Lucid Virtu
Wie H67 und H61 kann der Z68-Chip zwischen der integrierten Grafikeinheit (die in allen Sandy-Bridge-CPUs sitzt) und einer Grafikkarte wechseln. Um diese Technik zu nutzen, wird zusätzliche Software benötigt. Die erste und bisher einzige Lösung ist Virtu von der Firma Lucid, die bisher hauptsächlich wegen des Hydra-Chips bekannt ist. Später soll Nvidias Synergy-Software folgen, die aber nur mit Geforce-Karten funktioniert.
Zum Testzeitpunkt gab es Virtu noch nicht bei der Lucid-Webseite, Sie bekommen die nötige Software aber von der Seite des jeweiligen Mainboard-Herstellers. Vorab: Derzeit ist Virtu nicht in der Lage, die Grafikkarte komplett abzuschalten. Stattdessen wird die Karte lediglich in den idle-Modus geschickt. Diesen verwenden aktuelle Grafikkarten ohnehin, wenn sie nicht gebraucht werden. Bei ruhendem Windows-Desktop oder gewöhnlichem Surfen ohne aufwendige Flash-Spiele- oder -Videos bringt die Lucid-Technik daher keinen Vorteil.
Es gibt zwei Möglichkeiten, um Virtu zu nutzen: Für beide müssen Sie zunächst in BIOS oder UEFI den Multi-Monitor-Modus anschalten - auch wenn Sie nur ein Display anschließen. Für den D-Modus von Virtu wählen Sie als primären Grafikadapter die Grafikkarte und verbinden den Monitor mit der Karte. "D" steht hier für "Discrete Graphics", daher übernimmt hier die Radeon oder Geforce die Berechnungen, für die eine GPU zuständig ist, Sie können aber trotzdem die Quick-Sync-Funktion der CPU-Grafikeinheit nutzen. Wie unsere Benchmarks oben auf dieser Seite zeigen, sind Spieleleistung und Leistungsaufnahme im D-Modus praktisch genauso hoch wie beim üblichen Einsatz einer Grafikkarte ohne Virtu.
Außergewöhnlicher ist der I-Modus ("I" für "integrierte Grafik"). Er wird aktiv, wenn Sie im BIOS/UEFI den Grafikchip der CPU als primäre Grafikeinheit auswählen und den Monitor mit einem Grafikanschluss auf dem Mainboard (anstelle der Grafikkarte) verbinden. Achtung: Wählen Sie immer erst den entsprechenden Modus im BIOS aus und stecken Sie beim anschließenden Neustart das Monitor-Kabel um ansonsten bleibt das Bild schwarz. Wie erwähnt, bringt auch der I-Modus im Windows-Leerlauf keinen Vorteil. Bei HD-Videos, welche den Grafikchip unterstützen, wird hingegen die integrierte Grafikeinheit anstelle der Grafikkarte aktiv. Im Test mit einem Blu-ray-Film brachte das eine enorme Ersparnis von 50 Watt. Allerdings bietet der I-Modus auch massive Schwächen:
Zwar wird bei unterstützten Spielen automatisch die Grafikkarte verwendet und die Framerate ist nur geringfügig niedriger als beim Verzicht auf Virtu, dafür tritt starkes Mikroruckeln auf - das störte uns sogar bei langsamen Spielen wie Anno 1404. Wir raten Spielern daher, den I-Modus zu meiden. Zudem steht hier das Treibermenü der Grafikkarte nicht zur Verfügung.
Fazit von Daniel Möllendorf (PCGH 07/11, S. 74 unten li.):
Lucid Virtu ist im aktuellen Zustand für mich aber noch nicht brauchbar: So eignet sich der I-Modus wegen starkem Mikroruckeln grundsätzlich nicht zum Spielen. Wenn man zwischen I- und D-Modus wechseln möchte, muss man den PC neu starten, einen Wert im UEFI-BIOS ändern und den Monitoranschluss wechseln - in der gleichen Zeit kann ich auch direkt die Grafikkarte ausbauen, um die CPU-Grafikeinheit zu nutzen.