Simon schrieb:
[...]
In dem Umfeld, wo die Itaniums zum Einsatz kommen, muss der Code peinlichst genau auf die CPUs abgestimmt werden, um ja kein Bottleneck zu erzeugen (das ist eben der Nachteil der EPIC-Architektur). [...]
Das liest sich, als sei es eine verteufelt schwere Aufgabe! Ist es aber nicht, ganz im Gegenteil. Wenn man kein x86-Methusalem-Brett vor dem Kopf hat und weiß, wo Leistung wie zu haben ist, wird sich mit dem EPIC Paradigma leicht anfreunden. Und nebenbei - das erledigt der entsprechende Compiler!
Intel und HP haben sich Ende der 1990er Jahre darauf "verständigt", mit einer neuen und leistungsfahigeren 64Bit RISC Architektur die bis dahin drohende DEC Alpha AXP Dominanz zu brechen. DEC hat sich selbst umgebracht, HP hat sich ordentlich verkalkuliert und Intel war nicht in der Lage, zu festgesetzten Terminen eine mindestens der PA-RISC Architektur ebenbürtige und erst recht nicht eine der AXP überlegene "Itanium" Architektur vorzulegen. HP war gezwungen die PA-RISC länger als geplant zu pflegen und Compaq hat sich an der Ausweidung DECs noch vor HP gütlich tun können.
Bekanntermaßen hat HP dann das sterbende Unternehmen Compaq irgendwann Anfang der 2000er übernommen und der Aasgeier Intel konnte sich dann am Entwicklerteam der Alpha AXP gütlich tun. Es ist kein Zufall, daß zeitgleich mit der Übernahme dieser Entwickler Intel plötzlich große Schritte nach vorne in der (T)Itanium- und x86-Archaikum Entwicklung machen konnte, SMT ist da ein Beispiel neben vielen anderen. Was heute groß als Novum gefeiert wird, debüttierte bereits in 64bittiger Form vor über 15 Jahren in einer Alpha AXP.
DEC hatte, wie Intel wohl Jahre später, mit der Ausführbarkeit von 32Bit Code auf der CPU große Probleme. Die Ausführungsgeschwindigkeit "kompatibler", also für ältere Architekturen geschrieben Software (bei der Alpha AXP war das in erster Linie VAX Code, ansonsten war die Alpha ein reinrassiges 64Bit Pferdchen - bereits 1994!).
Wer die Ära der VAX, DEC Alpha, MIPS R4000 und 5000 bzw. der PARISC 7000 und 8000 miterlebt hat, seinerzeit Software für wiss. Applikationen entwickelt hat, weiß, welche Elfenbeitürme diese Architekturen im Vergleich zu dem, was Intel in die Welt verbrochen, gewesen sind. Im Vergleich zu heute waren die Betriebssysteme dieser Zeit sicher nicht so funktionell (OSF/1 z.B.), aber im Vergleich zu dem, was man auf einem Intel Krüppel dargeboten bekam, waren das Welten. Linux oder NetBSD auf einer Alpha oder MIPS war einfach ob der unterliegenden Architektur um Welten besser als der blasse billige Abklatsch, was Intel oder AMD in die Welt setzen konnten.
Die Zeiten sind vorbei, heute zählt Masse statt Klasse, das Programmiervieh benötigt heutzutage keine akademische Ausbildung mehr, um sich mit der Sache "Entwicklung" zu beschäftigen - glaubt es zumindest.
Nun ja. "Poulson" ist leider unter dem Aspekt der Evolution ein Dinosaurier. Die Unsicherheiten zwischen HP und Intel bezüglich der vertraglichen Verbindlichkeiten haben die Entwicklung meiner Meinung nach behindert und Itanium ist und bleibt einfach nur das Prozessoräquivalent dessen, was seinerzeit bei der US-Luftwaffe das Sinnlosflugzeug Lockheed SR71-A Blackbird war. Ein Produkt, das einzig und alleine dazu gefertigt wurde, um den Kontrahenten mit Entwicklungsdruck zu ramponieren. Das ist in beiden Fällen ganz gut gelungen. Und heute dient Itanium eigentlich nur noch den bestehenden Mainframemarkt zu bedienen, bis sich heir adäquate Ersatzlösungen aus dem XEON Lager gefunden haben.