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Fleet Admiral
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Es gibt in CMOS-Schaltkreisen im Wesentlichen zwei Arten von Verlusten: Schaltverluste und Leckstromverluste. Nehmen wir mal die einfachste CMOS-Grundschaltung als Beispiel, einen Inverter. Sagen wir mal, die Versorgungsspannung Vdd beträgt 5 Volt. Wenn bei Vin 5 V anliegen, sperrt der obere Transistor und der untere leitet. Das Ausgangssignal Vout wird vom unteren Transistor also auf 0 Volt gezogen. Liegt bei Vin 0 Volt an, leitet nur der obere Transistor, das Ausgangssignal Vout wird auf 5 Volt gezogen. Daher die Bezeichnung "Inverter".latiose88 schrieb:was meinst du mit Leckströme ,heißt es wird dann heißer.Es mag zwar dann weniger Strom verbrauchen aber kühler wird es also nicht.Das wolltest du damit zum ausdruck bringen?
Ich dachte immer je weniger Spannung desto besser wären die Temperaturen.Scheint wohl nicht immer so zu treffen.
Wenn man eine digitale CMOS-Schaltung hat, verwendet man ein Taktsignal. In diesem Beispiel legen wir jetzt mal an Vin einen Takt von 1 GHz an, sprich, wir wechseln eine Milliarde mal pro Sekunde zwischen 0 Volt und 5 Volt. Das heißt, die beiden Transistoren müssen eine Milliarde mal pro Sekunde zwischen leitend und nicht leitend wechseln. Ein Transistor schält, indem sein Gate umgeladen wird. Wenn Vin auf 5 Volt liegt, fließt ein Strom von Vdd in die Gates. Wenn Vin wieder auf 0 Volt schält, fließt ein Strom von den Gates gegen Masse (Vss). Dieses Umladen der Gates beim Takten sind die Schaltverluste. Die Leckverluste stehen für den Strom, der ungewollt durch die beiden Transistoren von Vdd zu Vss fließt, ohne dass gerade umgeschalten wird.
Eine Analogie
Stell dir ein Waschbecken vor. Du drehst den Wasserhahn auf und füllst etwas Wasser in einen Becher, wartest einen Moment und dann kippst du das Wasser ins Waschbecken und es entweicht durch den Abfluss. Einen Moment später drehst du den Wasserhahn wieder auf, füllst den Becher wieder auf, wartest wieder einen Moment und kippst das Wasser dann erneut in den Abfluss. Und so weiter.
So kannst du dir die Schaltverluste vorstellen.
Wenn du das Auffüllen und Leeren des Bechers ganz schnell machst, fließt pro Minute deutlich mehr Wasser in den Abfluss. Das ist dein Takt. Taktest du doppelt so schnell, verbrauchst du doppelt so viel Wasser.
Wenn du einen größeren Becher nimmst, verbrauchst du ebenfalls mehr Wasser. Das entspricht der Gatekapazität des Transistors. Desto kleiner der Transistor ist (kleine Strukturgrößen in der Fertigung), desto kleiner ist dieser Wert.
Wenn du ganz schnell takten willst, kommt irgendwann dein Wasserhahn nicht mehr hinterher. Du kriegst den Becher gar nicht mehr voll, bevor es schon wieder an der Zeit ist ihn zu entleeren. Das ist wie, wenn du den Takt deiner CPU anhebst und es irgendwann zu Programmabstürzen kommt, weil die Zeit zu kurz ist, um die Gates in der Schaltung alle komplett umzuladen.
Du könntest das Problem lösen, indem du einen kleineren Becher nimmst. Die CPU-Hersteller machen das, indem sie eine kleinere Strukturgröße bei der Fertigung der CPU verwenden. Du selbst kannst aber keinen anderen Becher nehmen, der ist gesetzt.
Weil du deinen Becher aber unbedingt schneller mit Wasser füllen möchtest, gehst du jetzt in deinen Keller und spielst an der Wasserpumpe rum. Du schaffst es, den Wasserdruck um 1 Bar zu erhöhen und hast jetzt deutlich mehr Saft auf der Leitung. Wenn du jetzt den Wasserhahn wieder aufmachst, schießt das Wasser viel schneller raus und du schaffst es wieder den Becher rechtzeitig vollzumachen.
Das Problem: Jetzt muss deine Wasserpumpe nicht nur mehr Wasser pumpen, sie muss auch noch einen höheren Wasserdruck erzeugen. Wenn du auf diese Weise den Takt erhöhst, ist das also gleich doppelt schlecht. Deine Wasserpumpe verbraucht jetzt viel mehr Strom.
Das Erhöhen des Wasserdrucks entspricht in der Analogie dem Erhöhen der Spannung. Die Schaltverluste steigen linear mit der Gatekapazität und dem Takt und quadratisch mit der Spannung. Deswegen will man bei modernen Schaltungen gerne die Spannung senken. Stell dir vor, du baust größere Wasserleitungen und einen anderen Wasserhahn ein, der auf niedrigen Druck optimiert ist.
Damit schaffst du dann einen höheren Durchsatz bei gleichem Wasserdruck oder du senkst den Wasserdruck ab und schaffst dann aber immer noch den gleichen Durchsatz wie mit dem alten Wasserhahn.
Aber wie du ja weißt, kann es passieren, dass ein Wasserhahn tropft. Leckt. Das passiert einem Transistor auch. Selbst wenn er aus ist, kann ein kleiner Strom durchfließen. Das sind die Leckstromverluste. In meiner Analogie wäre das Problem jetzt, dass die auf niedrigen Druck optimierten Wasserhähne alle schlechte Ventile hätten.
Du kannst also immer weiter den Wasserdruck reduzieren, musst den Wasserhahn dann aber so umbauen, dass er immer stärker tropft. Irgendwann erreichst du einen Punkt, wo der Wasserhahn so doll tropft, dass du immer die ganze Leitung abdrehst, wenn du ihn grad nicht benutzt. Erst, wenn du wieder mit deinem Becher spielen willst, drehst du die Leitung wieder auf, weil dir sonst einfach zu viel Wasser durch den tropfenden Wasserhahn abgehen würde.
An diesem Punkt sind wir heute. Das Spiel noch weiterzutreiben bringt dann nicht mehr viel, denn selbst, wenn du den Wasserdruck noch weiter runterbekommst, irgendwann tropft das so doll, dass du dadurch gar nicht mehr sparst und vor allem läuft dann selbst wenn der Wasserhahn aus ist immer 'ne gute Menge an Wasser in deinen Becher. Wenn er leer sein sollte, aber nicht richtig leer ist, macht das bei ein paar Tropfen noch nichts aus, aber irgendwann kannst du gar nicht mehr genau sagen, ob er jetzt leer oder voll ist und an dem Punkt funktioniert dann deine ganze Schaltung nicht mehr.
Soviel dazu. Woran Intel also gerade forscht, sind bessere Wasserhähne.
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