Leserartikel Linux-Spiele-Benchmarks: Schnelleres Raytracing dank Mesa 24?

Spielen unter Linux funktioniert im Jahre 2024 sicherlich besser als noch vor 10 Jahren. Die übliche Gaming-Plattform, der PC mit Windows-Betriebssystem, ist bisher noch nicht wirklich herausgefordert wurden. Da jedoch so einige sehr skeptisch auf den Pfad schauen, auf den Microsoft seit einiger Zeit sein OS führt, gibt es immer mehr Wechselwillige, die ihr Hobby lieber auf einem offeneren und freieren Linux-System fortsetzen wollen.
Das funktioniert auch soweit ganz gut. Dank der Vulkan-API, Wine/Proton und DXVK läuft quasi so gut wie jedes Spiel, meist mit vergleichbarer Leistung.
„Quasi“ und „so gut wie“ heißt natürlich, es gibt noch viele Baustellen. Eine davon ist Raytracing auf AMD-Grafikkarten. Während diese unter Windows mit DXR einen ordentlichen Job machen, wenn auch längst nicht so gut wie die RTX-Karten von Nvidia, sieht das unter Linux eher mies aus.
Üblicherweise nutzt man als Spieler mit AMD-Karte den offenen AMDGPU-Treiber mit dem offenen Vulkan-Treiber RADV. Beide werden mit der MESA Grafik-Bibliothek ausgeliefert, die man sich direkt als Paket in seiner Distribution installiert. Von Mesa ist nun Anfang Februar die Version 24.0 erschienen. Und da wurde so einiges Versprochen, das ich hier jetzt mal selbst testen will:
https://www.phoronix.com/news/RADV-RT-Much-Faster-Mesa-24.0
Über 50% Mehrleistung... sogar dreifache fps ... statt lahme 40 soll es geschmeidige 90 fps geben... woah. Gut, Chorus, kenn ich nicht, hab ich nicht in der Spielebibliothek. Dann schauen wir doch mal, was wir stattdessen haben...

Ich hab mir 5 Spiele herausgesucht und diese mit fordernden aber spielrealitätsnahen Einstellungen getestet. Also so, dass noch irgendwelche zweistelligen fps rauskommen aber gleichzeitig doch eine Optik erreicht wird, mit der ich spielen wöllte. Das heißt z.B. alle RT-Effekte ein, Post-Processing wie Motion Blur aus.

System und Grundeinstellung:
  • CPU: AMD Ryzen 7 5800X
  • GPU: AMD RX 6800
  • Auflösung: 2560 x 1440 bei 165 Hz
  • Framerate-Cap bei 160, VSync aus, Freesync an
  • Endeavour OS mit Linux-Zen-Kernel 6.7
  • KDE Plasma Desktop mit X11
  • Proton-Experimental 8.0-20240205
  • Messung mittels MangoHud 0.7.1

Es wurden jeweils drei Tests gefahren:
  1. Anfang Februar mit Mesa 23.3.5
  2. Ende Februar mit Mesa 24.0.1
  3. ja... na klar, wir gucken uns natürlich noch an, wie das ganze unter Windows läuft, also gleiches System mit Win10 22H2 und Adrenalin 24.1.1, ebenfalls Ende Februar. Gemessen wurde mit CapFrameX

Ok, nun zu den Spielen und den Settings:

ControlAlles max
RT Hoch
Lauf durch das Anfangsareal
Guardians of the GalaxyAlles max
RT-Refelexionen Sehr Hoch
integrierte Benchmark-Sequenz
Witcher 3Alles max
Hairworks off
FSR2 Quality
Parkour durch das Startgebiet
Quake II RTXGlobal Illumination High
reflection depth 8
denoiser yes
Parkour durch den ersten Level
Cyberpunk 2077Alles Max
RT alles an
RT Beleuchtung Mittel
PT aus
FSR 2 Quality
integrierte Benchmark-Sequenz

Gemessen habe ich sowohl die Durchschnitts-Framerate als auch die 1% Perzentile (Jeweils als Mittelwerte aus 5 Messungen). Beide Werte sind nach meiner Meinung ausreichend für den hier thematisierten Vergleich. Zur Einschätzung, ob ein Spiel gut spielbar ist, sind sie nicht ausreichend. Dazu sollte man auch bessere Sequenzen Benchmarken...


Ok, dann jetzt mal genug Vorgeplänkel, hier sind die Ergebnisse:

1. Control

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Joa, das ist doch mal ein erfreulicher Anfang. Läuft jetzt auf Windows-Niveau. Lief aber auch vorher nicht so viel schlechter.


2. Guardians of the Galaxy

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Ok, hier gibt es keine Verbesserung der Durchsschnitts-Bildrate, dafür läuft alles geschmeidiger mit viel weniger kurzen Rucklern. Unter Windows läuft es vergleichbar geschmeidig, aber 16% flotter.


3. Witcher 3

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Fein fein, hier haben die Leute, die an Mesa arbeiten gute Arbeit geleistet. 31% flotter und damit nur noch 6% hinter der Windows-Performance. Weiter so!


4. Quake II RTX

1709031948548.png


Ja, wie Sie sehen, sehen Sie nix. Gleichstand. Unter Windows läuft das ganze flotter, jedoch mit regelmäßigen kurzen Frametime-Zacken, die sich zwar im Messwert der 1%-Perzentile niederschlagen, aber nicht wirklich merkbar sind. Ich tippe daher auf einen Messfehler.


5. Cyberpunk 2077

1709032040895.png


Eine großartige Verbesserung um 43%!!!1 Leider trotzdem noch eine ziemlich ruckelige Angelegenheit mit schlechtem Framepacing. Die Windows-Version läuft hier einfach viel besser, flüssiger und schneller. Das echte Spiel würde ich mit diesen Messwerten sogar als spielbar bezeichnen.


Fazit:

Ja, Mesa 24 sorgt stellenweise für einen kräftigen Performance-Schub oder besseres Framepacing. Nein, es vollbringt keine Wunder, wie es Phoronix so bisschen angeteasert hat. Raytracing läuft unter Linux weiter schlechter als unter Windows. Das ist jedoch alles vom Spiel abhängig, was es weiter schwierig macht, Windows-RT-Benchmarks zu neuen Spielen als Linux-Nutzer richtig einzuordnen.
Ich wäre an der Stelle so ehrlich und würde jedem Spieler raten, der auf AMD-Hardware mit Raytracing spielen möchte, doch lieber Windows dafür zu nutzen.

Wie das mit Nvidia-GPU aussieht kann ich nicht sagen, ich bin aber neugierig auf Messungen. Vielleicht mag mir jemand dafür eine RTX 4070 Super schenken? :D
 
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Viel zu lesen, nen Like hast du schonmal. Bin gleich dabei :-)

Edit:
Nen guter Test, hätte nciht gedacht, das es schon so gut läuft. Mit deinen Einstellungen jedenfalls aber insgesamt selbst unter WIndow geringe FPS - und der wirkliche Grafische zugewinn für diesen Leistungsverlust ... bei mir ist Raytracing noch nicht angekommen :-) vielleicht für nen Spiel, wo dann eben die ~60 FPS gehalten werden können, jedenfalls nen gutes avg.
Also wie bei Guardians of the Galaxy - was aich auch noch nicht gespielt habe. das könnte ein Kandidiat sein, das ich das dann mal mit Raytracing spiele.

Wenn Raytracing aber keine ersatzlos viel bessere Grafische Qualität bietet, werd ich halt auch kein Spiel nur deswegen nochmal anfassen, was ich schon gezockt habe :-)

Das Guardians ist jetzt aber vorgemerkt :D bis Mesa 24,1,1 bei mir ankommt. ist das auf ner Whitelist eigentlich, oder muss man auch nur irgendwas einstellen (Startparameter/Variable?)
 
Zuletzt bearbeitet:
Coole Sache!

Hast du Lust zumindest stichprobenartig noch Wayland zu testen? :)
 
Bei Tests in der relativ jungen Vergangenheit, gab es in der regel keine nennenswerte FPS Unterschiede abseits der Messungenauigkeit zwischen X11/Wayland (Wobei man das an sich bei Wayland per Desktop sehen muss, jeder implementiert ja selbst)
Also da würd ich jetzt nicht draus pochen, auch wenns interessant ist zu sehen, wie es sich bei dem Bench dann real verhält.
 
Mir ist bewusst, dass mit den gewählten Einstellungen kein Spielspaß aufkommt. Es ging mir aber nicht ums Spielen, sondern ums Messen.
Zum Spielen hab ich z.B bei CP2077 RT ganz aus. So kann ich flutschig >60 fps bleiben.

Und mal schauen, ich werd mit dem Release von Plasma 6 sicher auf Wayland umsteigen, da kann ich ja mal vergleichen, wo grad alles installiert ist.
 
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ja, cp2077 (ohne ADDON) hab ich auch durch :-) und nach dem was ich bisher so gesehen habe bei dem SPiel mit RT ists auch kein riesen unterschied, der einem beim Spielen auffällt, es sei denn man achtet explizit auf bestimmte stellen/effekte wobei man dann gerade weniger Spielt als begutachtet :D aber knn man ja auch machen.
 
Interessant wäre vielleicht noch unter Wayland und mit vsync an. Freesync macht nur dann wirklich Sinn, wenn vsync an ist. Oder habe ich bei der Beschreibung was falsch verstanden? Also unter kwin wäre das dann, dass "Adaptive Sync" aktiv ist und im Spiel dann auch vsync aktiv ist.
 
RT geht an mir komplett vorbei aber trotzdem gut zu wissen, dass ich es mal wieder testen könnte :)
Danke für den Test!
 
StMartin81 schrieb:
Freesync macht nur dann wirklich Sinn, wenn vsync an ist.
Jein. Bei Freesync sollte man nicht über die Freesync-Range kommen, also über die Hz des Monitors. Bei mir 165 Hz, sonst gibt es Tearing. Dazu kann man entweder VSync nehmen oder ein Framecap. Ich finde das Framecap auf 160 fps eleganter, da es gleichzeitig den Verbrauch der GPU begrenzt. Kam außerdem immer mal wieder vor, dass ein schlampig programmiertes Spielmenü auf 1000 fps rennt...

Da ich grad kurz Zeit hatte, konnte ich drei kleine Einzelmessungen in CP2077 laufen lassen:
X11, Wayland, VSync an ... liefert alles grob die gleichen Werte. Kann ich mir aber auch nochmal ordentlich angucken, wenn Plasma 6 raus ist.
 
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Oh, bei Vsync würde die GPU genauso möglichst nur exakt die eingestellten Hz berechnen.Da ist ein Framelimit also nicht alleine mit.

Tendenziell bedeutet ein guter Framelimiter aber wohl weniger Latenzen als ein Vsync.
Ergänzung ()

Ist dein Avatar auf BSD ausgelegt? :D bzw ne Tux parodie dazu?
 
Alexander2 schrieb:
Ist dein Avatar auf BSD ausgelegt? :D bzw ne Tux parodie dazu?
Ich hab mit FreeBSD bisher nichts zu tun gehabt und erst just gerade mitbekommen, dass die ein Teufelchen als Maskotchen haben.

Nein, ich brauchte nach den Jahren hier doch mal einen Avatar und hab dazu einfach "Devil Tux" in die Bildersuche eingegeben.
 
Ich habe jetzt, nachdem Plasma 6 bei Arch angekommen ist, angefangen die Benchmarks nochmal auf dem neuen Desktop mit Wayland zu wiederholen.

Die ersten Werte waren völlig identisch zu den bisherigen Mesa-24-Werten. Ich hab mir daher das ganze Prozedere gespart und komme direkt zum Fazit:

Plasma 6 und der Wechsel auf Wayland hat keinen Einfluss auf die Performance von Spielen.
 
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