News Linux: Juristische Durchsetzung der GPL in der Kritik

CaptainIglo schrieb:
Bei uns in der Firma ist abseits des Linux-Kernels inzwischen jegliche Referenz mit GPL (insbesondere GPLv3) verboten, obwohl wir bei diesen Geräten den Source-Code frei verfügbar machen, da die GPL einfach eine "Gefahrenquelle für Lizenzverletzungen" ist...
Ich mag eure Idee sehr, Lizenzen zu meiden, die eine "Gefahrenquelle für Lizenzverletzungen" darstellen. Da kann man beim Entwickeln so richtig aus dem Vollen schöpfen!!1
 
@CaptainIglo: Da bist du mit Stallman auf einer Schiene, der schon seit Jahren dagegen wettert, GPL-Software als „frei“ statt „offen“ zu bezeichnen. Das ist ein feiner aber wichtiger Unterschied.

Du mußt aber auch den Grund sehen, aus dem Projekte unter die GPL gestellt werden. Ohne den Wiederveröffentlichungszwang würden sich sämtliche Klitschen am Code der offene Projekte bedienen und nie wieder etwas von sich hören lassen, geschweige denn ihren eigenen veröffentlichen – so wie das NVIDIA, AVM und Linksys eben gemacht haben. Hätten wir nur Menschen mit Gemeinsinn und humanistischen Idealen, bräuchten wir keine GPL. Leider kann man mit Firmen nicht anders umgehen, die brauchen diese Gesetzespeitsche.

Persönlich finde ich es nur angebracht, Code wieder zu veröffentlichen – hätte es x nicht gegeben, hätte ich nichts gehabt, worauf ich mein Stückchen Code hätte aufbauen können. Eine Hand wäscht die andere. Geht der Code nur in eine Richtrung, finde ich das nicht fair.

Unter welche Lizenz stellt ihr die Projekte in der Firma denn? Apache? BSD?
 
mensch183 schrieb:
Ich mag eure Idee sehr, Lizenzen zu meiden, die eine "Gefahrenquelle für Lizenzverletzungen" darstellen. Da kann man beim Entwickeln so richtig aus dem Vollen schöpfen!!1

Eben nicht und das ist ja das Problem mit Bibliotheken unter der GPL ;). Im unserem kommerziellen Umfeld mir sehr spezialisierter Hardware gibt es eben viel zu viele andere Komponenten (welche wir verwenden müssen, da wir nun mal für/auf diesen entwickeln) welche nicht GPL-kompatibel sind. Sprich, auch wenn wir selbst GPL-kompatibel sein wollten, würden wir bei unserer Software trotzdem eine Lizenzverletzung begehen, da eben andere Teile (welche, wie gesagt, nicht von uns sind oder ausgetauscht werden können) nicht kompatibel sind -> komplettes meiden von GPL is nötig.
Hintergrund der Sache ist eben nicht, wie von dir "angedeutet", das wir uns nur bei anderen "nur bedienen wollen" (unsere Firma hat z.B. schon einige Commits im Linux-Kernel gemacht, welche die speziellen Bereiche welche auch wir verwenden verbessert), sondern das wir eben sicherstellen müssen, das alle verwendeten Lizenzen kompatibel sind, und da fällt die GPL nun mal raus. Wir haben ein extra "Licence clearing board" hier im embedded Bereich, welche bei jeder neuen zu verwendenden Referenz zuerst prüfen, ob diese auch verwendet werden darf oder ob da Teile/Lizenzen dabei sind, welche nicht kompatibel mit den anderen bereits verwendeten sind. Und die Notwendigkeit solcher aufwendiger Bürokratie "verdanken" wir nun mal zum großen Teil der GPL, denn die meisten anderen häufig verwendeten Lizenzen sind eben im entscheidenden Punkt (unverändertes Linken in anderen Projekten) nicht so restriktiv.
Ich möchte nur nochmals bekräften, das ich sehr wohl der Meinung bin, das man die Arbeit anderer nicht einfach "klauen und weiterverwenden" soll und das ich es auch gut heiße, das man Lizenzen verwendet, damit man Änderungen/Anpassungen an einer OS-Software wieder veröffentlichen muss, aber ein unverändertes verwenden von einer "freien Software" darf meiner Meinung nach eben nicht eingeschränkt sein - und das ist nun mal bei der GPL nicht der Fall, weshalb ich sie persönlich eben anders einstufe.
 
Ich bin ja selbst in Open Source Projekten involviert (z.B. Blender 3D).

Auch ich habe immer wieder per E-Mail anfragen von Firmen bekommen, ob und in welcher Weise mein Code kommerziell benutzt werden darf.
Letztendlich muss ich hier den Anwälten in dem Artikel zustimmen. Ohne ein Druckmittel in der Hinterhand (Prozess / Gericht) wird sich kein kapitalistisches Unternehmen aus reiner Gutmütigkeit dazu überzeugen lassen, eigenen Code zu veröffentlichen.
Deswegen hilft hier das alte Modell der Zuckerbrot-und-Peitsche. Man bittet freundlich, muss aber ein Druckmittel in der Hinterhand haben, wie auch schon der Redakteur erwähnt hat. Gewirkt hat das bei AVM (Fritz!Box) und VMWare.

Leider ist Torwalds und andere Kernel Entwickler für ein ziemlich illusionistisches Weltbild bekannt, indem alle Freunde sind und jeder nur an den anderen denkt. Welcome to the real world! :rolleyes:

PS: Ich selbst bevorzuge BSD Lizenz für closed source / "private projekte", achte aber penibel darauf, dass mein eigener veröffentlichter Code immer nur unter GPL steht (ich bin also nicht besser als die Firmen :D)
 
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Vorab: Um Ehrlich zu sein verfüge ich auf dem Gebiet nur über Halbwissen, bitte verzeiht mir also möglichen Schmarrn den ich verzapfe.

Ich hätte ehrlich gesagt geglaubt Linus hätte sich hinter Verfolgungen von GPL verstößen gestellt, aus Prinzip.
Denn GPL ist ein Gemeinschaftsprinzip.
Wahrscheinlich ist es aber wiederum genau dieser Gedanke der ihn dazu bewegt gegen die Verfolgung solcher Verletzungen zu sein.
Man würde sich damit auf eine Stufe mit kommerziellen Unternehmungen stellen, und schlimmstenfalls die weiterverbreitung des GPL Gedankens behindern.

Ich persönlich denke jedenfalls wenn sich Konzerne an GPL Code Bedienen, um erhoffte Milliarden einzufahren, dann sollten die auch eigenen nützlichen freien Code ins System einschießen.
Was ich bisher gesehen habe war höchstens, einzelne GPL Fragmente die wieder freigegeben wurden.

Im bezug auf GPL liebe ich bis heute ID Software.
Durch den freigegebenen Code lebt z.B. die alte Doom und Quake Community noch immer, und liefert hammermäßiges freies Material.
R.I.P. Quake.de, btw.

Ich selbst arbeite an einem kleinen Spiel das auf einem IDTech 2 fork basiert (DarkPlaces), und mir persönlich ist GPL wichtig, da ich mein Spiel später auch frei und quelloffen weiterverbreiten will (hilft auch der Portierbarkeit).
Könnte ja was neues daraus sprießen, so wie bei Quake damals ;-)
 
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Aus dem Bericht lese ich zwischen den Zeilen raus, dass es den beiden gar nicht unbedingt darum ging, die GPL nicht vor Gericht zu verteidigen, sondern dass sie nicht möchten, dass eigentlich unbeteiligte Firmen oder Rechtsanwälte sich dranhängen und Gerichtsverfahren lostreten, obwohl sie mit dem eigentlichen Code gar nichts zu tun haben? Ansonsten muss man sich schon ernsthaft fragen, wieso Linux überhaupt unter GPL steht und nicht gleich eine passendere Lizenz wie die MIT oder BSD Lizenz gewählt wurde? Die gab's nämlich beide auch schon vor 25 Jahren. Kann natürlich sein, dass Linus damals jung war und nicht wusste, was er tat. :)
 
fax668 schrieb:
Ansonsten muss man sich schon ernsthaft fragen, wieso Linux überhaupt unter GPL steht und nicht gleich eine passendere Lizenz wie die MIT oder BSD Lizenz gewählt wurde? Die gab's nämlich beide auch schon vor 25 Jahren. Kann natürlich sein, dass Linus damals jung war und nicht wusste, was er tat. :)

Siehe https://en.wikipedia.org/wiki/History_of_Linux#Linux_under_the_GNU_GPL

„Making Linux GPL’d was definitely the best thing I ever did." – http://www.tlug.jp/docs/linus.html
 
Es ist wohl ein klassisches Dilemma.
Ob man sich für oder gegen eine Klage entscheidet, beide Mahle gibt es etwas zu verlieren.

Allerdings sind die Befürchtungen die SFC könne allein ins Feld ziehen unbegründet.
Anwälte brauchen ein Mandat um Prozesse zu führen.

Eine Neuauflage von Christoph Hellwig gegen VMware wären wohl sehr Kosten aufwändig, langwierig und im Ergebnis sehr unsicher weil es hier umfangreiche Gutachten bräuchte.
(Wer, hat wann, welche Codezeile des Kernels geschrieben, wie entscheidend ist der Beitrag von C. Hellwig daran und wie bedeutend sind die von VMware kopierten Teile die nur allein von C. Hellwig stammen dürfen.)
Und wenn ein Gutachten es vermag das zu belegen wird VMware ein Gegengutachten erstellen lassen.

Einfacher wäre die Beweisführung mit dem gesamten Code des betreffenden Moduls.
Für einen Prozess Linux-Kernel-Entwickler gegen VMware bräuchte allerdings Herr Bradley M. Kuhn das Mandat der Mitentwickler an dem betreffenden Linux-Kernel-Modul.
Wenn er kein Mandat der Entwickler bekommt gibt es auch keinen Prozess.

Ob Linus Torvalds und Kroah-Hartman hier überhaupt maßgeblich sind, glaube ich weniger.
Nicht um deren Einfluss schmäler zu wollen, der ist zweifelsohne groß, aber Rechte-Inhaber am Code dürften ausschließlich die einzelnen Entwickler sein.

Fragt sich also, weshalb sich Christoph Hellwig nicht von Anfang an an seine Mitentwickler gewandt hat.

Auf jeden Fall braucht es eine Möglichkeit bei einen Gemeischafts-Projeket, gemeinschaftlich über solche Dinge zu entscheiden.
Und hier stimme ich Linus voll und ganz zu.
Diese Entscheidung dürfen nicht die Anwälte treffen, sondern nur die Entwickler.
 
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"AVM musste aber auch erst auf den Pfad der Tugend geführt werden: http://www.golem.de/1106/84313.html"

Ist bekannt geworden wie es ausgegangen ist?

Ich Frage mich, warum man zu einer Software unbedingt eine Lizenz braucht? Keine Lizenz, kein Streit....

Das ganze gibt es doch eh erst seit Microsoft. Bill Gates, der Anwalt hat den ganzen Mist doch erst ins Leben gerufen. Und seitdem eifern ihm alle nach...bekloppte Welt.
 
Quellcode unterliegt dem Urheberrecht,was bei Gemeinschaftsprojekten dazu führt, dass kein Anderer ohne explizite Freigabe des Erstautors diesen Teil verwenden, ändern, vertreiben darf. Zudem sind die Gesetze rund ums Urheberrecht je nach Staat etwas anders. Um die Probleme zu umgehen muss das vertraglich festgelegt werden und schonst hat man die Notwendigkeit für Lizenzen. Wobei ab diesem Punkt die großen Lizenzglaubenskriege beginnen.


AVM veröffentlich ihre sources:
https://ftp.avm.de/fritz.box/fritzbox.7490/x_misc/opensrc/
 
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