Ich hatte leider keine Kritiken gelesen und es mir gleich im Early Access gekauft als ich davon erfahren habe. Nach ein paar Stunden im Spiel kann ich auf der einen Seite mit dem Kopf nicken und sagen "ja es passt", andererseits sind meine Erwartungen ganz und gar nicht erfüllt worden.
Mir gefällt gut, dass das Spiel einigermaßen hübsch aussieht und mit maximalen Grafikeinstellungen absolut flüssig und problemfrei läuft. Genauso wenig hatte ich in den ersten Stunden einen einzigen Absturz erlebt und auch der Tech-Tree wirkt für mich im frühen Spiel gut ausbalanciert. Die Möglichkeit, denselben Schiffsrumpf mit angepasster Ausstattung für unterschiedliche Zwecke einzusetzen ist zumindest theoretisch gut, wenngleich ich noch nicht sagen kann wie gut das in der Praxis (mangels dürftiger Information über gegnerische Schiffe/Technologien) funktioniert. Vielleicht muss man dazu eine Rasse ausspionieren, nach einem Kampf sieht man jedenfalls nur einen Schiffstyp und eine Waffe, die am meisten Schaden verursacht hat.
Die komplette Speicherfunktion ist ein Albtraum, denn weder gibt es ein Autosave noch eine Schnellspeicherfunktion. Bei jedem Speichervorgang muss man den gewünschten Namen entweder mühevoll selbst eintippen oder sich damit abfinden, dass die Spiele im Format "Rassenname-Datum-Zug" gespeichert und damit auch sortiert werden. Auch kann ich mich nicht mit der taktischen Entscheidung des Entwicklers anfreunden, dass eine Rasse mit einem einzigen strategisch gut gesetzten militärischen Außenposten nicht nur ein Sonnensystem sondern einen ganzen Zweig der Galaxie blockieren kann. Das echte Universum ist riesig, wie kann da im Spiel eine einzige billige Raumbasis ausreichen, um andere Rassen derart stark zu blockieren? Die zur Verfügung stehenden Alternativen sind alle gleich mies: entweder ist man auf anderen Wegen ewig unterwegs, man kann die Alternativroute noch nicht passieren (instabile rote Wege für die man zusätzliche Technologie benötigt), es gibt keinen anderen Weg, man erzielt einen diplomatischen Erfolg oder man zieht in den Krieg. Das Diplomatie-System ist jedenfalls genauso langweilig und unflexibel wie in jedem anderen dieser Spiele auch, denn um eine Durchflugerlaubnis der besetzten Sonnensysteme habe ich mich zwei dutzend Züge lang vergeblich abgemüht. Jedenfalls war ich nicht bereit, dem eigentlich freundlich gesinnten Weltraum-Kampfhund dafür eine meiner Kolonien zu geben, die einzig mögliche Alternative nachdem alle anderen Verhandlungsoptionen gescheitert waren.
Die größte Enttäuschung liegt für mich aber darin, dass dieses Spiel nicht das enthält, was der Name verspricht. Wenn ich "Master of Orion" lese, dann erwarte ich entweder eine Genre-Referenz wie sie das Original geboten hat, oder aber ein innovatives Spiel das fast 25 Jahre nach dem ersten Teil neue Akzente setzen kann. Dieses "MoO: Conquer the Stars" macht leider keines von beidem. Es ist in vielen Details dem gleichnamigen Vater dieses Genres nicht sehr treu, was die Puristen scheinbar abschreckt. Andererseits habe ich in den ersten 3-4 Stunden Spielzeit kein einziges Feature gefunden, das ich als innovativ bezeichnen könnte. Vielleicht kann man sagen, dass MoO alles gut in die Praxis umgesetzt hat, aber um das zu beurteilen kenne ich das Spiel noch nicht gut genug.
Ich denke, dass ich mir nächstes Monat Stellaris von Paradox näher ansehen werde. Das ist zwar nicht rundenbasiert, das Gameplay-Video das ich letzten Monat gesehen habe, hat aber einen guten Eindruck gemacht.