Wenn es um solche Meldungen wie den Abbau von Arbeitsplätzen in Unternehmen geht, muss man schon sehr genau hinschauen und die Sache differenziert betrachten.
Stellenabbau != Stellenabbau
Wenn eine Stelle abgebaut werden soll, gibt es natürlich viele verschiedene Möglichkeiten:
1) Fristlose betriebsbedingte Kündigung
Sicherlich eine der "fiesestens" Varianten
2) Betriebsbedingte Kündigung
Kommt etwa eine Stufe danach
3) Es wird erstmal nur die Planstelle, nicht aber der aktuelle Mitarbeiter gestrichen
Es wird einfach gewartet, bis der Mitarbeiter kündigt und die Stelle anschließend nicht neu besetzt. Somit nutzt man die natürliche Fluktuation der Mitarbeiter (die bei einem derart großen Unternehmen auch nicht unbedingt gering ist).
Somit entsteht erstmal kein direkter sozialer Schaden.
4) Kündigung mit Abfindung / freiwilligen Programm
Natürlich kann den Mitarbeitern eine Kündigung "schmackhaft" gemacht werden, indem man eine entsprechend Abfindung zahlt. Je nach Posten und Betriebszugehörigkeit sind das oftmals nette Sümmchen, die dort gezahlt werden. Wer noch einigermaßen gut bei der Sache ist oder schon die Rente vor Augen hat, freut sich unter Umständen sogar riesig über diese Möglichkeit.
Ich kenne mehrere Beispiele im Familien und Bekanntenkreis, die mit 55+ eine Abfindung > 100.000 € (was nicht einmal besonders viel ist) fast schon dankend entgegen genommen haben, um damit den restlichen Weg bis zur Rente zu überbrücken, dafür dann aber praktisch machen können, was sie wollen. Wenn jemand jünger ist, nimmt man das Geld ebenfalls, um damit ggf. eine befristete Arbeitslosigkeit neben der normalen Sozialleistungen (ALG I) aufzustocken, um sich in Ruhe etwas neues suchen zu können.
5) Vorruhestandsregelungen
Brauch denk ich nicht weiter erklärt werden.
Natürlich gibt es bei solchen Aktionen immer das ein oder andere Einzelschicksal, wo die Kündigung wirklich nicht schön ist, das bleibt unbestritten. Allerdings fallen viele Stellenstreichungen meiner Vermutung nach in Punkt 3 und 4, weshalb man mit solchen Aussagen wie "Das Unternehmen ist nur geldgeil, ich boykottiere" aber ebenfalls mit Vorsicht genießen muss.
Kein Unternehmen beschäftigt Leute, für die es keine sinnvolle Verwendung gibt (außer vielleicht Non-Profit-Organisationen). Ob es sinnvoll ist, stattdessen neue Aufgabenfelder/Marktsegmente zu erschließen, nur um die Mitarbeiter zu halten, mag ich an dieser Stelle nicht diskutieren.
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@SineNefas
Auch wenn ich in manchen Punkten deinen Ansichten durchaus Zustimmung finden kann, ist die Aussage, dass sich das Aktien- und Finanzsystem in einem vertretbaren Zustand befindet, in meinen Augen doch etwas zu krass.
Ich gebe dir in dem Punkt recht, dass wir in einer Demokratie leben und jeder das Recht hat, für seine Meinung einzustehen und entsprechend zu wählen.
Allerdings hört die Demokratie spätestens bei Finanzsystem auf. Bestes Beispiel ist heute dafür die EZB, die einen großen Einfluss auf nationale und internationale Wirtschaftskreisläufe hat und nun einmal nicht demokratisch legitimiert ist.
Das durch die aktuelle Niedrig-Zins-Politik und einer höheren Inflationsrate der normale Sparer zwangsenteignet wird, kann nun kaum als der Weisheit letzter Schluss bezeichnet werden. Natürlich kann damit die Schuldenlast im Euro-Raum automatisch gesenkt werden, ob das der richtige Weg ist...naja. (wobei sich auch die USA in den 60er Jahren auf diese Art mal praktisch komplett entschuldet haben).
Ich gebe dir auch in dem Punkt recht, dass Deutschland einen massiven Anteil an der aktuellen Misere im Euro-Raum hat (bei dem LBÜ kein Wunder), allerdings müssen auch die Südstaaten ihrerseits ihre Wettbewerbsfähigkeit erhöhen, wenn man schon solche Spielchen wie die Abwertung der eigenen Währung nicht mehr treiben kann, weil alle mit der gleichen Währung zahlen. Nur auf D rumzuhacken, bringt dann aber genauso wenig, schließlich haben alle einen Beitrag zu leisten. Den größten Vorwurf, den man D aktuell aus meiner Sicht machen kann ist, dass wir nix gegen die demografische Entwicklung tun, welche uns in den nächsten Jahrzehnten noch richtig in die Scheiße reiten wird, was auch auf internationaler Ebene nicht ohne Folgen bleibt.
Wo es dann wirklich aufhört, ist die Tatsache, dass mit staatlichen Geldern der Bankensektor über Wasser gehalten werden musste. Das hat auch mit Demokratie nix mehr zu tun. Von der indirekten Staatsfinanzierung seitens der EZB ganz zu schweigen.