Leserartikel [Leser-Test] BitFenix Prodigy / Mini-ITX System

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Gast
Im Rahmen einer monatlichen Lesertestaktion von BitFenix und Computerbase wurde ich ausgewählt, um ein Gehäuse von Bitfenix zu testen.
Dies ist kein professionelles Review mit Hochglanz-Bildern, rhetorischen Ausschmückungen oder exakten Messwerten. Mein Ziel ist es, einen Erfahrungsbericht über das Gehäuse zu vermitteln.


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BitFenix Prodigy
Ein „Wunder“?

Einleitung

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Testsystem
  • i5-2310 4x 2.80GHz mit Scythe Samurai ZZ
  • 8GB RAM
  • HD6950
  • Biostar TH61 ITX
  • Enermax 82+ 525W

Was ist das Prodigy überhaupt?

Es handelt sich um ein Mini-ITX Gehäuse der Firma BitFenix, welches seit ca. einem halben Jahr erhältlich ist. Unter Mini-ITX versteht man sehr kleine Mainboards. Gerade mal 170mmx170mm fasst ein Mini-ITX Mainboard, während ein übliches ATX Mainboard 305x244mm groß ist. Somit ist die Platine wesentlich kleiner. Daraus resultierend in der Regel sind nur zwei RAM-Slots und ein PCIE-Slot verfügbar.

Was macht das Prodigy besonders?

Obwohl das Gehäuse sehr kompakt ist, passt viel rein. Die Grafikkarte kann bis zu 31,5cm lang sein, sodass aktuelle Highend-Grafikkarten problemlos Platz finden. Weitere Besonderheit ist, dass sich zusätzlich auch große Tower-Kühler (z.B. Macho) verbauen lassen. Um die Komponenten mit genügend Leistung zu versorgen lässt sich ein normales ATX Netzteil verbauen. Die Kombination zwischen starker Grafikkarte und gut kühlbarer CPU (und somit OC-Reserven), lässt einen Gaming-Rechner auf kleinsten Raum zu. Andere Gehäuse bieten entweder ein ATX-Netzteil an, wobei dann kein Platz für große CPU-Kühler vorhanden oder sind so kompakt gebaut, dass nur kleine Pico-Netzteile Platz finden. Deren Leistung reicht jedoch für starke Systeme nicht aus. Natürlich sind diese Gehäuse nochmals kleiner als das Prodigy, sodass es immer ein Kompromiss ist.

Daher ist das Prodigy eins der kleinsten Gehäuse am Markt, mit genügend Platz für potente Hardware.

Eindrücke - Außen

Wie üblich kommt das Gehäuse in einem Paket, umhüllt von einer Tüte und Styropor-Platten.


Ein sehr wichtiger Aspekt eines Gehäuses ist das äußere Erscheinungsbild. Ob man das Design mag, ist natürlich Geschmackssache. Das Gehäuse wirkt schlicht und edel, denn optische Spielereien oder „Gaming-Akzente“ sind nicht vorhanden. An der Front sieht man nur das Logo und den 5,25“ Schacht.




Power- und Resetknopf befinden sich an der rechten Seite, welche mit zwei Audio-Buchsen und zwei USB3.0 Ports ergänzt werden. Die LEDs leuchten nicht ultrahell, aber sind stark.


Die linke Seite hat mehrere Löcher zwecks Frischluft für die Grafikkarte.



Die Rückseite besteht quasi nur aus Netzteil, Mainboard-I/O, Lüfterauslass und den zwei Slots, aber führt die Design-Linie fort, sodass nicht plötzlich eine andere Blech-Farbe hervorkommt.


An der Oberseite lässt sich das Lüftergitter der zwei optionalen Lüftern über einen Mechanismus öffnen. Ohne Hilfsmittel wie Schraubendreher ist es nicht einfach, die Blende abzunehmen. Das hätte man meiner Meinung nach besser lösen können. Auch wenn man den Verschluss nicht häufig nutzen wird, ist es mir negativ aufgefallen.

An der Unterseite befindet sich für das Netzteil ein Staubfilter. Er erfüllt seinen Zweck, doch ist recht „wabbelig“, sodass man ihn leicht zu weit hineinschieben kann und dann nicht perfekt sitzt.

An Ober- und Unterseite sind die Griffe befestigt. Die Griffe fühlen sich angenehm und geschmeidig an. Ein wenig Angst habe ich doch, wenn man das Gehäuse an diesen hoch hebt, denn ein Bogen wird „nur“ mit vier Schrauben fixiert. Von gebrochenen Griffen habe ich jedoch noch nie gehört und das Material wirkt auch nicht billig.
Es besteht die Möglichkeit, die Griffe zu demontieren. Zu beachten ist, dass es an der Unterseite kritisch ist, da das Netzteil ggf. keine Frischluft bekommt. Optischer Nachteil ist, dass die Löcher für die Haken zu sehen sind. Da dies nicht vom Hersteller vorgesehen ist, kann man natürlich nicht meckern.


Eindrücke - Innen

Sobald man das Gehäuse öffnet, erwartet einen genau das, was man draußen gesehen hat: fortführende Linie des Aufbaus.
Man merkt sehr schnell, dass hier sehr viel Komponenten auf engen Raum komprimiert werden. Im Gegensatz zu der üblichen Variante, wird das Mainboard liegend verbaut. Der Festplatten-Käfig, welcher bis zu drei 3,5“ Laufwerke fasst, lässt sich werkzeuglos entfernen und auch wieder anbringen. Dabei ist ein sehr gut wahrnehmbares Klack-Geräusch vorhanden. Das akustische Feedback der Arretierung und der festen Sitz wissen zu überzeugen. Die Festplatten haben eigene Träger, welche ebenfalls ohne Werkzeug ein- und ausgebaut werden können.



Im unteren Teil des Gehäuses finden noch zwei weitere 3,5“ Laufwerke Platz. Diese Art Käfig kann man ebenfalls entfernen, aber man muss an der Unterseite sechs Schrauben lösen. Am direkten Gehäuseboden findet sich noch ein weiterer Platz eines 2,5“ Laufwerks. Auch hier sieht man wieder, wie man versucht den gesamten Raum zu nutzen.
Der 5,25“ Schacht lässt sich ebenfalls entfernen, sodass sich dann ein Dual-Radiator verbauen lässt. Das Entfernen für die Stromanschlüsse der Grafikkarte ist jedoch nicht nötig, was sicherlich berücksichtigt wurde.


An der Trennwand zwischen Netzteil und Innenraum, kann man zwei weitere 2,5“ Laufwerke anbringen. Hierbei ist mir leider ein Mangel aufgefallen. Mir war es nur möglich einen Slot zu nutzen, da ansonsten Käfig und Laufwerk kollidieren. Es fehlen einige mm, aber ärgerlich ist. Der Raum für das Netzteil ist ausreichend groß. Es ist auf vier kleinen Silikon-Pads aufgelegt. Jedoch passen längere Netzteile oder Netzteile mit Kabelmanagement meistens nicht. Vor dem Kauf sollte man sich informieren.



Die rechte Gehäusewand beherbergt nicht nur die Kabel der Anschlüsse, sondern bietet auch direkt Platz für zwei 2,5“ Laufwerke. Die beiden USB-Ports können sowohl mit USB3.0, als auch USB2.0 betrieben werden, da zwei unterschiedliche Kabel vorhanden sind. Die Downgrade-Möglichkeit finde ich gut, da USB3.0 zwar der neue Standard ist, aber viele Mainboards noch darauf verzichten.


Zuerst hatte ich die Befürchtung, dass das Verbauen der Hardware mühselig wird. Doch sobald man die Gehäusetüren und den Käfig entfernt hat, hat man doch viel Platz zum Arbeiten. Die vier Schrauben, um das Mainboard zu befestigen, lassen sich mit einem ganz normalen Schraubendreher anziehen. Kein Mini-Schraubendreher nötig.
Die Front lässt sich leicht entfernen, da man nur vier Verbindungen drücken muss.




Temperatur

Hardware auf so engem Raum? Ob das gut geht, wollte ich herausfinden und ich war überrascht. Im Vergleich zum Prodigy habe ich, ebenfalls aus dem Hause BitFenix, das Shinobi, welches ein Midi-Tower ist. Also weitaus mehr Volumen um die gesamte Hardware verteilt zu kühlen.

Um das System auf „Betriebstemperatur“ zu bringen, wurden zwei Tools benutzt. Zwecks CPU wurde Prime 95 (In-Place large FFTs / maximum heat) benutzt und um die GPU zu heizen wurde der Kombustor von MSI verwendet. Die Tests wurden einzeln und parallel ausgeführt. Die Zimmertemperatur lag durchschnittlich bei 23°C. Da in den Gehäusen unterschiedliche Mainboards verbaut und somit unterschiedliche Lüftersteuerungen vorhanden sind, wurde der CPU-Lüfter konstant auf 2800RPM~ gehalten.
Im Prodigy lief nur der große Lüfter auf 12V, während im Shinobi zwei 120mm Gehäuselüfter auf moderater Geschwindigkeit liefen. Diese Auswertung ist nur ein grober Indikator, wie gut die unterschiedlichen Gehäusetypen kühlen. Es wurden nur die internen Sensoren ausgelesen, welche nicht geeicht sind. Diese werden über CoreTemp und Afterburner ausgelesen. Insgesamt sollte man die Werte nicht genau nehmen.

Idle
Prodigy (ITX): CPU 33°C; GPU 50°C
Shinobi (Midi): CPU 45°C; GPU 54°C​
CPU Last (Prime95)
Prodigy (ITX): CPU 60°C; GPU 50°C
Shinobi (Midi): CPU 68°C; GPU 56 °C​
GPU Last (Kombustor)
Prodigy (ITX): CPU 50°C; GPU 83°C
Shinobi (Midi): CPU 53°C; GPU 85°C​
CPU+GPU Last (Prime 95 + Kombustor)
Prodigy (ITX): CPU 63°C; GPU 83°C
Shinobi (Midi): CPU 73°C; GPU 89°C​

Ich hätte gedacht, dass der größere Tower besser kühlt, aber die Werte widerlegen dies. Das System ist durchgehend kühler. Wenn man sich nun die Frage stellt, ob man auf diesen kleinen Raum stärkere Hardware verbauen kann, dann ist die Antwort eindeutig: Ja!
Das Kühlkonzept ist denkbar einfach. Die Grafikkarte versorgt sich durch die vielen Öffnungen an der Seite mit Frischluft, was durch das liegende Mainboard möglich ist. Dank Radiallüfter meiner Grafikkarte wird die Luft direkt hinaus befördert. Sollte man einen Tower-Kühler auf der CPU verbaut haben, gibt es neben der Grafikkarte einen zweiten Luftkanal. Einer effizienten Kühlung steht nichts entgegen. Auch hier ist hervorzuheben, dass das „kleine“ Prodigy große CPU-Kühler ala Macho fassen kann. Aufpassen muss man jedoch bei dem Mainboard, da der CPU-Sockel unterschiedliche Positionen haben kann.

Fazit

BitFenix hat etwas gewagt. Ein Gehäuse, was es so nicht ein zweites Mal gibt. Der Markt ist groß und normale Gehäuse gibt es wie Sand am Meer. Das Prodigy kann sich behaupten. Wer ein kleines System sucht, ohne Kompromisse bezüglich Leistung zu machen, wird beim Prodigy fündig.

Die gute Raumeinteilung, flexiblen Käfige, durchgehend gute Verarbeitung und das allgemein ausgefallene Konzept verhilft dem Gehäuse sicherlich eine starke Marktposition. All das zu einem Preis von ca. 70€ ist sehr fair.
Insgesamt würde ich es kein Wunder nennen, denn dafür gibt es doch den ein oder anderen Kritikpunkt. Das Gesamtprodukt weiß jedoch zu überzeugen, sodass man ich bedenkenlos eine Kaufempfehlung gebe.

Pro und Contra

+Gute Kühleigenschaften
+Optimale Platznutzung
+gute Verarbeitung
+günstiger Preis

-1x2,5“ Slot unbrauchbar
-Netzteiltiefe beschränkt
-oberes Lüftergitter schwer entfernbar
-trotz ITX nicht sehr klein (siehe Vergleichsbilder mit Shinobi)

Anmerkung: Der Test kann sich innerhalb der Tage noch verändern. Leider sind nur maximal 40 Grafiken pro Post erlaubt, sodass ich in einem zweiten Post noch Bilder ergänzen werde.
Bilder vom oberen Lüftergitter werden noch nachgereicht.
 
Schöne, gut detaillierte Beschreibung.
Gefällt mir gut!

Das einzige, was ich mich beim Betrachten der Bilder gefragt habe:
Wo zur Hölle sollen die HDD's (ich geh mal von mind. 2x 3,5" aus) rein, wenn man eine große Graka drin hat?
Entweder die Kabel sind kreuz und quer verteilt, oder so wie bei dir (um einen Luftstrom überhaupt zu ermöglichen) unter dem Käfig.

Auch hätte ich mir ein wenig mehr zum Kabelmanagement allgemein gewünscht.

Aber ansonsten, wie schon gesagt, schöner Test!
 
Zwei 3,5" HDD´s passen locker rein bei einer großen Grafikkarte. Dazu kann mann noch zwei 2,5" HDD´s im Seitenteil verschwinden lassen. Auch der Kabelsalat hält sich dann noch in Grenzen ;-)

Schöner Test!

PS: Aber wieso ist das obere Lüftergitter schwer entfernbar? Ich habe damit keine Probleme und würde das nicht als Negativpunkt aufführen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Bezüglich Kabelmanagement sind an linker und rechter Seite jeweils zwei Öffnungen. Wie man im Bild sieht, ist zwischen Netzteil und Gehäusewand noch ein wenig Platz. Da kann man schon einige Kabel "verstecken". Mein Enermax mit 525W hat leider recht viele Kabelstränge und ist für das System natürlich überdimensioniert (wurde zu Testzwecken verbaut). Aus Bequemlichkeit habe ich nicht viel aufgeräumt ;)
Hinter dem HDD-Käfig kann man auch noch weitere Kabel verlegen, wenn der Stauraum nicht reicht.



Das Lüftergitter ist schon Meckern auf hohen Niveau :D Fast schon ein positives Argument für das Gehäuse, da es eigentlich kaum etwas zu bemängeln gibt.
 
Schönes Review!
 
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