Also vorab erstmal: die drei Parameter (Iso, Blende, Belichtung) sind einfach proportional zueinander. Das bedeutet, wenn du einen der Parameter halbierst (in der jeweiligen Einheit) musst du einen anderen Parameter "verdoppeln" um dieselbe Belichtung zu bekommen.
Dazu muss man allerdings die Blendenreihe kennen. Aber das Prinzip hinter der Blende hast du ja bereits verstanden. Je größer die Blenden
zahl, desto kleiner die Blenden
öffnung.
F4, 1/100s, Iso 100 = F5.6, 1/100s, Iso 200 = F8, 1/50s, Iso 200 = usw.
StrammerMax93 schrieb:
Um so höher, um so heller wird das Bild. Zu hoch erzeugt aber Bildrauschen
Faktisch gesehen: Ja. Iso beschrieb damals die Filmempfindlichkeit, heute bei digitalen Sensoren ist darunter die elektronische Signalverstärkung zu verstehen. Daran wird auch klar, warum es Rauschen gibt, wenn du die ISO höher stellst. Mit wenig Anfangsinformation (Licht) die lediglich verstärkt wird (Iso), müssen zwangsläufig irgendwann Artefakte (Rauschen) erscheinen.
StrammerMax93 schrieb:
das sollte bei Tageslicht eigentlich ausreichen?
Ja. Es gibt eine 'Bauernregel': "Wenn die Sonne Lacht: Blende 8". Das ist so ein always go-to mit dem man meistens (!) richtig liegt. Die restlichen Parameter stellt man dann nach Wunsch ein. Willst du weniger Schärfentiefe (= unschärferer Hintergrund), Blende auf, willst du mehr, Blende zu, willst du was schnelles Fotografieren, Zeit runter, willst du Bewegungsunschärfe, Zeit hoch.
Iso sollte im besten Fall immer der letzte Parameter sein, den du einstellst und immer nur zweckdienlich die korrekte Belichtung deiner Vorgaben an Zeit und Blende sein und damit immer so niedrig wie möglich, aber so hoch wie nötig.
StrammerMax93 schrieb:
Um so kleiner die Zahl bei der Blende um so weiter ist sie geöffnet. Bei offener Blende wird der Hintergrund unscharf. Geschlossene Blende sorgt dafür, dass weniger Licht an den Sensor kommt und das Bild somit dunkler wird --> ISO höher
Ja.
StrammerMax93 schrieb:
Frage dazu - mein Objektiv hat eine Blende von 4.0-5.6. Bedeutet das, dass ich an der Kamera ausschließlich einen Bereich von 4.0-5.6 einstellen kann?
Nein. Die Zahl am Objektiv beschreibt immer nur die größtmögliche Anfangsblende bei einer bestimmten Brennweite.
Dein Objektiv kann also Bei 70mm maximal 4.0 (nach unten hin) und bei 300mm maximal 5.6 nach unten hin. Selbstverständlich kannst du aber auch bei 70mm eine Blende von 22 oder sogar 32 einstellen, und damit extrem viel Schärfentiefe erzeugen.
StrammerMax93 schrieb:
Das heißt, dass ich am besten eine Blende 5.6 einstellen sollte? Oder wird das Bild dann möglicherweise schon wieder zu dunkel und ich muss über ISO korrigieren?
Ein ganzzahliger Schritt in der Blendenreihe (1, 1.4, 2, 2.8, 4, 5.6, 8, 11, 16, 22, 32, 45 = jeweils die Multiplikation mit Wurzel2 [jeder zweite ganzzahlige Schritt ist also immer eine Verdopplung) bedeutet die Halbierung an vorhandenem Licht.
1.4 lässt also halb so viel Licht wie 1 ins Objektiv, 22 halb so viel wie 16 usw.
Was das genau bedeutet, bzw. wie sich das anfühlt, eine Halbierung an Licht, wirst du nur über die Zeit selbst herausfinden. Bedeutet aber auch, wenn du von 4 auf 5.6 gehst, musst du entweder die Belichtungszeit oder eben die ISO verdoppeln. Eigentlich ganz simpel also.
Und solange du mit deiner 1200D nicht über Iso....naja sagen wir 3200 bei Tageslicht und 1600 bei schwierigeren Lichtverhältnissen kommst, sollten die Bilder auch noch entsprechend gut aussehen.
Bei höherer Iso bekommst du allerdings nicht nur schnell Rauschen, sondern verlierst auch massiv an Bildschärfe und an Farbdynamik.
StrammerMax93 schrieb:
Frage: Ich habe in den Tutorials gelernt, dass die Verschlusszeit größer als die genutzte Brennweite sein sollte. D.h. bei 300mm Brennweite müsste ich 1/300 Sek. als Verschlusszeit wählen?
Das ist die Regel um grob eine scharfe Belichtung in Bezug auf die eigene Bewegungsunschärfe deiner Körperbewegung zu bekommen.
Da du aber einen VC (Bildstabi) hast, kannst du davon immer mindestens getrost 3 Blenden
(eine "Blende" ist eine Einheit für die Menge von Licht [auch ein
Lichtwert ->
EV (
Exposure
Value = Belichtungswert) genannt]
), also 3 Schritte in der Blendenreihe, abziehen. Je nach Qualität des Bildstabis kann das variieren. Dein Tamron wird bestimmt 3 Blenden schaffen.
Moderne 5 Achsen Stabilisatoren in den neusten Spiegellosen Kameras schaffen bis zu 5.5 oder mutmaßlich sogar 6 Blenden. Da dein Stabi aber im Objektiv ist und das von Tamron ist, fährst du aber mit maximal 3 Blenden nicht schlecht.
Bedeutet also, dass du bei 300mm von 1/300s drei Blenden nach unten auf => 1/30(40/50)s gehen kannst. (1/300 => 1/150 => 1/75 => 1/40).
Das aber wie gesagt nur auf deine eigene Körperbewegung. Ob du dann Menschen, die sich bewegen, immer noch scharf fotografieren kannst, hängt davon nicht ab. Im Zweifelsfall musst du da wieder weiter runter mit der Belichtung. (Faustregel bei sich normal bewegenden Menschen ist 1/100s für scharfe Bilder.)
StrammerMax93 schrieb:
Ich fotografiere aus der Hand mit VC. Kann mir hier jemand einen Tipp geben welche Verschlusszeit man bei 250-300mm am besten benutzen sollte damit Personen die sich bewegen möglichst scharf werden - das Bild gleichzeitig aber nicht zu dunkel wird?
s.o.
1/100 ist ein guter Richtwert. Willst du schärfer, musst du weiter runter. Und dann eben wie Blende weiter auf oder Iso hoch. Ist alles ein rumprobieren und experimentieren.
StrammerMax93 schrieb:
Und generell noch - mein Objektiv hat eine Gegenlichtblende - sollte man die immer benutzen oder gibt es Situationen in denen es besser ist ohne zu fotografieren?
Nein. Gibt keine Situationen in denen man die nicht verwenden sollte. Schützt vor allem vor Kratzern und Stürzen, solltest du die Kamera mal fallen lassen, oder irgendwo anecken.
Und dann natürlich ihren eigenen Zweck gegen Gegenlicht, Ghosting, Reflektionen etc.
___________
de la Cruz schrieb:
"Umso höher, umso heller .." ist nicht ganz richtig; vielmehr gibt der ISO-Wert die Filmempflidlichkeit an
Ja aber wir sind ja hier nicht mehr im Filmzeitalter.
de la Cruz schrieb:
Ist auch nicht ganz richtig; die Blendenzahl gibt das Verhältnis zwischen Brennweite des Objektives und der geöffnenten Fläche wieder.
Das ist faktisch physikalisch richtig, spielt aber für einen Anfänger so gar keine Rolle und verwirrt nur.
de la Cruz schrieb:
Nein?
StrammerMax93 schrieb:
Also auf meinen Sachverhalt angewendet werden die Bilder am schärfsten, wenn ich mit Blende 4.0, einer möglichst geringen Verschlusszeit und einem möglichst geringen ISO fotografiere (solange das Ergebnis passt)?
Jedes Objektiv hat einen
Sweet Spot. An dem das Objektiv selbst am schärfsten ist. Bei den meißten ist das so irgendwo um Blende 8 rum. Deshalb empfiehlt man die auch für das meiste, tags wie nachts ("Wenn die Sonne Lacht....aber auch bei Nacht, Blende 8. Das geht dann natürlich nur noch mit Stativ in den meisten Fällen), wenn man nicht gerade andere Ambitionen bezüglich der Blende hat.
Offenblendig (1.4, 2.8) sind nur sehr teure Objektive wirklich scharf. Und ab Blende 16 und höher kriegst du bereits Probleme mit
Beugung. Muss dich jetzt erstmal nicht weiter interessieren. Solltest nur im Hinterkopf behalten, dass du nicht bei Blende 32 die schärfsten Bilder bekommst. Ab 16 geht das änhlich schnell abwärts wie mit Iso > 3200 (an deiner Kamera!)
StrammerMax93 schrieb:
Und die Gegenlichtblende braucht man wenn man gegen die Sonne fotografiert?
Was ist wenn mir die Sonne im Rücken steht?
Gegen die Sonne sollte man im Zweifelsfall als Anfänger nie fotografieren. Wirst du aber schnell herausfinden, wie Bilder aussehen, wenn du in die Sonne fotografierst ^^
Die Gegenlichtblende hilft, wenn du
in Richtung der Sonne fotografierst, die aber nicht in deinem Bildausschnitt ist und damit abgelenkte Lichtstrahlen Reflektionen und Geisterbilder durch die optische Brechung in den Linsen deines Objektivs erzeugen, die nicht vollständig vom Coating der Frontlinse und im Innern des Objektives absorbiert werden können.
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Alles in allem solltest du bedenken, dass du die Parameter nach Lust und Laune verdrehen und verändern kannst, solang du es jeweils in
Proportion (= im Verhältnis) machst, bekommst du die gleiche Belichtung. Ein Schritt ist, wie schon weiter oben erwähnt:
- Blende: 1, 1.4, 2, 2.8, 4, 5.6, 8, 11, 16, 22, 32, 45
- Belichtung: 1s, 1/2s, 1/4s, 1/8s, 1/16s, 1/32s, 1/64s, etc etc. Die Zeiten können je nach Kamera variieren. Manchmal ists 1/8s, manchmal 1/10. Manchmal 1/15s, manchmal 1/16s. Manchmal 1/75s, manchmal 1/80. Aber das sind nur Feinheiten und spielen keine Rolle
und Iso ist klar, Iso 100, 200, 400, 800, 1600, etc
Du wirst jeweils immer 3 kleinere Einteilungen der jeweilen Einstellungen finden. Also eine ganze Blende besteht immer aus 3 Untereinheiten. Drittelblenden genannt. Sodass du nicht immer nur ganzzahlige Änderungen vornehmen kannst, sondern gerade eben bei größeren (oder kleineren) Zahlen auch feinere Einstellungen vornehmen kannst.
Aber die absoluten Einstellungen hängen konkret immer von deiner jeweiligen Lichtsituation ab und daher kann dir da niemand Ratschläge geben. Das ist aber auch gar nicht wichtig. Wichtig ist erstmal nur, das Grundprinzip verstanden zu haben, um die Einstellungen jeweils anpassen zu können.
(Es gibt zwar eine absolute Lichtwerttabelle, entwickelt von Ansel Adams, bei denen absolute Lichtverhältnisse in Korrelation zu den jeweiligen Einstellungen gebracht werden, die kennt aber selbst kaum ein Profi.)
Man lernt aber schnell, welche Lichtsituation welche Einstellungen wiederspiegeln könnte.
Um das schneller zu lernen empfehle ich jedem Anfänger ausschließlich im Vollmanuellen Modus (M) zu fotografieren. Dann geht das Ruckzuck. Kann aber ganz zu Anfang frustrierend sein, wenn man nicht weiß was man ändern muss oder sollte um ein besseres Bild zu bekommen.
Deshalb immer erst überlegen: was will ich? Hat es was mit Schärfentiefe zu tun? Dann die Blende zu erst einstellen. Hat es was mit Bewegungsunschärfe zu tun, dann zuerst die Zeit. Dann den jeweiligen anderen Parameter und dann die Iso.
Willst du also an einem sonnigen Tag (Bedenke, Sonne = harte Schatten, hoher Kontrast!) Menschen, die sich gehend auf offener Wiese bewegen mit möglichst viel Tiefenschärfe fotografieren:
-> Blende 16, 1/500s, gucken was die Iso sagt. Vermutlich immer noch 100 oder 200.
An einem bewölkten Tag in der Fußgängerzone?
-> Blende 8, vermutlich nur 1/250s und Iso 400 oder 800.
Du kannst dir natürlich von der Blenden- oder Zeitautomatik helfen lassen in Kombination mit der Iso Automatik.
Blendenautomatik bedeutet hier dann zb. Zeitvorwahl. Das ist bei Nikon und Canon unterschiedlich benannt. Tv steht hier für Time Value (Av für Aperture Value), also Zeitvorwahl und damit Blendenautomatik. Also die Blende wird automatisch gewählt.
Bei Nikon wird das Pferd andersherum gesattelt. Spielt aber keine Rollen.
Da du dann jeweils die Blende oder die Zeit auswählst, die Iso automatisch so weit runter geht wie möglich, kriegst du damit eine zwangsläufige Belichtung ausgespuckt.
Die Finger sollte man allerdings immer von P lassen, der Programmautomatik. Die würfelt alles durcheinander und liegt damit zu 80% daneben, weil die Kamera ja gar nicht erahnen kann, was du überhaupt fotografieren willst.