen.
Ich meine jetzt könnten wir natürlich diskutieren, dass Lügen im Wahlkampf irgendwelche Konsequenzen nach sich ziehen müssten. Aber ob sowas realistisch ist?

Oder soll sich der Thread in eine ganz andere Richtung entwickeln? Dann dürfen die Linken und die Konservativen hier im Forum streiten, welche Parteien in der Geschichte der BRD mehr gelogen haben.
 
Vielleicht ist unsere Wahlkampfkultur, bedingt durch die Einflüsse der aktuellen Berichterstattung aus den Vereinigten Staaten,
diesbezüglich in Mitleidenschaft gezogen worden; der Trend hat sich in den letzten Jahren doch deutlich abgezeichnet ...

Mir kommt es fast so vor, als schlüge sich die (teilweise vorherrschende) Politikverdrossenheit im Wunsch des Wählers nieder,
tatsächlich nur noch angemessen unterhalten zu werden - die Realität des immer härter werdenden Alltags eignet sich daher für
einen Politiker weniger, auf Stimmenfang gehen zu wollen. Schließlich soll das Volk das bekommen, wonach es verlangt, oder?!

Ich denke, in diesem Punkt schenken sich beide Seiten nichts ... aber vielleicht sollte sich der eine oder andere Politiker auf
bestimmte Werte - oder geschichtliche Größen - besinnen; statt "Koch kommt" lieber einen Slogan auf die eigenen Banner schreiben,
den Churchill so treffend formuliert hat:
Es ist sinnlos zu sagen: Wir tun unser Bestes. Es muß dir gelingen, das zu tun, was erforderlich ist.

An dem Punkt scheitert unsere Politiklandschaft schon seit langem - es wird Zeit, dass sich das ändert!
 
Die Frage die sich hierraus stellt ist doch vielmehr: Wie findet man überhaupt noch eine rationale Entscheidung welche Partei einen gut repräsentieren wird?
Ich bin zum ersten mal wahlberechtigt und im wesentlichen gibt es kaum neutrale Quellen:
Zeitungen/Zeitschriften: Vorgeprägt, merkt man immer wieder dass die Redakteure Meinungen haben und mit ihren Texten manipulieren
Wahlprogramme: 150 Seiten (FDP und CDU) kann man sich dann auchnicht geben, bei der CDU konkret habe ich kein kurzes Wahlprogramm gefunden, bei der FDP ist das ganz gut.
Das Wahlprogramm ist natürlich sehr meinungsorientiert aber ich dachte mir man kann schauen auf was die einzelnen Parteien wert legen und die Art wie es dargestellt wird deutet an was sie wollen.
Reden/Diskussionen folgen: Ich glaube gerade wenn man die Personen sieht wird man am meisten manipuliert. Gerade in den USA wird das deutlich, die Kandidaten wie zb. Obama verstehen sich sehr gut darauf große tolle Reden zu halten, bei denen man nicht unbedingt immer von Argumenten überzeugt wird.

Also, was soll man tun? Ich bleibe vorerst bei dem Wahlprogramm.

MFG

(hoffe das ist jetzt nicht zu offtopic, die Frage ging ja mehr in Richtung ob Populismus für eine Partei notwendig ist, allerdings dachte ich das meine Frage dahin geht alternativen zu ebendiesem Populismus zu finden)
 
Zuletzt bearbeitet: (Rechtschreibung)
@Jace:

Nein bitte keine Diskussion darüber wer in der Vergangenheit mehr oder wer weniger gelogen hat. Derartige Beiträge möchte ich hier gar nicht erst haben.

Wenn wir alle erkannt haben, dass wir Wähler uns gerne belügen lassen, dann sind wir doch schon ein ganzes Stück weiter. Denn dann haben wir den Missstand ja erkannt und müssten eigentlich, zu unserem eigenen Wohle, versuchen daran etwas zu ändern.

Ich denke es greift hier vieles ineinander. Diese Anlehnung an US Amerikanische Walkämpfe ist z.B. eine Tendenz die eben diesen Populismus noch mehr vorschub leistet.
TV-Duelle fördern nicht gerade die inhaltliche Diskussion zu politischen Themen. Vielmehr muss dort versucht werden die Stimmen der Wähler durch eine gute Show zu gewinnen. Inhalte sind da eher sekundär und meist sogar nicht dienlich.

Ich denke schon, dass dieser Populismus uns schadet, da er dazu führt, dass immer weniger inhaltliche politische Diskussionen möglich werden. Ein Beispiel ist nun die populistische Art in der Koch seinen Wahlkampf in Hessen geführt hat sowie die, ebenfalls sehr populistische, Antwort der politischen Gegner darauf. Eine inhaltliche Diskussion zum Thema wird in weite ferne gerückt, da sich die unterschiedlichen politischen Lager selbst in die Enge getrieben haben. Sie haben sich im Grunde die Option genommen auf die Argumente des Gegenübers inhaltlich einzugehen.
 
Das Interesse und das Engagement an/in der Politik nehmen immer mehr ab.
Populismus ist wohl teilweise vllt. sogar eine Verzweiflungstat der Parteien, weil sie sonst niemanden mehr erreichen.
Da nehmen sie auch die Kritik der Presse in Kauf. Zeitung liest ja eh keiner mehr, bei den Auflagen die die Bild hat.
Und auch die "normale" Presse hat sich gewandelt. Ich erinnere mich an das TV-Duell Jüttner gegen Wulff. Da wurde den beiden vorgeworfen wenig charismatisch zu sein und zu sehr auf Fakten zu bauen.
Wenige Wochen davor, wurde Jüttner kritisiert, weil er Wulffs Privatleben angegriffen hat. Danach wurde Wulff kritisiert, nicht einstecken zu können, da er damals das Privatleben seines Vorgänger Schröder kritisiert hatte.
Während man früher jedem Magazin seine politische Richtung zuordnen konnte, steht das heute vllt. sogar im Hintergrund. Man muss reißerischer werden. Egal ob in der Politik oder im Journalismus.

Und auch hier sehe ich keinen realistischen Lösungsansatz.
Ich kann einfach nicht verstehen, warum ein Hartz IV Empfänger oder ein Niedriglohnempfänger sich nicht für Politik interessiert. Sie sind doch auch sehr schwer betroffen.
Da greift halt, was mein Vater mir seit meiner Kindheit immer vorgehalten hat.. gehts den Menschen zu gut, strengen sie sich nicht mehr an.
 
Ich glaube wir haben hier in Deutschland schon noch eine etwas andere Politikkultur als in Amerika. Inhalte und Rechtfertigung sind hier durchaus erwünscht auch in den Medien.
Wenn ein Politiker/eine Partei hier z.B. nach mehr Sozialausgaben, höheren Strafen für Jugendliche, totale Verweigerung von Beteiligung an militärischen Einsätzen, niedrigeren Steuern, etc... ruft dann muss er dies dem Zuschauer auch begründen mit möglichst allen Vor- und Nachteilen, die dann die jeweiligen Lobbys, Fachleute mit Pro, Contra Argumentationen unterstützen und vom aufklärenden öffentlichen Medien aufgezeigt werden müssen. Daher müssen die Medien auch möglichst unabhängig und unbeeinflusst vom Staat sein um Propaganda, Parteinahme in der Pro-, Kontradiskussion vorzubeugen.

In Amerika scheinen die Fernsehsender Ihrem Auftrag weniger nachzukommen bei den verschiedenen populistischen Aussagen von Politikern nachzuhaken und zu hinterfragen.
 
Ich denke, dass es mindestens zweifelhaft ist wenn man versucht die Schuld hier quantitativ aufzuteilen.
Wenn schon, dann besteht zwischen den Politikern und den Wählern eine reziproke Beziehung wo von Schuldverteilung kaum die Rede sein kann.
Das bedeutet, dass die Wähler auf der einen Seite in einem gewissen Maß bereits dazu erzogen sind dumpfe und vereinfachte Parolen zu erhalten und auf der anderen Seite werden die Politiker durch die immer komplexeren Sachverhalte selbst dazu gezewungen alles mögliche runterzubrechen um eventuell nicht zugestehen zu müssen, dass sie selber von vornherein gar nichts mehr von der Sache richtig verstehen.

Ich bin eher pessimistisch was eine Lösungsalternative angeht. Ich vertrete die Ansicht, dass der wirtschaftliche Prozess und das damit in hohem Maß verbundene Zusammenleben der Menschen als Ganzes sich den Menschen gegenüber in gewissem Maß verselbständigt hat und einer eigenen Logik folgt. Das bedeutet, weitergedacht, dass der Populismus eher zunehmen wird.
Das Gegensteuern gegen diese Richtung dürfte deshalb schwer werden weil die Prozesse über die Menschen (und damit auch über die Politiker) selber regieren und das Ganze eigentlich eine Art perpetuum mobile geworden ist.
 
Da es hier um Wähler geht, geht es auch um Wahlen. Deshalb erinnere ich an einen Einflussfaktor, der gelegentlich unberücksichtigt bleibt: "Viele Menschen (und damit Wähler) gewinnen lieber als dass sie verlieren." Mit anderen Worten: Die konkrete Wahlentscheidung hängt manchmal (allein) davon ab, wer in den Augen des einzelnen Wählers letztlich das Rennen machen wird. Denn wenn man mit seinem Kreuzchen richtig gelegen hat, kann man während der nächsten Jahre quasi vom Pantoffelkino aus "mitregieren" und braucht nicht auf den als zu hart empfundenen Bänken der Opposition Platz zu nehmen. - Eigentlich vollkommen bescheuert, aber was will man dagegen machen?

Für einen eingefleischten und überzeugten Stammwähler mögen derartige Überlegungen weit weg sein, aber wie steht es um die Motivation der zahlreichen Wechselwähler, die ohne Frage im Mittelpunkt eines jeden Wahlkampfes stehen?

Hier sehe ich ganz unterschiedliche Typen. Da ist vielleicht der Rentner, der am 26. des Monats kein Geld mehr in der Tasche hat und deshalb die LINKE wählt, weil sie ihm eine höhere Rente verspricht. Da mag sich der angehende Student für die SPD und gegen die CDU aussprechen, weil er keine Semestergebühren bezahlen will usw. - Bei dieser Gruppe handelt es sich um Wähler, die ihren eigenen Vorteil in den Vordergrund rücken, was ja ihr gutes Recht ist. Ich denke, dass diese Wählergruppe besonders anfällig für Wahlkampfversprechen und für "populistische Schlagworte" sein dürfte.

Die nächste große "Problemgruppe" sind für mich diejenigen, die sich nicht oder nur sehr wenig für Politik interessieren. Das ist ein ganz anderer Menschenschlag als solche Typen wie wir hier, die in einem Forum über "Poltik und Gesellschaft" lesen und/oder schreiben. Wenn sich jemand nur die CD-Charts, seinen Sportverein, die neuesten Kinofilme usw. begeistern kann, dann muss man fast schon Angst haben, dass solche Leute überhaupt wählen gehen dürfen. Denn wovon werden die ihre Wahlentscheidung abhängig machen? Womöglich von Plakaten, die - wie das Wort schon sagt - plakativ sind, in keiner Weise dazu geeignet, irgendeinen Sachzusammenhang herzustellen, einen Standpunkt herzuleiten oder zu begründen.

Genau für diese politisch Desinteressierten sind einfache und vereinfachte Botschaften ideal. Denn diese Menschen wollen oft gar nicht wissen, was genau hinter den Parteiprogrammen steckt. - Wo die sachliche Argumentation nicht ankommt, werden ersatzweise Versprechen gemacht. Und so sagen die Politiker beispielsweie: "Ja, wir werden in den nächsten Jahren 10.000 neue Polizisten einstellen". - Sie sagen aber nicht, wie teuer das jeden Steuerzahler kommen wird. Und sie verschweigen auch ihre Tricksereien, etwa die Möglichkeit, einen frisch pensionierten Polizisten durch einen "neuen" zu ersetzen, was zwar einer Neueinstellung entspricht, aber keinem Ausbau, wie zuvor suggeriert wurde.

Das Schlimme ist, dass die Parteien mit solchen Spielchen manchmal durchaus Erfolg haben, wodurch sie animiert werden, diese Strategie beizubehalten. Wären dagegen alle Wähler interessiert, informiert und kritisch, würden sich die Politiker damit die Finger verbrennen und sich eines Besseren besinnen.

So aber bekommt das Volk, was es sich wünscht (und was es damit auch verdiient): Einen einfach gestrickten Wahlkampf, bei dem es den Parteien leicht gemacht wid, mit Schlagworten statt mit ausgefeilten Konzepten zu arbeiten. Die Debatten über die einzelnen Parteiprogramme finden zwar statt, aber meist in langen und komplizierten Zeitschriften-Analysen, in langweiligen TV-Talks mit Spitzenkandidaten und in Zeitungskommentaren. Aber die werden ohnehin nur von denjenigen gelesen, die sich für politische Inhalte interessieren. Die anderen Wähler sind auf diese Weise kaum erreichbar, weshalb sie mit Info-Häppchen abgefrühstückt werden.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich sehe weit und breit keinen Lösungsansatz. Der eine interessiert sich für Umwelthemen, der andere nicht. Der eine interessiert sich für Politik, der andere nicht. Man kann niemanden zwingen, sich mit den Programmen der Parteien zu beschäftigen. Das ist so ählich wie mit der Religionsfreiheit. Du kannst Dir einen bestimmten Glauben aussuche, Du musst aber nicht. Ein "politischer Atheist" sollte keinen sachlichen Wahlkampf erwarten - und er tut es auch nciht.

Über den Populismus regen sich lediglich diejenigen auf, die von ihm am wenigsten betroffen sind. Das ist so ähnlich wie mit der Bildung. Die gebildeten Akademiker, Politiker, Wissenschaftler, Intellektuellen usw. fordern stets mehr Bildung für alle. - Aber der hirntote Mob will vielleicht nur a) neue Autofelgen oder b) endlich von Zuhause ausziehen oder c) schnellstmöglich ein Kind in die Welt setzen, um die Stütze aufzubessern.
 
Vieleicht führt auch einfach der Faktor Zeit dieses Phänomen ein.
Wer hat denn noch die Zeit sich wirklich in den verflochtenen Strukturen von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft so hinein zu denken, dass Politiker ihre "Strategien" genau erläutern können, um zu überzeugen. Auch in den Fersehduellen werden präzise Erläuterungen aufgrund der Zeit nicht mehr zugelassen, also Parolen hervorbeschwört. Wenn man dann auch noch Privat oder in der Öffentlichkeit (Gaststätten, Sportstätten, halt wo man sich so trifft) Politik diskutiert, versucht man über eine gewisse Argumentation schnell die Oberhand zu bekommen, also zu Überzeugen, andere umzustimmen, natürlich können dort auch keine stundenlange PLädoyes gehalten werden.
Stichworte lassen vieles offen und schläfern einen ein, Schlagwörter und Parolen dynamisieren das Gespräch und zeugen auch von Tatendrang, der ja gefragt ist. Oft sehen Leute auch eine Stärke in demjenigen der Parolen aufwirft, weil er alles auf den Punkt zu bringen scheint. Am Ende hilft dem parolisierenden dann die kurze Zeit die er hatte, da er viele "Argumente" gebracht oder wiederlegt hatte.
Weiter ist es die Zeit, die einem als Zuhörer fehlte, um das Gesagte zu analysieren, bzw. zu wiedersprechen.

Wohl bemerkt vielleicht...
 
Zuletzt bearbeitet:
lösungsansatz? nur die wählen lassen, die überhaupt ahung davon haben, was sie wählen und vor allem warum (marokratischer staatsbürgerschaftstest stufe 1 & 2). dazu auch das passive wahlrecht ändern: nur die, die ahnung haben, dürfen gewählt werden (marokratischer staatsbürgerschaftstest stufe 3) und letztlich statt wahlen eine gezielte befragen (marokratie evo 2.0) durchführen.
fühlt sich jemand an die meritokratie erinnert? jo, stimmt, scheint aber der einzige ausweg zu sein (in moderner form natürlich!)
 
Nun, ich denke schon das wir Wähler den Populismus wollen. Es ist einfach schön sich an Hoffnungen zu klammern. Je besser die klingen um so schneller werden sie geglaubt.

Das so etwas von großem Vorteil sein kann sieht man ja bei Gerhard Schröder, der sich schon das Zeug zum Entertainer hat. Das meine ich noch nicht mal negativ, ganz im Gegenteil.
Wer so kompromisslos seinen Weg geht(Siehe Ablehnung einer Beteiligung am Irakkrieg)der hat in meinen Augen wenigstens n Arsch in der Hose. So was gibts ja in zwischen nicht mehr.Wenn ich nur den Herren Beck und seine billige Arroganz sehe wird mir schlecht.

Über den Populismus regen sich lediglich diejenigen auf, die von ihm am wenigsten betroffen sind. Das ist so ähnlich wie mit der Bildung. Die gebildeten Akademiker, Politiker, Wissenschaftler, Intellektuellen usw. fordern stets mehr Bildung für alle. - Aber der hirntote Mob will vielleicht nur a) neue Autofelgen oder b) endlich von Zuhause ausziehen oder c) schnellstmöglich ein Kind in die Welt setzen, um die Stütze aufzubessern.
Das Herr Keshkau halte ich für absolut daneben, allerdings kann es auch sein, dass ich als hirntoter Mob nicht begreife was mir die Hochintelligenz vermitteln will:freak:.
Was Politiker in der Aufzählung zu suchen haben erschließt sich mir auch nicht unbedingt.
Braucht man einen Studienabschluss als Politiker?:king:
 
Habe ich etwas Falsches oder Missverständliches geschrieben?

Zum einen wollte ich sagen: Wer für Populismus (= vereinfachende, plakative Parolen) anfällig ist, macht sich vermutlich eher weniger Gedanken darüber, ob derartige Parolen populistisch sein könnten und ob es nicht besser wäre, mehr Wert auf sachliche Inhalte zu legen. Das dürfte angekommen sein.

Zum anderen wollte ich sagen: Die Forderung nach mehr Bildung für die Jugend, die z. B. auch von Frau Ypsilanti während des hessischen Wahlkampfs aufgestellt wurde, um Herrn Koch den Wind aus den Segeln zu nehmen, der sich vordergründig für ein härteres Vorgehen gegen Kriminelle Jugendliche aussprach, ist ein ähnliches Beispiel: Die von mir aufgezählten Gruppen (Akademiker, Politiker, Intellektuelle usw.), die oft selbst in den Genuss von Bildung gekommen sind (gemeint sind hier Abitur und Studium), fordern nunmehr auch Bildung für diejenigen, die bisher davon verschont wurden.

Das ist insofern eine Stellvertreter-Debatte, weil die Forderung nach mehr Bildung oftmals nicht von denjenigen aufgestellt wird, die mehr Bildung für sich selbst einfordern (z. B. Schulabbrecher). - Bei der Populismus-Debatte verhält es sich ebenso. Die "hirntote Mob" (Achtung Übertreibung: konkret vielleicht vorstellbar in Form des "typischen" BILD-Lesers, dem als Information zu einem Thema fünf Zeilen Text genügen) fährt dagegen vielleicht ganz gut mit einfachen Parteiparolen und sieht für sich persönlich keinen Anlass, sich über Populismus im Wahlkampf aufzuregen. Das machen wiederum die "Intellektuellen" für ihn, die für sich in Anspruch nehmen zu wissen, was gut für den Rest der Menschheit ist.
 
@keshkau
Das ist alles völlig am Thema vorbei, ausserdem äusserst populistisch, demnach müsste die Themenfrage umgewandelt werden in "Fördern wir Bürger den Populismus".
Auch als Beispiel oder Erklährung eher unsachlich dargestellt, ohne jede Grundlage. In dieser Form werden keine Aspekte bzw. Ursachen erläutert oder erbracht.
Wir suchen keine Schuldigen sondern Gründe für eine Entwicklung, die wie du Eindrucksvoll unterstreichst, nicht nur in der Politik stattfindet, sondern auch in öffentlichen Diskussionen, am Arbeitsplatz oder Privat.

Zum Thema:
Eine Ursache könnte auch die "Themengleichheit" der 4 Parteien (CDU, Die Grünen, FDP, SPD) sein, die sich nur noch durch Nuancen unterscheidet - man sucht ja förmlich nach Unterschiede, die dann "lauthals" popularisiert werden müssen.
Die starke Wirtschaft grenzt obendrein das "Politikspielfeld" immer weiter ein.
Gleichzeitig laufen Wähler der unteren Schichten, dazu gehören u.a. auch viele Rentner und ältere Arbeitslose, zu einer stark populistische Partei (Die Linke), die wieder gewonnen werden wollen.
Politische Aussagen werden besser aufgenommen, wenn sie populistisch dargestellt werden, da sie explosiver wirken, man kann als Partei sich besser in die "Gedächtnisse" der Leute reden.
Ich glaube nicht dass die Wähler in fordern, sondern das er durch sehr viele Ereignisse, auch der Globalisierung, einfach entsteht.
Ich denke es gibt sehr viele Ursachen, die zum Populismus führen.
 
Meinen eigentlichen Beitrag habe ich in #11 geschrieben. Alles weitere waren nur Antworten auf konkrete Nachfragen. Ich habe mich auf die Suche nach den Schuldigen für die Entwicklung gemacht, weil ich denke, dass die Wähler als Empfänger dieser Botschaften es zugelassen haben, dass populistische Parolen überhaupt einen Nährboden finden konnten.

Vor allem aber sehe ich die Ursachen nicht in der Themengleichheit der Parteien. Wahr ist zwar, dass sich jede Partei mit denselben Themenbereichen befasst, etwa Staatshaushalt, Wirtschaftsförderung, Bekämpfung der Arbeitslosigkeit, Umweltschutz usw. Darin besteht selbstverständlich Einigkeit.

Aber die Programme unterscheiden sich doch deutlich. Ich will das an einem Beispiel belegen. Die Rosa-Luxemburg-Stiftung verglich 2005 die damaligen Parteiprogramme von PDS und WASG und fand sogar dort Unterschiede:

Während die WASG ein traditionelles breit angelegtes Investitionsprogramm befürwortet, will die PDS dieses stärker auf Bildung und Innovation und ökologische Umgestaltung orientieren. Bei der Finanzierungs- und Verschuldungsfrage sieht die WASG überhaupt keine Probleme, während die PDS hier die neuen Lage (weitaus höherer Verschuldungsstand als in den 70er Jahren, Internationalisierung, Strukturkrisen u. a.) teilweise reflektiert und Konsequenzen ableitet, die – wie die Auseinandersetzungen in Berlin zeigen – zu relevanten Streitfragen der Kooperation werden können.
http://www.rosalux.de/cms/fileadmin/rls_uploads/pdfs/Vergleich_Partei-Programmatik.pdf


Weitere Vergleichsmöglichkeiten bot die Bundestagswahl 2005. Hier fallen vor allem die Unterschiede in der Gesundheitspolitik auf:

http://de.wikipedia.org/wiki/Bundes...ick_der_Wahlprogramme_zur_Bundestagswahl_2005
 
Zuletzt bearbeitet:
Wobei auf Meta-Ebene zu bedenken ist, dass selbst die vermeintlich wissenschaftlich-sachlichen Parteiprogramme eigentlich populistisch sind.
 
Zurück
Oben