Karriereplanung nach Bachelor in Angewandter Informatik – eure Meinungen?

epsilon_s

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Ich studiere Angewandte Informatik in Bamberg und werde voraussichtlich nächstes Jahr meinen Bachelor mit 2,5 abschließen.

Neben dem Studium arbeite ich seit Beginn (16 Std./Woche) in einer kleinen Beratungsfirma (Automotive). Dort sammelte ich Erfahrungen in folgenden Bereichen:
  • Recherche und Erstellung von Präsentationen
  • Kundenbesuche und Unterstützung bei Projekten
  • Programmierung kleiner Anwendungen (z. B. Tools für interne Prozesse)

Langfristig strebe ich eine erfolgreiche Karriere mit hohem Gehalt an, eventuell in der Schweiz. Jetzt überlege ich meine nächsten Schritte und hätte ein paar Fragen:
  1. Marktwert nach dem Bachelor: Wie stehen meine Chancen, mit meinem Abschluss und der Praxiserfahrung in gute Unternehmen (z. B. in Frankfurt, Stuttgart, München) einzusteigen?
  2. Dualer Master: Besteht mit einem 2,5er Schnitt und meiner Berufserfahrung die Möglichkeit, einen dualen Master bei einem größeren Unternehmen zu machen?
  3. Master oder Berufseinstieg? Was bringt mehr: Ein Master (bessere Noten + Spezialisierung) oder direkt Berufserfahrung sammeln?
Vielen Dank für eure Einschätzungen!
 
Moin,

also du hast schon mal Pluspunkte, da du neben dem Studium auch noch arbeiten gehst mit den Schwerpunkt der auch zu deinem Studium passt.

Wie deine Chancen aussehen kann dir dennoch keiner sagen. Du musst dich gut verkaufen. Sammle Erfahrungen in den Bewerbungsgesprächen.

Und ob ein Master oder mehr Berufserfahrung dir mehr bringt, steht auch in den Sternen. Leider gibt es da nicht dass 100% Rezept, dass dich garantiert nach vorn katapultiert.
Persönlich würde ich den dualen Master bevorzugen. Du bekommst noch mal sehr viel tiefer Einblick in ein Unternehmen und hast da auch sehr große Chancen, nach dem Masterabschluss dort übernommen zu werden. Aber das ist nur mein persönlicher Geschmack - da ich ein Freund von möglichst praxisnah Studieren bin.

Bzgl. hohem Gehalt -> immer ruhig, bau dein Profil auf und dann nach 5 Jahren kannst du nach höherem greifen. Sprich, da ist meist die interne Gehaltserhöhung niedriger als dein Marktwert wenn du den Job wechselst.

Von der Schweiz würde ich an deiner Stelle abstand nehmen. Die Lebenshaltungskosten sind dort ebenfalls sehr, sehr, sehr hoch. Nicht nur bei Miete, aber bei Lebensmittel, Krankenversicherung, Restaurant & Co. Ob du in Deutschland 80k EUR verdienst oder in der Schweiz 120k CHF, wird sich dein Lebensstandard nicht wirklich groß unterscheiden. Die Zahl mag zwar größer sein, aber die Schweiz ist brutal teuer. Mach da mal 2 Wochen Urlaub, da wirst du sehen, dass du sehr schnell dein Mehr-Verdienst auch wieder los wirst.
Wenn du mal jenseits der 10 Jahre Berufserfahrung hast und dein Skill-Set wirklich sehr gut in der Schweiz gefragt wird, dann kannst du da gerne mal auswandern. Aber für Einsteiger ist es definitiv nichts. (oder du kannst grenzübergreifend pendeln)
 
Wenn du viel Geld verdienen willst ist die Schweiz ideal. Deine Kaufkraft ist dort viel viel höher. Die Schweiz ist zwar noch teurer aber das Gehalt is viel höher. Der erste Job wird vermutlich nicht soviel abwerfen. Nach 1-2 Jahren innerhalb von CH wechseln für sehr gutes Gehalt. Deutsch C1 wird vorrausgesetzt oft, so dass du dich von anderen nicht DE sprachigen Bewerbern abhebst.

Kenne bisher 4 Leute die nach CH gegangen sind und was die an Netto haben und übrig nach allen Kosten ist einfach mal soviel mehr als in DE, dass geht auf keine Kuhhaut. DIe viel geringeren Abgaben und das deutlich höhere Gehalt überkompensieren die Lebenserhaltungskosten bei weitem. Ebenso muss man ja mit hybrid/remote nicht in Zürich innenstadt wohnen oder so. Kannst Brutto gehalt grob mal 1.6-1.8* vgl mit DE rechnen.

Wenn Geld das primäre Ziel ist: CH oder bei FAANG bewerben ( leetcode üben vorher). Rentensystem taugt da auch im Gegensatz zu DE.

CH hat aber auch ein paar handfeste Nachteile. Du ziehst um und hast erstmal keinerlei soziales Umfeld mehr. Als Ausländer haben Schweizer oftmals nicht groß Interesse sich mit dir anzufreunden. Die Schweiz ist ein kleines Dorf und viele haben ihre Grundschul sozialkontakte. Und wenn sie neue suchen dann lieber unter Schweizern. Es gibt aber viele Expats.

Für ITLer ist CH ideal. Für Geringverdiener eine schlechte Idee zum einwandern. Wenig Kündigunsschutz, kaum soziales Netz etc.

Ich plane seit einige Zeit mich Freunden und Familie anzuschließen und 2026/2027 nach CH auszuwandern. Hängt dann am Ende von der sozialen Situation und den konkreten Jobmöglichkeiten ab. Bin ziemlicher Spezialist daher ist der Jobmarkt sehr sehr klein für Leute wie mich oder die Jobs passen zunehmend schlecht.

Note ist laut Absolventenumfrage zu 90% meist egal bei meiner Uni gewesen(10 jahre nach Abschluss). Mit unter 2.5 filtern dich aber ein paar Konzerne direkt raus.
 
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@Yogi666

Sagen dir deine Bekannten aber auch, was ein Restaurant-Besuch kostet? Oder ein Wochenend-Ausflug? Oder ein schnöder Lebensmittel Einkauf, oder die Arzt Kosten für die Kinder?
Ich hab eine Kollegen die in der Schweiz arbeiten und die beschweren sich wirklich sehr sehr viel über die extreme Preise. (und die liegen in ihren Gehälter bei > 140k CHF - die haben entsprechend Berufserfahrung - aber auch Kinder und brauchen entsprechend Platz und haben mehr Ausgaben als ein Single)
 
Das Lebensmittel und Konsum teurer ist bestreite ich doch gar nicht. Am Ende bleibt trotzdem viel mehr übrig. In CH gab es kaum Inflation die letzten Jahre. Die Lebensmittelpreise sind daher näher an DE rangerückt.

Die Kaufkraft ist im Schnitt in der Schweiz viel höher. Kosten für Kita/Kindergarten sind extremst hoch in CH. Wer kleine Kinder hat wird für die Betreeung sehr viel bezahlen. Das trifft aber nicht auf jeden zu. Was Kinderbetreeung angeht ist CH leider recht rückständig.

Ebenso beklagen sich Leute doch immer gerne über Geld egal wieviel sie haben : ).
Ein wesentlicher Punkt ist auch, dass man keine so hohe private Rentenvorsorge braucht da es in CH ein funktionerendes Kapitalbasiertes Rentensystem gibt.

Ich kenne auch niemanden der selbst nach längeren Jahren nach DE zurück wollte.

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Das ist ein sehr sehr grobes Bild von Statista bzgl Kaufkraft, gibt aber nen guten Überblick. Für Gutverdiener ist das gap eher höher wegen der niedrigeren Steuerlast. Da kann man durchaus Miete und Lebensmittel von bezahlen und es bleibt viel mehr übrig als in DE.

Schauen wir doch mal nach den Mediangehälter für Softwareentwickler und was netto bleibt. Quelle DE Arbeitsamt. Quelle CH Indeed.

CH: 106k
DE 62,5k

Netto CH mtl 6204 chf.
Netto minus KV: ca 5900

Netto DE 3216

Man sieht, der Unterschied ist enorm beim Median alleine. Mit ein paar Jahren Berufserfahrung wandert das Gehalt auch eher Richtung 140-180kCHF. Wenn man die premium Rente in CH mit einbezieht ist der Unterschied noch größer.
 
@Yogi666

Ich gebe dir Recht. Am Ende bleibt für Senior deutlich mehr in der CH übrig als in DE. Aber man muss wirklich gut verhandeln und nicht zu niedrig ansetzen. Das geht als Senior besser als wenn man Junior ist.
 
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