Notiz Formel 1: AMD ist wieder Sponsor der Scuderia Ferrari

AMD war ja lange Zeit omnipräsenter Sponsor von Ferrari. Ein Gutes Zeichen also, daß dies eine Fortführung erfährt. Zeigt es doch, daß bei AMD ausreichend Mittel angekommen zu sein scheinen, die solche ‚Luxus-Ausgaben‘ überhaupt erst erlauben. Die Formel 1 und AMD verbindet ja ein ganz besonderes Band und hier insbesondere AMD und Ferrari.

InkognitoGER schrieb:
Weiß man ja nicht wie viel Geld da überhaupt geflossen ist. Eventuell ist es auch eine Technologie Partnerschaft und AMD liefert Server, Knowhow, etc...
Exakt so dürfte es hinter den Kullisen aussehen. Ich denke, sie machen einfach dort weiter, wo man vor Jahren aufgrund von Geldmanegl durch Intel‘sche Praktiken gezwungen war, aufzuhören.

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Was nämlich die Wenigsten wissen, ist, daß AMD damals eigens für die Formel 1 Prozessoren auf die Beine gestellt hat. Die Notwendigkeit eines eigenen Prozessors wurde seinerzeit aus dem restriktiven Kriterium geboren, daß die FIA als organisatorischer Dachverband des Motorsports und ausführender Veranstalter der Formel 1-Rennen den jeweiligen Teams auferlegte:

FIA-Règlement erlaubt höchstens 25 TFLOPs
Um ein für kleinere und weniger finanzstarke F1-Teams nachteiliges Wettrüsten zu verhindern – und um jedem Team, zumindest theoretisch, die selben Chancen auf den Titel einzuräumen – sind generell Erprobungen zur Strömungsmechanik wie Windtunnel- oder Wasserkanal-Tests ebenso reglementiert wie Tests auf der Strecke.

Es durften jeweils nur 25 TeraFLOPs („von doppelter Präzision in 64 Bit“¹) von den entsprechenden Teams je Saison zu Forschungs- und Entwicklungszwecken, etwa zur Optimierung der Aerodynamik der Fahrzeuge genutzt werden – und keine einzige Fließkomma-Operation mehr. Alles darüber hinaus führte zur unmittelbaren Disqualifikation und damit zum Ausschluß des gesamten Rennstalls.

Die FIA überwachte die Einhaltung entsprechender Simulationen und deren Nutzung peinlichst genau. So hat bis heute jedes Team eine exakte Aufstellung und Spezifikationen seiner Rechen-Cluster zum Start der Saison an die FIA zu übermitteln – und alle acht Wochen entsprechende Logdateien und Protokolle über laufende Tests.

Die jeweiligen Berechnungen, zu denen die erlaubte Rechengröße benutz wurden und werden sind dem entsprechend Simulationen zur Belastungsoptimierung der Bauteile oder die Strömungsoptimierung der F1-Boliden und hier im Speziellen die Computer-gestützte Simulation der numerischen Strömungsmechanik (engl. Computational Fluid Dynamics, CFD) zur Berechnung und Optimierung des Strömungswiderstandskoeffizienten und damit des Widerstandsbeiwerts (Cw-Wert).

Langsam und perfekt schlägt schnell und gut
Bedingt dadurch, daß das FIA'sche Règlement ausschließlich CPUs zur Berechnung vorsieht und hiervon GPUs kategorisch ausgeschlossen sind, ist der Einsatz entsprechender CPUs folgerichtig auf entweder Intel oder AMD beschränkt. Nun kann man natürlich die berechtigte Frage stellen, warum gerade AMD hier das Rennen machte?

Warum nutzt man nicht Intel-Prozessoren? Sind die nicht allgemein leistungsfähiger?

Ja, natürlich. Erst Recht zu Zeiten von Bulldozer & Co. Und genau das war da in jenen längst vergangenen Tagen das Problem. Intel-Prozessoren waren zu leistungsfähig. Ein weiterer Punkt, der Intel nahezu kategorisch ausschloß, war folgender:

Der Regelwahn der FIA stufte etwa einen Sandy Bridge- oder Ivy Bridge-Prozessor bei 4 FLOPs ein und sah weiterhin vor, daß ein Prozessor-Kern mit AVX kurzum mit der doppelten Leistung eingestuft wurde – nämlich derer 8 FLOPs. Da Prozessoren mit AVX-Befehlssatz explizit angegeben werden mußten, wog der Fakt umso schwerer.

Schnell stellte man jedoch fest, daß CFD-Simulationen in der ganz überwiegenden Mehrheit aller Fälle gar nicht durch die Rechenleistung an und für sich und damit FLOPs begrenzt waren, sondern vielmehr der Durchsatz an I/O und hier ganz besonders die Speicherbandbreite der limitierende Faktor war.

Ein genialer Coup
Zu jenem Zeitpunkt suchte daher das Team der Scuderia Ferrari nach entsprechendem potenterem Ersatz – und fand diesen schließlich in einer Koorperation mit AMD. AMD hat daher kurzweg auf die Bitte Ferraris hin ganz besondere Prozessoren aufgelegt, die so niemals im offiziellen Handel erschienen – für die wohl aber bei Erscheinen auf einschlägigen Plattformen wie eBay & Co der bis zu fünffache Preis seines nächsten Verwandten aufgerufen und auch bezahlt wurde.

Aus diesem Grund hat AMD damals 2012 eine gesonderte Variante als Rennstall-Gegenspieler seines ansonsten frei verkäuflichen Server-Prozessors Opteron 6276 in Form des Opteron 6275 speziell für Ferrari aufgelegt. Der Clou hierbei lag darin, daß man kurzerhand eine Abwandlung des offiziell im Handel befindlichen Opteron 6276 (12 Kerne à 2,3 GHz, 12 × 512 KByte L2, 2x 6MByte L3, 115W) voran trieb, bei dem man intern die Gleitkomma-Leistung durch Limitierung auf lediglich 2 FPUs beschränkte, Änderungen am Speicher-Interface unternahm und daher statt der 250 GFLOPs des Opteron 6276 nur noch auf 75 GFLOPs kam.

Exklusive Prozessoren für Ferrari
So hat AMD seinerzeit exklusiv für die Scuderia Ferrari Prozessoren wie den Bulldozer-basierten Opteron 6275 entwickelt. Als kennzeichnender Höhepunkt der Erfolgsgeschichte dürfte denn auch kein Geringerer als Formel 1-Legende Juan Manuel Fangio als Namensträger Pate stehen – der ja gerade auf Sportwagen von und mit Ferrari seine Erfolge erzielte. Der Opteron 6275 erhielt denn auch den Codenamen „Fangio“.

Man war daher mit Hilfe von AMD in der vorteilhaften Situation, effektiv mehr CPUs und damit mehr Rechenleistung unter das begrenzende Limit von 25 TeraFLOPs zu bringen und damit letztendlich schneller, effektiver und präziser als die Konkurrenz zu berechnen, da die jeweiligen AMD-Prozessoren eine geringere GFLOP/Kern-Leistung aufwiesen. Die der FIA gemeldete CFD-Leistung entsprach daher reell lediglich 10–15% der erlaubten FLOPs, während man allerdings effektiv mit um die 80% der 25 TeraFLOPs Berechnungen und Simulationen durchführen konnte.

Leidenschaft in Rot – von Cray Super Computers
Es ist bekannt, daß die Cray Incorporation zum damaligen Zeitpunkt wenigstens einen entsprechenden Supercomputer mit jenen Opteron-Prozessoren in der Schweiz installiert hat – für einen nicht näher bekannten Kunden.

„Magny-Cours“ gar kein Wortspiel?
Viele gehen bis heute davon aus, daß der Code-Name entsprechender Prozessoren mit „Magny-Cours“-Kern von AMD ein bewußtes Spiel mit Mehrdeutigkeiten war und als Anspielung auf die Mehrkern-Prozessoren eigentlich 'Many cores' heißen soll.

AMD hat ebenso bereits 2010 mit einem Opteron 6127 das selbe Spiel getrieben (der reguläre Serien-Pendant war der Opteron 6128) – einem Mehrkern-Prozessor mit Magny-Cours-Kern …

Ein subtil bemerkenswerter Zufall ist zudem, daß viele Code-Namen der Opterons kurioserweise genauso lauten wie bekannte F1-Rennstrecken …
Als da wären … Budapest (Opteron 1300), Barcelona (Opteron 2300 & 8300), Suzuka (Opteron 1300), Shanghai (Opteron 2300 & 8300), Istanbul (Opteron 2400 & 8400), Lisbon (Opteron 4100), Magny-Cours (Opteron 6100), Valencia (Opteron 4200) oder Interlagos (Opteron 6200).

Lektüre:
Ars Technica • Formula 1: ‚A technical deep dive into building the world’s fastest cars
Youtube • Josh Mora, AMD Inc. – Do Theoretical FLOPS Matter for Real Application Performance?
FIA.com • F1 Sporting Regulations – 2018 FORMULA ONE SPORTING REGULATIONS → Suche 'TeraFLOPs'



In diesem Sinne

Smartcom

¹ „MFPPC = Peak double precision floating point operations per cycle per core of the processing unit (excluding AVX […] if the core is not double precision capable)“; Seite 58, 1999 F1 Sporting Regulations, Fédération Internationale de l’Automobile, FIA.com
 
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Reaktionen: TechFA, ZuseZ3 und w33werner
Joshua schrieb:
Ein bisschen OT, aber der Cockpitschutz ist ja sowas von hässlich bei den neuen Wagen...

Zum Glück geht die Funktionalität vor, und nicht das Design ;)
 
AMD geht es wohl wieder besser :D

Was ist das eigentlich für ein komischer Kleiderbügel am Cockpit? Das stört doch mega beim fahren :freak:
 
Geldverschwendung. Wer bisher nichts von AMD gehört hat, dem wird auch ein Logo auf einem Auto nichts sagen.
Das Geld wäre besser mit TV- Werbung verbraten worden, wie damals Intel und die Blue Man Group.
Sowas macht neugierig, und nicht ein kleines Logo irgendwo in einer Sportart, die bald Niemanden mehr interessiert.
 
Ich bin ja wirklich froh, dass hier im Forum so viele Finanzexperten unterwegs sind, die es immer wieder besser Wissen, wo man fremdes Geld investiert.

Holy Sh*t, ab an die Börse mit euch..:rolleyes:

/Edit

Statistisch gesehen, verfolgen rund 4,7 Milionen Menschen aus Deutschland die Formel 1 Saison, International sind es wohl um die 100 Milionen.

@halbtuer2

Jetzt erklärst du mir bitte, wie du in allen Ländern, in denen die Formel 1 ausgestrahlt wird, möglichst Kostengünstig Werbung schaltest.
Glaubst du allen Ernstes, dass Internationale Großkonzerne nicht Wissen, wohin und wie viel Geld sie in Werbung investieren?!
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich konnte noch nie verstehen, weshalb man Millionen investiert nun irgendwo ein kleines Logo zu platzieren.
 
Smartcom5 schrieb:
Es durften jeweils nur 25 TeraFLOPs („von doppelter Präzision in 64 Bit“¹) von den entsprechenden Teams je Saison zu Forschungs- und Entwicklungszwecken, etwa zur Optimierung der Aerodynamik der Fahrzeuge genutzt werden – und keine einzige Fließkomma-Operation mehr.
Sieht außer mir niemand den Widerspruch hier? FLOPS steht für Floating Point Operations Per Second, dahinter kann nicht je Saison stehen, weil dort bereits pro Sekunde steht - was denn nun, pro Sekunde oder pro Saison?
 
@Leli196
Verzeihung, aber dies ist kein Wiederspruch sondern in der Tat gültiges Règlement der FIA.
Hättest Du meine verlinkten Quellen grob überflogen, hättest Du lesen können, daß selbst Ars Technica dies schreibt schreibt;
25 teraflops and not a drop more
[…]
For example, each Formula 1 team is only allowed to use 25 teraflops (trillions of floating point operations per second) of double precision (64-bit) computing power for simulating car aerodynamics. 25 teraflops isn't a lot of processing power, in the grand scheme of supercomputers: it's about comparable to 25 of the original Nvidia Titan graphics cards (the new Pascal-based cards are no good at double-precision maths).
— Sebastian Anthony, Ars Techica UK Editor on ‚Formula 1: A technical deep dive into building the world’s fastest cars‘
Die 'je Saison' galt der Größe zu diesem Zeitpunkt, da sie nicht immer 25 TFLOPs betrug.

Ebenso als Fußnote erwähnte ich nicht nur die exakte Fundstelle dieser Reglementierungen sondern verlinkte sie ebenfalls unter Lektüre;
9fly6PQ.png

In diesem Sinne

Smartcom
 
Es ergibt halt keinen Sinn so wie du es geschrieben hast. Sind jetzt insgesamt 25 Billionen Gleitkommaoperationen gemeint (was sehr wenig wäre), oder dürfen Workstations/Server mit einer Rechenleistung von 25 TeraFLOPS, also 25 Billionen Gleitkommaoperationen pro Sekunde (das bedeutet FLOPS nun einmal) genutzt werden?
Diese Frage könnte man sich stellen, wenn man deine Formulierung liest. Die Quelle offenbart natürlich: Es ist die Rechenleistung gemeint, so wie es auch Sinn ergibt. Dann ist dein "je Saison" nun einmal fehl am Platze und das wollte ich lediglich anmerken, nichts weiter. Wenn man Einheit pro Zeiteinheit verwendet, kann man nicht eine zweite Zeiteinheit hinzufügen; Gleitkommaoperationen pro Sekunde pro Saison ergibt schlichtweg keinen Sinn aus mathematischer Sicht.
 
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TomPrankYou schrieb:
Ich konnte noch nie verstehen, weshalb man Millionen investiert nun irgendwo ein kleines Logo zu platzieren.
Neben dem Logo darf man dann meist auch die Fotos des Autos und den Namen des Rennstalls in seiner Werbung nutzen.
Obwohl kein Logo auf dem Auto ist, das vielleicht das IQOS Logo der e-Zigaretten, geht es um richtig viel Geld:
Sehr viel im Vergleich zu dem was Santander gezahlt hat:

Lesenswert auch, dass der ehemalige CEO von AMD Hector Ruiz 2013 in seinem Buch geschrieben hat, dass AMD ohne die Werbung mit Ferrari wohl nicht überlebt hätte:
In dem Sinne hoffen wir mal, dass AMD jetzt nicht wieder Tafelsilber an die Araber verkaufen möchte :D
 
AMD will seien Bekanntheitsgrad erhöhen und da ist die F1 immer noch ein Zugpferd, allerdings nicht hier in Deutschland, wo die meisten erst mal die Sinnfrage des Zirkus stellen und die Rennstrecken ständig ums Überleben kämpfen.
Deutschland ist ein begrenzter Absatzmarkt. Aber die F1 läuft auch in aufstrebenden Regionen, wo es Wachstum gibt.
 
Nicht nur in Deutschland wird F1 immer unbeliebter - auf der ganzen Welt sinken die Zuschauerzahlen seit zehn Jahren.
 
Stimmt und Bernie will, dass die Formel 1 "Super-Formel-E" wird.
AMD ist dann vom Start weg dabei.
 
Bernie hat aber in der Formel 1 nichts mehr zu wollen, der hat seinen Laden ja verkauft.
 
Mit den Rennen ist es so eine Sache. Im Prinzip liebe ich Rennsport, trotzdem schaue ich fast nie Rennen und wenn dann eher im Hintergrund.
Ich fahre lieber selber - wenn auch nur virtuell - und finde vor allem auch die Technik und das Drumherum spannend.

Gerade da kann Formel 1 ganz gut Punkten, es gibt keine schnelleren Rennwagen und sich an den Grenzen des machbaren zu bewegen ist das, was den Sport ausmacht.
 

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