Hobby Astronomie — Mein Teleskop — Bilder

aths

Lt. Junior Grade
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Am 30. Juni diesen Jahres waren endlich die Pakete da. Über ein Jahr lang hatte ich zuvor gerungen, welches Teleskop es nach dem "Revue" 60/700-er von Foto Quelle, gekauft ca. 1995, denn sein sollte. In der Informations-Phase kam es zu einigen unverhofften Geldsegen, und ich war bereit, die Kohle für ein Fernrohr auszugeben, so dass es Modell-mäßig Spielraum gab. Im Vordergrund standen einfache Benutzbarkeit, mechanische Robustheit, Planetentauglichkeit, geringes Gewicht, und Option auf Fotografie. Letztlich entschied ich mich für einen Vixen ED-Apochromat, der vor allem fürs visuelle ausgelegt ist.

Um eine eigene Internet-Seite einzurichten, fehlte bislang die Zeit. Deshalb im Forum:


ed102s.jpg



Letztes Wochenende wurde nun endlich genutzt, um ein Großteil der "Hardware" mal auf Film, äh, den CCD-Chip zu bannen. Leider sind von den über 200 Fotos sehr viele überbelichtet, einige auch verwackelt, und einige auch völlig uninteressant. Ich habe versucht, die besten Bilder auszuwählen (und ein wenig thematisch zu sortieren...)


Hier also die Foto-Schau:


astro_a6.jpg


Eines der zuletzt geschossenen Fotos gleich zu Beginn: Das Fernrohr in handliche Einzelteile zerlegt. Das kann man mit zwei Leuten in einem Gang tragen, da ich allein war, brauchte es zwei Gänge. Ein bisschen anstrengend, aber noch keine Qual. Das Fernrohr auch kurzentschlossen einsetzen zu können war ein wichtiges Kriterium bei der Wahl.




astro_a2.jpg


Der himmelblaue Astrorucksack (so nenne ich offiziell meinen Rucksack, den ich speziell fürs Fernrohr gekauft habe) im Vordergrund. Recht der Regie-Stuhl "Oxford" (ich habe zwei Stück, aber einer blieb oben.) Rechts am Rand ein Teil von "Stonehenge". Zentral das Fernrohr.

Es ist ein modifiziertes "GP ED 102S".




astro_a18.jpg


Normalerweise wird der Auszug mit 60-mm-Gewinde auf 31,8 mm reduziert. Hier habe ich aber den 50,8-mm-Ring reingedreht. Hinten habe ich also auf Wunsch einen größeren Ausgang, als frühere Schulteleskope als Objektiv-Öffnung hatten... Obwohl eigentlich als Planetengerät gekauft, lässt sich der Refraktor auch als Weitwinkel-Gerät einsetzen.




astro_a19.jpg


Oder als Tele für eine Spiegelreflex. Hier ist der Ring mit T2-Gewinde adaptiert. Das Fernrohr leuchtet Kleinbild aus, das sollte in dieser Preisregion auch sein. Das Objektiv ist zwar visuell optimiert (auf grün) aber wie bei Vixen üblich, wurde auf Foto-Tauglichkeit viel Wert gelegt. Leider habe ich keine Spiegelreflex, im Moment noch nicht mal eine elektrische Nachführung, die für Langzeitbelichtung ja praktisch unerlässlich wäre. Ehe ich ernsthaft an Fotografie zu denken wage, soll erst mal genügend Beobachtungserfahrung gesammelt werden.




astro_a15.jpg


Das Objektiv bietet 102 mm Öffnung. Die Brennweite beträgt 920 mm, also hat das System ein Öffnungverhältnis von f/9. Es gibt für fotografische Zwecke einen Telekompressor, der f/6,3 realisiert.




Als Montierung habe ich eine Vixen Great Polaris (kurz GP.)




astro_a12.jpg


Hier kommt der Tubus rauf: Einsetzen, Schraube anziehen, Konterschraube anziehen. Das ist eine Sache von Sekunden, aber der Tubus sitzt bombenfest.




astro_a16.jpg


Die Montierung :) Die biegsame Welle ist übrigens Sonderzubehör. Ich werde noch eine zweite kaufen.




astro_a17.jpg


Hier die aufsteckbare Polsucher-Beleuchtung. Dreht man am Griff-Ende, glimmt der Stab an der Spitze rötlich. Damit wird eine Schablone beleuchtet, mit dessen Hilfe anhand des Polarsterns die Montierung ziemlich genau "eingenordet" werden kann.




astro_a39.jpg


Ob der Blick durch den Polsucher frei ist, hängt von der Drehung der Achse ab. Dieser in der Montierung eingebaute Polsucher hat die optischen Leistungsdaten 6x20. Um den Polarstern zu finden, reicht das allemal. Das Loch ist natürlich per Kappe verschließbar. Natürlich guckt man von unten rein (die Fotos zeigen den Polsucher von oben.)
 
Hey geil, bei mir hab das Geld immer nie zu einem Vixen gereicht. Hab noch nen Brenner Refraktor rumstehen aber für so manche Objekte reicht auch dieser aus. Schaust du oft?

mfg
 
welche Kamera benutzt du !? :p
 
Original erstellt von The Prophet
Hey geil, bei mir hab das Geld immer nie zu einem Vixen gereicht. Hab noch nen Brenner Refraktor rumstehen aber für so manche Objekte reicht auch dieser aus. Schaust du oft?
Brenner? Meinst du Bresser?

Ich gucke "so oft wie möglich" :) Leider ist es nicht sooo oft möglich. Bislang hatte ich erst 4 ernsthafte Beobachtungsnächte. Der Spaß kommt natürlich mit den Erfolgen, so schlecht wie einige behauptet haben, scheinen 4" Öffnung für Deep Sky nun auch wieder nicht zu sein. Am Planeten ist das Ding natürlich spitze, die kontrastreiche ED-Optik unterdrückt praktisch jeden Farbsaum, (der beim Fraunhofer-Objektiv bei hohen Vergrößerungen ja nunmal leider da ist.) (Der Farbfehler beim Fraunhofer lässt sich mit einem Filter unterdrücken, aber leider ist der Kontrast dann trotzdem weg.)

Original erstellt von Loopo
welche Kamera benutzt du !?
Diese Fotos sind mit einer Coolpix 2000 gemacht.
 
Zuletzt bearbeitet:
Das Stativ ist ein Uni 28 von Berlebach.




astro_a62.jpg


Früher hieß das Stativ Uni 18L (auf dem Foto ist auch die GP-Montierung zu sehen.) Das Stativ kostet nach wie vor über 300 €, doch nach dem Gewackel bei dem klapprigen Kaufhaus-Teil von Foto Quelle ging ich lieber auf Nummer sicher.




astro_a21.jpg


Die Ablage-Platte ist imo ein Glanzpunkt des Statives. Die Seitenlänge beträgt etwa einen halben Meter — man bekommt viel unter. Alles ist schön aus Holz, herrlich! Die Stahlkette unten verhindert dass sich die Beine zu weit spreizen, wenn die stabilisierende Auflageplatte noch nicht eingehängt wurde.




astro_a20.jpg


Ein Stativ-Fuß. Durchdacht: Man kann den Fuß hochschrauben, und erhält dann eine freie Metallspitze, die sich in den Boden rammen lässt. Der Stutzen links "kontert" quasi.




astro_a4.jpg


Das Berlebach aus Spaß mal voll ausgezogen. (Bei der GP ist normalerweise ein Alu-Stativ dabei, dieses Holz-Stativ stellt wohl die stabilere Wahl dar.) Das Stativ nervt zwar mit 7 kg Gewicht, macht bei der Arbeit aber unheimlich Freude.




Zum Reingucken braucht man ja Okulare.



astro_a3.jpg


25 und 9 mm habe ich sogar doppelt (nicht im Bild, der Binokular-Ansatz ist ohnehin zur Reparatur) und das eine 7 mm zum Testen. Das 9-mm-Okular ist länger, kein Wunder, hat man hiermit ja noch 50° Gesichtsfeld. Das 7 mm (45° Gesichtsfeld) verlangt mehr Konzentration dabei, die Einblickposition zu halten. Beim Bino ist die Problematik aufgrund der Glaswegkorrektoren (mit Vergrößerungsfaktor) entspannter.




astro_a50.jpg


Auf der Platte die 2"-Hülse (als kurzbauende oder als verlängernde Hülse einschraubbar), die T2-Verlängerunshülse, ein LV-Okular 9 mm, und eine 31,8-mm-Schutzkappe (für die 31,8-mm-Redizierhülse.)




astro_a52.jpg


Hauptsächlicher Vorteil bei den LV-Okualaren: 20 mm Augenabstand. Trotz seiner kompakten Abmessungen hat dieses Okular bei 7 mm Brennweite noch eine große Augenlinse anstatt ein "Papageien-Auge".




astro_a56.jpg


Beim 9 mm (bis zum 25-mm-Okular) ist die Augenlinse sogar noch etwas größer. Das 9 mm macht mir tatsächlich unheimlich viel Spaß: 102 Vergrößerungen, 1 mm Austrittspupille, sehr bequemer Einblick der auch das eine oder andere Kopfwackeln verzeiht, und wie es bei 1 mm AP auch sein sollte, ein schön klares, kontrastreiches Bild.




astro_a31.jpg


Das Vixen 60° Amici-Prisma. Für Tagesbeobachtungen sehr gut, nachts aufgrund Spike-Erzeugung wenig empfehlenswert.




astro_a10.jpg


Mit der Digitalkamera freihändig die Austrittspupille abfotografieren? Nach einigen Versuchen brachte ich das zustande. Der Balkon war übrigens nach dem Aufbau zufällig drin, ich bemerkte das Motiv erst auf dem LC-Display der Coolpix.
 
Liest sich alles recht beeindruckend für einen Laien auf diesem Gebiet wie mich. :D
Die Geräte und das Zubehör waren bestimmt nicht gerade billig, auf den Fotos wirkt alles sehr hochwertig.

Mich würden mal ein paar Bilder von einer deiner nächtlichen Beobachtungs-Sessions interessieren. Hast du da zufällig welche und kannst vielleicht mal ein oder zwei Pics posten?
 
Nicht direkt, aber ich könnte einen Beobachtungsbericht posten :


Ort: Stadtrand von Wismar.

Datum: 28.9.2003, ca. 5:20 - 6:30 Uhr.

Optik: Vixen ED-Refraktor, 102 mm Öffnung, 920 mm Brennweite. Okulare: LV-Okulare 25 mm, 9 mm, 7 mm. Vixen Standard-Zenitprisma 1,25".

Bedingungen: Kein Mond, kaum Dunst, aber heftig blinkende Sterne, ziemlich freier Himmel mit einigen Wolkenstreifen, Licht von den Fenstern eines nahen Wohnheims und von Laternen in der Nähe.

Besonderheiten: Das erste mal M42 gesehen. Weitere "Firsts" mit dem ED.


Objekte:

- Jupiter (größter Planet im Sonnensystem) und seine vier großen Monde

- M42 (großer Gasnebel im Sternbild Orion)

- Sirius (Hauptstern im Sternbild "Großer Hund")

- Procyon (Hauptstern im Sternbild "Kleiner Hund")

Mein Fernrohr habe ich ja nicht zum an-, sondern zum durchsehen gekauft, und so war ich heute morgen damit unten. Kurz nach halb fünf wurde ich wach, und da ging durch meinen Kopf, dass Saturn ja gut sichtbar sein sollte. Also aufgestanden, Computer hochgefahren und ein Programm gestartet, welches den Himmel zeigt (namens "Cartes du Ciel"). Kaffee in der Mikrowelle warm gemacht, eine kleine Stärkung mit einem Streifen Kuchen, und dann in zwei Gängen die notwendige Ausrüstung nach unten getragen.

Schon als ich mit Stativ und Montierung beladen war (also beim ersten Gang) sah ich das bekannte Sternbild "Orion". Der Orion schuldete mir noch einen Nebel. In der Nähe stand ein irre heller Stern. Saturn?? Nun, Planeten blinken ja nicht, wenigestens nicht so heftig... beim zweiten Gang hatte ich alles benötigte unten und baute auf. Das dauerte doch einige Minuten länger, als gedacht.

Im Osten deutete sich bereits die Dämmerung an. Also Verzicht auf den ganzen Justier- und Ausrichtungs-Kram. Da sah ich endlich den gesuchten Planeten: Ein ruhig strahlender, irgendwie majästetisch scheinender Punkt. Aber so östlich?! Aber was sollte es sonst sein. Also, das Rohr geschwenkt, den Sucher in den Halterschuh gesetzt und fixiert, dann den Lichtpunkt mit dem Fadenkreuz zentriert, dann durch das 25-er Okular geschaut (es bringt bei mir eine Vergrößerung von 37x.) Immerhin, das Objekt war noch knapp im Blickfeld. Ich zentrierte es im Okular und dann erkannte ich ihn auch: Jupiter.

Von wegen Saturn! Jupiter hatte sich übrigens zuerst durch seine großen Monde verraten, drei der vier waren in der Äquatorialebene sichtbar. Jene stand allerdings Kopf. Das verwunderte mich. Ich ging auf Vergrößerung um dem Göttervater Details zu entlocken. Sogar mit den beiden großen Wolkenbändern gabs Probleme, die Sichtbedingungen waren grauenhaft. Mit 131x ging das Bild nicht mehr scharf. Als nächstes, bevor es zu hell würde, auf zu M42!

Ich rührte etwas im Himmel herum und fand nix. Deshalb wollte ich erst mal an Beteigeuze (dem großen roten Stern, links oben im Orion) den Sucher justieren aber da flutschten mir die Gürtelsterne des Orions durchs Bild. Also doch kein Beteigeuze, sondern gleich nach dem Nebel gesucht. Man sieht ja selbst aus der Stadt heraus mit bloßem Auge, dass da "irgendwas ist". Irgendwas diffuses mit Ausdehnung. Was Geheimnisvolles. Das ist mir schon lange bekannt, leider richtete ich in allen den Jahren meinen alten "Revue" 60/700-er nie auf den Orion-Nebel..

Nun aber! Im Sucher die drei charakteristischen Sterne in vertikaler Anordnung, wo irgendwo M42 sein muss. Das LV25. Nur Sekunden später wandte ich den Blick wieder ab. Um nicht das Okular zu befeuchten: Meine Augen tränten, vor Überwältigung!!

Der Nebel.

Ich sah den Nebel. Mit zwei "Schwaden" ("Armen"). Und mit Fläche. Klar und deutlich. Mit indirektem Sehen wirkte er noch größer und schon fast wie auf Fotos (mal abgesehen von der Farbe.) "Indirektes Sehen" ist ein Trick, dass man am Objekt vorbei guckt, aufgrund der Anatomie des Auges hat man dort zwar kaum Farbsehen, aber kann Helligkeitsunterschiede besser wahrnehmen. Da ich mit meinem Fernrohr beim Orionnebel ohnehin keine Hoffungen auf Farbe habe, ist das indirekte Sehen eine gute Möglichkeit, lichtschwache Dinge zu sehen die man bei direktem Draufgucken nicht erkennt.

Minutenlang führte ich das Fernrohr bei 37x nach. Ich sah im Nebel drei Sterne die fast auf einer Reihe standen, und auf der andere Seite einen Dreifach-Stern. Nö, das waren sogar vier Lichtpunkte, wenn man genauer hinsah. Faszination Weltraum.

Aus Spaß das 9-mm-Okular gezückt... allerdings mit der Befürchtung, wegen dem Licht keine vernünftigen Kontraste mehr zu haben. (Mit 9 mm habe ich 102x, und 1 mm Austrittspupille.) Was ich dann aber sah, haute mich um. Struktur. Also im Nebel. Struktur!! Im Nebel waren "Knoten" auszumachen. Er sprengte übrigens schon das Gesichtsfeld, das mit zunehmender Vergrößerung ja kleiner wird. Das Zentrum von M42 war zwar drin, aber die Ausläufer wurden abgeschnitten. Also fuhr ich mit Hilfe der Fein-Nachführung den Nebel ab. Und kam aus dem Staunen nicht heraus: Eine Art Dunkelwolken-Band. Und der Vierfach-Stern entpuppte sich als Trapez. Wer hätte gedacht, dass Astronomie so schön sein kann?

Das 7 mm LV (was mir 131x beschert) war etwas schon etwas schwieriger beim Scharfstellen, aber den Schärfepunkt zu finden ging dann doch. Das Gesichtsfeld war allerdings erheblich kleiner geworden. (Von 0,49° zu 0,34°.) Man überschaut nur noch die halbe Fläche, was den Überblick bei solch großen Objekten wie M42 erschwert. Das komische Trapez war dafür größer.

Eins ist fakt: Mit meinem Gerät werde ich es dereinst einrichten, M42 in einer pechschwarzen Nacht zu sehen. Schon jetzt freute ich mich über den Kontrast, mit dem ich nie gerechnet hätte. Und die Umstände waren heute wenig hilfreich: Städtisches Streulicht, herannahende Dämmerung, eine dünne Wolke nahe der Gürtelsterne...

Wo ist nun eigentlich der Saturn? Wegen ihm war ich ja da. Ich fuhr nun doch den blinkenden, hellen Stern an. Natürlich war es ein Stern, und kein Planet. Sirius, übrigens. Unglaublich hell.

Also wenigstens nochmal den Jupiter angesteuert, der etwas gestiegen war. An ihm noch schnell den Sucher justiert... Die beiden Haupt-Wolkenbänder waren aufgrund der gewonnen Höhe besser zu sehen. Sie schienen zudem nicht so gleichmäßig (und auch nicht so unscharf) wie ich es noch von früher mit dem alten Fernrohr kannte, sondern schienen über die Oberfläche ihre Dicke oder zumindest Helligkeit zu ändern. Von "Großen roten Fleck", den ich früher ansatzweise wohl doch mal drin hatte, aber nix zu sehen. Der vierte Mond zeigte sich jetzt, ganz nah am Äquator. Ich versuchte, dem Jupiter weitere Details zu entlocken. Bedächtig drehte ich den Tubus nach, und beobachtete abwechselnd mit beiden Augen.

Der Planet gab ein hervorragendes Beispiel für den Effekt "Atmosphärische Refraktion" ab, er sah wie durch ein Prisma betrachtet aus. Trotzdem, seine Polgebiete schienen nach eingehender Beobachtung dunkler als die Umgebung. Blickweise bildete ich mir ein, in Polnähe je ein weiteres Band zu sehen. Das würde ich aber nicht beschwören wollen, die durch die kommende Sonne wohl schon angeheizte Luft "kochte" unerträglich. Aber, wo war der Saturn? Ich geh hier nicht weg, bevor ich den Ringplaneten gesehen habe!

Einen hellen Stern fuhr ich noch an. War aber auch nur ein Stern. (Procyon, wie ich später nachsah.) Verzweiflung macht sich breit. Die Sternkarte hatte ich nicht mitgenommen. Der Saturn sollte in den Zwillingen stehen. Aber inzwischen wurde es hell, der Orion verblasste bereits. Ich kann jawohl noch Planeten von Sternen unterscheiden, und _weiß_, dass der Saturn nicht gerade unauffällig ist. Ich guckte den Himmel ab. Dabei drehten sich im Kopf die Zahnräder: Der Saturn muss sich ja zwangsläufig in der Ekliptik befinden (das ist die Ebene, in der alle Planeten liegen.) Der Jupiter ist nicht so sehr gegen die Ekliptik geneigt, und seine Monde liegen im moment fast vertikal. Das müsste die ungefähre Ebene sein.

Aber da war kein Saturn. Der Himmel zeigte bereits seine blaue Farbe. Noch mal zum Jupiter gefahren, der wieder etwas gestiegen war. Der bewusste Jupiter-Mond (übrigens der Io, wie ich nachgeguckt habe) war nun etwas weiter vom Jupiter entfernt. Wirklich faszinierend, die Mondbewegungen eines anderen Planeten hautnah mitzuerleben! Live-Programm, direkt aus dem Weltraum gesendet. Ich probierte noch mal das 7 mm LV. Blickweise war das Bild nun fast scharf. Die Polkappen sind eindeutig dunkler. Der Planet ist zudem erkennbar abgeflacht. 130x ist gegenüber 100x ein merklicher Unterschied. Die eigentliche Vergrößerungsleistung konnte ich heute nicht ausnutzen, wie mächtig würde der Planet erst bei 200x scheinen...

Nur den Saturn, den sah ich nicht. Die Sonne war noch nicht aufgegangen, aber es wurde bereits hell. Frustriert das Gerät abgebaut. Alles metallische war ausgekühlt, der Tau machte die Oberflächen glitschig. In zwei Gängen ist das Geraffel wieder oben. Vorwurfsvoll auf Cartes du Ciel geguckt: Ich Depp. Ich Riesenhirni. Saturn ist so weit gestiegen, dort hatte ich natürlich nicht geguckt... und nun war schon abgebaut.


Trotzdem, in dieser Nacht leckte ich erneut Blut: Jupiter wird mir noch viel Freude machen, und der Orion-Nebel war das beeindruckendste, was ich am Himmel je gesehen habe.

Oben hörte ich erst mal "Here comes the sun" (sie kam ja auch wirklich) von George Harrison und schrieb dann gleich diesen Beobachtungsbericht.


astronacht_01.jpg


Rechts sieht man Jupiter.


astronacht_02.jpg


Die Dämmerung ist zuweit forgeschritten: Es macht keinen Sinn mehr. Abbau.
 
Hey, klasse Bericht über deine Boabachtung, man kann deine Begeisterung richtig spüren. :D
Also so wie ich das rausgelesen habe, war das eine kurzfristige, spontane Aktion oder wie? Um dein Fernrohr samt Stativ und was-weiß-ich-was-alles aufzubauen, äh, wie lange dauert denn das, weil du hast ja geschrieben auf die Ausrichtung etc. verzichtet zu haben?

Trotzdem würden mich ein paar Pics interessieren. Läßt es sich einrichten Bilder (also ich meine direkt durchs Rohr irgendwie) bei einer geplanten Beobachtung anzufertigen, sofern sich der Aufwand für dich in Grenzen hält?
 
Zuletzt bearbeitet:
hey liest sich super!

selbst wenn jemanden das thema normalerweise nicht sehr interessiert macht es dennoch lust auf mehr.
 
Worin liegt denn der Unterschied zwischen dem ED 102S und dem ED102SS ?
Sind weniger als 100 Euro Preisunterschied.
Naja, gegen so ein Teleskop kann meines nicht im entferntesten anstinken. Ist aber auch ein stolzer Preis für dein Teleskop. Hoffe Du hast viel Spass damit.
Ich leih DIr dann einmal meine Spiegelreflex-Kamera. Hätte dann gerne ein paar Bilder vom Adlernebel. Hoffe die werden dann auch so gut wie vom Hubble-Teleskop:D
 
Original erstellt von QUEEN
Hey, klasse Bericht über deine Boabachtung, man kann deine Begeisterung richtig spüren. :D
Also so wie ich das rausgelesen habe, war das eine kurzfristige, spontane Aktion oder wie?
Ja, ohne die nötige Begeisterung tut man sich so ein Hobby nicht an. Mein Scope ist darauf ausgelegt, kurzfristig eingesetzt werden zu können; als Student steht man ja unter den Zwängen des Stundenplans bzw. der Laborpraktika etc., groß planen kann man da nicht; schon gar nicht was das Wetter angeht.
Original erstellt von QUEEN
Um dein Fernrohr samt Stativ und was-weiß-ich-was-alles aufzubauen, äh, wie lange dauert denn das, weil du hast ja geschrieben auf die Ausrichtung etc. verzichtet zu haben?
Na vom Entschluss "jetzt gehe ich runter" bis zum einsatzbereitem Teleskop vergehen sicher 15-20 Minuten. Da muss man ja vorher noch die Sachen zusammen sammeln usw. Mit mehr Übung ginge das etwas schneller. Bei einem Hobby finde ich Eile jedoch irgendwie unangebracht :D
Original erstellt von QUEEN
Trotzdem würden mich ein paar Pics interessieren. Läßt es sich einrichten Bilder (also ich meine direkt durchs Rohr irgendwie) bei einer geplanten Beobachtung anzufertigen, sofern sich der Aufwand für dich in Grenzen hält?
Das lässt sich pauschal nicht sagen. Mein einziger Fotoapparat ist die Coolpix 2000, und da ist natürlich kein T2-Gewinde dran, ebensowenig kann man das Objektiv abschrauben... So könnte man vielleicht mal freihändig den Mond versuchen, viel mehr ist kaum drin. Hätte ich 'nen Laptop, könnte man mit 'ner Webcam (und anschließender Bildverarbeitung) prima Planetenfotos machen. Leider habe ich keinen Laptop. Hätte ich 'ne Spiegelreflex, und eine elektrische Nachführung, könnte man damit Langzeitbelichtung für Deep Sky-Objekte probieren. Die Nachführung kommt früher oder später auf alle Fälle.

Auf welchem Wege ich mich vielleicht mal dereinst fotografisch versuche, weiß ich noch nicht. Es gibt noch weitere Möglichkeiten, die aber teurer würden. Aber so oder so bräuchte es z.B. noch ein Leitrohr... wahrscheinlich fange ich irgendwann "von der Pike auf" an: Mit dem Fernrohr die Kamera lediglich nachführen, bevor durch das Rohr fotografiert wird.




Original erstellt von br4zz
hey liest sich super!

selbst wenn jemanden das thema normalerweise nicht sehr interessiert macht es dennoch lust auf mehr.
Könnten Postings hier länger sein, als 10000 Bytes, könnte ich einen neueren Beobachtungsbericht posten, wo ich einer Gruppe von 6 Mann in zwei Stunden 6 Objekte vorführte :)




Original erstellt von GRAKA0815
Worin liegt denn der Unterschied zwischen dem ED 102S und dem ED102SS ?
Sind weniger als 100 Euro Preisunterschied.
Der 102SS hat 660 mm Brennweite, der 102S hat 920 mm Brennweite. Für Deep-Sky-Langzeitbelichtung und für Weitwinkel-Beobachtungen ist der 102SS besser, am Planeten zahlt sich die längere Brennweite des 102S aus. Der 102S hat aufgrund der geringeren relativen Lichtstärke ein entspannteres Öffnungsverhältnis, was die Korrektur (des sekundären Farbfehlers und anderer Abbildungsfehler) einfacher macht.

Man kann mit beiden Teleskopen alles machen (Deep-Sky, Fotos, Weitwinkel-Beobachtungen, Planeten) und zwar auf jeden Fall besser als mit einem gut korrigierten Fraunhofer-Achromat (der dafür mindestens 1300, besser 1500 mm Brennweite braucht und somit seeehr lang würde.) Der 102SS ist aufgrund seiner Kürze deutlich beliebter als der 102S, aber da bei mir wie gesagt Planeten recht weit oben auf der Liste bevorzugter Objekte sind, fahre ich mit der längerbrennweitigen Version besser.

Original erstellt von GRAKA0815
Naja, gegen so ein Teleskop kann meines nicht im entferntesten anstinken. Ist aber auch ein stolzer Preis für dein Teleskop. Hoffe Du hast viel Spass damit.
Ich leih DIr dann einmal meine Spiegelreflex-Kamera. Hätte dann gerne ein paar Bilder vom Adlernebel. Hoffe die werden dann auch so gut wie vom Hubble-Teleskop:D
Der Preis, bzw. das Preis/Leistungs-Verhältnis... dazu schrieb ich kürzlich woanders mal 'ne Kolumne, aber die will ich hier nicht wiederholen :) Kurz dazu, wenn man fähig ist, preiswerte China-Ware zu optimieren, fährt man damit oft günstiger: Weniger zahlen, aber praktisch die gleiche Leistung. (Natürlich darf man keinen Schrott kaufen, aber China-"Hardware" ist nunmal billiger als japanische Marken-Hardware. Letzere arbeitet dafür "out of the box".) Ich zahle bei Vixen also quasi mehr Geld, als es mehr Qualität gibt, aber erhalte das Funktionieren "out of the box" sowie dank besserer Kontrollen ein kleineres Risiko, aufgrund der Serien-Streuung ne "Gurke" erwischt zu haben. Das Ende der Fahnenstange ist das natürlich noch lange nicht. Die Edelmarken bringen mehr Qualität, aber wieder für einen ziemlichen "Aufpreis". Für meine Verhältnisse (Student) allerdings ist die Marke Vixen bereits als gehobene Mittelklasse zu sehen; zumal die Apo-Serie bei Vixen in der dortigen Produktpalette eher im HighEnd-Bereich spielt (sie bieten ja auch Einsteiger-Geräte an.)

Der Preis ist, das muss man ehrlich sagen, allein durch die Leistung des Gerätes nicht gerechtfertigt. Beispielsweise kostet ein vernünftiger 150-mm-Newton f/8 ja nun nicht die Welt (einige 100 €) aber übertrifft bei halbwegs guter Justage (ok, von der Weitwinkligkeit und dem großzügigem Fokussierweg meines Refraktors abgesehen) in jeder Leistungsdisziplin mein Fernrohr mehr oder minder deutlich. Fangspiegel-Abschattung und Kontrastverlust durch die Fangspiegelspinne bzw. den Fangspiegel selbst hin oder her, gegen 150 mm Öffnung kann man mit 102 mm Öffnung nichts ausrichten.

Auf der anderen Seite steht natürlich das vergleichsweise geringe Tubus-Gewicht (3,5 kg) und die relative Kompaktkeit (allerdings gibt es noch wesentlich kompaktere Spiegelteleskope mit vergleichbarer oder höherer Leistung), dann die sehr geringe Justage-Anfälligkeit (das Objektiv wird im Werk justiert, nachträgliche Justage ist praktisch nie erforderlich) und die geringere Seeing-Anfälligkeit, eine Sternenabbildung wie sie nur ein guter Refraktor bringen kann, und dass es eben ein Refraktor ist :) Also ästhetische Fragen spielten bei meiner Kaufentscheidung eine große Rolle.

Weil solche Dinge Fragen des persönlichen Geschmacks sind, würde ich mein Modell auch nicht ohne weiteres empfehlen. Die Montierung und das Stativ allerdings halte ich in jedem Fall für empfehlenswert :)
 
Zuletzt bearbeitet:
Original erstellt von aths
Brenner? Meinst du Bresser?

Mein ich doch ;-) Schöne Berichte, würde mich über Astronomische Photos freuen. Schaue meistens selbst im tiefen Winter z.B Orion oder im Sommer die Milchstraße, Planeten.

mfg
 
Der (bislang) letzte Beobachtungsbericht:



Ort: Stadtrand von Wismar.

Datum: 4.10.2003, ca. 22:50 - 0:50 Uhr.

Optik: Vixen ED-Refraktor, 102 mm Öffnung, 920 mm Brennweite. Okulare: LV-Okulare 25 mm, 9 mm, 7 mm. Vixen Standard-Zenitprisma 1,25". Fernglas Eschenbach 10x40.

Bedingungen: Anfangs tiefer Mond (ca. 60% voll), Bodennebel bzw. -dunst, nicht so heftig blinkende Sterne, im Großen und Ganzen ziemlich freier Himmel jedoch mit einigen Wolken, Licht von den Fenstern eines nahen Wohnheims und von Laternen in der Nähe.

Besonderheiten: Beobachtung in einer größeren Gruppe. So viele Objekte in einer Nacht, wie noch nie. Das erste mal Saturn mit dem ED gesehen. Mars so gut wie noch nie. Vorzeitiger Abbruch der Beobachtungnacht, weil den Teilnehmern zu kalt wurde (dabei hatte ich vorher gewarnt...)


Objekte:
- Mars ("Der rote Planet")
- Mond
- Mizar und Alkor (Scheinbarer Doppelstern im Großen Bären, "Augenprüfer")
- Plejaden ("Das Siebengestirn")
- M57 ("Ringnebel in der Leier")
- Saturn ("Der Ringplanet")


Viele Leute, viele Objekte, es gibt viel zu erzählen, also nicht viel der Vorrede: Ich fragte drei Leute aus meinem Matrikel ob sie Lust hätten, zwei sagten zu und brachten jeweils noch zwei weitere mit, so dass wir insgesamt sieben waren. Die meisten hatten noch nie durch ein Fernrohr geschaut... Rechtzeitig sammelte ich das Zubehör zusammen, stellte schon mal die Tubustasche auf den Balkon damit das Fernrohr Arbeitstemperatur erreicht :) und freute mich auf die kommenden Beobachtungen. Übrigens ist das die erste Nacht gewesen, wo beide Klappstühle unten waren (sonst immer nur einer.)

Aufbau des Fernrohrs, und ein Versuch, "einzunorden" (also die Montierung auszurichten.) Hierfür stellte ich vorher zuhause extra noch die Polhöhe nach. Letztlich genügte mir eine grobe Ausrichtung. Jetzt musste noch die vergessene Taukappe geholt werden, dabei nahm ich auch den ebenfalls vergessenen Karkoschka und die drehbare Sternkarte mit. Diese Literatur würde ich allerdings kaum brauchen, denn was auf dem Programm stand war ja auf den drei Karten verzeichnet, die mir das Freeware-Programm "Cartes du Ciel" druckte. (Die Karten zeigten jeweils den kompletten Himmel, jedoch für unterschiedliche Uhrzeiten.)

Das Rohr aufgesetzt, das Zubehör adaptiert, mit dem Fernglas Richtung Mars geschaut: Das sollte das erste Objekt des Abends sein. Vorher meinte ich noch, es gäbe heute Nacht so viel zu sehen, das sei gar nicht alles zu schaffen. Das brachte mir mutige Bemerkungen ein, das Durchhaltevermögen nachts im Freien betreffend. Jemand beobachtete inzwischen eine Sternschnuppe, die mir leider entging. Ist überhaupt Sternschnuppenzeit? Naja, sowas kann ja praktisch zu jeder Jahreszeit vorkommen...

Der Kriegsgott zeigte sich aufgrund seines niedrigen Standes wenig detailreich. Dunkelgebiete waren zu erkennen, aber keine Polkappe, die atmosphärische Refraktion verschluckte offenbar eine Menge Details. Die Gruppe schaute den Mars an, und war mäßig begeistert. Nicht jeder erkannte auf Anhieb die Dunkelgebiete, die mir förmlich ins Auge sprangen.

Es wurde gefragt, was der Nebelfleck da im Himmel sei. Das fragte ich mich auch, schaute durchs Fernglas und erkannte das Siebengestirn natürlich sofort. Im gleichen Zuge war ich einmal mehr von den Plejaden überwältigt: Da stehen sechs, sieben helle Sterne zusammen. Das Fernglas wurde herum gereicht und ich achtete darauf, dass sich das jeder mal durchs Glas ansieht. Einige guckten auch auf den Mond damit und erkannten bereits Krater. Ab jetzt werde ich immer auch das Fernglas mitnehmen.

Um die Stimmung weiter zu heben, peilte ich nun mit dem Teleskop den Mond an.

"Da braucht man ja 'ne Sonnenbrille" meinte ich bei 37x, was mir sofort abgekauft wurde, da unser Trabant im Okular offenbar einen sichtbaren Lichtfleck auf dem Auge erzeugte. Der Mond war etwa zu 60% voll. Wie erwartet, war jeder fasziniert von den Krater am Terminator (so nennt man den Hell-Dunkel-Übergang.) (Ebenso klagte jeder über "den hellen Fleck" auf dem Auge, nachdem er guckte. Die Dunkeladaption war wirklich erst mal hin.) Ich erhöhte die Vergrößerung nun auf 102x. Wäre ich alleine, wären erst mal in aller Ruhe die Kraterlandschaften betrachtet worden. Nun aber guckte eben jeder mal durch und staunte noch mal. Wegen der hohen Vergrößerung und der folglichen schnellen Wanderung am Himmel musste ich hin und wieder das Objekt neu einstellen. Dabei reichte es dank der groben Einnordung, im Prinzip mit der Nachführung in einer Achse auszukommen...

Übrigens war das etwas fummelig, wenn der Tubus gedreht wurde, waren die Nachführ-Wellen, bzw. Stangen- und Knöpfe auf der falschen Seite. (Nachdem sich die biegsame Welle löste verzichtete ich auf neuerliches Befestigen und nahm die Stange. Deklination führte ich halt per Knopf nach.) Mehrfach musste ich den Tubus auch radial drehen. An dieser Stelle die Bemerkung, dass ich vorher eine Art "Fernrohr-Einweisung" druckte und jedem zum Lesen gab und dort u.a. über den Augenabstand der LV-Okulare aufklärte. Die mechanische Bedienung übernahm ich jedoch komplett.

Wie sollte es mit der Astro-Tour nun weitergehen? Ich guckte durch das Fernglas zu Mizar und beschloss: "Keine Experimente" und stellte den mittleren Deichselstern des Großen Wagens im Fernrohr ein. Der Doppestern-Renner in jeder Nacht... Jeder guckte und sah über Mizar auch Alkor, das Reiterlein... Mizar selbst ist ja auch noch mal ein Doppelstern, was einige auf Anhieb erkannten. Das Teleskop richtete ich dann auf die Plejaden. Natürlich reicht ein Feld von 1,3° für den Überblick nicht aus, man sah aber trotzdem "viele helle Sterne", was zumindest mich begeisterte. Ich fuhr das Feld ab. Vom Reflektionsnebel natürlich keine Spur. Trotzdem beeindruckend, immer aufs neue. (Egal ob im 8x30 Fernglas meines Vaters, im "Revue" 60/700, jetzt im 10x40 Fernglas oder im Teleskop.)

Was nun? Also doch mal in den Karkoschka und auf die Cartes-du-Ciel-Karten geguckt. Und überlegt. M57? Der untergehende Mond verzog sich hinter Wolken, gut. Wo müsste man jetzt suchen? Etwas gewartet und auf bessere Dunkeladaption gehofft. Dann Leier anhand des hellen Hauptsterns und dem charakteristischem "Kasten" gefunden. Aber die Leier stand über dem Wohnheim, der Himmel war dort besonders hell. Hat das dann überhaupt einen Zweck? Ich rührte etwas im Himmel herum, bis die beiden unteren Kastensterne im Sucher waren, zentrierte die Halbierende und sah bei 37x nach: Dort ist er ja, der Rauchkringel. Schwach, indirekt aber deutlich. Hmmm, lohnt eine stärkere Vergrößerung? Reicht der Kontrast? Probieren geht über studieren... Tatsache!! Durch die stärkere Vergrößerung schien ja auch der Himmel dunkler, der Kontrast reichte für schwache Erkennbarkeit bei direktem, und deutliche Wahrnehmung bei indirektem Sehen.

Natürlich war der Ringnebel für einige problematisch, letztlich sah aber jeder was. Das generelle Problem in der Gruppe war, dass jeder sofort was sehen wollte. Beim Ringnebel muss man aber schon die Ruhe mitbringen, und entspannt "vorbei gucken". Wie das geht, versuchte ich zwar zu erklären, aber letztlich muss die Technik jeder selbst für sich lernen. Für mich war's die dritte Sichtung des Ringnebels, trotzdem beeindruckte der Rauchkringel aufs neue. Übrigens musste man mit der Hand das Licht vom Wohnheim abblenden, sonst gab es ein Reflektion auf dem Okular, irgendwann werde ich wohl doch mal ein schwarzes Tuch kaufen. (Und am besten auch das örtliche Kraftwerk sabotieren...)

Welches Objekt jetzt? Ich hatte Lust auf Deep Sky. Den Doppelsternhaufen "h+x Perseus"? Im Karkoschka war das Objekt schnell gefunden, aber am Himmel suchte ich ihn ja schon mal vergeblich. Das sollte heute nicht riskiert werden, ich wollte was zum Zeigen anbieten können. Den "Kugelsternhaufen im Herkules" M13? Der stand ebenfalls ungünstig über dem Wohnheim, aber wenn der Ringnebel schon so gut funktionierte... nun müsste man nur noch den Herkules finden. Das war schwieriger als gedacht. Nur die rechte Hälfte des Sternbildes war vernünftig zu sehen. Leider war der Kugelsternhaufen nicht zu finden. Sehr viel Geduld brachte ich dafür aber auch nicht auf. Wenigstens war der Mond inzwischen weg.

Nur die Ruhe! Ich sah mich um. Da gabs einen ruhig strahlenden Punkt. Schon Saturn? Die Himmelsrichtung könnte stimmen... also das Rohr geschwenkt! Schon bei 37x den Ring gesehen. Saturn. Endlich! Hochvergrößert, leider habe ich im Moment nur Okulare für bis zu 131x. Das war angesichts des niedrigen Standes aber schon zuviel, also mit 102x gearbeitet. Zunächst guckte ich selbst. Minutenlang. Das Seeing war fürchterlich, kein Wunder. Von der Ringteilung keine Spur. Die "Bauchbinde", ein äquatoriales Wolkenband, schien aber sichtbar. Kann das sein, oder war das eine optische Täuschung? Na nun sollten auch mal die anderen gucken...

Selbstverständlich gabs in der Gruppe entsprechendes Hallo. Trotz des Luftzitterns. Allerdings hatte einer Probleme, er sah nur "was Längliches" ("ein Bakterium") und "zwei schwarze Punkte". Die meisten erkannten den Ring jedoch als solchen. Jemand verabschiedete sich inzwischen, kurz darauf auch die Freundin meines Freundes (der selbst noch da blieb) ebenso die Freundin der Freundin. Dass die Frauen jetzt weg waren, änderte nichts an der Weichlichkeit in der Gruppe: Bei den übrig gebliebenen mehrten sich ebenfalls die Stimmen, die auf ein absehbares Ende drängten. Ehrlich, das enttäuschte mich. Gut, trotz zwei Hosen übereinander, trotz zwei Pullover (plus Jacke) war auch mir relativ kalt, aber ohne Opfer kein Lohn. Astronomie ist nunmal kein Fernsehen (oder eigentlich ja schon, sogar im wahrsten Sinne des Wortes.) Ich zeigte auf den einen Stern (der wegen des niedrigen Standes heftig blinkte) und fragte, ob der rötliche Stern gesehen würde. "Das ist ein Stern!" wurde jetzt akzeptiert, offenbar gab es vorher eine Diskussion, was das sein soll. Ich sagte, dass das Beteigeuze sei, welcher zum Orion gehöre, und dass bald seine Gürtelsterne aufgehen würden, und man darunter den großen Orion-Nebel fände. Das konnte leider keinen so recht begeistern.

Eigentlich hatte ich Lust auf Deep Sky. Doch noch h+x? Naja, das Himmel-W, in dessen Nähe man suchen müsste, steht so zenitnah (also sehr weit nach oben), da müsste man das Stativ jetzt ausziehen und die Montierung neu in die Waagerechte bringen, dazu hatte ich dann auch keine Lust.

Der Planet Uranus müsste in der Nähe des Mars stehen. Ich peilte nochmal auf den Mars und guckte links und rechts davon nach dem Uranus. Vielleicht sah ich ihn, dann aber nur zufällig. Der Uranus ist ja irre weit weg, Oberflächendetails kann man ohnehin nicht erkennen, maximal wäre ein kleines Scheibchen drin. Ich brach die Suche schnell ab, denn der Mars stand jetzt höher, und 131x offenbarte bislang ungeahnte Details.

Leider war das 7-mm-Okular beschlagen. Das führte zu einem großen Reflex auf der Augenlinse. Ich guckte einfach da durch und staunte. Die Kreisfläche waberte kaum noch. Der Planet offenbarte seine Dunkelgebiete nicht mehr nur als verschwommene Flecken, sondern schärfer abgegrenzt. Jetzt wäre da viel mehr noch drin als nur 131x, ich schätzte die sinnvolle Vergrößerung auf 170x oder höher. Immerhin war "unten", etwas rechts, noch der Polkappenrest auszumachen. (Im großen und ganzen ist die Polkappe auf dem Mars inzwischen mal wieder weitgehend abgeschmolzen.) Die Farbgebung der Mars-Oberfläche erinnerte mich an Marsfotos. Das verschlug mir den Atem. Und diese Details... Blickweise hatte ich einen tollen Mars. Ja ich sah den Mars und nicht nur diffuse Flecken im Waber-Waber. Die beste Zeit während der Opposition verpasste ich ja leider, weil der Händler es da verdusselte, mir die eingeschickten verkanteten Reduzierringe rechtzeitig zurückzusenden. Wieviele Millionen Kilometer ist der Mars eigentlich schon wieder weg? Eins ist mal fakt, die nächte Opposition (= günstige Stellung um Planeten zu beobachten) wird 2005 kommen, und dann werden keine Kosten gescheut, dem Mars mit 200x zuleibe zu rücken.

Das 9-mm-Okular war noch nicht beschlagen, aber beim Mars brauchts Vergrößerung! Ich muss mir was gegen das Beschlagen der Okulare einfallen lassen...

Nun sollte noch mal zum Abschluss — es wurde schon gedrängelt — der Saturn rein, der inzwischen etwas geklettert war. Das Bild war erwartungsgemäß besser, und der früher die größten Probleme hatte, lobte jetzt am meisten die Klarheit. Aber ich war enttäuscht, da es die Cassini-Teilung im Ring nicht mal blickweise gab. Das Bild waberte noch immer. Der Ringschatten war drin, die Bauchbinde bildete ich mir zumindest ein, ebenso ein dunkleres Polgebiet.

Mit dem bloßen Auge guckte ich nun nochmal nach oben. Dann mit dem Fernglas in die Milchstraße. Ich war hingerissen, die Begeisterung der meisten anderen wurde offensichtlich von der Kälte überlagert und sie nervten mich mit Bemerkungen. Also Abbau. Die Taukappe war recht fest, mit etwas Drehen ging es dann aber. Ich sammelte die Kappen für die Okulare von der Stativ-Abstellplatte, und packte alles zusammen. Zuletzt wurde noch mal mit der Taschenlampe rundum über den Rasen geleuchtet, um zu gucken, ob irgendwas übersehen worden wäre.


Fazit: Immerhin sechs Objekte in zwei Stunden gesehen. Leider keines besonders ausführlich, und nichts, was ich nicht vorher schon mal durch ein Fernrohr gesehen hätte. Die Gruppe war dafür einfach zu groß. Für solche Gelegenheiten wäre eine Goto-Montierung (welche Himmelsobjekte automatisch anfahren kann) natürlich ideal, dann könnte man noch mehr in der Zeit zeigen. Ich für mein Teil möchte mir den Himmel aber lieber selbst erarbeiten, und die Objekte ohne Computer-Montierung finden. Alles in allem trotzdem ein Erfolg: Einige, die noch nie durch ein Fernrohr schauten, sahen nicht nur den Dauerbrenner "Mond", sondern auch andere Dinge, die das Weltall zu bieten hat.
 
Die letzte Bilder-Serie, weniger Bilder, dafür im größeren Format:

astro_a49.jpg


Je nach Perspektive kann auch ein Vierzoll-Refraktor beeindruckend sein.




astro_a42.jpg


Mit der Montierung zu arbeiten, macht Spaß.




astro_a41.jpg


Montierung und Rohr noch mal im Überblick.



Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte :)
 
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echt gute berichte! was würd ich jetzt gern doch mal einen blick auf den orion-nebel werfen! :)

super!

könnte man nicht einfach mit ner kamera fotos durch das teleskop machen? :-? hab ich mal mit meinem mikroskop gemacht - wurd allerdings unscharf (digitalkamera, zu nah etc ...) aber im großen und ganzen konnte man doch noch etwas erkennen ... -> klick <-
 
Wie du an einem der Bilder siehst, geht es zwar im Prinzip, freihändig mit der Digicam am Okular zu fotografieren. Aber nachts dürfte das schwierig werden, wegen der Belichtungsautomatik z.B.

Ich habe mal versucht, freihändig einfach so (ohne Teleskop) Mond und Mars zu fotografieren. Der Mond ist völlig überstrahlt, der Mars (durch das Halten mit der Hand) völlig verwackelt.
 
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Eine Stunde Wolkenloch-Hüpferei

Ort: Stadtrand von Wismar (M/V)

Datum: 9.10.2003, ca. 1:00 - 2:00 Uhr.

Optik: Vixen ED-Refraktor, 102 mm Öffnung, 920 mm Brennweite. Okulare: LV-Okulare 25 mm, 9 mm, 7 mm. Vixen Standard-Zenitprisma 1,25". Fernglas Eschenbach 10x40.

Bedingungen: Hoch stehender Mond (beinahe Vollmond), anfangs großflächig freier Himmel, dann aufziehende Wolken (die schließlich zum Abbruch zwangen.)

Besonderheiten: e Lyrae das erste mal gesehen, Doppelkomponenten jedoch nicht getrennt.


Objekte:

- Mars
- Mond
- M42 ("Orion-Nebel")
- ε Lyrae


Eine kurze, und vergleichsweise hektische Beobachtungsnacht. Mein ungenügendes Managment, den Kühlschrankinhalt betreffend, führte zunächst zur Einnahme eines Spät-Abendbrots bei McDonalds. Auf dem Hinweg fiel der fast völlig freie Himmel auf (und das nach verregneten Tagen mit einer undurchdringlichen Wolkendecke) sowie der hell strahlende Mond, nebst Mars. Außerdem war es für die Jahreszeit erstaunlich mild, also nicht klirrend kalt. Das machte Hoffnung auf eine lange Beobachtungsnacht. So hell hatte ich Vollmondnächte gar nicht in Erinnerung, da hätte man ja fast ein Lichtbad nehmen können (jedenfalls wurden richtige Schatten geworfen) aber selbst der gute alte Mond kann ja nicht alles am Himmel überstrahlen...

Ich fragte Georg, ob er mitkommt, er sagte zu und ich druckte noch fix mit "Cartes du Ciel" zwei Sternkarten. Auf den Ausdrucken fehlten leider die Verbindungslinien für die Sternbilder. Auf einer der Karten malte ich dann selbst die wichtigsten Sternbilder ein. In der Eile waren weder die drehbare Sternkarte, noch der Karkoschka auffindbar, ich würde mich also auf mein beschränktes Wissen und auf die CdC-Karten verlassen müssen, wo die meisten Linien fehlten... naja. Dann das Fernrohr gemeinsam runtergetragen, aufgebaut und frei nach Schnauze "eingenordet" (der Polarstern war wolkenbedingt gerade nicht sichtbar. Wolken verdeckten auch den Großen Wagen.) Vollmond kostet wohl mindestens eine Größenklasse, jedenfalls konnte man mit bloßem Auge nur die sehr hellen Sterne sehen.

Der Mars zeigt sich, obwohl gar nicht mal so sehr tiefstehend, bei 131x verwabert, Dunkelgebiete gabs nur blickweise und auch dann nur verschwommen (wovon Georg nichts sah), der Planet stand leider bereits niedrig genug um exzellente atmosphärische Refraktion zu zeigen (was Georg sehr gut sah.)

Entschädigung mit einem Blick auf den Mond und testweise mal die Austrittspupille am Okular abfotografiert. Der Mondatlas von A. Rükl ist wieder nicht dabei, früher oder später werde ich aber wohl mein eigenes "Mond-Programm" fahren (dort also auf Erkundungstour gehen.)

Unser Trabant verschwand kurzzeitig hinter den Wolken, und es war dann doch so kühl dass ich nochmal hoch ging, um die in der Eile vergessene Jacke zu holen. Dabei hatte ich mir dann auch das Programm überlegt: Albireo, e Lyrae, und Sterntest an Vega.

Nun, die Wolken zogen zum Teil mit einem Affenzahn über den Himmel, und offensichtlich gab es verschiedene Wolkenschichten: Innerhalb von Minuten änderten sich die Beobachtungsmöglichkeiten. Wir sahen uns um, ich hatte die Formation der drei Gürtelsterne vom Orion erkannt. Also den Feldstecher Richtung Orion-Nebel gehalten und trotz der Vollmond-Laterne den Gasnebel schwach gesehen. M42 im Rohr eingestellt; natürlich war nur das Zentralgebiet des Nebels als solcher erkennbar.

Es war nun nicht mehr zu leugnen, dass die Zeit durch Wolken begrenzt sein würde, deshalb wurde erst mal der Sterntest an Vega gecancelt und lieber β Cygni ("Albireo") gesucht. Vom Schwan waren jedoch nur die 4 oberen Sterne sichtbar, wie bestätigt wurde. Albireo zeigte sich nur im Fernglas. Ehe da jetzt lange rumprobiert würde, entschied ich, zunächst Epsylon Lyrae zu suchen, der sich ja ganz in der Nähe von der Vega herumtreiben müsste. Also den Sucher auf den Hauptstern der Leier gerichtet, und nach kurzem Suchen den Epsylon schon "länglich" wahrgenommen, mit dem 25-mm-Okular wurde zunächst der Doppeltstern natürlich ohne Probleme getrennt. Aber mit dem 9 mm war keine Trennung der einzelnen Komponeten möglich. Das Rohr zittert leider, und damit auch das Bild im Okular.

Die Stativ-Füße waren beim Aufbau nicht in den Rasen gestochen worden, dafür kam eine Brise auf. (Beim nächsten mal wird wieder darauf geachtet, das Stativ so sicher aufzustellen, wie es geht.) Wenn überhaupt, wurde eher der untere Stern getrennt, das aber nicht mit Sicherheit. Georg will den unteren (rechten) Stern tatsächlich mehrfach getrennt gesehen haben, doch die ziehenden Wolken stören immer wieder die Sicht (und zwar ausgerechnet dann, wenn ich gucken will.) Noch gibt es zusammenhängende Wolkenlöcher, noch gibt es Hoffnung, aber unerbittlich bläst der Wind eine geschlossene, dichte Wolkendecke zu uns. Die Uhr tickt.

Bloß nicht gleich die Flinte ins Korn werfen! Mit dem Feldstecher im Himmel gerührt, um Andromeda zu suchen. Das hatte aber keinen Zweck, wegen dem hellen Mond, und etlichen Wolken-Zipfeln, aber so ein Feldstecher ist im Feldeinsatz als schnell schwenkbarer (auch noch binokularer) Weitwinkelsucher unentbehrlich. Vielleicht kaufe ich auch mal ein Stativ dafür, aber 10x40 bekommt man noch gerade so gehalten.

Das verbleibende Loch im Himmel wird kleiner, noch bleibt der Mond. Schnell, schnell!! Fix einige Fotos über dem Okular gemacht, und ein kleines "Video", wie schon die Wolken vor dem Mond ziehen. Nun ist der Himmel fast völlig zu, aber, hähä, Orion noch frei. Also den Tubus geschwenkt, einmal gedreht um das Gegengewicht nach unten zeigen zu lassen, und dann die Optik auf M42 gerichtet. Da ich über der Hose eine als Arbeitshose ausrangierte Jeans trug, konnte ich mich reuelos in den Rasen knien, um mit dem Sucher zu suchen. Den Nebel gefunden und eingestellt. Natürlich ist der Nebelfleck wegen dem hellen Himmel sehr schwach, das im Nebel eingebettete Trapezium bei 102x aber klar zu erkennen, ein Stern davon allerdings nur schwach. Die charakteristischen drei Sterne auf der "anderen Seite" im Nebel ließen keinen Zweifel daran, M42 im Okular zu haben. Der Fleck wirkte mit indirektem Sehen kaum heller. Georg habe ich natürlich auch noch gucken lassen, sowohl mit 102x als auch mit 37x. (Bei dunkler Nacht ist der Nebel zu groß, um ihn bei 102x noch in Gänze überblicken zu können, diesmal war ja nur das hellste Zentralgebiet im Nebel überhaupt zu erkennen, dieses füllte das Gesichtsfeld bei 102x lange nicht aus.)

(Kleines Abschweifen. M42 und die Zahl 3: Zunächst suche ich immer von den drei Gürtelsternen ausgehend, bis ich zu einer anderen charakteristischen "Linie" von 3 Sternen komme, in der Mitte ist dann der Orionnebel. Im Nebel selbst gibt es dann noch mal drei helle Sterne auf einer Linie zu sehen...)

Letztlich, die Wolkendecke hat gewonnen. Schnüff, das war jetzt alles? Mars wäre zwar noch sichtbar, aber der steht schon sehr tief. Ich ärgere mich wegen der kurzen nutztbaren Beobachtunsgzeit. Inzwischen war es dunkler (da der Mond jetzt durch Wolken verdeckt war) aber noch immer hell genug um problemlos abbauen zu können. Habe trotzdem extra noch mal die Taschenlampe geholt um sicherzustellen, auf der Wiese nichts vergessen zu haben. (Tatsächlich sind noch alle Kappen etc. vorhanden - toi, toi, toi.) Auf den letzten Schritten zur Tür hin begann es zu regnen. Auch das noch! Gut, dass wir schon abgebaut hatten.


Zum Karkoschka und der drehbaren Sternkarte: Die hatte jemand versehntlich bei der letzten (Gruppen-) Beobachtung mitgenommen. Kein Wunder, dass ich hier vergeblich suchte. Werde diese Helfer bald wieder in meinen Händen halten.


astro_c06.jpg


Georg am Teleskop. Das Rohr ist zwar "falsch rum" gedreht, aber egal, jede Sekunde ist kostbar...


astro_c08.jpg


Der Mooond :)


astro_c07.jpg


Schwache Kontraste, wenig Details: Freihändige Aufnahmen mit einer auf "Automatik" gestellten Einsteiger-Digicam lassen zu wünschen übrig. Doch besser das, als gar nichts.
 
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Hmm, die Bilder sind ja alle schön und gut, und deine Berichte lesen sich auch sehr interessant, aber kannst du nicht mal ein paar Bilder von Beobachtungen (Planeten, Nebel, etc.) posten, ansonsten kann man schwerlich einschätzen was das Teleskop drauf hat. Sorry, will ja keinem zu nahe treten, aber den Mond bekomme ich so mit einem normalen Fernglas zu Gesicht.
 
Beim Erfahrungsbericht oben fehlte komischerweise das meiste, habe das mal jetzt reinkopiert. Erfüllt deine Erwartungen wohl aber auch noch nicht so ganz :) _So_ bekommst du den Mond mit einem Fernglas nicht zu Gesicht :) aber mit dem freihändigen Halten einer Einsteiger-Digicam kann man natürlich keine Fotos machen, die zumindest das wiedergeben könnten, was man visuell wahrnimmt.

Der Mond lässt sich noch etwas aufpolieren (Kontrast-Anpassung, Unscharf-Maskierung)

astro_c10.jpg

 
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Die Saison ist eröffnet! (8 Objekte in 2 Stunden)

Aufnahmen von himmlischen Objekten habe ich leider noch nicht zu bieten, dafür einen umfangreicheren Bericht.


Ort: Stadtrand von Wismar (M/V)

Datum: 13.10.2003, ca. 19:40 - 21:50 Uhr.

Optik: Vixen ED-Refraktor, 102 mm Öffnung, 920 mm Brennweite. Okulare: LV-Okulare 25 mm, 9 mm, 7 mm. Vixen Standard-Zenitprisma 1,25". Fernglas Eschenbach 10x40.

Bedingungen: Wenig Wolken, anfangs mondlos, später prächtiger zu 87% gefüllter Mond, abgesehen von Zenitnähe insgesamt eher unruhige Luft, trotz der Kälte. Wie immer Licht von den Fenstern des nahen Wohnheims und von Laterne, südlich Licht von einem Industrie-Gebiet.

Besonderheiten: Drei neue Objekte, Epsilon Lyrae getrennt, und mehr...


Objekte:

- Mars
- Beta Cygni ("Albireo", farbiger Doppelstern im Schwan)
- M31 ("Andromeda-Nebel", die nächste große Galaxis)
- h+x Perseus (offener Doppelsternhaufen im Perseus)
- M57 ("Ringnebel in der Leier")
- Vega (Hauptstern der Leier)
- Epsylon Lyrae (doppelter Doppelstern in der Leier)
- Mond


Ehe es mit dem Bericht los geht, möchte ich meinen Beobachtungsplatz bei Tageslicht zeigen:

astro_d03.jpg


Auf diesem Hügel baue ich in der Nacht das Fernrohr auf.


astro_d04.jpg


Auf der anderen Seite des Hügels führen diese "Treppen" nach oben.


astro_d05.jpg


Laternen wie diese können ganz schön nerven. Schlimmer ist das Licht vom Wohnheim selbst.


Ui, das war ein pralles Programm, und es kam auch noch so zufällig! Da mich heute in aller Herrgottsfrühe (noch in der Dämmerung) der Saturn so angelacht hatte, wollte ich eigentlich früh ins Bett, um mich dann morgens hochzuquälen um die Cassini-Teilung zu jagen. Nun entschied ich aber, dass abends mehr als Saturn zu sehen ist, und da noch gewisse Objekte zu erlegen wären, könnte Rausgehen lohnen. Mein Nachbar kam mit.

Unten Aufbau, diesmal das Stativ richtig in die Erde gerammt (in der Tat steht es so viel stabiler) und wie immer nur frei nach Schnauze eingenordet. Noch kann man übrigens nicht davon sprechen, dass der Aufbau flutschen würde.

Zunächst war Mars dran, er zeigte aber fast keine Details. Außerdem ist er schon ziemlich klein geworden. (Na warte! Irgendwann ziehen dich die Gravitationskräfte wieder näher, und dann kannst du gar nichts machen, außer mir deine oberflächlichen Details preiszugeben.) Aber eigentlich wollte ich auch viel lieber bislang ungesehene Objekte jagen. Womit anfangen? Der Schwan stand günstig, also Beta Cygni ("Albireo"). Er war heute immerhin schon mit bloßem Auge sichtbar, im Fernglas natürlich erst recht. Im Teleskop zeigte sich Albireo natürlich als Doppelstern. Und in der Tat, der hellere Stern war etwas orange, der schwächere Stern eher bläulich. 102x brachte hier gute Ergebnisse, mit 37x war aber auch schon alles zu sehen. Wahrscheinlich hatte ich ihn bereits in der First Light-Nacht schon mal kurz drin, heute aber gab es keinen Zweifel.

Auch mein Kompagnon war recht beeindruckt. Albireo werde ich mal als Party-Gag vormerken.

Vom Mond war noch nichts zu sehen. Solange es noch entsprechend dunkel ist, könnte man ja auf Deep Sky gehen... M31? Ich guckte in den Karkoschka und dann mit Hilfe des Feldstechers in den Himmel. Tatsache, irgendwas ist da. Wie erwartet, war der Anblick auch im Teleskop eher enttäuschend, ein länglicher nebliger Fleck eben. Mit indirektem sehen (= "vorbei gucken", um Helligkeitsunterschiede besser wahrzunehmen) war die Galaxis deutlich heller. Kein Zweifel, die Andromeda-Galaxis drin zu haben, aber von der diffussen Form abgesehen, praktisch strukturlos, selbstverständlich auch nicht in Sterne aufgelöst (das kann man angesichts der Entfernungen vergessen.) Um meinen Begleiter etwas zu unterhalten, brabbelte ich was von 2,25 Millionen Lichtjahren Entfernung, und dass die Andromeda-Galaxis trotz Expansion des Alls auf uns zurast, und in einigen Milliarden Jahren eintrifft, und dann wars das mit der schönen Spiral-Struktur. Natürlich erwähnte ich auch, dass unsere Galaxis bereits zwei kleinere frisst (die Magellanschen Wolken), das bei Andromeda aber nicht gelingt, da die etwa so groß ist wie unsere Galaxis... Naja, mein Kompagnon bestätigte die Sichtung vom Andromeda-Nebel.

Das klappte ja wie am Schnürchen. Ich merkte mir auch, wie man M31 findet: Von drei bestimmten hellen Sternen den in der Mitte, "und dann hoch". Wenn alles so gut geht, dann gedachte ich, die Glückssträhne auszunutzen und noch h+x zu jagen. Im Fernglas dank dem Karkoschka recht schnell gefunden. (Zwei ganz schwache, diffuse Nebelflecken.) Mit dem Teleskop war das nicht so einfach. Zunächst versuchte ich, vom linken Strich im Himmels-W bei der Seitenhalbierenden rechtwinklig nach unten zu gehen. Da konnte ich aber rühren, soviel ich wollte. Der Sucher war zu schwach, und im Okular sah man zwar Sterne, aber keine Sternhaufen.

Mit der geänderten Strategie funktionierte es dann: Den zweiten Strich im W nach unten verlängern, etwa um Faktor 2 oder 2 1/2. Dort gab es zwei Häufungspunkte von Sternen. Allerdings nicht mit Kugelsternhaufen oder so zu vergleichen, die Leuchtpünkten standen deutlich weniger dicht. Erst mal war ich enttäuscht, und ließ meinen Begleiter gucken. Dann guckte auch ich noch mal, und nun war es schon besser: Bei genauerem Hinsehen sind es doch ziemlich viele Sterne, selbst die schwachen funkelten geheimnisvoll. Doch, insgesamt beeindruckend, und sollte man auf jeden Fall vormerken.


Nach den vielen Erfolgen wurde es nun dürr auf meiner (imaginären) Abschuss-Liste. In den Karkoschka geguckt, doch ohne Vorbereitung auf neue Objekte hätte das Suchen jetzt ziemlich lange gedauert. Also auf zum Dauerbrenner M57! Er war diesmal noch undeutlicher als sonst, aber deutlich genug um ihn indirekt als "Rauch-Ring" zu erkennen. Das gelang meinem Nachbarn allerdings nicht. Ich stellte den Ringnebel mehrfach schön ins Gesichtsfeld und empfahl das indirekte Sehen, was er bei Andromeda ja auch geschafft hatte. Es hatte leider keinen Zweck, das 57. Objekt des Messierkataloges konnte er nicht sehen. Zu schade!

Jetzt, da wir schon mal in der Nähe waren, prüfte ich an Vega noch mal die Beugungsringe. Übrigens begann jetzt auch die Problematik der zutauenden Okulare. Der Innenjackentaschentrick bzw. das Halten in den Händen konnte aber das Gröbste abwenden.

Ich hatte Lust auf Doppelsterne und suchte Epsylon Lyrae. Zunächst "verfuhr" ich mich im Himmel (der Sucher verwirrt doch, da das Bild Kopf steht, im Gegensatz zum Teleskop, sofern das Zenitprisma verwendet wird) aber fand den doppelten Doppelstern dann. Nun, Konzentration! Der rechts unten konnte blickweise getrennt werden. Oder war das nur eine optische Täuschung? Nach einiger Zeit war ich da aber recht sicher. Darauf hin gelang es auch, die Komponenten des Sterns links oben zu trennen. Mein Begleiter guckte dann auch, und meinte, tatsächlich Doppelsterne zu sehen. Ich ließ mir die Ausrichtung der Komponenten beschreiben (mit Händen zeigen) und tatsächlich sah er das, was ich auch sah. Jetzt erst glaubte ich auch selbst an eine gelungene Trennung. Ungefähr so sah es aus:

epslyrae.gif


Die Sterne standen allerdings deutlich enger zusammen als auf diesem Bild gemalt.

Da der Mond nun aufgegangen war, und nicht mehr rötlich oder orange schien, sondern nur noch gelblich, riskierte ich trotz der Wolkenschwaden einen Blick. Tja und was soll ich sagen? Natürlich war es sehr beeindruckend, obwohl die Luft doch ziemlich kochte. (Die Verwirbelungen waren diesmal vor allem in horizontaler Richtung.) Ich bekam richtig Lust auf den Mond! Also lief ich noch mal kurz nach oben, um den Mondatlas von A. Rükl und was zu schreiben zu holen. Heute wollte ich mal Krater identifizieren...

... leider wurde das nichts. Wieder unten, war der Mond zwar besser (also die Luft ruhiger) aber erst mal dauerte es Minuten ehe ich realisierte, dass die Übersichts-Karte im Rükl um 180° zu drehen ist... Dann kam noch jemand runter zu uns. Da der Mond tief genug stand, konnte ich auf das Zenitprisma verzichten und zudem gönnte ich mir erst mal den Mond bei 37x im Überblick, um Orientierung zu gewinnen. Doch inzwischen wurde es auch mir etwas kühl, trotz der zwei Hosen und drei Pullover (plus Anorak.) Ich wollte auch nicht die Leute in der Kälte stehen lassen, während ich in aller Ruhe beobachte...

(Mit dem Freeware-Programm "Virtual Moon" war es dann leichter, nachzusehen: Von "Endymion" war der äußere Ringwall sehr beeindruckend. Vormerken! Ebenso faszinierten die Krater "Atlas" und "Herkules" durch ihr markantes Erscheinen. Zudem stellte ich fest, Mare Fecundiatatis für Mare Crisium gehalten zu haben...) Der Blick auf den Mond war nicht zuletzt deshalb sehr schön, weil hier noch klar das Auge limitierte (sprich, vergrößerungsmäßig noch Spielraum nach oben ist.) Mit 131x ist ein 4" ED-Refraktor am Mond alles andere als ausgereizt...

Schon das Bild im 6x30-Sucher finde ich toll, das 10x40 Fernglas würde mit Stativ sicher auch was hermachen. (Kein Jux, ich denke mit einem Fernglas vergleichbarer Leistung kann intensive Mondbeachtung durchaus lohnen.) Das Fernglas war auch insofern praktisch, da es als "zweites Gerät" genutzt werden kann, und man nicht nur stur warten muss wenn gerade jemand anders durch das Teleskop guckt.

Meinem Nachbarn wurde es zu kalt, er trollte sich, der andere blieb noch. Wäre jetzt Wochenende, würde ich mich noch wärmer anziehen, einen Kaffee schlürfen und versuchen für den Saturn bis zur Dämmerung durchzumachen, aber langsam zog es selbst mich nach oben. Dem jetzigen Astro-Interessierten zeigte ich noch Albireo, gefolgt von Epsylon Lyrae. (Übrigens beschrieb er die Lage der Komponenten ebenfalls genau so, wie ich das wahrgenommen hatte.) Aufgrund des Mondes war M31 jetzt nicht mehr im Fernglas zu sehen, und wegen der Wolken war h+x Perseus aussichtslos. Also wagte ich mich noch mal an den Mars; der trotz etwas gewonnener Höhe nicht sehr viel zeigte. (Waberndes Scheibchen, weiterhin Zerlegung in Spektral-Farben durch die Luft, kaum Details zu sehen.)

Nun hatte ich aber Lust auf eine schöne Tasse warmen Kakao! Also Abbau. Obwohl das zu zweit in einem Gang machbar gewesen wäre, ging ich lieber zwei mal. Zunächst die Kleinteile und die Klappstühle nach oben, dann die schweren Brocken. Das Objektiv zeigte im Licht der Taschenlampe bereits erste Anzeichen von Tau, über kurz oder lang wäre ein Abbruch der Beobachtung deswegen wohl unvermeidlich gewesen.

Fazit: Eine Motorisierung der GP ist mittelfristig wohl unumgänglich. Beobachtungsmäßig hat zwar auch heute nicht alles so geklappt, wie erhofft, dennoch war es bis jetzt die erfolgreichste (und reichhaltigste) Beobachtungsnacht überhaupt. Aber so fies es klingt, werde ich mir wohl auch wieder mal die Mühe machen und alles alleine tragen, um dann auch alleine zu spechteln, nur das Fernrohr, und ich :)

Ein zweites Fazit: Natürlich muss man hochwertige Ausrüstung auch pfleglich behandeln, in einem Studentwohnheim wäre ein einfacher 114/900-Spiegel auf EQ3 als Fernrohr vielleicht angebrachter. Doch der Spaß kommt mit der Freude, die sich bei jeder Bedienung des Fernrohs einstellt. Mal angesehen davon, dass man auch durchgucken kann, ist mir bislang schon das pure Benutzen ein Vergnügen.


astro_d02.jpg


Buhhhaa. Da ist mir ganz schön kalt geworden.


astro_d01.jpg


Das Fernrohr kann jetzt abgebaut werden. Was für eine Nacht!
 
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