DFFVB
Rear Admiral
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- Dez. 2015
- Beiträge
- 5.265
Hallo zusammen,
Ich habe mich in den letzten drei Jahren ziemlich viel mit einer geeigneten Strategie für Back-Ups beschäftigt, bzw. auch wie man die Daten verfügbar hält. Das Ganze streift natürlich auch das Thema Heimnetzwerk nicht zu knapp. Man kommt dabei schnell vom Hundersten zum Tausendsten, und ich wollte mal einen groben Leitfaden für alle Interessierten und Einsteiger aufstellen, ggf. spart sich der ein oder andere so Recherchen.
Zu lange Texte schrecken ab, zu kurze lassen einen genauso ratlos zurück wie man davor war. Ich versuche hier einen Kompromiss zu finden. Aber auch zu erklären, WARUM ich was mache. Versteht man die Ratio, hilft es einem selber, einzuschätzen, ob es passt oder nicht. Zusätzlich berichte ich über Punkte von Lösungen, die mir gefallen haben, und auch was ich nicht so cool fand.
Wie immer: Des einen Pudel ist des anderen Schäferhund! Man kann alles anders machen, ich schreibe hier aus der Sicht eines ambitionierten Heimnutzer, der gewillt ist Zeit zu investieren aber auch nicht endlos. Feedback ist herzlich willkommen, solange es konstruktiv ist.
Ausgangslage:
So ziemlich jeder hat einen Hauptrechner, ein zwei mobile Devices, ggf. noch TV und Konsole, dazu dann ggf. noch Devices von Familienangehörigen. Man hat nun diverse Daten die gesichert werden wollen, und gleichzeitig meist hochverfügbar sein sollen.
1. Back-Ups
An erster Stelle steht immer ein vernünftiges Back-Up Programm. Da gibt es einige am Markt, alle mit verschiedenen Stärken und Schwächen. Ich habe mich länger damit beschäftigt, und nach Lektüre des letzten c't Artikels zu dem Thema, empfehle ich auch wieder Acronis. 50 EUR für eine dauerhafte Lizenz sind okay. Experimente wie Eingriffe in den Bootloader gehören der Vergangenheit an. Eine schlanke und kostenlose Alternative aus dem Enterprise Umfeld wäre Veeam, allerdings mit dem dicken Nachteil, dass immer nur 1 Back-Up Job gemacht werden kann. Dazu kommt, dass bei mir Wiederherstellungen nur bedingt funktioniert haben (warum erwähne ich es trotzdem? Weil es oft empfohlen wird!). Man kann auch auf Aomei setzen, wenn man sich nicht am XP Design und der schlechten Übersetzung stört ;-)
Worauf kommt es bei einem guten Back-Up Programm an?
- Universal Restore, also die Wiederherstellung auf andere Hardware.
- Solide Wiederherstellung, die c't riet hier von Linux Live Medien ab (am besten mal testen, allerdings müssen dann teilweise Lizenzen neu aktiviert werden)
- Das Programm sollte natürlich inkrementelle Back-Ups unterstützen, sprich, es gibt ein Voll Back-Up, danach in Inkrementen die Änderungen zum Voll Back-Up. Achtung funktioniert nur als Chain, sprich man benötigt alle Dateien. Gegenstück ist das differentielle Back-Up, dort wird immer das ursprüngliche Voll-Back-Up hergenommen.
- Das Programm sollte Automatismen (Trigger) beherrschen, sprich, wenn die Festplatte angesteckt wird, automatisch loselegen, bzw. bei bestimmten Events (anmelden, Zeitplan etc.).
Weiteres Interesse zum Thema Back-Up? Dann schaut einfach in diesem Thread nach:
Die zweite Frage ist, wo speichern wir das Back-Up?
Der Klassiker ist die externe Festplatte. Hat den Vorteil, dass es super einfach ist, den Nachteil, dass man es gerne vergisst, die Festplatte den Geist aufgeben kann / geklaut werden etc. ME sollten externe Festplatten (am besten rotierend) ergänzend zu automatisierten Back-Ups verwendet werden. Wer gar nicht die Finger davon lassen kann oder will, kann überlegen, ob er ein Gerät benutzt welches die Festplatten klont. So hat man immer zwei Exemplare.
Der ein oder andere mag denken: "Ich hab mal gehört ein RAID ist cool", meiner Meinung nach sind RAIDS, ähnlich wie FTP Server ein bisschen 2000er Jahre. Wo man eine Ausnahme machen kann: In NAS, bei entsprechenden Datenmengen. Ein RAID ist nämlich kein Back-Up und diente in erster Linie vor Festplattenausfall zu schützen, in Zeiten von SSDs nicht mehr ganz so aktuell.
Was dann, wenn keine externe Festplatte? Hier kommen die angesprochenen NAS zum Tragen, aber das ist ein Kapitel für sich ;-)
2. NAS
Das Mittel zu Wahl, für automatisierte, zeit-oder eventgesteuerte Back-Ups. Letztlich ist ein NAS nur eine externe Festplatte die dauerhaft erreichbar ist. Es gibt hier unzählige Möglichkeiten. Einsteigerlösungen von Western Digital, man kann den Raspberry Pi dazu umfunktionieren, die FritzBox kann über ihre USB Ports NAS Funktionalität bereitstellen (eigtl die meisten Router mit USB Port - Problem: Zumindest Asus, die FritzBox und Compal von Vodafone unterstützen nur SMB 1, und das geht standardmäßig mit Windows 10 nicht, weil unsicher, sagt einem auch keiner) und natürlich dürfen die Platzhirsche Synology und QNAP nicht fehlen, wenn man über NAS spricht.
Das Angebot kann einen schnell erschlagen, was einem aber immer hilft: Im Grunde genommen funktionieren sie alle gleich, es wird per SMB/CIFS ein Netzlaufwerk bereitgestellt, welches man am PC einbindet, oder dem Back-Up Programm beibringt. Und so sind sie doch alle gleich. Freilich sind Router oder der Pi lange nicht so fix, wie dedizierte NAS Hardware. Wir sprechen hier vom Faktor 3-10 (113 Mbyte ist das Maximum was euer LAN Port an Geschwindigkeit hergibt, die Fritzbox 7490 gab bei mir 6 Mbyte, die 7590 gibt ca 40 Mbyte. NAS die zwei LAN Ports haben, können auch Link Aggregation, also zwei Mal 113 Mbyte, aber das bringt nur begrenzt etwas, da es eher bei vielen Zugriffen zum tragen kommt.
"Aber was ist jetzt das richtige NAS für mich?"
Die Antwort ist sehr einfach: Es kommt drauf an. Unter anderem auf:
- Was hab ich für Daten die ich sichern will? (Wie wichtig sind sie)
- Wieviele Daten? (Gigabyte oder doch Terrabyte? Daovn hängt auch die Frage ab, ich mit SSDs klarkommen, oder große laute ausfallanfälligere HDDs)
- Muss es lautlos sein? (Weil es zB bei mir im Schlafzimmer steht).
- Wie hoch darf der Stromverbrauch sein? (Rechnet pauschal mit 50 - 150 EUR pro Jahr).
- Aber am wichtigsten: Was will ich noch damit machen? Der Appetit kommt beim Essen!!!
Sehr schnell stellt man nämlich fest, dass so ein NAS ja nämlich deutlich mehr kann, als einfach nur ein Netzlaufwerk zur Verfügung zu stellen. Davon hängt auch extrem ab, was man wählen sollte.
Für den Otto-Normal-Verbraucher, kann tatsächlich eine externe Festplatte am Router / Raspberry Pi ausreichend sein, wobei letzterer auch schon ein ziemlicher Sprung ins kalte Wasser sein kann, was Linux angeht. Darum kommt man allerdings aber auf kurz oder lang ohnehin nicht drumherum, weshalb das vlt gar nicht so schlecht ist ;-)
Otto-Normal schaut aber nicht in einem Forum nach, weshalb wir einen Gang hochschalten und Richtung Synology oder QNAP schielen, bzw. noch besser: Zum Selbstbau. Das macht es eigtl. kaum besser, weil es immer noch ein großes Angebot gibt. Aber der Reihe nach.
QNAP oder Synology? Das ist wie Apple oder Android, Canon oder Nikon, Ferrari oder Porsche - Geschmackssache. Synology kann man wohl eher mit Apple vergleichen (mit welchen es auch besser harmoniert), man bekommt hardwaremäßig und auch von den Funktionen her, etwas weniger , dafür soll es funktionieren, und sie sind am Markt auch schone etablierter. Zwei LAN Ports gibt’s erst bei den teureren Modellen, auch gibt es keine HDMI Ports, wie bspw. Bei QNAP. Für Virtualisierung werden extra Lizenzen fällig. QNAP hingegen bietet Virtualisierung (Computer im Computer) schon länger an, auch bei den günstigeren Modellen, wobei hier natürlich Arbeitsspeicher und CPU die limitierenden Faktoren sind, und man selber aufrüsten müsste (immer billiger, als die größeren Modelle).
Und Selbstbau? Da sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt, und man kann so ziemlich alles nehmen was das Herz begehrt. Wer will kann in einen kleinen Intel NUC eine 2TB SSD stecken, oder auch in Fractal Node 304 einige 3,5 Zoll Platten packen. Das betrifft nicht nur die Hardware, sondern auch die Software.
"Okay, es kommt also drauf an, was ich damit machen will, aber woher soll ich wissen, was es alles für Möglichkeiten gibt?"
Bevor man diese Frage beantworten kann, muss man für sich selber die Frage beantworten: Wieviel Aufwand bin ich bereit zu investieren?
Denn wie sagte schon Morpheus in Matrix? Ich kann Dir die Tür zeigen, hindurch gehen musst Du schon selber ;-)
Natürlich ist es schwer abzuschätzen, wieviel man an Zeit, Aufwand und Geld man investieren kann oder will, ohne eine Vorstellung davon zu haben. Als semi-ambitionierter fortgeschrittener User kann ich nur sagen: Je mehr Flexibilität man möchte, desto mehr Aufwand hat man (logisch), allerdings ist dieser Aufwand oft nicht mehr verhältnismäßig, und wie gesagt man kommt vom hundersten zum tausendsten, vom Hölzchen aufs Stöckchen.
Genug geschwafelt, was gibt es abseits der reinen Back-Ups noch, was man machen können wollte?
Mir fallen da primär zwei Dinge ein:
1. Medienstreaming im Haus (also Filme vom NAS über DLNA/UPNP auf dem TV schauen mit Plex/Emby/Kodi)
2. Die eigene Cloud (#dropdropbox; Nextcloud)
Sekundär:
3. Eigener VPN Server (immer dann nützlich, wenn man oft in fremden WLANs ist und bspw. Sicheres OnlineBanking betreiben will, oder auch sicher auf das heimische Netzwerk zugreifen, bspw. Im Hotel die Sammlung der dänischen Western anschauen).
4. PiHole, ein DNS Server, der gleichzeitig als Werbe- und Trackingblocker fungiert).
5. Und für die ganz Harten ein eigener Router / Firewall (pfsense / Sophos)
Ich denke damit dürfte der Großteil (ca 80%) von dem was ein Heimanwender machen wollen würde abgedeckt sein.
Was uns wieder zurück zur Frage bringt: QNAP vs Synology vs Selbstbau? Und was davon?
Das meistgenannte Argument für die beiden Erstgenannten ist, dass man sich hier um nichts kümmern braucht, alles total einfach sei, und man eine Fire'and'Forget Lösung hätte.
Das ist allerdings nur die halbe Wahrheit! Ja es ist richtig, für ein simples Netzlaufwerk geht es mit den beiden schneller. Aber sobald man etwas mehr will, bspw. die eigene Cloud in einer Nextcloud, stoßen beide an ihre Grenzen. QNAP bietet von Haus aus eine mehrere Jahre alte Owncloud (Vorgänger Nextcloud) an, Synology gar nicht nichts in die Richtung. Auch wer bspw. den eigenen VPN Server etwas konfigurieren will, bspw. eine Zwei-Faktoren Authentifizierung, gerät mit den Lösungen schnell ans Limit. Auch ist die mitgelieferte Software nicht recht Fisch oder Fleisch. Besser als nichts, aber auch nicht befriedigend. Als Beispiel: Die Back-Up Software von QNAP ist aus dem Jahr 2012, die Sync Software hat mir mal 30 GB gelöscht anstatt zu kopieren. Für QNAP und Synology kann ich also nur zu den günstigen Exemplaren (bis max 250 EUR) raten, alles darüber ist das Geld nicht mehr wert. Und auch im Bereich bis 250 EUR gibt es Konkurrenz: OMV - OpenMediaVault, lässt sich ähnlich einfach wie die kommerziellen Hersteller in Einsatz nehmen, und ist gratis. Zum Teil vom Funktionsumfang auch deutlich stärker!
In diesem Sinne würde ich 2/3 der Nutzer dazu raten, mit günstiger Hardware selber zu bauen, 1/3 würde ich zu QNAP / Synology raten.
Als extrem hilfreiche Anlaufstelle und Ratgeber rund um dieses Thema, kann ich www.technikaffe.de bzw. die Nachfolgerseite www.elefacts.de empfehlen. Bzw. auch einfach mal selber testen. Man kann in einer virtuellen Maschine (VMWare, Virtualbox oder Hyper V) OMV probeweise installieren und auch den Homepages von QNAP und Synology auch Online Demos öffnen, wo man einen Eindruck vom Look and Feel bekommt.
Soviel erstmal für heute, je nach Resonanz, dann in zukünftigen Teilen zur konkreten Umsetzung der einzelnen Schritte, bzw. auch noch ein paar Takte zum Heimnetzwerk und der Infrastruktur dort.
Feedback und/oder Korrekturen sehr gerne
Ich habe mich in den letzten drei Jahren ziemlich viel mit einer geeigneten Strategie für Back-Ups beschäftigt, bzw. auch wie man die Daten verfügbar hält. Das Ganze streift natürlich auch das Thema Heimnetzwerk nicht zu knapp. Man kommt dabei schnell vom Hundersten zum Tausendsten, und ich wollte mal einen groben Leitfaden für alle Interessierten und Einsteiger aufstellen, ggf. spart sich der ein oder andere so Recherchen.
Zu lange Texte schrecken ab, zu kurze lassen einen genauso ratlos zurück wie man davor war. Ich versuche hier einen Kompromiss zu finden. Aber auch zu erklären, WARUM ich was mache. Versteht man die Ratio, hilft es einem selber, einzuschätzen, ob es passt oder nicht. Zusätzlich berichte ich über Punkte von Lösungen, die mir gefallen haben, und auch was ich nicht so cool fand.
Wie immer: Des einen Pudel ist des anderen Schäferhund! Man kann alles anders machen, ich schreibe hier aus der Sicht eines ambitionierten Heimnutzer, der gewillt ist Zeit zu investieren aber auch nicht endlos. Feedback ist herzlich willkommen, solange es konstruktiv ist.
Ausgangslage:
So ziemlich jeder hat einen Hauptrechner, ein zwei mobile Devices, ggf. noch TV und Konsole, dazu dann ggf. noch Devices von Familienangehörigen. Man hat nun diverse Daten die gesichert werden wollen, und gleichzeitig meist hochverfügbar sein sollen.
1. Back-Ups
An erster Stelle steht immer ein vernünftiges Back-Up Programm. Da gibt es einige am Markt, alle mit verschiedenen Stärken und Schwächen. Ich habe mich länger damit beschäftigt, und nach Lektüre des letzten c't Artikels zu dem Thema, empfehle ich auch wieder Acronis. 50 EUR für eine dauerhafte Lizenz sind okay. Experimente wie Eingriffe in den Bootloader gehören der Vergangenheit an. Eine schlanke und kostenlose Alternative aus dem Enterprise Umfeld wäre Veeam, allerdings mit dem dicken Nachteil, dass immer nur 1 Back-Up Job gemacht werden kann. Dazu kommt, dass bei mir Wiederherstellungen nur bedingt funktioniert haben (warum erwähne ich es trotzdem? Weil es oft empfohlen wird!). Man kann auch auf Aomei setzen, wenn man sich nicht am XP Design und der schlechten Übersetzung stört ;-)
Worauf kommt es bei einem guten Back-Up Programm an?
- Universal Restore, also die Wiederherstellung auf andere Hardware.
- Solide Wiederherstellung, die c't riet hier von Linux Live Medien ab (am besten mal testen, allerdings müssen dann teilweise Lizenzen neu aktiviert werden)
- Das Programm sollte natürlich inkrementelle Back-Ups unterstützen, sprich, es gibt ein Voll Back-Up, danach in Inkrementen die Änderungen zum Voll Back-Up. Achtung funktioniert nur als Chain, sprich man benötigt alle Dateien. Gegenstück ist das differentielle Back-Up, dort wird immer das ursprüngliche Voll-Back-Up hergenommen.
- Das Programm sollte Automatismen (Trigger) beherrschen, sprich, wenn die Festplatte angesteckt wird, automatisch loselegen, bzw. bei bestimmten Events (anmelden, Zeitplan etc.).
Weiteres Interesse zum Thema Back-Up? Dann schaut einfach in diesem Thread nach:
Die zweite Frage ist, wo speichern wir das Back-Up?
Der Klassiker ist die externe Festplatte. Hat den Vorteil, dass es super einfach ist, den Nachteil, dass man es gerne vergisst, die Festplatte den Geist aufgeben kann / geklaut werden etc. ME sollten externe Festplatten (am besten rotierend) ergänzend zu automatisierten Back-Ups verwendet werden. Wer gar nicht die Finger davon lassen kann oder will, kann überlegen, ob er ein Gerät benutzt welches die Festplatten klont. So hat man immer zwei Exemplare.
Der ein oder andere mag denken: "Ich hab mal gehört ein RAID ist cool", meiner Meinung nach sind RAIDS, ähnlich wie FTP Server ein bisschen 2000er Jahre. Wo man eine Ausnahme machen kann: In NAS, bei entsprechenden Datenmengen. Ein RAID ist nämlich kein Back-Up und diente in erster Linie vor Festplattenausfall zu schützen, in Zeiten von SSDs nicht mehr ganz so aktuell.
Was dann, wenn keine externe Festplatte? Hier kommen die angesprochenen NAS zum Tragen, aber das ist ein Kapitel für sich ;-)
2. NAS
Das Mittel zu Wahl, für automatisierte, zeit-oder eventgesteuerte Back-Ups. Letztlich ist ein NAS nur eine externe Festplatte die dauerhaft erreichbar ist. Es gibt hier unzählige Möglichkeiten. Einsteigerlösungen von Western Digital, man kann den Raspberry Pi dazu umfunktionieren, die FritzBox kann über ihre USB Ports NAS Funktionalität bereitstellen (eigtl die meisten Router mit USB Port - Problem: Zumindest Asus, die FritzBox und Compal von Vodafone unterstützen nur SMB 1, und das geht standardmäßig mit Windows 10 nicht, weil unsicher, sagt einem auch keiner) und natürlich dürfen die Platzhirsche Synology und QNAP nicht fehlen, wenn man über NAS spricht.
Das Angebot kann einen schnell erschlagen, was einem aber immer hilft: Im Grunde genommen funktionieren sie alle gleich, es wird per SMB/CIFS ein Netzlaufwerk bereitgestellt, welches man am PC einbindet, oder dem Back-Up Programm beibringt. Und so sind sie doch alle gleich. Freilich sind Router oder der Pi lange nicht so fix, wie dedizierte NAS Hardware. Wir sprechen hier vom Faktor 3-10 (113 Mbyte ist das Maximum was euer LAN Port an Geschwindigkeit hergibt, die Fritzbox 7490 gab bei mir 6 Mbyte, die 7590 gibt ca 40 Mbyte. NAS die zwei LAN Ports haben, können auch Link Aggregation, also zwei Mal 113 Mbyte, aber das bringt nur begrenzt etwas, da es eher bei vielen Zugriffen zum tragen kommt.
"Aber was ist jetzt das richtige NAS für mich?"
Die Antwort ist sehr einfach: Es kommt drauf an. Unter anderem auf:
- Was hab ich für Daten die ich sichern will? (Wie wichtig sind sie)
- Wieviele Daten? (Gigabyte oder doch Terrabyte? Daovn hängt auch die Frage ab, ich mit SSDs klarkommen, oder große laute ausfallanfälligere HDDs)
- Muss es lautlos sein? (Weil es zB bei mir im Schlafzimmer steht).
- Wie hoch darf der Stromverbrauch sein? (Rechnet pauschal mit 50 - 150 EUR pro Jahr).
- Aber am wichtigsten: Was will ich noch damit machen? Der Appetit kommt beim Essen!!!
Sehr schnell stellt man nämlich fest, dass so ein NAS ja nämlich deutlich mehr kann, als einfach nur ein Netzlaufwerk zur Verfügung zu stellen. Davon hängt auch extrem ab, was man wählen sollte.
Für den Otto-Normal-Verbraucher, kann tatsächlich eine externe Festplatte am Router / Raspberry Pi ausreichend sein, wobei letzterer auch schon ein ziemlicher Sprung ins kalte Wasser sein kann, was Linux angeht. Darum kommt man allerdings aber auf kurz oder lang ohnehin nicht drumherum, weshalb das vlt gar nicht so schlecht ist ;-)
Otto-Normal schaut aber nicht in einem Forum nach, weshalb wir einen Gang hochschalten und Richtung Synology oder QNAP schielen, bzw. noch besser: Zum Selbstbau. Das macht es eigtl. kaum besser, weil es immer noch ein großes Angebot gibt. Aber der Reihe nach.
QNAP oder Synology? Das ist wie Apple oder Android, Canon oder Nikon, Ferrari oder Porsche - Geschmackssache. Synology kann man wohl eher mit Apple vergleichen (mit welchen es auch besser harmoniert), man bekommt hardwaremäßig und auch von den Funktionen her, etwas weniger , dafür soll es funktionieren, und sie sind am Markt auch schone etablierter. Zwei LAN Ports gibt’s erst bei den teureren Modellen, auch gibt es keine HDMI Ports, wie bspw. Bei QNAP. Für Virtualisierung werden extra Lizenzen fällig. QNAP hingegen bietet Virtualisierung (Computer im Computer) schon länger an, auch bei den günstigeren Modellen, wobei hier natürlich Arbeitsspeicher und CPU die limitierenden Faktoren sind, und man selber aufrüsten müsste (immer billiger, als die größeren Modelle).
Und Selbstbau? Da sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt, und man kann so ziemlich alles nehmen was das Herz begehrt. Wer will kann in einen kleinen Intel NUC eine 2TB SSD stecken, oder auch in Fractal Node 304 einige 3,5 Zoll Platten packen. Das betrifft nicht nur die Hardware, sondern auch die Software.
"Okay, es kommt also drauf an, was ich damit machen will, aber woher soll ich wissen, was es alles für Möglichkeiten gibt?"
Bevor man diese Frage beantworten kann, muss man für sich selber die Frage beantworten: Wieviel Aufwand bin ich bereit zu investieren?
Denn wie sagte schon Morpheus in Matrix? Ich kann Dir die Tür zeigen, hindurch gehen musst Du schon selber ;-)
Natürlich ist es schwer abzuschätzen, wieviel man an Zeit, Aufwand und Geld man investieren kann oder will, ohne eine Vorstellung davon zu haben. Als semi-ambitionierter fortgeschrittener User kann ich nur sagen: Je mehr Flexibilität man möchte, desto mehr Aufwand hat man (logisch), allerdings ist dieser Aufwand oft nicht mehr verhältnismäßig, und wie gesagt man kommt vom hundersten zum tausendsten, vom Hölzchen aufs Stöckchen.
Genug geschwafelt, was gibt es abseits der reinen Back-Ups noch, was man machen können wollte?
Mir fallen da primär zwei Dinge ein:
1. Medienstreaming im Haus (also Filme vom NAS über DLNA/UPNP auf dem TV schauen mit Plex/Emby/Kodi)
2. Die eigene Cloud (#dropdropbox; Nextcloud)
Sekundär:
3. Eigener VPN Server (immer dann nützlich, wenn man oft in fremden WLANs ist und bspw. Sicheres OnlineBanking betreiben will, oder auch sicher auf das heimische Netzwerk zugreifen, bspw. Im Hotel die Sammlung der dänischen Western anschauen).
4. PiHole, ein DNS Server, der gleichzeitig als Werbe- und Trackingblocker fungiert).
5. Und für die ganz Harten ein eigener Router / Firewall (pfsense / Sophos)
Ich denke damit dürfte der Großteil (ca 80%) von dem was ein Heimanwender machen wollen würde abgedeckt sein.
Was uns wieder zurück zur Frage bringt: QNAP vs Synology vs Selbstbau? Und was davon?
Das meistgenannte Argument für die beiden Erstgenannten ist, dass man sich hier um nichts kümmern braucht, alles total einfach sei, und man eine Fire'and'Forget Lösung hätte.
Das ist allerdings nur die halbe Wahrheit! Ja es ist richtig, für ein simples Netzlaufwerk geht es mit den beiden schneller. Aber sobald man etwas mehr will, bspw. die eigene Cloud in einer Nextcloud, stoßen beide an ihre Grenzen. QNAP bietet von Haus aus eine mehrere Jahre alte Owncloud (Vorgänger Nextcloud) an, Synology gar nicht nichts in die Richtung. Auch wer bspw. den eigenen VPN Server etwas konfigurieren will, bspw. eine Zwei-Faktoren Authentifizierung, gerät mit den Lösungen schnell ans Limit. Auch ist die mitgelieferte Software nicht recht Fisch oder Fleisch. Besser als nichts, aber auch nicht befriedigend. Als Beispiel: Die Back-Up Software von QNAP ist aus dem Jahr 2012, die Sync Software hat mir mal 30 GB gelöscht anstatt zu kopieren. Für QNAP und Synology kann ich also nur zu den günstigen Exemplaren (bis max 250 EUR) raten, alles darüber ist das Geld nicht mehr wert. Und auch im Bereich bis 250 EUR gibt es Konkurrenz: OMV - OpenMediaVault, lässt sich ähnlich einfach wie die kommerziellen Hersteller in Einsatz nehmen, und ist gratis. Zum Teil vom Funktionsumfang auch deutlich stärker!
In diesem Sinne würde ich 2/3 der Nutzer dazu raten, mit günstiger Hardware selber zu bauen, 1/3 würde ich zu QNAP / Synology raten.
Als extrem hilfreiche Anlaufstelle und Ratgeber rund um dieses Thema, kann ich www.technikaffe.de bzw. die Nachfolgerseite www.elefacts.de empfehlen. Bzw. auch einfach mal selber testen. Man kann in einer virtuellen Maschine (VMWare, Virtualbox oder Hyper V) OMV probeweise installieren und auch den Homepages von QNAP und Synology auch Online Demos öffnen, wo man einen Eindruck vom Look and Feel bekommt.
Soviel erstmal für heute, je nach Resonanz, dann in zukünftigen Teilen zur konkreten Umsetzung der einzelnen Schritte, bzw. auch noch ein paar Takte zum Heimnetzwerk und der Infrastruktur dort.
Feedback und/oder Korrekturen sehr gerne